Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Znzeiger. 
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Deutschland. 
Munchen, 20. August. Bei den Mitglledern der jüngs 
zur Prüfung der Rechtsansprüche Bayerns und Preußens auf die 
sog Düsseldorfer Galerie ernannten Coinmifsion soll sich die Ueberzen 
zung geltend gemacht haben, daß die Seitens Bayern erhobenen 
Rechtsansprüche sowohl au Zihl, als auch an bindender Kraft den 
preußischen Ausprüchen überlegen seien. Diese Behauptung stütz 
sich hauptsächlich auf das viel reichyattigerr Beweismaterial Bherns. 
Auch das Refeiat des Herrn Oberappellationsgerichtsdirectors v. 
Zink soll sich in diesem Sinne aussprechen. Bayern kann dem—⸗ 
nach in bester Hoffnung den Ausspruch. des Schiedsgerichts er⸗ 
warten. 
München, 21. August. Das Gutachten des Generalsecre⸗ 
tärs des landwirthschaftlichen Vereins über die Gründung 
n landwirthschaflichen Versuchssiationen, wozu die Kam— 
mern des Landtages bekanntlich 6000 fl. in das Staatsbudge. 
eingesetzt haben, spricht sich, nachdem derselbe zu diesem Zweck 
die in einigen anderen deutschen Ländern bereits bestehenden Ein— 
richtungen dieser Art besucht hat, im Wesentlichen für die Errich— 
tung einer wissenschaftlichen Station als Centralleitung in Mün— 
hen und einer rein landwirthschaftlichen Versuchsstation in Wei— 
henstehhan aus, wozu noch Hilfsstatidnen und Hilfslaboratorien 
in den Kreisen geschaffen werden soll. J 
München, 22. August. Den „Neuesten Depeschen“ zu— 
folge findet die Vermählung der Herzogin Sophie in Bayern mi⸗ 
dem Herzog v. Alencon ain 14. Sepiember statt. Der Kaiser 
bdon Oesterreich wird dazu erwartet und sind noch zahlreiche ander⸗ 
fürstliche Persönlichkeiten geladen. 
München, 23. August. Nach hier eingetroffenen Depe 
schen wird der König von Sachsen morgen im strengsten Incog 
nito nach Ischl reisen, um daselbst die königliche Familie zu 
besuchen. 
Dienstesnachrichten. 
Se. Maj. der König haben sich bewogen gefunden, unterm 
16. August l. J. die in Winnweiler erledigte Gerichtsbotenstellt 
dem gepeüften Gerichtsbotenkandidaten Karl Haas aus Edenkohen 
zu verleihen. 
Dem Gerichtsboten Al⸗exander Apprederis in Lanstuhl ist ge 
stattet worden, den geprüften Gerichtsbotencandidaten Daniel Keller 
aus Zweibrücken als stellbertretenden Gehilfen mit der dem Letz 
teren eingerdumten Befugniß zur selbständigen Vornahme der den 
Gerichtsvoten zustehenden Amtsverrichtungen auf die Dauer eines 
Jahres anzunehmen. Der, Schulverwefer Johannes Hauck in 
Berghausen und Joseph Eyer in Dudenhofen sind zu Lehrern an 
den untern kathol. Schulen der betreffenden Orte, der Schuldienst⸗ 
exspectant Jacob Hertel von Annweiler zum Schulverweser ar 
der unteren prot. Schule zu Rumbach ernannt und der Schul—⸗ 
verweser Karl Haas von Scheibenhärdt aus dem Schuldienste 
entlassen worden. 
Tauberbischofsheim, 19. Aug. Im hiesigen Amts 
bezirk wurde am 16. August ein französischer Capitän festgenom⸗ 
men, der bei Wittighausen mit Aufnahme des Terrains beschäf⸗ 
igt gewesen. Derselbe war im Besitze einer größeren Anzahl von 
Specialkarten und Aufzeichnungen über die Ocrtlichkeit eines 
Theils unseres Bezirkes. 
Mainz, 19. Aug. Unsere Stadt ist in einer leicht begreif 
iichen Aufregung. Ein großbeurlaubter hessischer Soldat (in Civil) 
der heute Nacht von Mombach nach seinem heimathlichen Dorft 
Gonsenheim gehen wollte, wurde von einem preußischen Militär: 
wachtposten der Art in den Unterleib geschossen, daß keine Hoff 
aung auf Rettung mehr vorhanden ist. Ueber die dem betrüben 
den Vorfall zur Seite stehenden Ernzelheiten cursiren verschiedene 
Lesarten; am meisten Verbreitung hat die Mittheilung gefunden, 
der Bursche habe auf das „Werda“ des Postens eine unhöfliche 
Untwort gegeben und sei daraufhin arretirt worden. Als ser zu 
entlaufen gesucht, habe ihn der Poslen ohne Weiteres zusam⸗ 
nengeschossen. 
Berlkin, 20. August. Inden diplomatischen Kreisen 
werden in kurzer Zit einige die Gesandtschaftsposten betreffende 
Veränderungen erwartet. Der Botschafter von Paris, Graf b. d. 
