Full text: St. Ingberter Anzeiger

(Das Jahreseinkosnmen der österreichischen Bischöfe) gibt 
ein Prager Correspondent der „Kezutg.“ wie folgt an: Etzbischos 
von Olmütz 200,000 fl., Erzbiichof von Prag 100,000 fl. Erz⸗ 
vischof, von Wien 40,000 fl. Bischof von Vrünn 33,000 fl. 
Fizbischof von Salzburg und die Bischöfe von Leitincritz, König 
gräß, Seckau und Gurk je 20,000 fl., Bischof von Linz, Laibach 
St. Pölten, Brixen, Trient je 15,000 fl., Bischoff von Gör 
12,000 fl., Bischof von Triest 7000 fl., Bischosf von Budweit 
5000 fl. a* — 
Pest, 31. Oct. Dem Vernehmen nach entsendet die Re— 
gierung behufs Untersuchung der siebenbürgischerumänischen Grenz— 
ttreitigkeiten einen köninl. Commissär. 
In Bozen, wo letzten Samstag der Bürgermeister 
Dr. Streiter den zu Ehren des zur Firmung eintreffenden Bozener 
Fürstbischof errichteten Triumphhogen wieder wegnehmen ließ, 
haben unmittelbar vor Aukunft des Bischofs 4 stämmige Münner 
denselben wieder vor den Eingang zur Stadt gebracht und auf 
4. untergelegte Papierbogen niedergestellt, so daß er den „städtifchen 
Grund“ nicht berührte. Der Bischof zog siegreich durch denselben 
in die fromme Stadt. 77 
Frankreich. Fr em ir 
Paris, 30. Oct. Prinz Napoleon ist nach England abge 
reissst. — Die „France“ bezeichnet den Artikel der „Neuen Fr— 
Presse,“ welcher die Länderertheilung zwischen dem Kaiser von 
Rußiand und dem Koönig von Preußen betrifft, für eine excent 
rische Trͤumerei. — Dasselbe Blatt meldet, daß in den Verhand 
lungen zwischen Frankreich und Tunis wegen der Bezahlung der 
französischen Gläubiger ein Resultat nahe bevorstehend sei. — 
Ferner sagt der „Etendard“ in Betreff der neuen Karte Europa's 
Es ist leicht den praktischen Werth der Mainlinie zu discutirer 
und d'e gegenwärtige Tragweite der Verträge zwischen dem Nord 
deutschen Bund und den Südstaaten zu übertreiben, im Grund 
bleibt es doch ein unstreitbares, nicht aus der Welt zu schaffende? 
Factum, daß selbst die volldändige Vereinigung von Nord⸗ und 
Süddeutschland angenommen, man doch nur die Hälfte der einst 
in compacter Masse gegen uns vereinigten Kräfte vorfindet. — 
Die „Patrie“ fragt bei Besprechung des Artilels des „Journa! 
de St. Petersbourg““, was dieser Feuerbrand bedeute, welcher in⸗ 
milten einer Gesellschaft geschleudert wutde, in der Alles nad 
friedlichen Zielen hinstrebt. 
Paris, 31. Oct. Der, Constilutionnel“ versichert, die 
Rathschläge, welche Frankreich Dauemark ertheilt habe, eine ver⸗ 
soͤnliche Politik gegen das Berliner Cabinet anzunehmen, hätten 
in Kopenhagen sehr viel Gehör gefunden. 44 
Paris, 31. Oct. Die gestern als entschieden bekrachtete 
Eutlassung des Hrn. Marfort wird heute wieder als minder ge— 
wiß dargestellt. Man fügt hinzu, die Ktönigin Christine werde 
um den Herrn Majordomus nicht zu sehen, noch vor der Hier 
herkunft ihrer Tochter Paris verlassen. Die zärtliche Mutter sucht 
wohl blos einen Vorwand, da sie überhaupt nicht in sehr zärt 
lichen Verhältnissen zu Isabella steht. Gehen doch spanische Blätter 
so weit, zu behaupten, die Königin-Mutter lasse für Montpensier 
Propaganda machen. 
