Full text: St. Ingberter Anzeiger

Schädelknochen und Kieferknochen, sowie durch Zerbrechen aller Rip— 
den getödtet worden sei. Das Gerücht von der Niederkunft der 
Angeklagten, die bisher als ordentliches Müdchen bekannt war, 
war dem k. Landrichter von Wolfstein zu Ohren gekommen, de 
dann die Untersuchung gegen dieselbe einleitete. (Schluß folgt.) 
Beer mischte 8. 
F Zufolge Beschlusses des Verwaltungsrathes der Pfalzischen 
Bahnen, der am 19. d. M. eine Sitzung hatte, soll die Land— 
stuhl-Kuseler Bahn am 24. Sepiember ohne besondere 
Feierlichkeit dem allgemeinen Verkehr übergeben werden, jedoch soll 
am 20. der Verwaltungsrath die Bahn befahren. 
F In Betreff der Donnersberger Bahn soll der 
AV 
dach⸗ Kaiserslautern bestehen, welchen einen Kostenaufwand von 
1,600,000 fl. erfordert. und die desfallsigen Vermittelungsvor— 
schläge der Direction, nach welchen immerhin auch bei der Linie 
uüber Hochspeyer⸗Kaiserslautern der Ende und Ausmündungspunk 
der Donnersberger Bahn geblieben wäre, zurückweisen. Man be— 
fürchtet, daß dadurch eine neue Verzögerung für die Concessioni 
rung und Ausführung der Donnersberger Bahn herbeigeführt wird 
Die Gasactien⸗Gesellschaft in Neust adt vertheilte dieses 
Jahr 8 pCt. Dividende und setzt den Gaspreis auf 3 fl. 40 kr 
der 1000 Cubikfuß herab. 
Frankenthal, 16. Aug. In der gestrigen General 
versammlung wurde beschlossen, für dieses Jahr 12 Procent Di 
pidende zu vertheilen, und den Gaspreis auf I3fl. 30 kr. per 1000 
Tubikfuß herabzusetzen. 
F In Frankfurt wurde am 16. d. ein Schullehrer aus 
Berlin mit seiner Ehehälfte verhaftet, welche wegen Unterschlagung 
von 1200 Thlr. flüchtig geworden waren. — In Ulm hat ein 
Bürger seine Frau erstochen. 
F Ber lin. Ein patriotische gesinntes Berliner Kind wollte 
jüngst einen Versuch machen, ob der vaterländisch märlische Sand 
während der diesjährigen Sommerhitze nicht dieselbe Brütkraf 
entwickeln koͤnne, wie der in den Wüsteneien Afrikas. In Erman⸗ 
gelaang von Straußeneiern legte es am 22. v. Mis. sechs Hüh⸗ 
nereier in eine mit Sand gefüllte Cigarrenkiste und stellte letzter— 
den ganzen Tag über in die Sonne. Schon am 9. d. Mis 
sah er sein Beginnen mit Erfolg gekrönt. Am 9. d. M. kam 
l., und am 10. ein 2., 3. und 4., und am darauffolgenden Tage 
das 5. und 6. Ei aus, die sämmtlichen Kücken befinden sich ganz 
wohl und werden mit kleingehackten Eiern und Hirsen gefüttert. 
Die alte Henne braucht meist 21 Tagehzur Brut, die Sonne thut es 
schon in 19, und während unter Führung der Glucke die Kücken 
erst nach 8B oder 10 Tagen zu saufen pflegen, lassen diese Son 
nenkücken sich schon jetzt einen kühlen Trunk vortrefflich schmecken. 
Zwei oder drei kalte Tage würden wahrscheinlich die Lebenskraf 
in den Eiern getödtet haben. 
fLeipzig, 18. Aug. Der Güterzug, welcher Nachmit 
ags 4 Uhr auf der Thüringer Bahn hier einzutreffen pflegt, ist 
gestern von einem großen Unglück bedroht gewesen. Derselbe 
führte einen offenen Waggon mit Petroleumballons mit sich 
welche mit Stroh umwickelt sind, um die Reibung zu vermeiden 
Dieses Stroh fing, als der Zug Gohlis passirte, durch einen 
aus der Maschine herausgeflogenen Funken berührt, Feuer. Be 
zor jedoch dasselbe auf den gefährlichen Inhalt der Glasballons 
einwirlen und dieselben zur Explosion bringen konnte, war der 
Zug zum Stehen gebracht und durch energisches Zugreifen de— 
Fahrpersonals das brennende Stroh herausgerissen und somit die 
Befahr beseitigt worden. 
