aAlen Moͤglichkeiten der Sieg der Sache Jsabellas II, die aller⸗
venigst waͤhrscheinliche ist.“ —————
Parisz 298 Sept. Die Spruche. welche die hiesigen offi-
eiellen Kreise hegenwãrng über die spanischen Angelegenheiten füh ·
ren, in durchaus gicht dazu väangethan,“ die, Hoffnungen fürdie
tonigliche Sache S ee Man macht kein Hehl daraus.
daß diese verloren ist; und die noch hier anwesenden Spitzen der
ipanischen Revolution haben sich durchaus nicht über die Behand⸗
sung zu beklagen, die ihnen von Seite der hiesigen Regierung
tzt zu Theil wird. Hr. v. Moustier soll von Biarritz aus die
Weisung erhaultens haben, sich in einem gegehendn, Lgenau formu⸗
lirten Falle mit dem noch in Paris befindlichen“ Hen.“ Olozaga
direct inz Einvernehmen zu setzen. Die ofsiciosen Organe, der
„Constituͤtionnel“ an der Spitze, machen ihrtrseits Line sehr be⸗
eichnende Schwenkung und erklaͤren · die Ereignisse nicht mehr · aus
sosmopolitischen und allgemein revolutionüren Teudenzen, sondern
aus rein politischen und olonomischennn Zujtunden Spaniens
bst ⸗ , —2 2
Wie man hier erzählt; beschäftigt sich auch derrKai'fer än
Biarritz nicht mehr ganz ausschließlich mit den äußerne Angelegen
seiten, und die Nothwendigkeit, für das nicht mehr ganzklap⸗
pende Ventil der causwürtigen Politik einen Ersatz in der⸗Ver⸗
dandigung der Regierung mit deu geistigen; Elementen der Na⸗
on zin finden, scheint ab und zu wieder in Erwäguug gezogen
worden zu sein. Spanien und der: Tod Walewskis mögen ihre
mahnende Wirkung nicht verfehlt haben.: Auch schreibt man von
Biarritz, daß die Sprache des Kaisers von Tag zu Tag friedli
cher werde. Jede Hoffnung der Ultramontanen auf frauzösische
Einmischung in Spanien ist also vergeblich.
u Paris830. Sept. Nach einem Telegramm der Agentur
Habas aus Bayonne sollte die Königin Isabel heute Vormittag
0 Uhr die Stadt passirt haben. — Die Niederlage des Gene—
als NRovaliches fand bei Alcolea (in der Mancha) statt.
J23P arin,c 80. Sept.: Italien mag“ sich wie von einem
Alpdruͤck befreit fühlen, denn seine Regierung hat thatsächliche Be—
veise dafür in der Hand, daß Napoleon III. auf dem Sprung
var⸗ in Berücksichtigung seiner auswärtigen Politik, welche die
Fdeutualitat eines Krieges in erster Reihe im Auge hatte, einen
Bündnißvertrag einzugehen, desseu⸗ Zweck⸗ gewesen, dem Kaiser
harch spanische Occupation des Kirchenstaates freie Hand in Ita⸗
lien zu verschaffen. Damit hat es nunein Ende, San
Die französische: Regierung hat erklärt. daß fie in keiner
Weise in Spaniens Angelegenheiten fich einmischen werde.
Dies hindert sie natürlich nicht, ihren Einfluß unter der Hand
zeltend zu machen und auf Beseitigung sowohl Montvensicets als
ꝛer Republik hinzuwirlen. I
Der Francais“ wiederholt eine gestern unbemerkt verhallte
Notiz, wonach der König von Preußen in Baden-Baden mit dem
Ruf? „Es lebe der deutsche Kaiser!“ empfangen worden wäre
Das Publikum hat im gegenwaͤrtigen Augenblick keinen Sinn für
solche albernen Hetzereen. J
Paris, 1. Oct Der „Mouiteur“ veröffentlicht folgende
Rachrichten aus Madrid vom 29. Sept.: Die „Gaceia de Ma—
drid“ meldet: Das erste Gefecht zwischen dem General Novali-
hes und dem Marschall Serrano fand bei der Brücke von Alco
lea staltt. Der Erstere wurde verwundet; jeine Truppen behaup⸗
eteu jedoch den Kampfplatz. Hier in Madrid herrscht große Be⸗
wegung. Das Volk durchzieht die Straßen mit Fahnen, welche
die Aufschrift trugen: „Volkssouveränität!“ Die Truppen sind in
nie Caieruen consignirtt..