Goltz, nimmt aus Gesundheitsrücksichten seinen Abschied; zu seinem 
Nachfolger ist bereits der gegenwärtige Gesandte in Petersburg, 
Prinz Reuß, bezei hnet. J 
Berhin, 20. Aug. Hinter der Weigerung Hollands, 
der Bestimmung in der Neuen Rheinschifffahrtsacte in Betreff der 
Erschwerung auf den Nebenflüssen, hat man von vornherein, und 
wie sich jetzt herausstellt, mit Recht politische Beweggründe ver—⸗ 
muthet, die aber Norddeutschland nicht unbeachtet lassen kann. Es 
ist mögl'ch, daß die Beoollmächtigten nicht mehr zur Conferen; 
zusammentreten um eine Vereinbarung zu erjielen— — möglich 
sage ich, denn die niederländische Regierung hat es vermieden, 
mit Schroffheit aufzutreten; anders lautende Verfionen können nur 
persönliche Ansichten eines Diplomaten zu Grunde liegen. An⸗ 
dererseits wird, falls die Conferenzen nicht wieder aufgenommen 
verden sollten, einem Gerüchte zufolge, unverweilt der diplomatische 
Weg beschritten werden, welcher vielleicht den schließlichen Vortheil 
gewührt, daß Holland gezwungen wird, Farbe zu bekennen. — 
In gewissen nichtdeutschen Kreisen tragt man großes Erstaunen 
zur Schau ob der Besorgnisse, welche die türkische Regierung Be— 
treffs der Situation in den Donauländern hegen soll. Die Situation, 
versichert man in jenen Kreisen, sei dieselbe wie seit Monaten, seit 
Jahren, nicht besser aber auch nicht schlimmer, denn die auswär— 
sigen Agenten und Agitatoren erzielen keine Erfolge, weil sie sich 
gegenseitig paralysiren. Andererseit weiß man es Oesterreich Dank, 
daß es aufmerksam ist und wacht. — 
Berlin, 21. Angust. Der „Staatsanzeiger“ publicirt 
den Staatsvertrag zwischen Preußen und Hessen, betreffs der 
Herstellung der Eisendahnen von Giesen nach Gelnhausen, von 
Giesen nach Fulda und von Hauau nach Friedberg. 
Berlinm, 22. Augnst. Der Koͤnig trifft na hsten Freitag 
wieder hier ein. Gestern war derselbe in Düsseldor bon wo er 
die Reise über? Köln, Coblenz, Hanau, Weimar, Gotha, Erfurt 
nacht; an allen diesen Orten finden Mansver oder Truppenbe⸗ 
ichtigungen statt. Uebermorgen wird der König in Frankfurt sein. 
Hildesheim. 18. Aug. Mittheilungen aus dem Brief⸗ 
eines welfischen Legionars, welcher kürzlich an hiesige Verwandtie 
zelangt ist, werden der „H. A. Z.“ gemacht. Aus denselben geht 
hervor, daß an die Legionäre ein autographirtes Schreiben bon 
sönig Georg an den Hauptmann v. Düring, den Führer der Le⸗ 
gion, vertheilt worden, in welchem ersterer zu nur noch kurzem 
Ausharren auffordert, da ihm fichere Hülfe in Aussicht stehe, mit 
der vereint er baldigst in sein alles Reich wieder einzu⸗ 
ziehen hoffe! 
Wiien, 20. Aug. Das Vorgehen gegen'die Bischöfe von Triest, 
Linz und Brünn wegen verweigerter Auslieferung der Acten der 
früheren kirchlichen Ehegerichte an die kaiserlichen Gerichte war 
in den letzten Tagen theils bei den Oberlandesgerichten, iheils im 
Justizministerium Gegenstand der Erwägung, und wie wir hören, 
ist in der Sche auch bereits entschieden worden. Von der For⸗ 
derung, die gesammten Aclen an das jeweilige Gericht abzuliefern, 
soll Umgang genommen werden, da nach dem Wortlante des Ge⸗ 
setzes nur die Auslieferung der von Fall zu Fall „nöthigen Acten 
an das requirirende Gericht nicht verweigert werden darf. Die Gerichte 
werden sich daher in jedem speciellen Falle an die Bischöfe resp. 
die früheren geistlichen Ehegerichte um Auslieferuug der auf den 
Fall bezüglichen Acken zu wenden haben. Solllen' aber die Bi—⸗ 
schöfe diesem Begehren Wiederstand entgegensetzen, dann steht es 
außer Frage, daß gegen sie mit allen gesetzlichen Executionsmaß⸗ 
regeln ohne jede besondere Rücksicht vorgegangen werden wird. 
Man scheint in den verschiedenen bischöflichen Palais darauf auch 
vorbereitet zu sein und will dort wohl nur constatiren können, 
daß man der Gewalt gewichen sei. 
Wien, 22. August. Heute Vormit!ag wurden sämmtliche 
Landlkage durch die Oberlandesmarschäsle eröffnet. Im böbnihen