ausgearbeitet werde, welches das Einladungsschreiben zum Con-—
cilium vervollständigen soll. Dasselbe ist an diejenigen Souveräne
gerichtet, welche beabsichtigen sich beim Concil vertreten zu lassen
und auch an Victor Emanuel als „König von Sardinien.“ Außer⸗
dem spricht man viel von der Ernennung des Cardinals Bona—
harte zum Erzbischof von Blasendorf in Siebenbürgen, d. h. zum
Primas der unirtten Griechen. Die Besetzung dieses Stuhles mit
einem Bonaparte würde voraussichtlich den Orthodoxen in St. Peters
burg nicht besonders lieb sein.
Vermischtes.
Der „Pf. K.“ enthält eine an sämmtlichen Weinproducen-
ten der Pfalz gerichtete Einladung zu einer am nächsten Sonntag
Nachmittags 292 Uhr in der Wirthschaft von Kuby in Neustadt
ttattfindenden Versammlung. Zweck derselben ist die Gründung
einer pfälzischen Weinproducenten-Genossenchaft.
F Der preuß. Lieutenant Herr Stumm von Neuntkirchen,
welcher den abessinischen Krieg mitmachte, und dabei das Trink
horn des Königs Theodor (ein ziemlich rohes Fabrikat aus Büffel—
horn) erbeutete, hat dasselbe dem Könige von Preußen zum Ge
schenk gemacht.
F Druckfehler kommen überall vor, so auch in der
„Frankf. Ztg.“, wo wir diese Woche lasen, daß die Ludwigs⸗
hafener Versicherungsgesellschaft nach Nürnberg übergesindelt sei
— Das ist beinahe noch schlimmer als: „Die Damen duften wie
Matrosen“ statt: „wie Mairosen.“
In Köln wurde die Frau des Bierbrauereibesitzers St.
... verhaftet, weil sie beschuldigt wird, den Versuch gemacht zu
haben, ihren Mann mit Phosphor zu vergiften. Die uUntersuch—
ung ist in vollem Gange. Die Inhaftirte sowohl wie ihr Mann
sind bereits vom Instruktionsrichter vernommen worden und, wie
es im Publikum heißt, so steht zu erwarten, daß noch andere
Persönlichkeiten in die Untersuchung verwickelt werden; denn es
wird erwartet, daß von beiden Seiten frappante Eröffnungen
gemacht werden. Somit steht eine Prozedur in Aussicht, welche
in weiteren Kreisen das Interesse des Publikums in Anspruch
aimmt.
FDer Rhein. Herold“ regt die Gründung eines Moses-Denk
mals in Worms an.
7 Die Gräfin Ida Hahn-Hahn hat wieder einen zweibän—
digen Roman vollendet, betitelt: „Die Erbin von Cronenstein.“
FEin jüdischer Knaak.) Die Berliner „Mtgs.Ztg.“ schreibt:
Dr. Nascher, Prediger der hiesigen jüdischen Zweiggemeinde Schochreh
Hatow, bexeitet gegenwäriig eine Broschüre vor, welche die Lehre
des Collegen Knaak vom Stillstande der Sonne durch talmudische
und chaldäische Autoritäten unterstützen soll.
F Am 9. d. brannte in der Pariser Foubourg St. Antoine
ein Haus nieder, wobei 5 Personen (ein Maurer, seine Frau und
Z3 Kinder) verbrannten.
f Die berühmten Weinberge von Cbateau-Laffite wurden vor
einigen Tagen für die Summe von Francs 4,150.000 defini-—
tiv verkauft.
f In der Nacht zum 10. August ist in der Umgegend von
Paris, in Belevue, Meudon und einigen andern Orten ein ziem—
lich starker Erdstoß verspürt worden. Die Leute wurden aus dem
Schlafe aufgerüttelt. Unglücksfälle kamen nicht vor, aber mehre
häuser an dem Eisenbahnhofe erhielten Risse.
