Wenn die Bewegung in Spanien so stegreich endet, als sie
energisch begonnen hat, so dürfen win auch von ihr eine günstige
Simpirkung auf die „allgemeine Politik von Europa hoffen. Die
halbamtlichen Blätter „Patrie“ und „France“ und die Havas'sche
Agentur voim Ministerium des Auswärtigen zugehenden Deveschen
sehen zwar die Sache der Königin durchaus nicht als verloren
an, und die „France“ meldet sogac, daß Marschall Concha an
seine Agenten im Ausland telegraphirt habe, er nehme es auf
fsich, die Insurrection niederzuschlagen. Nun sind aber auch nach
dem Moniteur die Drahtverbindungen zwischen Madrid und Frank⸗
reich unterbrochen, und man begreift nicht, woser die ,France“
jhre telegraphischen Mittheilungen bezogen haben soll. Auch in
die Nachrichten, welche der , Moniteur“ und die Havas'sche Agentur
über die Haltung der Generale Novaliches, Cheste und del Duero
bringen, setzt man Zweifel, da diese Generale sich schon vor läu⸗
gerex Zeit von der, Negierung losgesagt haben und es nicht wahr⸗
scheinlich ist, daß sie jeßt die Rolle übernehmen wollen, die man
ãe spielen lassen möchte.
Wie das nicht anders sein konnte, die hiesigen Preußenfeinde
erblicken in der spanischen Bewegung ein Weck Preußens; der
Gaulois“. verkündigt dessen Mitschuld in vollem Ernste. Eine
anwillkürliche Anerkennung der preußischen Machtstellung liegt aller—
dings in dieser an sich sehr albernen, Taltikk.
*Ich bringe eben in Erfahrung, daß die Koönigin JIsabel sich
heute morgen noch in San Sebastian befunden. Ihr Schwie—
jersohn Girgenti hat vor seiner Abreise seine junge Frau der
Obhut ihrer Großmutter Christine anvertraut, die von Havre
hierher geeilt ist. Dig Familie Gonzalez Bravo hat sich nach
Bahonne geflüchtet. J
Pari's, 23. Sept. Bei einem landwirthschaftlichen Ban—
tett in Niort brachte General Allart (der Onkel des kriegerischen
jungen Menschen gleichen Namens, der bei der Deputirtenwahl im
Moßeldepartement volle48 Stimmen erhielt) einen Toast auf
den Kaiser, dessen „hohe Weisheit“ Frankreich im Junern vor
der Anarchie, nach Außen, aber vor einem bevorstehenden Krieg
hewahrt habe!
Paris, 24. Sept. Der „Gaulois“ sagt: der, Marquis
Concha habe den General Olano mit einer versöhnlichen Misfion
an den Insurgentengeneral Serrano abgesandt; dieser habe sich
aber auf nichts einlassen wollen. Dasselbe Blatt meldet ferner,
daß der von der Regierung gegen Santander gesandte General
Iunestal sich den Insurgenten angeschlossen habe. — Der „Figaro“
herichtet, der Generalcapitän von Valencia sei vom Volk ermordet
und sein Leichnam durch die Straßen geschleift worden. — Heute
Morgen war die Königin noch in San Sebastian.
Trotz der furchtbaren Erplosion, welche in dem Laboratorium
von Meztz stattgefunden hat, wurden die Arbeiten in demselben, wie
der „Moniteur de l'Armee“ meldet, auch nicht einen Augenblick
ausgesetzt. In den übrigen Werkstätten wurde an demselben Tage
bis Abends fortgearbeitet, und am folgenden Morgen fehlte auch
ticht eine einzige Arbeiterin zur gewöhnlichen Stunde.
Echweiʒ.
