Full text: St. Ingberter Anzeiger

Slt. Ingberler Anzeiger. 
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Nro. 119. Dienstag, den 6. Oetober 1868. 
Deutschland. tes Bewußtsein seiner Militärhoheit hatte, soll dasselbe einiger— 
München, 1. Oct. In Zukunft wird der Vorbereitungs⸗ maßen abhanden gekommen sein, was nur um so besser ist. Die 
rurz der Kriegsschule zur Ausbildung für solche Wehrpflichtige und bessischen Officiere, denen jetzt die ganze norddeutsche Bundesarmee 
Freiwillige, welche zum Linienofficiere gelangen wollen und die ein Feld der Carriere bietet, solen sehr zufrieden sein und sich 
dihigen Vorbedingungen erfüllt haben, am J. März eines jeden ehe und mehr mit der neuen Gestaltung der Dinge auch in po— 
Jahres beginnen, und wird sich hiernach der weitere normale Ver⸗ litischer Hinsicht befteunden. 
Nuf der Curse der Kriegsschule in der Art richten, daß auch die Berlin, 3. Oct. Wie mehrere Morgenblätter, melden, 
miuitarwissenschaftlichen Curse stets am 1. Marz beginnen und wird bei der Rüdkehr des Königs aus Baden-Baden (also um 
Eende Februar schließen. Die Zahl der Schüler eines Vorberei- den 21. October herum) Graf v. Bismarck seine Functionen 
umgscursus der Kriegsschule ist vorläufig auf zwanzig festge- in ihrer ganzen Ausdehnung wieder übernommen haben. — Der 
setzt worden. russische Kanzler Fürst Gortschakoff ist (bon Waschau?) hier ein⸗ 
In Erlangen hat sich eine freireligiöse Gemeinde gebildet. getroffen. 
München, 2. Oct. Der Stagtsminister des k. Hauses Dresden, 27. Sept. In der gestern dahier stattgefun⸗ 
und des Aenßern Fürst Hohenlohe hat in Folge allerhöchster Er- denen von 1500 bis 1600 Arbeitern besuchten Versammlung wurde 
machtigung das Abberufungsschreiben des bisherigen k. württem- mit allen gegen 5 3 die Annahme folgender, von dem 
hergischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Mini- Präsidenten des Lassale'schen Allgemeinen deutschen Arbeiterver— 
ers Staalsraths Grafen v. Degenfeld-Schomberg entgegengenom- eins Fritz Mende heantragten Resolution heschlossen: In Erwäg- 
men und demseiben bei diesem Anlasse das demselben vom König ung, daß die Arbeitseinstellungen keine Mittel sind, die Lage der 
berliehene Großkreuz des Verdienstordens der bayrischen Krone arbeitenden Klassen dauernd zu verbessern oder irgend welche socia⸗ 
herfonlich überreicht — Die gestetn Abends erschienene Nummer len Uebelstande dauernd abzuschaffen; in Erwägung, daß die 
328 des Volksboten“ ist auf Grund der Art. 119 und 127 des Urbeitseinstellungen mit Nothwendigleit herbeiführen einen Rück- 
Sirafgefetzbuches mit Beschlag belegt worden. Anlaß zur Con- chritt der Arbeiter in ihrem Kampfe für die Umgestaltung ihrer 
stzcirung dab ein Artikel, die Quiscirung des Regierungspräsiden⸗ ocialen Lage; in Erwägung, daß die Arbeitseinstellungen die 
len von Unterfranken, Frhr. v. Zu⸗Rhein betreffend. Industrie schädigen müssen, die Arbeiter aber nicht eine Schä- 
digung, sondern die Hebung der Industrie wollen und es allein 
Dienstesnachrichten. in ihrem Interesse finden, ihre ganzen Bestrebungen nur auf die 
Die kaih. Pfarrei zu Stetten, Bez.⸗»A. Kirchheimbolanden, gründlichste Umgestaltung der modernen Productionsweise zu rich⸗ 
ist dem Priester J. Natter, Pfarrer in Göllheim, übertragen, fer⸗ ten; erklärt die Versammlung die systematische Organisation von 
ner ist der Lehrer Jakob Brosius in Stauf zum Lehrer an der Arbeitseinstellungen für ein historisch reactionäres Mittel, angewen⸗ 
prot Schule zu Gehrweiler, der interimistische Verweser Hein det zu dem Zweck, die Kräfte der Arbeiter auszusaugen, zu zer⸗ 
rich Leibfried zum Lehrer an der kath. Schule zu Weitersweiler, plittern und vom Ziele abzulenken. 
