Full text: St. Ingberter Anzeiger

velche erst durch das Einschreiten des Militaͤrs zerstreut werden 
onnie, wobei mehrerr Verwundungen vorkamen. Abends war die 
Xuhe wiederhergestellt. Heute erließ der Leiter der Sta tthalterei 
BSeneral Koller, eine Proclamation, worin er zur Einhaltung der 
Ruhe und Ordnung auffordert, indem er erklärt: es sei seine 
Aufgabe, die gesetzliche Ruhe und Ordnung wiederherzustellen, er 
vurde daher auch allen Ausschreitungen nöthigenfalls mit Waffen⸗ 
Jewalt begegnen. Schließlich spricht er in der Proklamation die 
Hoffnung aus, daß nach eingetretener Beruhigung der Gemüther 
der Weg der Auflehnung werlassen, dagegen eine Verständigung 
nuf verfassungsmäßigem Bodeen gesucht und gefunden werden wird. 
Innusbrucdc,, 10. Oct. BSei der gestrigen Auflösung des 
dandtogs serklärte der Statthalter, die Regierung“behalte lich die 
Maßnahmen vor, um die Staatsgrundgeseze bezüglich der Gemeinde 
ind Schule auch in Tyrol durchzuführen. 
Prag, 10. Oct. Narodni meldet: In den ersten No⸗ 
vembertagen (vom 7. — 9. Novbr.) wird auf dem weißen Berge 
tin Winlerlager, wozu Militär aus Böhmen, Mähren und Oester— 
reich zusammengezogen wird, gehalten. 
Pesst h, I0. Oct. Nicolaus Kis ist zum Gouverneur von 
Fiume designirt. — Die Bitte der Selkte der Nazarener um Be— 
reiung vom Militärdienste, weil ihr Glaube ihnen das Blutver⸗ 
zießen verbietet, wurde vom Ministerium abgewiesen. — Gestern 
zat auf der Südbahnstrede zwischen Lepsenh und Czilvar ein Zu⸗ 
ammenstoß der Züge stattgefunden. — 
Frankreich. 
Aus Paris, 10. Oct., wird geschrieben: Die Kammern 
ollen, sagt man, für den 158. Dec. einberufen werden. 
Bei dem Herzog von Madrid GDon Carlos), der in Paris 
sue Cardinal Fesch wohnt, fand gestern eine Berathung seiner 
Anhänger statt und ist beschlossen, daß er sich ohne Aufschub nach 
Spanien begeben solle. An den „zuffrage universel“ wird Karl 
VII., dem ursprünglichen Plan zuwider, nicht appelliren, weniger 
zur Wahrung des Legitimitätsprincips, als weil man eine solche 
Dperation erst dann für. rathsam erachtet, wenn der Sohn des 
Don Juan die Gewalt und .die Wahlurnen in der Hand 
haben werde......... 
Paris, 12. Oct. DerGauilois?“. enthält einen Brief 
Prim's aus Madrid vont 10. Oct., worin dieser sein Erstaunen 
zarüber ausspricht, daß der französischen Presse Spanien nicht 
chnell genug vorangeht. Prim sagt in diesem Briefe: Wir wer— 
den nicht zögern unser Programm zu verwirklichen, dieses Pro— 
zramm ist: die wahre constitutionelle Monarchie auf möglichst 
dreiter Basis. 78* 
Der „Siecle“ erzählt heute folgende Geschichte über Marfori 
ind führt als Zeugen einen ehemaligen Freund des Intendanten 
der Koͤnigin Isabella an. Es sei ihm von einer Wahrsagerin 
derkündet, daß er dereinst berufen sein werde, sich eine schöne und 
mächtige Königin zur linken Hand anzutrauen. Diese Wahrsagung 
dieg Marfori, der ein schöner und unternehmender Mann war, zu 
stopf, und er machte sich auf die Reise, um die ihm verheißene 
önigin aufzusuchen. Er bereiste ganz Europa. Entmuthigt 
tehrte er nach Paris zurück, wo der Gewährsmann des „Siecle“ seine 
Betanntschast machte. Als er von den Bestrebungen Marfori's 
erfahren, fragte er diesen, warum er denn nicht in Spanien die 
Stichhaltigkeit der betreffenden Prophezeihung erprobe? Der Rath 
eines Freundes machte ihn nachdenklich, und er ging nach Ma- 
drid, wo denn die Prophezeihung gar bald in Erfüllung ging, wie 
ille Welt weiß. 