Paris, 2. Nov. Die Koͤnigin Isabel wird erst nach 
der Abreise des Hofes nach Compiegne in Paris eintreffen und 
noch vor dessen Rückkehr wieder von hier abreisen. Hr. Mon 
geht morgen nach Madrid. 
Schweiz. 
Berrn, 2. Nov. Der Bundesaath hat das sich neu con— 
tituirende Spanien im Voraus anerkannt und den diplomatischen 
Berkehr mit der Regierung in Madrid wieder aufge 
nuommen. 
Italien. 
Florenz. 2. Nov. Die „Ital. Corresp.“ sagt bei Be— 
sprechung der Beust'schen Rede im Wehrausschuß: Die dem Hrn— 
v. Beust zugeschriebene Phrase: „aber Italien hat nicht immer 
die Hände frei“ — sei nie von dem Reichskanzler gesprochen 
worden. Dieser habe, nachdem er constatirt, daß Oesterreich in 
guten Beziehungen zu Italien stehe, hinzufügen zu müssen ge— 
dlaubt: Man dürfe nicht vergefsen, daß in Tyrol und Istrien 
italienische Agitationen stattfinden, welche verhindern zu können 
die italienische Regierung nicht in der Lage ist.“ Man ersehe 
hieraus, daß Hr. v. Beust weit entfernt, Italien etwas Belei— 
digendes oder Unangenehmes zu sagen, nur die Loyalität und 
Redlichkeit der italienischen Regierung habe kennzeichnen wollen. 
Svanien. 
„Don Carlos oder die Republik!“ ist der Wahlspruch der 
neu⸗katholischen wie der carlistischen Blätter in den baskischen Pro— 
vinzen, wo das Feuer des Aufstandes von Dorf zu Dorf getragen, 
bis auf Weiteres aber mit Asche zugedeckt wird. Einstweilen 
heerscht in allen Provinzen äußerlich vollständige Ruhe und selbft 
die lezte noch vorhandene Junta, in Ferrol, hat die Erllärung 
abgegeben, sie habe ihre Arbeiten beendigt. 
Frau Prim hat sich an die Spitze einer Adresse gesetzt, in 
welcher die Negierung ersucht wird, die Nonnen nicht aus ihren 
stlöstern zu vertreiben.“ 
Zwischen Spanien und Frankreich sind bereils Verhandlungen 
vegen Abschlusses eines ueuen Handelsvertrages auf Basis des 
Freihandels im Gauge. .. .3 — 
Die Regierung wird den Cortes ein Gesetz vorlegen, wodurq 
die Armee um 25,000 Mann vermindert wird. Oesterreich und 
„chweden haben die Regierung anerkannt. Die Verwaltung det 
dirchenpermögens entläßt das Personal der königlichen Kapelle 
und alle anderen Haushaltsbediensteten des Patastes. — Die 
Bankiers und Creditgesellichaften erklären, beträchtliche Summen 
auf das Anlehen unterschreiben zu wollen. 
Die Carlisten rühren sich, die Republikaner nicht minder; 
beide Bewegungen begegnen sich. Dies provisorische Regierung 
schickt. mehrere Infanterie⸗-Regimenter nach Navarra, wo ein 
zroßeres Corps unter zuverlässigen liberalen Oberofficieren zu⸗ 
ammengezogen wird, um die Carlisten und Isabellinos zu be⸗ 
obachten. 
Dem „Gaulois“ zufolge präsentiren sich die Herzöge von 
Sesto, von Fernan⸗Nunez und Frias als Kandidaten für die con⸗ 
tituirenden Cortes. Die spanische Aristokratie fusionirt vollig mit 
)er Revolution. — Herr Olozaga, zum spanischen Botschafter in 
Paris ernannt, wird noch im Laufe dieser Woche hier erwartet. 
