Full text: St. Ingberter Anzeiger

friedlichen Beziehungen ⁊ des Landes nach Außen hin in sich 
chließe. , 7* 
⸗ — bruck 4. Octi Gestern wurde der gedruckle Berichi 
des Schulausschusses ausgegeben. Darnach soll das ganze Unter 
ichtswesen in den Haͤnden der Geistlichen bleiben, welche nament⸗ 
lich die Schulinspection ausschließlich führen sollen; im Landes⸗ 
schulraih sollen nicht weniger als drei Bischöfe sitzen. 
Bruͤnn 83. Ott. Dem Erzb schof von Olmutz wurde we⸗ 
gen verweigerter Herausgabe der Ehegerichts⸗Alten neuerdings ein 
ponale von 5000 fl. auferlegt. Heute ist der Termin zur Zah⸗ 
sung des ersten Ponals von 2000 fl. Falls der Erzbischof den 
Lermin nicht einhält, wird zur Pfaͤndung geschritten. 
Fraukreich. 37 
Pariz, 2. Okt. Dem Privalbrief eines wohlunterrichteken 
Mannes in Madrid entnehme ich daß man dort mit Bestimmt⸗ 
geit zu wissen vorgibt: der franzoͤsische Gesandte Herr Mercier de 
doste nde habe von seiner Regierung die Weisung erhalten, durch 
einen ganzen Einfluß der Sahoöpfung einer Republik entgegenzu⸗ 
virken, und vielmehr die Errichtung eines iberischen Koͤnigreichs 
inter Luiz J. zu befürworten. Gruͤnde innerer Wahrscheinlichkeil 
Jamentlich die Abwesenheit jedes andern der franzoösischen Regier⸗ 
uig genehmen Praätendenten, sprechen für die Richtigkeit dieser 
Muͤtheilung; aber angesichts des zwar thoͤrichten, jedoch tief ein⸗ 
gerourzelten Hafses zwischen Spanier und Potugiesen glaubt mein 
—X die Moͤglichkeit der Vereinigung der Halb⸗ 
nsel unter einem Scepter. Noqhh weniger glaubt er freilich an 
zie Moͤglichkeit einer Republik, denn so schreibt er: „Wir sind eine 
zurch und durch monarchische Nation, und jagen einen Koͤnig nur 
adon um einen andern an seine Stelle zu setzen.“ 
VPVaris, 2. Ott. Die „France“ bringt Briefe aus Ma⸗ 
drid, nach welchem Riebero im enischeidenden MRoment die Leitung 
zet Bewegung in der Hauptstadt übernommen habe. Er lasse die 
Fruppen entwaffnen, um die Volksmiliz zu bewaffnen. — Bei 
Alcolea sei gegenwaͤrtig sehr harinäcig und mit bedeutenden Ver⸗ 
usten gekämpst worden. — Der „Etendard“ theilt mit, in Ma⸗ 
Frid seien 70,000 Gewehre veriheilt worden, welche die National⸗ 
zarde jetzt wieder einzuziehen im Begriff sei. — Privattelegramme 
melden, daß in Madrid d'e Republik proklamirt sei. 
Baris, 3. Oct. Die „France“ bringt heute folgende Droh ⸗ 
eng gegen Deutschland: „Man mache sich jenseits des Rheines 
x eine Illusionen. Unsere Politik ist nicht mehr genirt, nicht 
nehr gebunden nach als vor der Revolution in Spanien. Sie 
Hehaͤlt für alle eꝛwa in Europa auftauchenden Vorfälle die voll 
dandige Freiheit ihrer Bewegungen und ihrer Action, und sie 
hleibt laut und aufrichtig friedlich, weil sie. ganz und gar das 
Zefühl ihret Macht und ihzres Rechtes bat.“ Die Schlußphrast 
lingt etwas myllisch. Welches Recht hat Frankreich, sich in deutsche 
Berhaltnisse einzumischen? Denn auf diese wird ja doch offenbar 
angespielt. Kaum ist das neue Ministerium in Madrid fertig, so 
zeht das chauvinistische Geschrei gegen Deutschland wieder an. 