Bern, 22. Sept.“ Der Congreß der Freiheits- und Frie⸗
densliga hat heute die von dem Centralcomite vorgeschlage—
nen Resolutionen gegen die stehenden Heere einstimmig an⸗
genommen. — —
ESypanien
Unser Pariser Correspondent theilt uns die nachstchende
Broclamation mit, welche das revolutionäre Comitee in Madrid
in Umlauf gesetzt hat.Dasjelbe lautet:
„Bewohnert von Madrid! Die mit so viel Ungeduld er—
wartete Stunde hat endlich geschlagen. Die Freiheit ist wieder
erstanden dort, wo sie geboren worden am Beginne dieses Jahr⸗ — — — —
hunderts, welches das Jahrhundert der spanischen Wiederaufersieh— Vermischtes.
ang ist. Mehrere tapfere Seemänner haben bei ihrer Ruüͤctete Kaiserslautern, 23. Sept. Heute fand die
jn das Vaterland und' nachdem sie dasselbe mit so viel Muth 2. Kreisversammlung des pfälzischen Lehtervereins dahier statt,
vertheitigt hatten, es verarmt und in Sclavenketten gefunden, velche trotz der eingetretenen ungünstigen Witterung von circa
Dant dassen unverschümten und verächtlichen Mandarinen, und fie 500 bis 600 Mitgliedern besucht war. Unter den anwensenden
haben im Einverständniß mit mehreren muthvollen Soldaten sich Gästen nennen wir den Referenten des bayer. Schulgesetzes, Herrn
Iem Volte angeschlossen! Ja das Volk und die Armee, die ganze Abgeordneten Pfarrer Gelbert und demn Kreisschultreferenten
Ration erhebt sich gegen die Tyrannei, die uns unterdrückt gegen Herrn Dr. Jordan, Der sehr geschmackvoll decorirte. Frucht⸗
die Unsittlichkeit, die uns entwürdigt, gegen die Unverschämtheit jallsaal, mehr noch aber die würdevolle Haltung der Versamm⸗
die uns demüthigt. Das Volt von Madrid wird nicht das letzte ung, die Gediegenheit det Vorträge ußd die gemüthliche Unter⸗
rein wollen, denn es erkennt, wie unwürdig und entehrend das haltung bis zur Mitternachtsstunde machten auf die Festtheilneh—
Joch ist, das auf uns lastet, und verflucht es. Heute richten wir mer den besten, einen unvergeßlichen Eindruck. Ausführlichen Bericht
soch keinen Aufruf an Eueren Muth, wir wenden uns an Euere lassen wir folgen und theilen hier blos das um 6 Uhr Abeuds
Botsicht. Seid bereit zum Kampfe, aber fordert nicht dazu her—⸗ eingetroffene und mit höchster Freude. aufgenomemne Telegramm
Tus. Wir werden, waährscheinlich gar nicht zu kämpfen haben, Sr. Maj. des Königs mit. abgegangen zu Shloß Berg um 4
denn die Soldaten, die in unserer Mitte leben, sind auch liberal Uhr 23 Min. Abends: „Hrnu. Weibel, Il. VBorstand der Lehrer-
uud warten nur auf eine Gelegenheit, um sich mit dem Volke und versammlung zu Kaiserslautern.“ Se. Maj. der König sind über
dessen Waffenbrüdern zu vereinigen. Wartet auf diesen Augen- die eben dargelegte Hüldigung der in Kaiserslautern
qeder nicht eifernt ist. Bald wird die Morgenröthe unseres tagenden Il. Lehrerversammlung sehr erfreut, und lassen hiefir
Sieges wieder erscheinen, welcher der Sieg des Rechtes, der Ge
echtigkeita und der Freiheit ist, und, nicht der Tag der Plünder⸗
ung und der Brandstiftung, so wie das die feigen Feinde unferer
heiligen Revolution behaupten! Ihr werdet den Dieb und den
Brandstifter mit dem Tode bestrafen. Juden 'Ihr Alles was
Fuere heilige Entrüstung hervorruft, bon diesem Boden verjagt,
verdet Ihr zu gleicher Zeit Ve daß Ihr alle Tugenden be—⸗
itzt, die den Völkern eigen sind, welche die Freiheit lieben. Mittlerweile
hütet Euch vor jedem Zeichen der, Eatrüstuag und selbst der
Freude für den Sieg unserer bereits gewonnenen Sache. Wenn
das Comite es für nöthig erachten sollte, daß Ihr Euere Halt⸗
ung ändert und eine entschlossenere annehmt, so wird es Euch da-
von zeitig in Kenntniß setzen. Wartet somit auf seinen Wink.
