1863 zu Ensheim,“ führte der Abend die Besucher wieder fort.
Es war ein durchaus befriedigendes Fest, bei dem auch nicht
ein Mißton vorkam, und das in Ensheim eine angenehme Erin—
nerung und zugleich eine Stärkung des Geistes des Friedens zu—
rücklassen wird.
In einem Garten in Zweibrücken, befindet sich ein
Kartoffelstock, welcher die enorme Höhe von 10 Fuß erreicht hat
und eben in Blüthe steht.
F. Bei dem Festessen im Kraft'schen Saale gelegentlich der
s0jährigen Jubil äumsfeier der Union wurden folgende
Toaste ausgesprochen: von Ext er auf Se. Maj. den König
von Pfr. Gelhbert aus Landau auf die Ehrengäste, von Pastor
stuckha ber aus Mannheim auf die freihen, protest. Maͤnner,
von Blunischli auf den protest. Verein der Pfalz, von
Schenkel auf Kaiserslautern, von Pfr. Butters aus Dürk—
heim auf die Erfüllung des dahin modificirten pfälzer Spruches: „Fröh—
lich Pfalz, einig Pfalz!“, von Geissert aus Duttweiler, „auf
das protestantische Vaterland, wiedergeboren im Geiste protestanti—
scher Freiheit,“ von Piris von Kaiserslautern „auf die Wiederkehr
der gelehrten und geehrten Gäste,“ von Pastor Müller aus
Berlin „auf Herrn Exter,“ von Zinn von Kaiserslautern „auj
die Gemeinden und alle die Männer, die im Geiste der heutigen
Versammlung wirken.“
In Frankelbach, wurde am 29. Juli der Ackerer
Heinrich Jung III. der auf dem Felde arbeitete und vor einem
heftigen Gewitter unter dem Baum Schutz suchte, vom Blitz
erschlagen.
f In Annweiler fand am Dienstag die Einweihung der
aeuen katholichen Kirche durch den Herrn Bischof von Speher statt.
München, 3. August. Zur Vereinfachung der Tarbehand⸗
lung von Fahrpostsendungen nach und von dem Äuslande ist vom
J. August l. J. an für die Berechnung des gemeinschaftlichen
Fahrpostportos im Verkehr mit dem Auslande ein neuer Tarif
aufgestellt worden, in welchem das Gewichtporto nur nach 6 und
die Assecuranzgebühr nach 2 Progressionssätzen bestimmt wird; für
die Berechnung des ausländischen Portos bleiben die bezüglichen
Specialtarife der betr. fremden Länder maßgebend; im Verkehr
mit der Schweiz und mit Frankreich über Straßburg oder Wei—⸗
zenburg tritt eine Aenderung in der bisherigen Tarberechnung
aicht ein; ebenso bleibt für den internen Verkehr sowie für den
Wechselverkehr zwischen Bayern, Baden, dem Norddeutschen
Bunde, Oesterreich und Württemberg der dermalige Tarif un—
oerändert.
F München. Vom Rechtsanwalte Dr. Schauß erhält die
Linzer „Tagespost“ ein vom 830. v. M. datirtes Schreiben, wel—
hem zufolge die Gesammttosten des Processes Chorinsky einschließ⸗
lich aller Zeugengebühren und des Hanorars für die Sachverstän—
digen und den Vertheidiger den Betrag von 3000 fl. nur wenig
äberschritten haben.
F In Augsburg wurde am 3. August die erste Civilehe ge—
Hlossen und zwar an einem der freien christlichen Gemeinde ange—
hörigen Brautpaare.
fIn Dombühl bei ichillingsfürst spukt es (wvie man der
„Fr. Z.“ schreibt) gewaltig mit Hexen und Druden; zwei Mäd—
chen von 20 und 14 Jahren (Toͤchter eines Gemeindebevollmäch⸗
igten und Kirchenvorstandsmitglieds) wurden von einer alten Frau
und deren Tochter verhert. Eine am 20. Mai in Wemding vor⸗
Jenommene Teufelaustreibung half nur für kurze Zeit. Ein Hexen⸗
banner aus Württemberg hat vor etwa 14 Tagen aus dem jungen
Mädchen 30 und mehr böse Geister ausgetrieben. Kirchenrath
Meinel aus Feuchtwangen eiferte am 12 v. Mts. gelegentlichder Kir—
henvisitation fruchtlos gegen den heidnischen Aberglauben, den
ast der ganze Ort theilt. Und dieser Ort liegt in Mittelfranken!
