Full text: St. Ingberter Anzeiger

Sl. Ingberler Anzeiger. 
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Der „St. Ingberter Anzeigeéer“ mit seinein Umerhaliun sblatte erscheint wöchentlich dreimal: Dienstag, Don nerstag 
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Deut schland. Frankfurt, 10. Nod. Die gestern Abend im Saalhau 
Muünchem, 9. NodDie⸗ officidse Mittheilung dah sichere abgehaltene vierte Geuerat Versammlung des religiösen Reform⸗ 
Anssicht vorhanden, es werde dem nächfsen Landtazo'von der Lerein⸗ für Deutschland war nur schvach besucht. Nachdem Ronge 
Staatsregierung auch der Entwurf eier Advocatendrdnung vorge- einen Vortrag über die durch ihu ims Leben gerufene Reformbe— 
legt werden, mit welcher dann auch die Frage, ob Freigabe wu in Oesterreich g halten, erstattete der Abgeordnete Schmidi 
yder Nichtfreigabhe der Advocatur, ihre Erl digung finden wird, Nus Oberstein Vericht üher die erfolgreichen — des dortigen 
enthält durchaus nichts Neues. Es ist damit“die für den neuen keform — en, katholischen Ortsgeistlichen und der 
Proceß in Aussicht genommene Advocatenordnung gemeint, welche Abgeordnete Ries aus Höchst üder den schädlichen Einfluß der 
als. „Nebengesetz' des neuen Processes auch ohne Rücksicht auf die Jesuiten in Nassau. Heaupt gegeustand der Tagez⸗Ordnung war 
Forderung ver Frei abe der Advocatur in Vorlage gekommen wäre ie Berathung über die une läßliche Unabhängigtett des deutschen 
und welche, wie wir mittheilen können, den Ministerialrath Weis, datholicismus von Rom, und fabte die, Ve sanmlung, nachdem 
einen entschiedenen Gegner der Freigabe, zum Autor hirben wird. sßenge die Sache in einem langern lebbaften Vortrag motivirt 
Die Freigabe der Advocatur wird eine andere legislative Behand⸗ A folgenden Beschlußg: „Die Versammlung erklärt, daß 
lung erfohren müssen. Sie wird analog der dringenden proces- die Vefreinng von der kirchlichen Fremdherrschaft Roms aus sitt⸗ 
sualen Frage der Aufhebung der Schuldhaft Gegenstand einer ichen und patriotischen Gründen nothwendig und geboten sei durch 
besonderen Gesetzesvorlage werden müssen, damit auch bei dieser das Gesetz des Culturfortschritts und beschließt, daß eine Ansprache 
zleichdringlichen Frage das Risico vermieden wird, welches durch an die Katholiken Deutschlands in diesein Sinne und Penicne; 
sine etwaige Vereitlung der Civilproceßrorlage sammt ihrer „Ne— an die Abheordnetenkammera wegen der Jesuitenmoral voa Gury 
zengesetze“ herbeiführt würde. Der Gesetzeniwurf über e erlassen werden.“ Die übrigen Gegenstände der Tages⸗ Ordnung 
der Adbocatur wird lediglich das Princip der Freigabe auszuspre- Anstrebung von Communalschulen und Programm des religidsen 
chen, den Einführungskermin zu fixiren und die Erfordernisse für Meform⸗Vereins) mußten wegen vorgerückter Zeit vertagt werden. 
die Ausübung der Anwaltsrechte zu bestimmen haden. Diese Ronge schloß die Versammlung mit der eindringüchen Ermahnung, 
Borlage wird kurz und einer raschen Erledigung fähig sein. Sollte »am modernen Indifferentismus entgegen zu wirken und zu 
die öfficibse Notiz ein Einschläferungsversuch gegenüber der täg- ditsem Zwecke namentlich ein Auge auf Refotm der Schul⸗ zu 
lich wachsenden Bewegung sein, so wird derselbe als fehlgeschlagen hab en. (F. J. 