Als ein Beispiel von der ungewöhnlich frühen Wein—
lese dieses Jahres meldet die Union Bourguignonne: Der Herr
Abbé C....„Pfarrer einer Dorfgemeinde im Kanton Mire—
beuu, schreibt uns, daß er heute, den 31. Juli, das Meßopfer
mit neuem Weine darbringen wird, der bereits vollkommen gegoh—
ren, ganz klar und sehr gut ist.“
f Paris, 5. Aug. Der „Figaro“ erzählt folgende Anek—
dote: „Ein gewisser Minister machte vor nicht langer Zeit eine
Inspectionsreise in der Provinz. Es ist dieses nichts Schlimmes,
und wenn wir davon sprechen so geschieht es, weil es so selten
ist. Der Minister ließ sich in dem Departement X. von dem
Präfecten begleiten, welchen er etwas scharff mitnahm. Des Abends
dinirte man auf den Präfectur und nach dem Diner nahm man
im Salon Kaffee und Liqueur. Nachdem der Präfect diese letzte
Pflicht eines Hausherrn erfüllt, setzte er sich in einen Fauteuil,
jagte kein Wort mehr und schien in tiefem Schlafe versunken.
Während dieser Zeit zeigte sich der Minister als erkenntlicher Gast
der sehr schönen und sehr sanften Präfectin gegenüber äußerst lie—
benswürdig und galant. Im Hintergrunde dieses Bildes räumte
ein Bedienter, welcher auf die Beschäftigung der Frau Präfectin
und den Schlaf des Präfecten zähl:ie, mit dem Liqueur auf. Er
hatte schon zwei Gläser Chartreuse geleert, und in dem Augen—
blicke, wo der Minister sich am zudringlichsten zeigte, erhob er den
Arm, um ein drittes an seine Lippen zu setzen. Plötzlich erwachte
der Präfect aus seinem angeblichen Schlafe und sagte in höchst
schlimmer Laune: „Du Esel! Glaubst Du denn, ich schlafe für
alle Welt!“
— In Brüssel hat ein braver und kluger Richter den Je—
ruiten eine erschlichene Erbschaft wieder entrissen und den recht—
maͤßigen Erben, bedürftigen Leuten, zugewendet.
F Nach belgischen Blättern verhaftete die Lütticher Polizei am
5. Aug. ein Individuum, das zu einer etwa 20 Personen starken
Betrügerbande gehört, deren Sitz Deutschland ist, die namentlich
den belgischen Handel ausbeutet und bereits mehr als 3 Millionen
sich angeeignet haben soll.
f Der Verein zur Linderung der Noth in Ost-London hat im
Laufe dieses Jahres 800 Personen (Handwerker und Arbeiter) mit
den Mitteln zur Auswanderung nach Canada versehen.
F Menotti Garibaldi hat seine Heirath blos bürgerlich abgeschlos-
sen und auf die kirchliche Trauung verzichtet. Eine zahlreiche
Menschenmenge erwartete das Brautpaar in Bologna im Palast
Victor Emanuel, um es nach dem Stadthaus zu führen.
In Riga wird von Seiten des Staats ein reich ausgestat⸗
etes weibliches Gymnasium errichtet, in welchem alle Unter—
richtsgegenstände ausschließlich in russischer Sprache vorgetragen
werden.
F In Salonichi entlud fich am 18. Juli ein so furchtbares
Bewitter, daß im Judenviertel einige Häuser und Läden ein—
türzten und ein 15jähriges Christenmädchen in den reißenden
Bewässern umkam.
