Full text: St. Ingberter Anzeiger

Ueberweisung der Einklnfte des Extdnigs Georg an Sie Slaals⸗ 
asse. — . 
Frankreich. 
Paris, 28. RKosb. Pie Agentur Hadas dementirt das an 
der Borse verbreitete Gerücht von einer Erkrankung, des Kaisers. 
Derfelbe hat gestera“dem Staatstathe präsidirt. — 
Die Exkönigin von Spanien het eine Einladung nach Com⸗ 
hdiegne erhalten und auch an jenommen. Sie figurirt in der dritten 
Serie. Sie wird dort unter dem Namen einer Herzogin von 
Aranjuez auftreten, welchen Ramen sie auch fernerhin tragen wird. 
Ihr Sohn, der Prinz von Asturien, wird in Zakunft den Titel 
zines Grafen von Andujar führen. Dieser Namenswechsel soll 
nun deineswegs andeuten, daß die Königin sihr in ihr Schicksal 
Jügt, sendern er bezwect, der Königin and ihrem Sohue zu ge— 
statlen, nint weniger Pomp aufzutreten. Der „Herzog von Ma— 
drid“ begibt sich ebenfolls anf's Land. Er geht nach dem Schiosse 
de la Gaudiere zur Judd. 
Marseihle, 27. Nop. Im Schwarzen Meer und im 
zriechischen Archinel haben große Stürme viele Schiffbrüche ver— 
anlaßt. Tas RPatetboot von Konstantinopel ist hier a4*4. Stunden 
zu spät e ngetreffen. Die mit dem'elben angelangten Brie'se 
sprechen von Verstärkungen, die nach Bulgarien abgesendet worden 
jeien, da die Aufregung dort in Folge der Auwesenheit der Bande 
Tmitri und garibaldischer Abenteures im Ballan fortdauere. Der 
Großvezier bat dem gricchiichen Patriarchen erklärt, es sei noth— 
wendig, daßz er in die Lostiennung der bulgarischen Kirche trotz 
des Widerspruches der Synode willige. Der Patriarch hat sich 
entschitden, ein orientalisches Concu einzuberufen. Bereus sin 
Tinludungen an die dier auderen Patriarchen ergangen.“ 
Englaud. 
O !Peil, der Praͤsident des Fenierthums hat von Amerika 
gaus em neves Manisest an das irische Volk gerichtetr. Dasselbe 
beschäfugt sich mit den Neuwahlen und wüthet eben sjo sehr gegen 
Gladstone's Politik als gegen die vielgeschmähten Conservativen 
und bezeichnet Gludstone's Vestrebungen, Irland zu srinem Reche 
ju verhelfen, als heuchler sche Umtriebe, durch die das irische Vort 
um sein underäußerbates Recht der Selbstregierung betrogen wer⸗ 
den solle. 
Das Projelt, in London einen zreeiten Tunnel don Tower 
zill nach Southwart unter der Themse anzulegen, dürfse sich in 
aächster Zeit verwuklichen, da: das ganze erforderliche Capital ge— 
jeichnet st. Zur Beförderung von Personen und Gütern zwischen 
zen beiden genannten Puncten, welche ünterhalb von Londoubrigde 
liegen und sich deshalb, ohn? der Schiffiahrt Eintrag zu thun, 
aicht gut durch eine Brücke verbinden ließen, soll ein durch Dampf⸗ 
kraft bewegter Omuibus dienen, welcher au den beiden Enden 
durch hydraul ijche Maschinen hinuntergelassen, beziehungsweise ge⸗ 
hoben wird. 
Italien. 