Es wird Euch denselben nicht auf diesem Weze geben, denn um
sere Feinde oder ungeduldige und schlecht unterrichtete Freunde
könnten sich seiner bedienen und das Uebel hervorbringen, das
wir zu vermeiden suchen; wir werd'n ihn Euch insgeheim und
durch ehrliche Freunde zukommen lassen. Mißtraut jedem andern
Rathe. Vorsicht und Einigkeit ist es, was Euch vorläufig
empfiehlt: Das rebolutionäre Comite von Madrid. 9
(Pf. Kur.
Madrid, 22. Sept. Die „Gaceta“ veröffentlicht ein De⸗
zret, wonach die Demission des ganzen Ministeriums angenommen
ist und Jose Concha zum Ministerpräsidenten ernannt wird. Es
ist demselben noch nicht gelungen, ein Cabinet zu bilden. — Das
zenannte Blatt meldet gleichzeitig den Ausbruch einer Insurectisn
in Cadix und Sevilla. — Die Reglerung wird in Catalonien,
Fastilien und Andalusien drei Divisionen aufstellen, welche voͤ
PBezuela, Manuel Concha und Novpalichez commandirt werden. —
Der Generalcapitän von Madrid läßt durch Straßenplatate alle
Zusammenrottungen verbitten. — Die provisorische Regierung in
Sevilla hat den abwesenden Espartero zum Präsid nten gewählt.
Man herechnet die Streitträfte der Insürgenten in Andalusien auf
14,000 Mann Soldaten, 11 Hriegsschiffe mit 5000 Manu.
Marinetruppen. Die Jusuerection imacht Fortfchritte. — Die
stönigin ist um Mitternacht von San Sebastizn nay Madrid
abgereitft.
Madrid, 23. Sept. Calonge mirsch'rt gegen Santander
und Sautona. In legterem Platze sind die Insürgenten nicht
zahlreich, da Artillerie und Offictere sich nicht am Ausstand be—
heiligen. Ein in Granada nach dem Abmarsch der Truppen nach
Andalusien versuchter Aufstand wurde vereitelt. J
San Sebastian, 23. Sept. In allen Militärdistricten
herrscht Ruhe; der Aufstand in Santander, Santona, Sevilla,
Fereol, Malaga und Sau Fexrnando localisirt. Novaliches ist
in (7 Sevilla.
Madrid, 24. Sept., 4 Uhr Morgens. Madrid ist fort⸗
vährend ruhig, ebenso die Provinzen mit Ausnahme von Ferrol,
San Fernando und Sevilla. V
Donaufürstent hümer.
Belgrad, 22.Sept. „Vidopdan“ erfährt, daß die
Pforte ganz ernsilich beabsichtige, die rumänischen Grenze zu be—
etzen. Ferner habe Oesterreich eine internativnale Enquête der
Zachlage in Rumänien vorgeschlagen.
Amerita.
New-York, 12.Sept. In Georgia fanden zwischen
weißen Demokraten und farbigen Negern blutige Kämpfe statt; in
einem Gefechte wurden 5 Weiße und 38 Neger getödtet und 60
der Letzteren verpundet. J
New-⸗York, 12. Sept. (Dampsernachricht.) Die Le⸗
gislatur von Georgiaghat sich gegen die Vertreibung der Ne⸗
ger erklärt.
2