7 Daß Ocar Becker in Aegypten gestorben ist, haben wir
bereits gemeldet. Es dürfte nicht ohne Interesse sein, einige
weitere Notizen aus seinem verfehlten Leben zu erfahren. Ein
Torrespondent schreibt darüber der „N. Hann. Ztg.“ aus Ems:
Rachdem er begnadigt worden war, wurde er nach Amerika ge—
endet mit der Bedingung, sich von Europa fern zu halten. Um
sich dort sein Leben zu fristen, ertheilte er Musikunterricht. Er
dermochte jedoch — war er selbst daran Schuld oder waren die
Verhältnisse gegen ihn — hierdurch sich seinen Lebensunterhalt
nicht zu verschaffen. Er kam nach Europa zurück. Selbstverständ⸗
lich konnte ihm hier nirgends der Aufenthalt gestattet werden,
und er war gezwungen, seinen Stab weiter zu setzen, und begab
ich nach Aeghpten. Da dort sich für die Verwerthung seiner
denntnisse gar kein Feld fand, so sah er sich gezwungen, eine dort
jeimische Kunst zu erlernen. Er erwählte das arabische Schnei—
»erhandwerk, er gründete schließlich eine arabische Schneiderwerk—
tatt und verband damit ein Magazin von arabischen Kleidungs-
tücken, welches aber von dem mäßigsten Umfange war. Er ver—
ertigte Fez's, Burnus ꝛc., jedoch das Glück stand ihm auch hier
nicht zur Seite, und um dies zu erhaschen, beschloß er, einen
nicht gewöhnlichen Weg zu betreten und eine neue religiöse Secte
zu bilden. Er gab dies durch eine umfangreiche Proclamation
»und, woraus ersichtlich war, daß er sich in Geisteszerrüttung be—
'and. Er datirte dies Schriftstück aus dem Jahre 1., weil mit
der Gründung der neuen Secte eine neue Zeitrechnung beginnen
ollte. Die Aufgabe der Secte sollte sein, den Occident mit dem
Driente zu verschmelzen, und er that seine Eigenschaft als Grün—
der der Secte dadurch kund, daß er aus dem Abendlande stamme
und als arabischer Schneidermeister dem Morgenlande angehöre.
Er scheint Anhänger nicht gefunden zu haben und er erlag in
nicht langer Zeit darauf der Wassersucht in einem Hospitale unter
den elendesten Verhältnissen.
Goch zu — Schwein!) Dieser Tage Nachmittags
ereignete sich am Rudolfsheimer Marktplatze eine domische Scene.
Vom Hofe eines Hauses nämlich wollte ein Schwein in die Gasse
hinauslaufen. Die Frau Selcherin, welche gerade in der Ein—
fahrt des Hauses Kaffee rieb, versuchte es, das Thier aufzufan—
zen, bei welcher Gelegenheit dasselbe aber unter die Röcke und
unter die Krinoline gerieth, so daß die Frau Selcherin, auf dem
Rücken des Schweines sitzend, mit der Kaffeemühle in der Hand,
einen Ritt auf die Gasse machte, wo sie etwas unsanft abgewor—
fen wurde. Daß die Scene ein allgemeines Hallsh unter der
Bassenjugend hervorrief, läßt sich denken.
f Die Israeliten bauen in Newyork einen Tempel, der eine
Million Dollars kosten wird.
F. Die Hitze in New york stellt denn doch unsere europäische
Temperatur, die uns im gegenwärtigen Sommer nicht verwöhnt
Jat, noch gewaltig in Schatten. Der Cöurrier des „Etats Unis“
entwirft folgende Schilderung: „Man muß bis zu dem Feuer—
uind Schwefelregen, welcher Sodom zerstörte, zurückgehen, um ein
Beispiel einer so glühenden Temperatur zu finden, wie die ist,
velche die unglücklichen Bewohner von Newyork jetzt verkohlt. Es
st sogar gewiß, daß die Hitze sogar stärker ist, als sie in Sodom
var, denn Lots Frau wurde in Salz verwandelt und zerschmolz
nicht; jeßt würde nach Verlauf von zwei Secunden keine Spur
jon ihr übrig bleiben, die Sonne würde sie sieden. Die Thermometer