Full text: St. Ingberter Anzeiger

Sl. Ingberler Zenzeiger. 
der St. Jagberter Anzeiger“ mit seinem Unferhaltun sblatte erscheint wöchentlich dreimal: Dienstag, Daͤnners kag 
und Samstag. Abonnementsbpreis vierteljährig 45 Krzr. oder 13 Silbergr. Anzeigen werden mit 8 Ierzr. die dreispaltig Zeil? 
I Blattschrift oder deren Raum berechnei. —V 
Nro. 1443. Diiendtag, den 1. Deeember 188868, 
Deutschland. 
Munchen, 27 Nov. Nach den bis jetzt getroffenen Dis— 
bositioren wird der König bis 21. Dezember in Hrhenschwaugau 
aerweilen. 
— Die sammilichen k. Staatsminister begeben sich morgen 
zur Feier der Enthüllung, des Deulmals Waximilian V. nach 
Landshut. 
Muünchen. 27. Nob. Das Kultusministerium hat wie 
in der jüngflen Zeit dem Turnunterrichte nun auch dem Zeich—⸗ 
nungsunterrichte on den humanistischen Gymnasien sein besonderes 
Augenmerk zugewendet. Die Aufgabe dieses Unierrichtszweiges 
an den Studienanstalten erstreckt sich allerdings zunächst auf die 
Forderung des Geschmackes und des ästhetischen Sinnes der Ju 
gend im Allgemeinen und bezielt nicht die Ausbildung für tech— 
aische Aufgaben. Der Zeichnungsunterricht ist deßhalb nur facul⸗ 
ativer Ratur und die für denselben gebotene Stundenzahl eine 
sehr beschränkte. Die Bedeutung dieses Unterrichts darf jedoch — 
abgesehen von der Wichtigkeit der Kenntniß wenigstens der Grund⸗ 
züge der Zeichnenkunst für jeden Berufszweig — um so minder 
unterschätzt werden, als die Studienanstalten und insbesondere die 
Lateinschulen vielfach die Vorbereitungs-⸗ und Uebergangsstufen für 
technische Lehranstalten bilden, an welchen der Zeichnungsunterricht 
schon in den untersten Cursen systematisch und als Hauptlehrgegen⸗ 
stand betrieben werden muß. Diese Gründe haben das Cuttus- 
ministerium veranlaßt, die Frage durch Techniker einer näheren 
Prüfung unterstellen zu lassen, in welcher Weise der Jeichnungs⸗ 
unterricht an den Studienanstalten mit Rücksicht auf die hiefür 
zebotene beschränkte Zeit möglichst zweckentsprechend und fruchtbringend 
ertheilt werden kann. Es wurden daher die Akademie der bil— 
denden Künste und die Dircctionen der Kunstgemerhschulen zu 
Dmiüunchen und Nüruberg angeweejen, durch ihre Professoren von 
dem dermaligen Stande und Vetriebe des Zeichnungsunterrichtes 
in den hamanistischen Gymnasien dieser beiden Städte Einsisbt 
naelzmen zu lefsene und auf Grund der hiebei gewonnenen Erfah— 
xungen gutachtliche Adutßerung abzugeben, wie weit der Unte richt 
im Zeichnen an den Studienanstalten geführt werden soll und 
darf, welche Grundjätze hiebei im All semeinen zu deobachten wären 
uund woelche Wethode sich hiefür zumeist empfehle. 
— Aus München scheeibt man der „A. Abdztg.“: Die Herren 
A- eo dueten Kolb und v. Soher habeun ihren Entwurf der pfälzi 
en Gemeindeordrung mit Rucksicht auf die unter dem Vorsihze 
des Herrn Stoatsministers des Immern in Speyer gepflogenen Be— 
sprechnnren vielfuch mrdificirt. Die neue Reaction des Entwurfes 
urd gedruckt an die Mulieder des Socialausschusses vertheill 
vnd die nächste Grundtage der am 8. ds. Mits. im A schusse 
beien uden Berathumgen bilden. Sobald der Ausschuß seine 
Vrehungen beendet bat, wird, noch vor Mitte Dezember, die 
b. mendrordnung in der Kammer der Abgeordneteu selbst zur 
Berathurng gelangen. 
Vünchen, 27. Nov. Die Zeitungsnachricht, nach welcher 
Frankreich die Verfolgung einiger bayer schen Preßorgane (es war 
hauptsechlich von pfalzischen Blättern die Rede) verlangt härte, 
ist jalich. — 
Viümnchen, 28. Nov. Der diesseitige Bevollmächtigte bei'm 
Zrlltaurdesrath zc., Herr, Ministerialrath Berr, reist heute Abeud 
d. Berhen aäb. 
Aus der Pfalz, 29. Nov. Heute hat in Winzingen 
zine Verjon mlung von Advocatanwälten stattgefunden, um über 
die Frage der Freigabe der Advocatur zu berathen. Die Ver⸗ 
anmlung ging von der Ansicht aus. doß kein Bedürfniß vor— 
har den jei, die in der Pfalz bestehende Gesetzgebung abzuandern, 
sprach sich aber dennoch wit überwiegender Behrheit für Freigabe 
der Atvocatur im engeren Sinne, dagegen gegen Freigabe der 
Anwalt'chaft und einstenemig für die Localifirung aus, wie aus 
den folgenden Resolutionen hervorgeht: 
1) Es ist unthuunlich und für die Rechtspflege schädlich, auch 
die nach Moßgabe der Proceßordnung dem Anwaliszmang unter 
iiegenden Handlungen im engeren Sinne freizugeben. 5 
2) In der Plalz besteht kein Bedürfniß' zur Freigabe der 
Advocatur im engeren Sinne, jedoch auch kein Grund, sich der⸗ 
elben zu widersetzen. 
