drucksweise gegenüber einem Zeugen; wenn er sich nochmals ähn
licher Ausdrücke bediene, so müsse er ihn aus dem Saale abfüh—
ren lassen.
Auf sein Verlangen wurde hierauf der Zeuge Mikulitsch
nochmals vernommen und gab gegenüber der Aussage der Zeugin
Bath an, was ihm Mathilde über diese Person erzählt habe, näm⸗
lich, daß dieselbe sich mit dem Grafen eingelassen habe, wovon ihr
vollkommene Ueberzeugung geworden sei. Ferner müsse er sich da⸗
gegen verwahren, daß man der von ihm mitgetheilten Aeußerung
der Gräfin Chorinsky: „es rapple ihrem Manne,“ so hohe Be—
deutung beilege, wie dies die Vertheidigung zu thun scheine. Wenn
Mathilde diesen Ausdruck gebraucht habe, so habe sie hiermit ge—
wiß nicht an eine Geistesstörung gedacht. Die Gräfin Mathilde
habe ihm nichts verschwiegen.
Vertheidiger: Auch nichts bejzüglich eines gewissen Hirsch
Mikulitsch: Nein, Hirsch war Buchhalter bei einem Banquier
in Heidelberg und Vormund der Gräfin.
Präsident: Hiermit wären denn auch jene Unterstützungen des
Hirsch an die Gräfin im ledigen Stande, von denen die Bath ge⸗
sprochen hat, erklärt.
Der übrige Theil der Vormittagssitzung wurde von der Ver⸗
lesung der Protocolle über die Verhöre der Ebergenyi beim Lan—
desgerichte zu Wien in Anspruch genommen.
Bei dem Beginn der Nachmittagssitzung verliest der Präsident
einen Brief aus Stuttgart vom 24 Juni, von dem Bruder der
ermordeten Mathilde Chorinsky herrührend, in welchem derselbe
erklärt, daß er zwar in württembergischen Militärdiensten als Of⸗
fizier gestanden sei, aber bereits im Jabhre 1848 quittirt habe,
also in keinem Falle Jener sein könne, welcher sich dem Grafen
Chorinsty nach dessen Angabe als Bruder der Mathilde vorge⸗
ttellt habe.
Hierauf erklärt der Präsident, daß sämmtliche Zeugen sich ent⸗
ternen und abreisen dürfen, soferne nicht die k. Staatsbehörde,
Vertheidigung oder die Experten die Gegenwart des Einen oder
Andern noch für nothwendig erachten.
Hierauf wurde in der Verlesung der Protokolle über die Ver⸗
höre der Julie von Ebergenyi beim k. Landesgerichte Wien fortge⸗
fahren; alsdann kamen noch die Briefe, welche die Ebergenyi im
Gefängnisse zur Erwirkung eines Alibibeweises ꝛc. schrieb, und
welche bereits durch die Wiener Verhandlungen in die Oeffent⸗
lichkeit gedrungen sind, zur Verlesung.
Großes Interesse bot die nun folgende Verlesung einzelner
Stellen aus dem von der ermordeten Gräfin geführten Tage
buche. Den Anfang macht folgender Passus: „Ich gebe hiemit
meiner Gemahlin mein Ehrenwort, sie in Zukunft weder zu knei
pen noch zu schlagen, noch schimpfend zur Thüre hinauszugehen,
widrigenfalls ich ihr die Erlaubniß gebe, mich zu ignoriren und
mir die Thüre zu weisen. Unterschrieben: G. v. Chorinsky. —
Wir lassen aus dem Tagebuch selbst einzelne Gedanken folgen,
welche am besten den Sinn der Gräfin kennzeichnen. So schreibl
sie: „Gott segne meinen Mann und lasse mich nie vergessen, wie
edel er an mir gehandelt hat. Amen!“ — Dann: „Heute früh
—
an meinen Fenstern vorüberfuhr, stand gerade noch ein Stern am
Himmel; möͤge er ihm Glück bedeuten!“ — Ferner: „Heute kam
ein Brief von Brünn, der mich sehr gefreut hat, weil mir mein
Gustad darin sagt, daß Alle mich achten, sein Vater und die ganze
Familie; ich bin glücklich, sehr glücklich darüber, und ich möchte
den guten lieben Schwiegervater persönlich sehen und sprechen.