Ist das nicht äußersi thöricht? Die „France“ sollte doch bedenken, 
daß es sich bei dem „Raonde“ und , Univers“ zwar erklärt, weß 
aib sie täglich auf Preußen schimpfen, daß aber ein napoleonischeẽ 
doforgan sehr übel thut, foriwährend gegen eine Ration zu wü· 
hen und mit der puissanco der Franzosen einem Volke zu dro⸗ 
jen, das schon 1813 und 1815 wohl genugsam bewies, wie es 
m Noibfalle im Stande ist, dem Uebermuthe mit Mannesmutb 
entgegen zu treten. J 
Paris, 4. Oct. Die „France“ veröffentlicht den Protest 
zer Exlonigin Isabel. Darin heißt es u. A.: „Nach reiflicher 
hrufung und ernster Berathung habe ich es für zweckmäßig erach 
et, in den Staaten eines erhabenen Verbündeten die nöthige Si⸗ 
herheit zu suchen, um in dieser schwierigen Sachlage so zu han⸗ 
deln, wie es mir in meiner Eigenschaft als Koönigin obliegt, ein⸗ 
zedenk der Verpflichtung, meinem Sohne meine Rechte unverkürz! 
ju überliefern, welche durch das Gesetz beschützt, von der Nation 
ertannt und beschworen, sowier durch 35 Jahre voll von Auf⸗ 
opferung, Wechselfällen und zaͤrtlicher Zuneigung befestigt sind.“ 
Die Erlonigin Christine ist auf einem franzoͤsischen Dampfer von 
Ahurien nach Frankreich uͤbergefahren) 
Paris, 6. Oct. Hawas meldet, daß über die in Konstau⸗ 
linopel angeblich entdectte Berschwörung noch keine Bestätigung hier 
ingelangt ist. — Es heißt, die Kaiserin von Rußland werde den 
Winter in Pau zubringen. — Heute eröffneten die Zeichnungen 
auf die italienischen Tabaksobligationen unter großem Andraug; 
Bramie per Obligation 123 Fres. 
Paris, 6. Oct. „Constitut.“ erklürt die wiederholten Ge⸗ 
rüchte von Verhandlungen zum Abschluß eines Handels- und Mi⸗ 
iuareinigung Frankreichs und Hollands für unbegründet. — Eten⸗ 
ard anart die Erkdnigin Isabel dürfe die ihr gewährte Gast⸗ 
reundschaft nicht zu Acken benützen welche die Neutralitö 
berletzen wuͤrdenqt die Frankceich entschieden zu wadren ent· 
ichlofssen se.... 6 J * 
7Daß Frankreich auf dem besten Wege ist, Spanien bald um 
nuͤchts zu beneiden zu haben, geht schon daraus hervot. daß es 
ndenbliclich vierzehn Religionsgemeinschaften zaͤhlt; in diesen be⸗ 
finden sich is.oooõ Manner und mehr denn 90.000 Frauen, die 
sich dem Klosterleben widmen. Es tommen ein Monch oder eine 
Nonne auf je 846 Einwohner. Im Verhältniß zu seiner Ein⸗ 
wohnerzahl hat Frankreich wohl weniger Monche als Spanien, 
ber 2mal soviel Nonnen. 
Der Si. Sebastianer Correspondent der Gironde“ weisi 
vereits nach, wie die neue Regierung mit einem Federstrich daa 
panische Budget um mehr als 350 Millionen erleichtert loͤnnte; 
brauchte namlich nur abzuschafen. * * 
Die Cesantias d. i. Civilpenfionen aller 
Art23*5* 163,830,3570 Realen 
Die Kirchenobligationen3 180, 128,8570. 