„Die Gesundbeit des Palstes ist sehr angegriffen“, schreibt 
man aus Rem vem 13. d. M. Seit der Ausfahrt uach 
Fivitavecchia sachte ihn zehm Tage lang ein heftiger Husten heim; 
er war am Allerheiligentage, wo er fich nicht abbalten ließ, in 
die Sirtiniiche Capelle zu gehen, sehr unwohl. Am St. Karls— 
dage fuhr er, gegen die Etiketie, in einem verschlossenen Wagen 
nach der Kirche dieses Heiligen. Der Husten hat jetzt allerdings 
uufgehört, die Schwäche aber hat zugenommen. In diesen Tagen 
antersuchte ihn Dr. Conneau, Leibarzt Napoleon's .; es ver⸗ 
steht sich, daß man sofort wissen wollte, daß dieser Leißarzt nur 
hierhergesandt sei, damit der französische Kaiser genau erfabre, 
wie lange der Papst noch leben lönne. Je schwaächer aber Pius, 
desto öfter zeigt er sich öffentlich, desto mehr uimmt er feine Kräfte 
usammen. Man sagt er sei fest davon überzeugt, daßk er den 
Triumph der Kirche über die Revolution noch schauen werde, bevor 
u in sein Grab steige, das er sich in Santa Maggiora be— 
eeiten ließ.“ 
SEvanien. 
Madrid, 24. Novb. Die „Voz del Siglo“ (d. h. Stimme 
zcs Jahrhunderts) meldet: Reisende, welche aus der Havanna 
ommen, erzühlen, daß die Consuln von Großbritannien und der 
dereinigten Staaten von Nordamerika davon gesprochen haben, 
hren Regierungen die Nothwendigkeit vorzusteslen, die Einwohner, 
regen welche General Lersundi zu Feld zinht, als kriegführende 
Streitkräfte anzuerkennen. Nachdem nämlich die englische und 
rordamerikanische Regierung die spanische Revolution auerkann 
haben, seien dieselben verbunden, auch diejenigen anzuerkennen, 
velche in Cuba für diese Revolution die Waffen ergriffen haben. 
Nan wundert sich, daß die provisorische Regierung sich nicht be— 
ꝛilt, den General Lersundi abzuberufen. — 
Madrid, 27. Nob. Der „Impartial“ veröffentlicht unter 
— * 
, 
der Ueberschrift „Zur Eore Spaniens“ einen Artikel, der den 
Mangel, an Opferwilligkeit Seitens der Capitalisten bei den Zeich 
nungen auf die Anleihe in sehyr starken Ausdrücken tadelt. (Aljo 
in Spanien wie überall) — Die Zeichruigen helaufen sich auf 
nahezu Lo0 Mill. Escudos. — Herr Olozaga ist nach Paris 
abgereist. 
Mad rid, 28. Nov. Morgen findel dahier eine republi⸗ 
kanische Kuudgebung und außerdem im Prads eine Versunmlung 
junger Leute statt. welche gegen den Ausschluß der Bürger vom 
20. his 25. Jahre vom Wahlrecht protestiren wollen. 
Madrid, 29. Nod. Heute fand vor dem köoniglichen 
Palast eine republikanische Demonstration sttt. Ein Redner 
rief aus: „Schwöret, daß niemals wieder ein Könige diesen Pa⸗ 
aft betreie.“ Unter dem Ruf: „Es lebe die Republit!“ zer⸗ 
treute sich das Volk in dester Ordnung. Die Demo istration soll 
am 13. December wiederholt werden. 
Türkei. 
Konstantinopel, 28. Nov. Gestern hin eine Ver⸗ 
sammlung des hohen griechischen Klerus slattzefunden, um äber 
die Frage der Lostrennung der bulgarischen Kirche zu vergandeln. 
Nusßland. 
