Full text: St. Ingberter Anzeiger

bringen. Die Monarchie soll nicht von goöͤttlichem Rechte hergeleitet 
werden und wird keine audere Legitimitäte haben als die der 
Volkssouveränetät.“ 
Ein interessantes Documenl veröffentlicht der⸗, Diario de 
Barcelona“, das, wenn es historisch ist, geeignet sein dürfte, dem 
Bottesgnadenthum der spunischen Knigsfamilie einen bedentlichen 
Stoß zu versetzen: Das fragliche Artenstüch ist eine Beichte, welche 
Don Tomas Henriquez Cabrera. Graf von Melgua und Groß 
Admiral von Kastilien, dem: Papste Clemens: XI. machte.“ ¶ So 
lautet nämlich der vollständige Titel.) In dieser Konfession be— 
kennt sich der Graf von Melgua schuidig, nach dem Tode Karl's 
III. in Verbindung mit einigen Mitgliederu des königlichen Hau— 
— auf die Nach⸗ 
folge bezüglichen Puncten gefälfcht zu haben, und bittet Gott umd 
die-Mauent Karls um Bergebnng für? diefes „aus Verblendung 
begangenetwahnsinnige Verbrechen ·;·· y: 
Madried, LB. Rov. Vor eiuigertZeit schan hat eine 
Anzahl Damen Adressen um Einführung der Cultusfreiheit an die 
provisorische Regierung geschickt, doch micht ohne Widerstand der 
Geistlichkeit. Am vorigen Sonntag soll in einer Kirche ein Priester 
den Schönen Madrids gedroht haben, sie würden ˖ bei Cultusfrei⸗ 
heit in die sociale Stellung der arabischen und luürkischen Frauer 
hinabgestoßen werdenn. reee *57 
Donaufürstenthümer... 
Butarest, 13. Rov. Heute Morgen um 9 Uhr faud ein 
Lußerst heftiger secundenlanger Erdstoß statt.. 
Stußlaud. 
Peter zburg, 12. Nov. Zur Complcitirung“ der Armee 
und der Flotte ordnet ein Ukas des Kaisers eine Reder urte n 
wushebung im ganzen Reiche von vier voun Tausend 
an. Die Aushebung begiunt, am 153. Januar und endet am 
15. Februar. 
VBernrpmiesichtes. 
FrWurse dem Westrich sschteibt die Pf. VolkoZige“ Ein 
Herr D. Wagner aus Linden in Westphalen hat in unmiltelbarer 
Rähe von Waldmohr bauwürdige Kohleuflötze, aufgefunden und 
es ist, wie wir heute jim Kreisamtslatte Nr. 16Pelesen; die nach⸗ 
gesuchte Concession zur Anlage und zum Betriebe einer Steinkoh⸗ 
engrube non kate Regierung ausgeschrirben. Die iuduftriegrme 
Gegend wird dieses vortheilbringende Unternehmen mit Freuden 
hegrüßen. darum demselben ein fröhliches „Glück auf?!“ 
7 Aus Ludwig shafen, 16. Rov. berichtet der Pfzr, Kur,: 
Gestern Abend traf der ume8Uhr 58. Min. Abends von hieß 
abgeheude Personenzug beim Passiren des Friesenheimer Wegüber— 
zangs in der Nähe von Oggersheim ein mit 6 Perfonen besetztes 
Fuhrwerk auf der Bahn und schleuderte dasselbe mit einer solchen 
Gewalt auf die Seite, daß der Wagen zertrümmert und 2 der 
darin sitzenden Personen verletzt worden sind. Von hier und von 
Oggersheim war sofort ärztliche Hilfe zur Hand. und ist von den 
sosort au die Unglücksstätte geeilten Directions-Beamten das 
Nöthige angeordnet worden. Die bercits eingeleitetes Untersuchung 
wird es ergeben, ob von Seite des dort stalionirten Bahnwaärtes 
zine Dienstesnachlässigkeit vorliegt, welche das beklagenswerthe 
Unglück hervorgerufen hat. 
— Naqcschrift: Soeben vernehmen wir, daß von den 
beiden schwer Verletzten eine Frau gestorben sei. 