f In Hamburg tagt vom 26. bis 29. August der Verein 
deutscher Juristen. Von den pfälzischen Eisenbahnen wurde den 
sich durch ihre Karte legitimirenden Mitgliedern eine Fahrtarer⸗ 
mäßigung von 500 bewilligt und besitzen die vom 23. Aug. ab 
an dieselben ausgebenden Karten Giltigkeit zur freien Rückfahrt 
bis incl. 10. Sept. 
4 In Neustadt (Hannover) wurde der erst 15jährige Zim⸗ 
merbursche Lundekting wegen Majestätsbeledigung mit einer Wocht 
hdaft bestraft; er hatte, mit zwei Kammeraden vom Heidel 
deerensuchen heimkehrend, auf der Chausse das bekannte Hannoper 
lied gesungen. 
F In Birnbaum (Posen) sind am 12. d. 18 Wohngebaäude, 
25 Scheunen und 40 Stallgebaude abgebrannt. 
f Regensburg. In dem 106 Wohnhäuser zählenden 
Pfarrdorfe Waidhaus au der böhmischen Grenze sind am 9. und 
10. d. 86 Haupt⸗ und 136 größere Nebengebaäude abgebrannt 
und dadurch 186 Familien mit 750 Seelen obdachlos geworden 
Die Pfarrlirche und die Pfarrhofgebaude, das Post⸗Expeditions⸗ 
ind das Geudarmerielocal sind unter den abgebrannten Gebäu— 
zen. Die erst kürzlich restauririe Dreifaltigkeitskirche, die ärariali— 
cchen Gebaͤude der Zollbehoͤrden und der Revierförsterei, dann dus 
Schulhaus blieben von dem Feuer perschont. Der Brand am 9. 
entstand Nachts 1134 Uhr in einem freistehenden Gehoft und legte 
5Wohnhäuser mit 12 Nebengebtuden in Asche. Der zweite 
Brand ist am 10. Nachmittags 42/ Uhr ebenfalls in einem frei⸗ 
stehenden Gehöft ausgebrochen, und hat in reißender Schnelligkeit 
81 Haupt⸗ und 123 Nebengebäude, unter welchen viele hölzernen 
und mit Schindeln gedeckten, in Schutt und Asche verwandelt. 
Als Utiache dieser Brande wird allgeniein Brandlegung von ruch⸗ 
loser Hand vermuthet. Der Umntersuchungsrichter ist hier eifrigst 
mit der Untersuchung beschäftigt. — Ein Menschenleben ist glüc⸗ 
licher Weise nicht zu beklagen. Das größere Vieh wurde gerettet, 
kleinere Hausthiere und Geflügel sind aber in großer Anzahl um⸗ 
gekommen. Die ganze in hiesiger Gegend ungewöhnlich früh ein⸗ 
gebrachte Ernte, fast sämtliche Einrichtungs- und Bekleidungsge— 
genstände ꝛc. sind ein Raub der Flammen geworden. Viele ha⸗ 
ben nur das nackte Leben gerettet und befinden sich in größter 
Noth. — J 
f Prag. Die Stadt Prerau auf der Tour von Oderberg 
ist den 17. d. M. total niedergebrannt. — Auch der schöͤne und 
großartige Bahnhof daselbst, soli vollständig zerstor sein 
Ein Original. Aus Gastein wird geschrieben: „Eine 
der interessantesten Erscheinungen der dießjährigen Saison und 
eine solche, wie man sie eben nur in weliberühimnten Badern fin⸗ 
det, ist der Sennor Don Pablo (panische Form für den Namen 
Paul) Treutler, „Bergwerksbesitzer aus Sudamerila,“ wie er sich 
auf seinen Vifitkarten nennt. Dieser liebenswürdige, alte Herr, 
velcher nach Europa gekommen ist, um eine bedeutende Erbschaft 
in Schlesien in Empfang zu nehmen, unterhält alltäglich die 
janze Tablo d'höté-Gesellschaft bei Straubinger mit Erzählungen 
jeiner denkwürdigsten Erlebnisse. Er ist eine Art Dumas'scher 
„Graf von Monie-Christo! oder Galen'scher Inselldnig.“ Seine 
Erzählungen klingen mitunter so abenteuerlich, daßz Mancht den 
interessanten Mann gern mit jenem Fteiherru vergleichen möchten. 