Aus dem Innnern Rußlands langen Nachrichten über xevo⸗ 
lutionäre Sy nprome unter den Moskauer und Kiewer Siudenten 
ein. Es sollen nämlich in Moskau mehre Stndenten dverhaftet 
worden sein. weil man sie im Besitze Herzen'scher Flugschrfien 
zetroffen. Durch die bei dieser Gegenheit jeutens der Polizei 
zorgen mmene Hausdurchsuchung entdeckte jene vuch eine geheime 
politische Verbindung zischen Moskauer und Kiewer Siudenten,. 
velcher Geheimbund social stische Tendenzen verfolgen soll. Die 
cuisijchen Journale beobachten über diese Angelegenheit große Zu⸗ 
rüchhaltung und haben die Sache noch init keinemm Worte bespro 
hen, wie wohl thatsüchlich unter den Studenten in Moskau wie 
in st ewem jangster Zeit wiederholt Verhüftungen stattgefunden 
haben. Auch unter den Studenten in Wilna find im Luufe det 
etzten Wochen bedenkliche Anzeichen bemerkt worden. So hat dort 
ein Verb üderungsfest zwischen Studenten polnischer und rujsischer 
Rationalität stattgefunden, wobei unter anderm Toaste „auf die 
daidige gemeinsame Feeiheit der beioden großen slawischen Nationen 
tussen und Polen)“ ausgebracht wurden. Die juugen Leute, 
welche diese Tischreden und ähnliche Ansprachen gehalten haben, 
vurden zwar verhafiet, aber sie scheinen vorsichtiger, als 
ihre Moskauer und Keerer Collegen gewesen zu sein, wenigstens 
vard bei jenen nichts, wis sie sonst compromitiren koönnte, 
zgefunden. 
Amerika. 
„Auf eigenthümliche Weise äußert sich das allgemeine Ver⸗ 
rauen, welches Grant einflößt“, schreibt man aus New⸗NYork. 
Die, welche ihn eben noch als einen Dummlopf. einen Saufer, 
ꝛiuen Tyranuen, der wie Frank Blair sact, mit der Spitze sei⸗ 
nes Bayonnetes das Voll an den Boden geheftet hatte, gescheldert, 
inden jetzt, daß er gar kein so übler Mann ist, und geben fich 
ogar der Hoffnung hin, ihn 4 la Johnson für sich zu gewinnen. 
Es geht doch nichts über die Gabe, sich zu trosten. Was nun 
Sraut vetrifft, sjo ist jein Benehmen nach der Wahl grade so wie 
por derselben. Man wollie ihm in Washington bei seiner RNüd⸗ 
sehr von Galena eine großartige Ovation bereiten, er aber ver⸗ 
vat sich die Ehre, kam unerwartet dort an und ging am nächften 
Tage ruhig seinen Geschäften nach, gleich als hätte sich seine 
Stellung in keiner Weise v rändert. Hunderte von Briefen waren 
»ou Aemterjägern eingelaufen. Ohne sie eines Blickes zu wür⸗ 
zigen, ließ Grant diese Episteln verbrennen und befahl, es mit 
ühnlichen gerade so zu machen.“ 
Havianma, 26. Nov. Lersundi hat eine große Zahl von 
Insurgemen, die sich unterworfen haben, amnestiri. 
Schwurgerichtssitzung. 
IV. Quartal 1868. 
Zweibrüchen. 26. Rov. Peter Lutz, Tagner von Lin⸗ 
Jenfeld, ist der vorsäßlichen Brandstiftung angeklagi. Vertheidi⸗ 
ger: Herr Rechtskaudidat Erbelding. Der Angetlagte, welcher 
in hohem Grade dem Trunke ergeben ist, befitzt mit seinen drei 
Zindern ein zu Lingenfeld an der Stafjelgasse gelegenes einstöcki⸗ 
ges, Wohngebaude in ungetheilter Gemeinschait. Dieses Haus 
wurde währ nd der Ehe des Angeklagten mit Rosine Roßwar er⸗ 
worben, welche vor etwa 6 Jahren gestorben ist;: dasselbe wird 
jast ganz ven einem verheiratheten Sohne des Angeklaͤgten, Jo⸗ 
eph Lutz, bewohnt und der Angetlaste selbst hat nur aͤne kleine 
Dachkammer inne. Schon im Jahre 1865 hatte Lutz das er⸗ 
wähnte Haus durch Anzünden eines Bosen Strob auf dem Spei⸗