— Die meisten Pariser Blätter haben gesagt, daß Walewski 
ils armer Minister gestorben sei. Es ist daher nicht uninteres⸗ 
ant, zu erfahren, daß der Mann, den man einen „armen Mini— 
der“ nennt, Folgendes besaß: 1) drei Häuser in Paris, von de— 
nen er das eine, welches ihm der Kaiser geschenkt, bewohnte; 2) 
»in Landhaus in St. Germain, das Thiers für diesen Sommer 
zemiethet; 3) das Landgut Amphion am Genfer-See in Ober⸗ 
Savoyen; N eine Domäne im Landes-Departement, welche ihm 
der Kaiser geschenkt, und die einen Werth von 2 Millionen hat; 
5) Orden im Werthe von 200,000 Fres. Die Minister, welche 
man in Frankreich nicht arm nennt, müssen wenigstens 20 Mil— 
liouen besitzen, und man begreift daher, daß die Wittwe des Gra⸗ 
en aus der Staatskasse einen Zuschuß von 20,000 Fres. per 
Jahr und aus der Privatkasse des Kaisers ein jährlicher Gnaden⸗ 
gehalt von 30,000 Fres. erhalten wird. 
Paris, 18. Oct. Der „Ganlois“ glanbt zu wissen, daß 
Prim an den Prinzen Napoleon einen Brief gerichtet habe, der 
zur Mittheilung für den Kaiser bestimmt sei. Prim erilärte darin, 
die provisorische Regierung wünsche freundliche Beziehungen mit 
Frankreich zu unterhalten. Dieselbe sei nicht voreingenommen für 
rgend einen Throncandidaten und werde sich bemüben, daß die 
Wahl auf einen Prinzen falle, welcher Europa im Allgemeinen, 
Hesonders aber Frankreich genehm sei. 
Erngland 
London, 11.5 Oct. Gladstone hat an seine Wähler ir 
Züdwestlancashire ein Wahlmanifest erlassen, in welchem er fiq 
ür die Sparsamkeit im Staatshaushalt, und für Aufhebung de— 
rischen Staatskirche ausspricht. 
London, 12. Oct. Aus Havanna wird via Newyor 
elegraphirt, daß der Geburtstag der Konigin Isabella am 1 
Dct. in gewohnter festlicher Weise gefeiert wurde. 
* Italiennn. 
Aus Rom, 4. Oct. bringt die „Liberte“ ein Schreiber 
worin sie unter der Versicherung, daß diese Nachrichten verbür 
eien, mehrere Mißtheilungen über einen Vertrag macht,⸗in 8 
essen in Italien seit Wochen allerlei Gerüchte umgehen, über di 
edoch schwerlich bald etwas Zuverlässiges bekannt werden dürfte, 
za die Betheiligten ein Interesse haben, die Sache ganz im Dun⸗ 
kel zu lassen. Mittheilung der „Liberte“ lautet: „Als der Prinz 
von Girgenti im Begriff war, sich mit der Infantin Isabella zu 
erheirathen, wurde er von seinem erhabenen Bruder beauftragt, 
nit dem Hofe von Madrid Unterhandlungen anzuknüpfen über die 
Kestauration, von der man im Palast Farnese schon seit sieben 
Jahren träumt, und für welche man ohne Unterlaß arbeitet. Diese 
Iuterhandlungen gelangen eben so glücklich wie rasch, und es kam 
»in Vertrag zu stande, welchen die Königin mit beiden Händen 
interzeichnele, und durch welchen Spanien sich verpflichte, Franz IB. 