7 Vom 1. Oct. 1867 bis . Oct 1868 sind im St. Gott 
jard⸗Hospitak 8674 Arme, darunter47 Kranke und Halberfrorene, 
verpflegt worden. Die Total-Ausgabe belief sich auf 905,915, 
die Total⸗Einnahme auf 893,330 Fr., folglich restirt ein Deficit 
jon 12,5853 Frer. 
7Die Magenpumpe eine medicinische 
dening keiit. Ein im medicinischen— Correspondenzblatt des 
württembergischen ärztlichen Vereins, am 11. Juni d. J. enthal⸗ 
ener Aufsatz von Dr. P. Reich in Stuttgart über die Fischer'— 
sche Magenpumpe und ihte Anwendung bei chrouischen Magen— 
Abeln verdient der Wichtigkeit seines Gegenstandes willen ünd bei 
der großen Anzahl der mit solchen Leiden Behafteten seinem we— 
sentlichen Inhalt nach auch in weiteren Kreisen veröffentlicht zu 
aerden. Magenpumpen wurden zwar früher schon gebraucht bei 
Vergiftungen und bei Geisteskranken, welche sich weigerten, Nah— 
cung zus sich zu nehmen. Genannter Pumpe besteht aus einer 
messingenen Spitze, welche durch einen sinnxeichen Mechanismus 
nit dem Magen mittelst eines Gummischlauches und des Schlund⸗ 
sohres in Verbindung gesetzt, den Mageninhalt in ein beliebiges 
Befäß. eutleert, aus welchen sodaum Wasser oder irgend ein flus⸗ 
iges Arzneimittel in den Magen einzepumpt wird. Die unmit⸗ 
elbaren Folgen des Auspumpens sind ein Gesühl von Wohlbe⸗ 
hagen, Aufhören vorhandener Schmerzen, ein Verlangen nach Nah— 
rung bei früherer gänzlicher Appetitlosigkeit. —, 
Die „Norddeuische Schutzeitung“ erzählt: Ein preußifcher 
Schulrath revidirt eine Landschule und fragt nach beendiater Re— 
paision den Lehrer, ob er noch einen besonderen Wunsch habe. Der 
Lehrer, dessen Einkommen quch gerade nicht bedeutend ist, wagt 
in unterthänigster Devotion die Bittee, um eine Unterstützung von 
Seiten der Regierung“, wird jedoch mit der Bemerkung abgewie⸗ 
m: „Sie hätten lieber“ um den heiligen Geift bitten sollen.“ 
Derselbe tann woht vom Herrn Schutrathe auf, Bestelktung bezo— 
jen werden.)“ Nach knrzer Zeit findet dien Kevision emer andern 
FIchule durch denselbeir Revifiznäre statt Es erfolgt““auch hiet 
e Frage nach emnem besonderen Wunsche; der Lehrer, durch die 
hin' beklannt gewordene Erfaͤhrung seines Collegen klug gemacht/ 
rklärt mit frommer Miene: „Er habe nur den Einen Wunsch: 
der heilige Gesst möge mehr und methhr bei ihm eintehren egicht 
Tage duraßf kamt — eine Gratification“ von zehn —A 
Solches Altes geschah im Jahre des Heilts 1868 im Staate 
der Jutelligezrzz. 
Der „Palmerston“, ein eiserner Viermaster mit 437 Aus— 
wanderern auf dem Wege von Hamburg nach Newyanrk. wurde in 
den Sund von Plymouih bugsirt, nachdem derselbe nach sechs 
wöchiger Fahrt, efiwa 200 englische Meilen⸗ westlich von⸗ Seilly 
lech geworden war. Sechs Tage lang schwebte der „Palmerston“ 
(ursprüglich ein Dampfer umter spanischer Flagge), in großern 
Gefahr; sämmtliche Passagiert, Münner wir Frauen, mußten ab⸗ 
wvechfelnd an den“ Pumpen arbeiten. Das Schiff wird zur Aus⸗ 
ꝛesferung in die Great Western Docks gobracht werden.. 
