um General⸗Capian von Valencia und Novillas zum General⸗
Fapitan von Catalonien ernannt.
Madrid, 12. Oct. Die gestern hier abgehaltene demokra⸗
jesche Versammlung nahm einen tuhigen Verlauf, die gehaltenen
seden waren sehr gemäßigt. Die Versammlung nahm einstimmig
zie Erklärung an, daß die Demokraten so lange die Regierung
nterstühen sollten, als diese den Grundsätzen der Revolution treu
hleiben werde. Wegen vorgerückter Tageszeit wurde der Antrag
Hrense's (auf Einführung der Republit) nicht mehr zur Abstim—
mung gebracht.
Madrid, 12. Oct. In Folge: einer Demonstration der
Holksmenge, welche das Concordat vor dem Palaste des papstli⸗
hen Nuntius verbrannte, erschien der französische Gesandte bei
arschall Serrano, um anzufragen, ob die Vertreter der“ aus⸗
partigen Mächte auf persönliche Sicherheit und auf die Achtung
der Bevölkerung xechnen könnten. Serrano antwortete bejahend
ind bot Soldatenposten zum Schutz für- die fremden Gesandt⸗
chaften an. Die Manifestation habe mur ftattgefunden, um die
Freiheit des Cultus zu proclamiren.
Madrid, 13. Oct. Espaters hat einen Brief an Ser⸗
rano gerichtet, in welchem er der provisorischen Regierung seine Un⸗
nerstüßumg wie die seiner Freunde zusichert, damit die National-
huberannat triumphire. — Ein Decret des Justizministers unter
drückt den Orden der Jesuiten im ganzen Lande, verordnet Schlie⸗
zung ihrer · Etablissemenis und Beschlagnahme ihres beweglichen
ind unbeweglichen Vermögens zu Gunsten der Nationn«Die
cevolutionäre Regierung beabsichtigt die Unterdrückung der seit 1638
jegründeten religiösen Gemeinschaften, Aufhebung ihrer Privilegien
Zerechtigung der Mitglieder anderer Corporationen, in das bür—
gerliche Leben zurückzutreten. - Die Nationalgarde auf dem Lande
durde aufgelöst. — Die Douane von Madrid wurde aufgehoben
Die Grenzzoöͤlle sollen umgestaltet wecden.
Türkei. F
Konstantinopel, 3. Oct. Die Kriegsschiffe, welche
Zouveräne oder Chefs unabhänger Staaten an Bord habem,
zürfen künftig die Dardanellen uund“ den“Boßporus
pajsireen. e 84
Kreta, 4. Oct. Der englische Konsul hat im Auͤftrag: seit
ies Ministeriums den Beschluß der Provisorischen Regierung, die
znsel unter englischen Schutz zu stellen, dahin die
aglische Regierung wisse nichts von einer Insurrection, noch voͤn
iner provisorischen Regierung auf Krreta.
Veruischters.
7 Am 12. dieses erging das Urtheil in der Criminalsache
zes Christian Wagner, der Ermordung seiner früheren Geliebten,
Friederike Gundelwein, im Bahnhofe von Homburg beschuldigt,
ind wurde derselbe zu 10jähriger Zuchthausstrafe verurtheilt.
Gleißweiler, i1 Ock. Einer im hiesigen Bad—be⸗
findlichen Dame aus Hamburg wurden am Freitag Nachmittag,
wahrend fie einen Ausflug auf die Anna⸗stapelle machte, aus einem
feleiderschranke, mittelst Erbrechung desselben, 300 Thlr. in preuß.