30,000 Mann zu stellen, welche in geeigneten Augeublicke auf die 
düfte von Sicilien geworfen werden sollten. Mit Hilfe dieser 
Macht hoffte der Ex-König von Neapel, wärmstens ermuthigt durch 
seine Frau, die Königin Marie Sophie, sein Königreich wieder 
ju erobern. Uebrigens würde der Hof von Madrid, der niemals 
varme Sympathien für das einige Italien gehabt hat, Franz I. 
inter allen Umständen gestützt haben, sobald einmal das „Alea 
acta estꝰ ausgesprochen und die 30,000 Mamn auf neapolita⸗ 
nischem Boden ausgeschifft waren. Dieser Plan mußte der Koͤni— 
sin von Spanien entgegenlachen; indessen beschloß man im Palast 
Farnese, um denselben bei ihr den Erfolg zu sichern, im Einver 
tändnisse mit den ultramontanen Großmächten in Rom, die Mit— 
virkung der Jesuiten anzurifen, die am Hofe von Madrid sehr 
nächtig waren. Diese ehrwürdigen Väter hielten u. a. auch Herr 
Harfori in ihrer Hand. Diese Persönlichkeit war ganz zu ihret 
Berfügung, und er war es in der That, der den Abschluß des 
raglichen Bertrages zu stande brachter... 
Spanien. 
Louis Blanc ist von Prim, mit dem er in London jederze 
reundschaftlichen Verkehr gepflogen hatte, telegraphisch eingeladen 
vorden, nach Madrid zu kommen. Die revolutionäre Regieruns 
vürde ihm ohne Zweifel einen hohen Posten andertrauen, wem 
er sich entschließen wollte, von England bleibend nach Spanien zu 
iberfiedeln. Louis Blanc ist in Madrid geboren, woselbst sei⸗ 
VBater unter Joseph Bonaparte Finanzinspector war, und sprich 
zas Spanische mit großer Geläufigkeit. 
Madrid, 8. Oct. Man liest in der, Correspondencia“ 
Die revolutionäre Junta hat hinreichende Geldmittel zur Verfü— 
jung. Verschiedene Capitalisten haben bis jezt 20 Millionen Re 
ulen gegen mäßigen Zins auf städtische Obligationen, welche dur« 
die auszuführenden Banten garantirt find, vorgeschossen. Diese! 
Ddarleihen kann noch vergrößert werden 
Dasselbe Blatt erzählt, daß am 7. Oct. Abends ein Batail 
on freiwilliger Nationalgarden gerade durch die Valverdestraf 
og, als ein Priester, der die Hostie zu einem Sterbenden trug 
rorüberkam. Sofort und ehe noch ein foörmliches Commando er⸗ 
heilt worden, machte das Bataillon Halt, präsentirie das Gewehr 
ind beugte das Knie. 
Das Generalconsulat der Republik Salvador in Madrid hat 
nachstehendes Schreiben an die Junta erlassen: „Im September 
821 schüttelte Salvador das gräuliche Joch ab, das auf ihm 
astete. Im September 1868 stürzt das Mutterland Spanien 
ür immer die Tyrannei, die es entehrte. Ewiger Ruhm den 
Zpaniern, die dadurch, daß sie ihre Freiheit eroberten, be⸗ 
viesen, daß sie das Mufter der freien und hochherzigen 
gölker sind.“ 
Die Deutschen in Madrid haben, wie die „Gaceta“ meldet, 
benfalls eine Beglückwünschungsgoresse an die Revolutionsjunta 
rlassen. „Ehre sagen sie darin, der Nation, deren Kraft und 
deldenmuth in wenig Augenblicken über hundertjährige Tyrannei 
zu siegen und auf deren Trümmern den Tempel der Freiheit und 
)er Gerechtigkeit zu errichten verstand. 
Madrid, 12. Oct. Ein Decret des Kriegsministers er⸗ 
zöht alle Militärchargen vonn Corporal an bis zum Oberstliente⸗ 
iant um einen Grad. Auch unter den Civilbeamten haben 
ahlreiche Beförderungen stattgefunden. — Die Subscriptionen auf 
die neue Anleihe betragen etwa 900,000 Franken. Latorre ist