*Im Herzen der City von London wurde eine Fabrik für 
Wechselfälschungen endeckt. Der Cityh-Solicitor“ gelangle in den 
Besitz von 20 Wechseln im Betrage von 5000 Pf. Si., die in— 
jerhalh des letzten. Monats fabricits wurden und nicht weniger 
als 74 gefälschte Unterschriften tragen; über 50 Geschäßtsstempel 
hat man in der Offlin der Fälscher vorgefunden; das jedenfalls 
ichon lange betriebene Handwerk scheint nicht allein England, sou⸗ 
dern auch Dentjchland und den ganzen Kontineut mit seinen Ful— 
schungen. überschwemmtk zu. habem. Die Verhandlung gegen die 
eingezozenen Fälscher (ßBAusländer: Siegm. Striemer: Gustav 
Stowen, Gg. Kunicke) wurde vertagt, unn weitere Beweisuwmenté 
»eizubringen· ,, n 
7 Woe'rtsh a'u. Einem amtlichene Nachweiser zufolge find 
in den ketzten ? Wochen im Gouvernement Radom in 221Ortschafr 
en 78 Perfonen an der sibirhschen Pest erkranktz dabon sind 42 
jeursen, 22 gestorben und 11 befinden sich noch. in ärztlicher Be⸗ 
handlung. Vom Rindvieh sind im genannten“ Gouvernement in 
den leßten4 Wochen: 248 an der fibirischen Pest erkrankt und 
davon 224 gefallent Die furchtbare Seuche greift · immer mehr 
um fich und ist im Goubernement Kalisch bertitsn Lis nahe an 
die preußische Grenze vorgedrungen. 
New-⸗York, 28. Oct. Die Newe Yorker Handels⸗Zig.“ 
enthält folgende, höchst wichtige Eutscheidumg in Lebensversicherungs⸗ 
Angelegenheiten: „Die hiesige American Mutual 
anes Co. hatte sich geweigert, der Wittwe eines M. W. Gibson 
Jen Betrag einer auf dessen Leben abgeschlossenen Versicherung zu 
zahlen, weil der Versicherte! Selbstmord beganzen habe:. Dir 
Wittwe leitete Klage ein, unddie verllagte Compagnie stellte als 
Bertheidigung auf, daß 1) in den gelieferten Belegen die Ursache 
des Todes des Versicherten nicht rihtig angegeben sei und daß 
2) der Verficherte Selbstmord begangen, und daß 8) der Versicherte 
ein Atheist gewesen, Gott n'cht gefürchtet habe zc. Die erste In— 
tanz entjchied zu Gunsten der Klägerin, das Appellationẽ gericht 
estätigte das Urtheil und stellte datin das Princip fest. daß Le— 
ensversicherungs-⸗Policen durch Selbstmord des Versicherten ihre 
Rechtsansprüche nicht verwirken, oder mit anderen Wotten, daß, 
obwohl Verdacht des Selbstmords eines Versicherten vorliege, dessen 
Witlwe und Kinder der ihnen zufaällenden Versicheruugssumme 
nicht beraubt werden sollen, gleichviel, pb der Versicherte. Christ 
oder Heide gewesen. Zu bemerken ist noch, daß hier in der Regel 
die Application zur Versicherung des Gatten von der Frau auͤs— 
geht und die Police dem entsprechend lautet, eine Form, die des⸗ 
Jalb fast ällgemein ist, weil nach den Staatsgesetzen eine so 
ausgestellte Police, wenn deren Jahresprämie 800. Vollars. nicht 
übersteigt, durch Gläubigert“ des Versicherten nicht angetastet 
werden kann.“ J J 
7In Chicago sind kürzlich zwei Wochen⸗Idurnale ins 
deben getreten, die ausschließlich von Dumen redigirt werdem Eins 
erselben nennt sich die Legal News“ und bringt jucistische Mit⸗ 
heilungen aus den Gerichtshöfen der nordwestlichen Staaten. 
Der Redacteur dieses Jouruals ist Mrs. Myra. Bradwell, die 
Battin eines Advocaten in Chicago. Das andere Journal führt 
den Titel „Sorosis“ (Jgleichzeilig der etwas mystische Name eikes