velchen Bürger und Immermann so trefflich illustrirt haben. Ge⸗ 
viß mit Unrecht. Wenn er behauptet, reine Edelsteingruben zu 
besitzen, so Bekrüftigk er diesen Besitz, indem er eine Anzahl Lo⸗ 
her Opale aus der Westeniasche zieht und sie durch die Finger 
gleiten läßt. „Ja, meine Herrschaften,“ läßt er sich ein anderes— 
nal vernehmen, „ich bin ein paar Jahre lang Häuptling eines 
Stammes von Menschenfressern gewesen und habe mich don nichts 
als Affen und Schlangen genährt.“ Dazu greift er in bie 
Tasche und holt eine Halskette, aus zwertausend Affenzähnen zu— 
ammengesetzt, hervor. „Das wäar das Zeichen meiner Würde!“ 
Die andere Hand hat: indessen ein Buch aus der ruckwärtigen 
Rocktasche gezogen, in spanischer Sprache in Chili gedruckt und 
nit zahlreichen Pholographien geschmückt. „Hier sehen Sie mein 
vohlgetroffenes Portrait inmitten meiner getreuen Menschenfresser! 
— Ich kenne Amerika von Canada bis zum Caß Horn. Dieses 
andere Werk aus meiner Feder ist dem Präsidenten der Republit 
Bolivia gewidmet. Hier sehen Sie meine peruanische Trauer⸗ 
ühr, an der Alles schwarz ist, bis auf das Zifferblait. — Diese 
schwere, goldene Uhrkette wieder ist aus dem in meinem Gold— 
zruben gewonnenen Golde geschmiedet.“ Dazu macht Dou 
Pablo ein so listiges und dabei so ehrliches Gesicht, daß 
namentlich im Angesichte so greifbarer. Beweise der Wahrheit je— 
der Zweifel verstummt. Das unbefangene Urtheil über diesen 
charmanten Mann lautet dahin, daß in seinem Punde sich Wahr⸗ 
heit und Dichtung, wie etwa bei Goöthe, zu einem anmuthigen 
Bilde vereinen. 8* 
.Bei Gelegenheit des Napoleonstages sind 513 militärische 
Verurtheilte ganz, 425 andere theilwetse begnadigt worden. Eden 
so haben 149 Seeleute und 1558 Cibvilverbrecher eine Erleich⸗ 
serung oder Erlassung der Strafe erhalten. An 80 Unterpräfectu— 
uren, 35 Rathhäuser und fünf Palais der Colonial⸗Gonverneure 
ind Büsten oder Bilder des Kaisers und der Kaiserin, an zahl⸗ 
reichen Kirchen religiöse Kunstwerke geschenkt worden. 
FParis, 17. Aug. Der „Avenir National? theilt aus 
er Correspondenz Napoleons J. eine Reihe von Briefen mit, aus 
»enen die schrankenlose Willkür, mit welcher der gewaltige Kriegs- 
jerr gegen die Presse verfuhr, nufs Grellste hervortritt. Als Beweis 
dafür diene u. A. nachstehendes Schreiben, das auch heute noch 
in Deutschland ein schmerzliches Interesse wach rufen muß. Das 
jelbe lautet: An den Marschall Berthier. St. Cloud, 5. August 
1806. Mein Beiter, Ich denke mir, daß Sie die Buchhändler ven 
Augsburg und Nürnberg (Palm) haben festnehmen lassen. Es 
st meine Absicht, daß sie vor ein Kriegsgericht gestellt und inner— 
halb 24 Stunden erschossen werden. Es ist kein gewöhnliches 
Berbrechen, Schmähschriften an den Orten, wo sich die franzosischen 
Heere befinden, in Umlauf zu sehen, um gegen dieselben die Ein⸗ 
vohner aufzureizen; das ist Hochverrath. In dem Urtheilsspruch 
oll stehen, daß, da die Pflicht des Hochsthefehlenden überall da.