Zassenscheinen gestohlen. Der Verdacht ruht auf · einem jungen
Mannn, der sich unter dem Namen „Baron v. Scharowski
ud. jur., seit einigen Tagen im Bade aufhielt,“sich für “einen
Heidelberger Studenten ausgab und am Tage des Diebstahls,
jach Zahlung seiner Rechnung, wobei er einen 25 Thaler-⸗Schein
serausgabte, unvermuthet rasch abreise..
pBrückenau, 4. Oct. Ein gräßliches Unglück ereignete
ich gestern Nachmittag in dem 2 Stunden von hier entfernten
Dorfe Rothenrain. Das 10jahrige Töchterchen der Wittwe Wal—
er kam einem auf der Viehweide angezündeten Feuer etwas zu
zahe, das dünne Kleidchen fing Feuer und ging bei dem starken
Winde in lichterlohen Flammen auf. Das entsetzte Kind lief auf
hdas co. 200 Schritt entfernte Haus seiner Mutter zu, stürzte
iber auf dem halben Wege zusammen, so daß die zur Hilfe
jerdeieilenden Nachbarn blos noch eine grauenhaftverkohlte Leiche
dorfanden.
4 Bayern besitzt in seinen Feuerwehrleuten eine
zanz respectable Armee. Man zahlt bereits ca. 250 die Mehte
m Laude, welche einen Personalbestand von über 25,000 Mann
aufweisen.
In Ber lin stand dieser Tage eine, junge Diebsbande“
aus 6 Knaben und einem Mädchen bestehend vor Gericht. Dit
ntarteten Kinder hielten täglich Zusammenkünfte am Springbrun—⸗
jen auf dem Alexanderplatz, beredeten dort, wo sie sich Abende
reffen und die Nacht zubringen wollten (gewöhnlich auf dem Ni—
olai- oder Marien⸗dirchhof), kletterten dann in Höfe und Gärten
ind stahlen Alles, was Ihnen in die Hände kam. Die Sachen
vurden bei einem Trödler verkauft. Dus- Gericht verurtheilte
ie kleinen Diebe zu 2—26 Wochen, den Hebler zu 4 Wochen
FSefängniß.
Aus Berlin wird als Curiosum mitgetheilt, daß daselbl
int große Volks⸗Vetsanmmlung in der nächsten Woche stattfinden
olt, welche gegen die „kleinen Bierseidel“ eine Agitation in Scene
etzen wird. 2
'In Berfrn hat einer mit ihrem Manne in Unfrie⸗
den lebende Eisenbahnbeamtenfrau K. ihr Kind erwürgt und sich
aufgehängt.“8
4In Edendorf (Kr. Ahrweiler) wollte ein Stellmacher
zus Eifersucht seine Geliebte ermorden, tödtete aber dafür aus
Bersehen die Schwester derselben durch einen Stich in den Hals.“
Die „D. Z.“ schreibt; „Jetzt geht das Depossediren
janz fabelhaft schneli. Früher gingen bange Kriege voraus Otto
hon Griechenland war der Erste, der diese barbarische Einrichtung
bschaffte und vhns Blutvergießen seinen Thron im Stiche Keße
Die Herren von Hannover, Cassel und Nassau folgten nach. Die
panische Isabel hat sich und ihren Schatz in Sicherheit gebracht
iuch, ohne langes Federlesen. Mir scheint, die Kronen sind im
Werthe. gefallen- und das Gottesgnadenthum besteht nur noch als
veraliete Floskel. Die Völker sehen mit Genugthuung, daß ohne
ihr Zuthun die Throne ein Besitzthum sind wie jedes andere.
och zu Anfang dieses Jahrhunderts war der Besitzwechsel in einem
Bauerngute eine Seltenheit, das Gut erbte vom Vater auf den
ZSohng ⸗ Heute⸗ verlauft unbedenklich der Sohn das vom WVater
4 Gut, wenn es ihm gut bezahlt wird. Und eben so schnell
verden allerhöchste Bauergüter weggegeben oder weggenommen!
ninder, Güter, Häufer: — es sind Besitzthümer“ die wechseln.
Die Lehre, die sich aus solchen Erfahrungen Große; und Kleine
iehen konnen⸗ liegt auf ber Hand, ist aber für die Großen weniger
erfreulich, als für die Kleinen“ 7«
f In der Nähe von Fünfkirchen in Ungarn, erdrosselte ein
unger Bauer der Erbschaft weger seine alte Mutter und hing sie
uf· um einen Selbstmord vorzuspiegeln. Ein zurückgelassener
Stoq verxieth ihn je doch und er nebst seiner Frau ward verhaf—
tet die⸗ Letztere gestand sogleich den Mord.