fHeidelberg, 3. Aug. Heute in der Frühe wurde hier
unten am Schloßberg (dem sittlich verrufensten Theile Heidelbergs)
ein junger Glasergeselle aus Wien, Namens Ullmann, todt ge—
sunden. Ein Stich in die Lunge hatte ihn getödtet. Blutspuren
eiteten nach der nahe gelegenen Wohnung eines geachteten jungen
Postgehilfen, Namens Schweikert, welcher sich sogleich als Thäler
zekannte, jedoch einen Stich in den Kopf und einen in den Leib
als Beweis vorzeigte, daß er nur aus Rothwehr gehandelt. Ull-
mann hatte sich Abends um 11 Uhr aus der Bierkneipe mit der
Aeußerung entfernt, daß er noch einen Gang auf den Schloßberg
nachen werde. Man vermuthet daher leider, daß eine Neben-
ouhlerschaft den blutigen Streit zwischen den beiden jungen Män—
nern entzündet habe.
F In Bensheim ließ sich ein einundzwangzigjähriges Mäd⸗
hhen aus Liebesgram von der Eisenbahn überfahren; Hände und
Füße wurden zermalmt, der Kopf stark verletzt, der ganze
Haarzopf ausgerissen, doch die Unglückliche lebend ins Spital
jebracht. —
F Kassel, 1. August. In der 1. Hälfte des August wer⸗
en dahier eine beträchtliche Anzahl freisinnige Rabbiner
Deutschlands sich versammeln, um über neuerdings nolhwendig
Jewordene durchgreifendere Gemanisirung des jüdischen Cultus und
anderweitige Fortschritte im Geiste der Zeit zu berathen.
F Der Kronprinz von Preußen fragte während seiner jüng-
sten Anwesenheit beim Univerfitäts-Jubiläum in Bönmn einen der
Anwesenden, ob er auch in Bonn studirt haäbe. „Ja wohl, Kgl.
Hoheit.“ „Wann?“ Der Gefragte nannie die betreffenden Jahre.
ZZu welchem Corps haben Sie gehört?“ „Kgl. Hoheit, ich war
Kameel.“ (Nichtverbindungsstudent.) „Ja, sehen Sie,“ sagte hier⸗
nuf der Kronprinz lachend, „das bin ich auch gewesen, ich habe
nur nicht mit der Sprache herausrücken wollen.“
FBerlin, 5. August. Ein furchtbares Verbrechen wurde
Jeute hier entdeckt. Der Buchbinder und Galanteriewagren⸗Arbei—
er Melchior in der Stallschreiberstraße 88 hatte, vermuthlich aus
Nahrungssorgen, seine Frau, seine 20jährige, seine 14jährige
Tochter und seinen 10jährigen Sohn ermordet. In der Stube
jerrschte ein ftarker Gasgeruch, doch fand man an einzelnen Lei—⸗
hen auch Schnitte und Erdrosselungswunden. Die Leiche des
lebelihäters soll auch bereits, jedoch nicht im Hause, vorgefunden wor—
»en sein. Verschiedene in der Wohnung vorgefundene Zettel geben
ven Entschluß des Melchiors kund, seiner Familie das Leben zu
iehmen und sich dann auch zu tödten. Er erklärt, daß er 400
Thlr. Schulden habe.
F In Berlin haben sich zwei Kupferschmiedslehringe, nach⸗
)em fie sich zuvor einen vergnügten Abend gemacht, dadurch er⸗
chossen, daß sie sich gegenseitig ein Terzerol auf die Herzgegend set⸗
len und aus Kommando gleichzeitig abdrüdten.