Paris, 1. Oct. Dem „Moniteur“ wird aus Biarritz,
30. Sept. berichtet: Da die Ereignisse in Spanien seit gestern
eine ernstere Wendung genommen haben, so hat sich die Königin
entschlossen. San Sebastian zu verlassen, um sich nach Frankreich
u begeben. Sie hat heute Morgen den Kaiser von ihrem Plane
anterrichtet, der sich beeilte, drei Ofsiciere seines Hauses an die
Grenze zu beordern. Der Zug hielt in Hendaye. Er führte mit
sich die Königin, den König, die vier Infanten, den Infan ten
Sebastian und mehrere Personen vom Hofe der Konigin. Eine
zroße Auzahl von Beamien und Officieren hatten diese bis an
die Grenze geleitet. Der Kaiser, die Kaiserin und der kaiserliche
Prinz erwarleten die Königin am Bahnhof. Nach einer Entrevue,
die von jener Sympathie durchdrungen war, die immer das Un⸗
alück einfiößt, nahm der Zug seinen Weg nach Pau, wo die Kö—
nigin sich einige Zeit auf dem ihr vom Kaiser zur Verfügung ge—
dellten Schlosse auszuruhen gedenkt. (Nach einer Havas'schen De—
besche passitte die Königin, in deren Wagen Marfori sich befand,
hach 3 Uhr Nachmittags Bayonne, wo sie im Bahnhof eine kurze
lnterredung mit dem Exminister Gonzalez Bravo hatte.) — Der
„Moniteurs meldet, daß in Madrid, wo vollständige Ruhe herr—
che. He. Madoz an der Spitze der provisorischen Regierung steht
Varis. 2. Oct. Die Journale bringen ein amtliches
„Mitgetheilt,“ worin constatirt wird, daß die spanischen Flücht.
linge in Frankreich volle Freiheit der Bewegung haben und dariu
höchstetks durch die zur- Aufrechthaltung der Ordnung An der
Brenze erforderlichen Maßregeln beschränkt sind. Ferner wird verüchert,
daß die Frangösische Regierung keinen Gedanken? der Einmischung
in die spanischen Angelegeuheiten habe und denselben gänzlich fremd
bleiben werde. Ein Artikel im „Pays“ spricht sich ebenfalls für
die absolute Nichtintervention aus.
tus: England. ze N de
London, 28. Sept.« Nach einem aus! Gibraltar“ datirken
Briefe der Times“; hat General Prim Southampton am 17.
September auf einem nach Spanien fahrenden Dampfer in
der Verkleidung eines Kammerdieners eines schwedischen Grafen
verlasseu. F
In Rom soll der Eindruck, den die Nachrichten aus Spa⸗
nien hervorgebracht haben, ein überwältigender gewesen sein, und
war noch mehr im Palast Farnese als im Vatican. In dem er—
tern, sagt man, hätten die Hoffnungen auf einen Umschwung der
Dinge in den letzten Wochen eine bedeutende Höhe erreicht, und
zanz besonders in Hinblick auf die sich vorbereitende franzoͤsisch-
panische Alliance (4ä. Jufolge dieser Aussichten sollen- anch diele
ourbonische Emigranten, welche seil der Vertreibung des Königt
Franz II. sich zu Paris aufhielten, nach Neapel und Palermo zu⸗
rückgekehrt sein, um bei dem Ausbruch der Contrerevolution zur
Ztelle zu seiu. Die spanische Revolulion, heißt es, habe nun
zicht allein die erwünschte Alliauce, sondern auch die italienische
TFoutrerevolution hintertrieben und vielleicht auch die letzte regie⸗
rende, Bourbonenfamilie zum Fasle gebracht.