3) Es ist undurchführbar und nachtheilig, der Anwaltschaft 
»as Recht mündlicher Parteivertretung zu entziehen. s 
4) Im Kall auch die Anwaltschaft freigegeben würde, ist es 
jänzlich undurchführbar, die Localisirung dex Anwaltspraris auf⸗ 
ugeben, indem ohne eine solche ein prompter und geordneter Pro⸗ 
reß gar nicht dentbar ist. 
5) Es ist wünschenswerth, daß die destnitive Entscheidung 
iber die Frage der Freigebung der Anwaltschaft auf so lang 
»erschoben werde, bis das jenseitige Bayern die Wirkungen des 
fffentlichen und mündlichen Verfahrenẽ in Bezug auf die Stelluug 
»er Anwaltschaft hat erproben kbönnen. Jedenfalls wäre in der 
Pfatz die Einführung der vollständigen Freigebung der Anwalt⸗ 
haft insolange aufzuschieben, bis die Wirkungen dieser Freigabe 
aus der Erfahrung beurtheilt werden können. ar. 
6) Einerlei, ob die Advocatur in allen Richtungen freigegeben 
vird oder nicht, so ist es in allen Fällen nothwendig, daß die 
zöchste Unabhängigkeit der Stellung des Standes der Advocaten 
ind Anwälte durch eine auf dem Grundsatz der freien Organi⸗ 
ation beruhende Anwaltsordnung gesichert werde. (Pf3. Kur.) 
Dienstesnachrichten.. 
Die erledigte protest. Pfarrstelle zu Lautersheim, Decnsiats 
irchheimbolanden wurde imterm 22,1. M. dem bisherigen Pfar— 
er von Rockenhausen* Decanats Obermoschel Kilian Vorenz Vol⸗ 
er verliehen. Der Steuer⸗ und Gemeride⸗Einnehmer Jacob Bed 
vor Altheime winde feinem Ansuchen entsprechend, auf die erledigte 
Seuereinnehmerei Otterberzg, der Steuer⸗ und Gemeindeeinnehmer 
deinrich Linz in Lamorecht, auf Anfuchen nach Kusel, der Steuer— 
ind Gemeindesinneymer Andreas Schlebdurg von Trulhen, seinem 
Ansuchen entsprechend, auf die erlediate Einnehnerei Sippersfeld, 
ann der Steuer⸗ und Gemeindeesinnehmer Osto Witte zu Bruch— 
nühlbach auf Ansuchen auf die Steners und Gemeindeeinnehmerei 
Ibermoschel, serier der' Steuer und Gemeindeeiunenmer Joseph 
Veber' von Wattenheim, jriner Bitte willf ihrend auf die Steuer⸗ 
uind Gemeinde innehmerei Oagersheim versetzt. Ernannt wurden 
ꝛie Einnehmereicandidaten Wilhetm Aung von Bergzabern zum 
Steuer⸗ und Gemeindeeinnehmer in Bruchmühlbach; Ludwig 
-chellhaaß von Dahn, z. Z. in Oggersheim, zum Steuer⸗ And 
BHemeindeeinnehmer in Trulben und endlich Heinrich Wilh. Alwens 
pon Aunweiler zum Steuere und Gemeindeeinnehmer in Mit⸗ 
elbrunn. n 
Die katholische Pfarrci Sondernheim, Berirksamts Germers⸗ 
jeim, ist dem Priester Georg Lau, Pfarrer jn Feilbingert, Bezir's« 
zunts Kir hheimbolanden, übertragen, feruer ist der peusionirte 
Zergernt des kal. 4. Infan exie Regimentz Joh. Georg Veoritz, 
.Z. in Kindsbach, auf Ausuchen zum Laudgeriatsdiener in 
Ot erberg ernaunt worden. 
Frankfurta. M. Dem Magzistrat ist jetzt d'e amt⸗ 
iche Mittheilung zuzegangen, daß der Konig, wie gerüchtwise 
chon früher gemeldet wurde, zur Restauration des hirsi gen Do⸗ 
nes ein Geschenk von jährtich 20 000 Fr. auf zehn Jahre, vom 
Jahre 1869 ab, aus seinem Despositions-Fonds bei der General⸗ 
qStaatstasse mit der Maßgabe bewilligt hat, daß der Bauptan 
och näher festzuftellen ist und die, Üeberweisimg der einzelnen 
Jahresraten davon abhängig bleibt, daß für jedes Jahr der Bau—⸗ 
eriode vorab ein gleich hoher Betrag von dem Dombau—⸗Verein 
anderweit beichafft und zur Verfügeung. gestellt werde. 
Berhin 28. Nov. In der Budgetcommission ist der An⸗ 
rag gestellt, die Uebernahme des aus.värtigen Ministeriums auf 
den Etat des Norddentschen Bundes (pon 1870 ab) zu beantra— 
jen. “ Die Beschlagnahme⸗Conimission verwarf den Antrag auf