In Linden (bei Hannover) stellten sämmtliche (300,
nach andern Angaben 1200) Weber der mechanischen Weberei we⸗
zen zu niedrigen Lohns die Arbeit ein.
In Wien ist der Jesuitenpater Benisch, ein Mährer von
Beburt, der seit 29 Jahren dem Orden angehört und, was schon
zuf einen Auserkorenen deutet, bis zu dem vierten Grade in der
Scala der Gelübde zugelassen worden war, zu der freien religidsen
Bemeinde übergetreten und wird dieser Tage den UÜebertritt öffent⸗
ich bekennen und motiv iren.
F Wien, 1. Aug. Eine Patrouille der Schützenwache fand
vorgestern, späüt Abends, in der Nähe der Festhalle einen
teierischen Schützen stöhnend liegen. Auf die besorgte Frage,
vas ihm eigentlich zugestoßen sei, erwiderte er: „der Magen thut
mi gar so stark drucken“ — und auf die weitere Frage: von was
antwortete er: „J hob 28 Paar Schützenwürstel mit Kren gessen“
— Einem Tyroler, dem Brauer Gradel, wurde vorgestern auf
dem Standplatze in dem Augenblicke, als er denselben auf etwa
2 Minuten verließ, sein Stutzen ausgetauscht. Der Mann ist un—
rröstlich, weil er mit einem andern dafür hinterlassenen nicht ein⸗
mal die Scheibe trifft.
F In den Gesammtausschuß des deuischen Schuͤtzenbundes
ind als pfälzische Mitglieder die Herren Dr. Chandon in
Kaiserslautern und Anwalt Gol sen in Frankenthal gewählt worden.
.Hamburg. Dem „H. C.“ wird Folgendes gemeldet
Der „Pilot, Capitän Fock, zwischen Bremerhaven und dier fah⸗
rend, ging am Sonntag von dort ab und kam am 28. vp. 'M.
hier an. Als am Montag Morgen der Tag zu grauen hegann,
demerkte man einen großen Hai dicht am Schiff. Sofort wurde
Jagd darauf gemacht. Capitain Fock bewaffnele sich mit einer
Harpune und handhabte dieselbe so glücklich, daß sie beim ersten
Wurf saß. Der Hai wurde an Bord geholt und ihm dort der
Haraus gemacht, trotz allen Sträubens. Das Thier hatte eine
Länge von 17 Fuß.
1Paris. Die bekannte Unwissenheit der französischen
Journale in deutschen Angelegenheiten geht so weit, daß die große
„Patrie“ gelegentlich des Schützenfestes den österreichischen Minister
Biskra eines der hervorragendsten Mitglieder der württembergischen
Volkspartei nennt.
— Vor dem Geschwornengericht Santa-Maria die Capoa in
Italien beschäftigt man sich in diesem Au genblick, einem jungen
Menschen den Proceß zu machen, der ein wahres Ungethüm eines
Mörders ist. Nachdem derselbe mit Hülf seiner Mutter seinen
Vater erschlagen, tödtete er seine Mutter mit Hülfe seiner Schwe—
ster und erschlug zuletzt diese auch. 34
f In Mailand wurde Carlo Carozzo, der einen römischen
Smigranten getödtet hatte, weil er sich rühmte des ersteren Frau
entehrt zu haben, unter einem unendlichen Beifallssturm des Pu—
blikums von den Assisen freigesprochen.
FDie deutsche Gesellschaft in New-⸗Orleans hat sich ihrer
eingewanderten Landsleute in sehr anerkennender Weise angenom⸗
men. Es sind daselbst von 1. Juni 1867 bis 31. Mai“ 1868
auf 20 Schiffen 2401 deutsche Einwanderer angekommen, von
denen 729 durch Vermittlung ihrer Agentur Beschäftigung erhiel⸗
en, 97 auf Kosten der Gesellschaft nach verschiedenen Platzen
hefördert und 157 mit Unterstützung versehen wurden. Der Actib—
zestand dieser Gesellschaft beträgt 25.,657 Dollars