— Herr Esralante hat seine Entlassung als Chef der populären 
Streitkräfte von Madrid gegeben. — Herr Marfori wird der 
önigin Isabella nicht nach Paris folgen. () —* 
Madrid, 31. Oct. Die „Gajette de France“ meldet, ein 
oreußischer Prinz sei im Geheimen abgereist und habe sich über 
Bibraltar nach Madrid begeben. 
Madrid, 1J. Nov. Die „Gaceta“ veröffentlicht ein Cir⸗ 
zular Zorilla's welches den Municipalitäten die Sorge für den 
Bolksunterricht dringend anempfiehlt, welcher allein der Unwissen⸗ 
Jeit von drei Jahrhunderten steuern könnte, deren Folge die 
bis in die letzten Zeiten der Bourbonen bestehende Inquisition 
— D 
Die Nachrichten, welche die KRegierung aus Cuba erhalten 
jat, sind nicht die beruhigendsten, und ich glaube, daß in Kurzem 
Truppen abgehen werden, um die Ruhe auf der Insel wieder 
Jerzustellen. Aber es ist unrichtig, daß auch in die baskischen 
Provinzen Truppen gesendet werden sollen aus Furcht vor einer 
carlistischen Bewegung. Der Carlismus beunruhigt die Regierung 
aicht. Ob Don Carlos in Paris oder anderwärts ist, seine Sacht 
wird dadurch nicht besser und wäre selbst in dem Falle verloren, 
daß alle baslischen Provinzen sich für fie erheben sollten, was aber 
sicher nicht geschehen wird. Es erscheinen hier zwei Journale, 
die sich nicht damit begnügen, katholisch zu sein wie der Monde 
und das Univers; sie sind zugleich bourbonisch und noch über—⸗ 
dies carlistisch, und Niemand verhindert sie, zu sagen, was sie 
wollen. Diese beiden Blätter haben aber so wenig Vertrauen 
zum Erfolg von Don Carlos, daß sie dessen Fahne gar nicht 
aufpflanzen und seine Candidatur nicht aufstellen, und da sie einen 
liefen Haß gegen das liberale und repräsentative System hegen 
wie es in England, Belgien, JItalien ꝛc. besteht, so verlangen 
sie, wissen Sie was? — die Republik! Sie hoffen, daß diest 
zur Anarchie führe und ihr Candidat dann im trüben Wasser 
fischen kann. 
Rusland. 
Petersburg, 1. Nov. Das angeblich authentische Te⸗ 
legramm, welches meldete, daß der Papst Pius die Heilige (rus⸗ 
sische) Synode eingeladen habe, sich auf dem bevorstehenden Con⸗ 
cil in Rom vertreten zu lassen, wird als Erfindung bezeichnet. 
Ein derartiger Schritt des Papstes würde überdies gänzlich er⸗ 
folglos sein. 
Die „Insterb. Zig.“ berichtet von der russischen Grenze: 
„Die Zustände in unserem Nachbarreiche, namentlich in den Pro— 
binzen, die sich am letzten Aufstande betheiligt haben, sind wahr⸗ 
haft entsetzlich und erstrecken ihren Einfluß theilweise sogar über 
unsere Grenze. Die Hungersnoth beginnt schon jetzt in so bedeu⸗ 
leuder Weise aufzutreten, daß für den Winter das Schrecklichste 
zu befürchten steht. Die Schaaren von Bettlern, die täglich über 
die Grenze kommen, sind so groß, daß Privatpersonen genöthigt 
sind, ihrer Wohlthätigkeit eine Schranke zu setzen. Vielleicht sieht 
auch damit in Verbindung, daß ansteckende Krankheiten, wie Schar⸗ 
lach, in einzelnen Grenzorten so stark grassiren.“ 
Amerika. 
Newe⸗Yorlk, 31. Oct. Der 
hei einem Besuche seiner Vaterstadt 
Staatssecretär Seward hiell 
Auburn im Staate New⸗