Auch die Mutter hat mich lieb und achtet mich; ich küsse ihre
dände und danke Gott, daß er mir beistand, Beide zu versöhnen“..
— „An Gustav's Geburtsta;: Gott erhöre mein Gebet und gebt
meinem Manne Glück, daß er bald (in die Armee) eintreten könne,
ich werde zwar sehr traurig sein und weiß nicht, wie ich ohne ihn
leben soll. Das Leben hat für mich wirllich viel Trübes: Gott
zebe mir diesen braven Mann, denn ich liebe ihn und weiß es,
er liebt auch mich, und doch sind wir getrennt; möge ihn Gott
segnen, ihm beistehen, damit er wieder froh sein kann, dann werde
auch ich wieder zufriedener sein. Gebe der Allzütige, daß Gustav's
Liebe nie erkalte, ich würde sonst lieber den Tod wünsched; ich
—A
habe mir das nie gedacht; Gott segne mein Leben, mein Glück
meinen Gustav! Bleibe mein, Gustav, behalie mir Deine Liebe,
ich lebe mit Dir! Gute Nacht an Deinem Geburtstage. Glück
ruf. O nur einen Moment bei Dir, was wäre ich so froh!“ —
Aber bald nehmen die Notizen eine weniger erfreuliche Färbung
au in Folge der Briefe Chorinsky's, bleiben aber immer mit Se—
zenswünschen für den Gatten verbunden; so: „Ich ahnte, was er
nir schreiben würde; es bleibt mir also nichts übrig, als in ein
dloster zu gehen, damit er wieder frei werde und eine reiche Partie
nachen könne; es ist zu hart, zu viel auf einmal für mich; mein
Bott, sei mir barmherzig! — O, Du mein armer Gustav!“ —
Oder: „Heute kam ein Brief von Gusti, der mir sehr wehe that,
aber ich sage ihm das nicht, denn er muß sehr unglücklich sein, weil
er dieses schreiben konnte. Ich will Alles, Älles dulden, denn ihn
treibt nur die Verzweiflung zu so ditteren Worten.“ — Später: „Ich
bin empört; was ich schon früher beschlossen, ich lasse mich nicht schei⸗
den, wegen zu empörender Behandlung“ ... — Dann: „Als
ich zur Abreise bereit war, kam ein Brief meines Mannes; zitternd
zffne ich ihn; — o Gustab, das habe ich nicht verdient; — Du
chreibst zu grausam; welcher böse Dämon hat Dich solche Worte
inden lassen? Du bist es nicht mehr; es ist ein Anderer, der
chrieb; so mich kränken! Herr Gott, mein Gott, ich habe genug
jelebt. Adieu, mein liebes Zimmerchen; ich küsse die Stelle, wo
ein liebes Haupt gelegen; o, wie war ich glücklich hier.“ —
Ferner wieder: „Bis 12 Uhr (Mittag) erwarteie ich in fuͤrchtbarer
Aufregung meinen Gustav, endlich hörte ich seine Schritte, X
erstes Wort beim Eintritt war: Was thust Du hier ? Wann gehst
Du wieder ? Was weiter für Reden folgten, will ich nicht sagen.
Es ist genug der Täuschung; er liebt eine Andere“ .. —In
einer anderen, aus Brünn datirten Stelle: ..... Ich habe eine
Scene erlebt, von der besser wäre, ich hätte fie nie erlebt. Ich
habe ihn mehr geliebt, als Gott, dafür bin ich auch bestraft. Er
behandelte mich so emporend, daß ich ihm die Thüre wies und
ihn einen Elenden nannte. Er sagte, er wolle die schändlichsten
Lügen gegen mich ersinnen, wenn ich es wagte/ in das Haus seiner
EẽAtern zu gehen. Mein Ideal ist zerstört, mein ganzer sitilicher
Halt gebrochen, mein Leben entehrt!“ — Aus Frankfurt a. M.
datirt: „Ich bebe, so oft man mich um meinen Mann fragt, und
ob ich ihn noch lieb habe; ich möchte oft laut aufschreien vor
Schmerzen, und ich darf den nammenlosen Jammer nicht verrathen.