Bezůguch der Nachfolgerschaft Venedetti's in Berlin hört man
zeuerdings inn Paxis, die Chancen Lavalette's zu dem Posten seien
ꝛedeiitend gesunlen, seitdem die Candidatur des Marquis de Ca-
jore, des fraͤnzösischen Gesandten in München, in's Auge gefaßt
vorden sei. Der letztere gilt nämlich für einen sehtr feinen Hof«
mann, der überdies noch für gewisse Fällz eine nicht kleine Dosis
Energie entwickele, wozu noch komme, daß er durch mehrjährigen
Aufenthalt in Karlsruhe und München mit den,- deutschen Ver⸗
zältnissen pertraut geworden sei. — Die Wahl des Gesaudten
err wichtigen Posten in Berlin scheint Napoleon sehr schwer
zu werden. — 3 7.
eie LZpauien. veν ι
ü Madord, 80. Sept.“ Morgen findet die allgemeine Asb⸗
timmung für die constituirenden Cordes in Madrid statt. Die
Lacaljunta umd die Districtsausschüsse sorgen für Aufrechthaltumg
der Ordnung. Die meisten Beamten sind nen ernannt. Es ist
die Bewaffnung der Bürgergarde angeordnet. Prim und Serrano
werden morgen hier eintreffen. Concha hat die Haupistadt ver—
lassen. Die in Madrid ansässigen Engländer haben der nmeuen
Regierung ihre Glüchwünsche dargebracht. — Auch Barcellona hat
sich erhoben. Der »Graf Cheste (Pezuela) ist nach Frankreich
geflüchtet.
— Die Königin Isabella hat nun seit fast 30 Jahren (von
1839 an) stets den Geldpunkt scharf im Auge gehabt. Als ije
noch jung war, versilberte sie die Kirchengüter; damals war das
Budget noch klein; 150 Millionen, waäͤhrend es jetzt 600 Millio—
nen beträgt. Die goldene Zeit der Reaction kehrte 1846 mit dem
Infauten Franz von Bourbon zurück, welcher vom ersten Tage
an die Beherrschung des Hofes wie der Massen durch den Klerus procla⸗
mirte und sich dabei des Talentes von Gonzalez Vravo bediente,
dessen Haiptschwäche klingende Münze ist. Mit Hilfe der Reac—
tion stellte sich nun folgendes Verhältniß ein: Spanien besitzt ge⸗
genwärtig wieder über 800 Klöster beiderlei Geschlechts, die Zahl
der Nonnen beträgt 15,090, die der Bischöfe 55, die der Canonici
und Abbes 2500, die der regulären Priester 1800, wozu noch
24,000 Vicare u. s. w. kommen. Die Bevölkerung von Spanien
»eträgt 16 Millionen Seelen, doch das Budget für den Cultus ist
»oppelt so hoch, als in Frankreich, das 837 Millionen Katholiken hat.
Die Königin soll sich die Bagatelle von 187 Millibnen Francs
hei Seite geschafft haben.) J
Italien.
Genuna, 24. Sept. An den Ereignissen in Spanien hat
Italien noch ein größeres specielleres Juteresse als der Welifriede
die Börse und der gesammte Liberalismus. Soweit vorläusig die
Sache discutirt wurde, wird allgemein der Revolution ohne allen
diplomatischen Rückhalt der Sieg gewünscht, und darüber herrschi
eine Warme und Einheit der Sympathien fur die Insurgenten.
bon welcher sich nur wenige Klerikalen und Legitimisten ausschließen
Fallen die Bourbonen in Spanien, so hat Italien einen Todfeind
weniger, und die weltliche Papstmacht hat ihren ergebensten An—
jänger verloren. Die augedrohten 30,000 Spanier werden deu
Kirchenstaat nun so rasch nicht, betreten, und wenn die Revolution
iun Spanien siegt, so dürfte auch die-Stellung Frankreichs nur