Pension für Solche, die ihr Klosffete 
veriafsen haben 433 * 10,288,260 —8 
Fabriken von St. Peter und St. Johann 4 
Seran εο 
Papstlicher Nuntius 3 220.o00 
e enn Summa 8354, 321, 8920 Realen 
— oder 88,630,472 Fres. 
v England⸗ 
g8ndon, 6. Oct. Heule wird ein Meeting zu Ehren der 
panischen Revolution abgehalten, bei welchem n. A. Felix Pyat 
prechen wird. — Der Herzoz von Edingburg (der 24jährige 
prinz Alfred, Seecapitaän) tritt am 20. Oct. seine zweite Reise 
um die Welt an. 
Italien. 
RNom, 5. Olt. Ein belgisches Handelsschiff ist von Bel⸗ 
sien in Civita⸗Vecchia eingetroffen und bringt Kemington⸗Flinten 
ind 100, 000 Kilogramme Pulver und Blei mit— die für die 
äpstliche Armee bestimmt sind. 572* 
Spanien. 
Madrid. 4. Oct. Das nunmehr bekannte Wadhlresul⸗ 
at ergibt für die definitive JIsu n t a von Madrid fol— 
zende Zusammensetzung: 14 Progressisten, O Unionisten, 7 De⸗ 
nocraten. 4 M 
neadri'd, 5. Oct: Die officielle „Madr. Ztg.“ meldet: Die 
Junta hat Serrano ermächtigt, die hoͤ hste Regierungsgewalt aus⸗ 
suüben und ein Ministerium zu ernennen, welches bis zum Zu⸗ 
Tumentritt der constituirenden Landesversammlung die Regierung 
ühren soll. Ein Decret erklärt fast alle militaͤrischen Chargen für 
„acant und enthält die Ernennung mehrerer Generalt. Es herrscht 
zier vollkommene Nuhe. Die vor der Stadt campirenden anda⸗ 
usischen Truppen werden morgen hier einziehen. IJ 
Wadräüd. 6. Oct. Die definitive Junta von Madrid (alle 
18 Provinzen sollen vorerst durch solche Junten regiert werden) 
hat fich geuͤern constituirt. Die „Gaceta“ veröffentlicht den Wort⸗ 
aut der Protestation der Isabel (der übrigens durch Bayonner 
Zlaͤtter schon bekannt war und lediglich widerwillige Verachtung 
erregt hatie) und bemerlt dazu, daß die Junta kein Wort über 
ieses Actenstück verlieren werde; „Die Nation hat kraft ihrer 
zöchsten Machtvollkommenheit die Handlungen der Konigin gerich 
iet sie wird auch deren Worte richten.“ — In Erwartung der 
ollständigen Aufhebung der Sclaverei in den spanischen Colonieen 
jat die provisorische Regierung einstweilen die Freilassung der Ne⸗ 
jerkinder beschlossen. — Unter dem Titel: „Die Iberische Union, 
erscheint hier ein neues Blatt. 
Ma'drid, 6. Oct. Der General Prim, in Saragossa durch 
hdie dortige Bevölkerung zurückgehalten, trifft morgen hier ein. Die 
Junta und eigene Ausschüsse bereiten zu seinem Einzug Triumph— 
dogen. Mehrere Provinzialjunten reclamiren gegen die Uebertrag⸗ 
ing der höchsten Gewalt an Serrano ohne Zustimmung der Ma— 
orität des Landes. 
Madrid. 7. Oct. Die definitive Junta hat zu Ehren 
räsidenten die Generale Serrano und Prim, zum Präsidenten 
drn. Aguirre und zu Vicepräsidenten die HH. Ribero, Bega und 
rmijo ernannt. Der Einzug der noch vor der Stadt campiren⸗ 
ʒen Truppen erfolgt am Donnerstag. Der Graf Girgenti ist in 
Lissabon angekdmmen. 
Dänemark. 
Kopenhagen, 5. Oct. Die dänische Thronrede sagt 
Aber Nordschleswig: Die Verhandlungen über den Artilel 6 det 
Vertrags sind resültatios geblieben. Unsere Ansicht über die durch 
die Gerechtigkeit und das Interesse des Landes geforderte Loͤsung 
hat sich nicht geändert. Wir halten es für unsere Pflicht, nicht 
u seinem Arrangement mitzuhelfen. das den Volkswünschen nicht