Aber mitten drinnen flüstere ich eft den Namen Gustav, und da
rachen mich dann die Mädchen aus, necken mich, ohne zu wissen,
wie schmerzlich mich das berührt. Gott vergebe ihm, ea weiß nicht,
was er thut, er müßte sonst sich selbst verachten.“ — Später:
„... Er sollte meine Stütze bei den Eltern sein, und er wurde
mein ärgster Feind. Allerdings sprechen die romanhaften Verhäli⸗
nisse vor der Ehe gegen mich, aber ich handelte nur so, weil ich
ihn lieb hatte. Es wäre daher seine Pflicht jeden Verdacht gegen
mich ferne zu halten und, was ich ihm zu Liebe khat, nicht falsch
deuten zu lassen.“ — Dann:“„Es regt sich in mir der Verdacht,
daß er mich bei seiner Mutter verdächtigte, das wäre das Aergste
und Schändlichste, was er je gethan. Ich will die Mutter darüber
fragen.“ — Ein paar Stunden später; „Die Mutter war soeben
da, sie sagte, daß er mich nicht verdächtigte; — soll ich es glau—
hen, oder war es nur Schonung? Gott verlasse mich nicht!
(Fortsetzung folgt.
Wermict v⸗ —38
F Dem Vernehmen nach soll die Gesammi-Einnahme des
Zweibrücker Musikfestes sich über 3000 fl. belaufen.
fKaiserslautern, 7. Juli. Herr Schulze⸗Delitzsch
at heute dem Vorstande des Arbeitervereins, mit eigenhändiger
Dedication, einige seiner Schriften für die Leihbibliothek des Ver⸗
eins als Geschenk übergeben.—
F Reustadit, 6. Juli. Herr Friedrich Dacque, Chef des
Bankhauses L. Dacque dahier, ist gestorben. Er hinterläßt den
Namen eines hochgeachteten in jeder Hinsicht rechtschaffenen Mannes.
f In Neustadt wurde kürzlich ein falsches Halbguldenstück
nit der Jahreszahl 1849 und dem Brustbilde des Königs Lud-
wig J. verausgabt. Es besteht aus Neusilber, ist mit eigens gra⸗
pirten falschen Stempeln geprägt und unterscheidet sich durch
eine gelbliche Farbe und schlechte Gravirung von den echten Stücken.
tf Karlsruhe, 6. Juli. Der Schwurgerichtshof zu Frei—
zurg hatte zu Ende voriger Woche das Verbrechen des Kinds—
nords unter Umständen abzuurtheilen, welche gewiß zu den Sel⸗
enheiten gehdren. Die Angeklagte ist die noch nicht ganz 15jäh⸗
ige Marie Beck von Dittishausen, badischen Amts Neustadt, welche
Mutter geworden von einem kaum 16jährigen Burschen, einem
Nachbaͤrssohn, auf Anrathen und unter Beihilfe ihrer eigenen
Mutter ihr neugeborenes Kind unmittelbar nach der Geburt erstickt
hatte. Marie Beck, die 14jährige Kindsmörderin, wurde, als noch
außerhalb der gesetzlichen Unterscheidungsjahre stehend und dahet
noch nicht vollständig zurechnungsfähig, auf Grund des Stragesetz⸗
huches straffrei entlassen. Die sittlich ganz verkommene Mutter,
»ezw. Großmutter, aber wegen Anstiftung und Theilnahme am
dindsmord zu 15 Jahren Zuchthaus verurtheilt.
f Ein Techniker in Berlin hat ein, Zündklappengewehr“ er⸗
unden, das vom Laden bis zum Schießen nur ein Teinpo erfor—
nert, dessen pfeilartiges Geschoß eine rasante Flugbahn von 1000
Schritt hat, und mit welchem man 25—30 Schüsse in der Mi—
ute, 100 - 120 Schüsse ohne Verschleimung thun kann. Das
veweht wiegt drei Pfund weniger als das Zundnadelgewehr,
». h. 7- 74 Pfund.
r In Leipzig wurden am 6. d. an 100 Studenten bei einer