der Privatlehrer J. Aug. Scherer in Godramstein und der interi— Frankfurt a. M., 1 Okt. Am 6., 7. und 8. Oktober 
mistische Schulverweser Matthäus Kaiser in Dennweiler⸗Frohnbach findet dahier (sowie gleichzeitig in Florenz, Paris, London und 
zu Hilfslehrern an der prot. Präparandenschule in Kusel in wider⸗ Berlin) die Emission der Gprozentigen Obligationen der italieni— 
ruflicher Eigenschaft ernannt worden. schen Tabaksregie (im Betrage von 237 Mill. Lire) statt. Die⸗ 
Karlsruhe, 4. Oct. Der Kriegsminister v. Baher ist selben sind in 15 Jahren mittelst halbjährlichen Ziehungen al pari 
nach München gereist, wo morgen die Militärconferenz ihre Sitz- rückzahlbar. Der Emisfionspreis beträgt für eine Aktie von 500 
ungen wieder aufnimmi. Man erwartet eine Verständigung über Francs 410 Frans, mit 792 Francs Jouissance. Zinsen und Ka— 
die vorbehaltenen Punkte. pitalsrüdzahlung sind in Gold garantirt. Die Zeichnungsstelle 
Elberfeld, 1. Oct. Die Appellkammer des Zuchtpolizei- in Frankfurt a. M. ist bei Hrn. Jakob S. H. Stern. Jeder 
gerichts hat heute das Urtheil der ersten Instanz, welches den Besitzer von 10 Obligationen hat das Recht, bei der späteren 
Dr. Schweizer in Berlin wegen seiner Flugschrift „Kapitaß Submission der Aktien auf je 10 Obligationen 1 Äktie zu 
gewinn und Arbeitslohn“ zu einer dreimonatlichen Gefängnißstrafe fordern. 
derurtheilt, bestäligt. Wien, 83. Oct. Das „Tagblatt“ meldet, daß der hiesige 
Berhin, J. Ock. Wenn Hr. v. Bismarck auch nicht, wie spanische Gesandte auf die Nachricht von der Flucht Isabels fofort 
ihm nachgejagt wird, die spanische Revolution bestellt und bezahlt das Gesandtschaftsbureau schloß. 
hat, so kommt diese ihm sicherlich doch sehr gelegen, ja sie soll auf Wien, 3. Olt. Nach einem Londoner Telegramm der N. 
die Besserung seines Gesundheitszustandes entschieden fördernd ein- f. Pr. ist der päpstliche Nuntius in Madrid abberufen und der 
gewirkt haben. Die Reise des Hrn. v. d. Heydt nach Varzin wird Nuntius in Paris angewiesen, der Exkönigin Isabel's den Quiri— 
wohl mit den Landtagsvorlagen zusammenhängen, unter denen nal als Zufluchtsstätte anzubieten. 
auch der Entwurf eines definitiven Gewerbegesetzes genannt wird. Pest, 3. Oct. Gestern hat die Magnatentafel des Reichs- 
Was die Behandlung des Budgeis betrifft, so wird es in Zukunft tags den Ausgleich mit Croatien angenommen. — Der üaslei— 
damit so geholten werden müssen, daß der preußische Landtag nur khanische Finanzminisier Brestl ist zur Erledigung der noch unans— 
das Budget für dasselbe Johr im Herbste beräth, für welches der geglichenen Punkte des Finanzausgleichs mit Tisleithamen hier 
Etat im Frühjahre im Reichstag festgestellt worden ist. Uebrigens erwartet. 
werden die Budgetberathungen diesmal viel einfacher sein als in Linz, 2. Oct. Gestern hat der Landkag 
73 „2. Oct. este at de. g den poli— 
5 e en de Imihen den neuen Wrovinhen d eee aufzuheben beschlossen. Morgen Schluß der 
gen. 
der Landtag nicht zusammentreten. 
Ueber die Resultate der Münchener Militärconferenz ver⸗ 
lantet hier nichts; doch hegt man keine Besorgnisse, da ja Alles, 
was geschieht, im „Anschluß an das norddeutsche Wehrsystem“ ge⸗— 
schehen soll. Hauptsache ist immer, daß die Süddeutschen ihre 
Militärorganisation beendigen und sich sozusagen stets marschbe— 
ceit halten. Officiere, welche den Manövern in Hessen und Va— 
den beigewohnt haben, sprechen sich darüber sehr günstig aus. 
Dem Großherzog von Hessen, der bekanntlich ein sehr ausgepräg⸗ 
Frankreich. 
Das Duell Rocheforts mit dem Sohne des Ministers Ba— 
roche wurde verursacht durch einen Artikel der „Laiterne.“ Ein 
erviler französischer Schulmeister, Namens Rochefort, hatte sich 
nämlich vom Justizminisier die Gnade erbeten, seinen Namen ver⸗— 
auschen zu dürfen. Darauf hatte Rorhefort in seinem Blatte un— 
er anderem geschrieben: „Nehmen wir den Fasl, daß Herr Ba— 
coche hm erlaubt, einen geschändeten Namen für immer zu