Metz, 8. Oct. Der „Courrier de la Moselle? bringt
raͤchstehende genaue Angaben? über die Zahl der Opfer der Ar⸗
enal⸗Explosion.“ VSechsundsechszig todte oder Verwundett Arbeiter⸗
nnen (13 Leichen) waren im Augenblice nach der Katastrophein
»atß Hoͤspitak Bon⸗Secours gebracht worden.* Es sind davor bis
jeute 48 hestorhen; 18.Verwundete befinden sich noch äàm Hospital,
de Haumd oangig Milutarpersonen waren unter den. Opferu 14
»erselben sind gestorben, 12 Verwundete befinden sich noch im
Militärlazareth. In den Hospitälern sind also bis heute 62
Sterbfälle constatirt; mehrere Frauen, deren Namen unz unbe—
annt sind, werden in ihrerWohmmg' behandelt, und auch da find.
eider einige Todesfälle vorgekommen. —
3 7Ein Brief int Londoner „Athenäum“ aus Beaune ent⸗
virft eine glänzende Schilderung von dem heurigen Herbstsegen
ind; der Weinlesen Burgund. Der überschwängliche Segen gipfelt
in den Weingeländen zwischen Beaune und dem berühmten Clos
de Vougeot. Doch soll die Weinfülle nicht ganz, ver- Trauben⸗
menge an den Rebstoͤcken entsprechen/ weil die Sommerhitze un⸗
näßig war“ und der Regen fehlte. „Großtraubiger Wein und
kromonz Regen ernährt ihn,“ sagt schon Homer. Interessant
jj die Notiz- daß von dange het die Sitte besteht, daß fran⸗
zöfische Truppen, wenn sie an den Weingärten von Clos
borüberziehen, das Gewehr präsentiren! Diese Reben meint der
Engländer, verdienen die -Ehrenbezeugung; ihre Trauben sind
edenfalls geistreicher als der Kopf manches Orden⸗ und Epau⸗
ettenträgers. . 5 —
7.Durch- einen Eisenbahnunfall bei Lynchburg in Virginia
innd 20 Soldaten getödtet und 30 verletzt worden.
Es ist neuerdings nachgewiesen worden, daß jeder Schnupf⸗
tabat, welcher in Hüllen aus Blei oder bleihaltigem Staniol ver⸗
packt ist, giftige Bleisalze enthält, die sich oft bis tief ins Innere
der Pakete erstrecken. Von einem wahrhaft krassen Unfug de⸗
richtet aber das Oberlausitzer Gewerbeblatt, indem es borge⸗
onimen sein soll, daß als Versilberungsflüssigkeit
ür Löffel und dgl. sehr giftige Quecksilberldsungen von Hausirern
gekauft wurden.
7 Als nach der Wiederherstellung des Königthums in Frant⸗
reich der Vorschlag aufgetaucht war, eine Milliarde Franken für
die französischen Emigranten zu erheben, soll General Foy ausge⸗
rufen haben: Weiß man denn nicht, daß seit dem Tode Christi
ioch nicht eine Milliarde Minuten verlaufen ist? Odbgleich seit
diesem Ausspruche beinahe ein halbes Jahrhundert verflossen, ist
die Milliarde Minuten noch immer nicht voll. Am nächsten Weih—
nachten werden erst 982,368,000 Minuten verlaufen sein. Da
zas Jahr 525,600 Minuten hat, müssen nah 34 Jahre verstrei⸗
hen, ehe die Milliarde (1,000,000, 000) erreicht ist. Dann schrei⸗
sen wir 1902, in welchem“ Jahre, gemäß der durchschnittlichen
debensdauer, neun Zehntel der jetzt auf der Erde lebenden Men⸗
chen nicht mehr unter den Lebenden wandeln werden.