zeuen maͤssen. —ie ob ben 10. Nov. Von der hiesigen Koufmannschaft, 
Mäünchen, 10. Nos. Die Verhandlungen mit Württem- owie von den Handels. Interessenten der ganzen Moselgegend ist 
berg über Herstelluug weiterer Eisenbahn-Verbindungen zwischen eine zweite Petition an das Abgeordnetenhaus nah Verln abge⸗ 
Bayern und Württemberg sind heute im Ministerlum des Aus-Jangen, um den Bau der wiederholt aufgenomme nen M oe 
wärtigen wieder aufgenommen worden. Von eere Eisenbahn bis Trier ins Leben zu rufen und die Staatis— 
Seite sind hiezu Oberbaudirettor v. Klein und Finanzrattz Knapp nterstützung für dieses allgemmein nütliche . Bahn Prosc zu be⸗ 
als Commissäre hier eingetroffen. U an pruchen. F 45777 
München, 11. Nov. Der Landrath von Oberbayern hat In Ha unover wurden neuerdings wieder wegen 
den schon erwähnten Antrag auf sofortige Freigebung der Advo- Absingen des Kukuksliedes dret Frauen aus Pattensen dann fuͤnf 
zatur ohne Rücksicht auf das Zustandekommen einer neuen? Ctvils Uunge Leute von Hannover unter Anklage der Majestätsbeleidig⸗ 
proceßordnung einstimmig angenommen, resp. beschloss⸗m, beim nig eingezogen. J 
Justizministerium die Bitte zu stellen, wo möglich noch?— dem ge⸗ — 11. Nov. Die Eröffnung der Sitzungen des 
genwärtigen Laudlssze einen dahin zielenden Gesetzesentwurfe or⸗ Bundesrathes wird am 30. Nov. erfoͤlgen. Graf Bismaͤrk soll 
ulegen. J whhler sein, wenn auch sein Befinden noch immer Schonung 
Zu dem im Landrath der Rheinpfalz von Hrn. Rolhhaas erfordert. — WV 
Jestellten Ansrag in Betreff des Volksschulgesetzes er ee — Ein Artikel der „Provinziel Corr.“ über die Finanzlage 
„N. Nachr.“: „Zu wünschen ist nur, daß auch die Landrätheder füͤhrt aus, daß die Friedensbolitit Preußens nicht aus finonziellen 
anderen Kreise in ähnlicher Weise sich über die Schulreform aus⸗ Bedrangnisfen entspränge, sondern aus dem Wunsche für friedliches 
sprechen, damit in dieser Frage wirklich das erre cht werde, was Bedeihen Deuschlands und freundschaftliche Beziehungen zu den 
die Staatsregierung mit Recht erwartet, Auftlärung des Volkes auswürtigen Mächten. 
gegenüber den Eutstellungen der ultramontanen Presse.“ Bertin, 11. Nov. Gestern Abend ist der 24 Arlikel um— 
ünchen, 12. Nov. Tie „Correspondenz Hoff nann“ erklärt ssende italienisch deutshe Postbertrag unferzeichnet porden Ein⸗ 
gegenüber Verichten in Wiener Blättern, daß von einem MPiitbes acher Brief nach Italien 11.tr., unfrankirt 18 kr., über 
jatzungsrecht oder einer Betheiligung Preußens an der Verwaltung 15. Gramm für je 15 Gramm oder einen Theil davon ein 
der süddeutschen Festungen oder endtich einem Ueberlassen derselben acher Portofatz mehr. 
an die genannte Mecht weder früher noch jetzt, noch bei den Berlin „12. Nov. In Bezug auf die Interpellation deß 
züngsten Peilitärconferenzen die Rede gewesen sei. Abgeordneten Löwe (Cartellkonvention mit Rußland) erklärte der 
München, 13. Nov. Der König hat, um dem Staats- Minister v. d. Heydt, die Regierung müsse sich zur Zeit die Be— 
minister Fürfsten Hohenlohe einen neuen Leweis seines hohen antwortung versagen, ohne jedoch dadurch spaterer Beantwortung 
Vertrauens zu geben, denselben unter die Großbeamten der Krone derselben vorgreifen zu wollen. — Der Abg. Eberty beabsichtigk, 
aufgenommen und zum Kronoberstlämmerer ernannt. — Der So— inen Antrag auf Abschaffung der polizeilichen Confiscotion den 
rialgesetzgebungsausschuß der Abgeordnetenkammer ist auf den Zeitungen und Zeitsehriften einzubringen. 
30. Nov. einberufen. Wi en„II. Nov. Die „Presse“ meldet, es seien Verhand⸗ 
Darmstadt, 11. Nos. Gegenüber von Zeilungsmitthei- lungen über eine allfällige Wänderung mehrerer Artikel des Pa⸗ 
iungen erklärt Hr. v. Dalwigk: Er habe keine russische Provinz riser Vertrages im Gange, um für die Zukunft jede Beeinflussung 
dem Kaiser ergebener gefunden, als Kurland; die neuerliche strens der inneren Angelegenhesten der Donaufürstenthümer durch einzelne 
gere Verfahrungsweise in den Ostseeprovinzen habe vor seiner Rück. Mächte anszuschließen. Durch die fragliche Abänderung soll sich 
kehr stattgefunden, und, Versuche, das gute Einvernehmen die Suzeränität der Pforte über die Donaufürstenthümer weniger 
zwischen Preußen und Rußland zu stören, seien ihm vollstän- illusorisch gestalten. — 7 
dig frend. — — Das „Tagbl.“ meldet aus „verläßlicher Quelle“ :.In 
Frankfurt,a. M. Die Frankfurter Bank hah den Tis- Bukarest walte die Absicht ob, am 15. Decenber die vollstͤndra⸗ 
conid von Z anf 320 pGoet. erhöhht LIuabbängdigkeit Rumäniens zu bprnelamiten