Full text: St. Ingberter Anzeiger

Sl. J ngberler Anzeiger. 
Der „St. FJugberter Anzeiger“ mit seinem Unterhaltungsblatte erscheint wöchentlich dreimal: Diensta g, Donners t ag 
und Samsag. Abonnementspreis vierteljährig 45 Krzr. oder 13 Silbergr. Anzeigen werden mit 8 Krzr. die dreispaltig Zeile 
Blatischrift oder deren Raum berechnei. J 
Nro. 153. onuerstag, den 24. Deeembler 1bss. 
Inhalts, daß in allen — also auch Landschulgemeinden — der 
Bürgermeister den Vorsitz führe. 
Wie der Abdz. aus München geschrieben wird, hat sich im 
vorigen Jahre der bahrische Staatshaushalt recht günstig gestaltet; 
die Taxen, Stempel und Forsten blieben zwar unter dem Etat, 
die Kapitalrenten⸗ Einkommen- und Gewerbsteuer, der Malzauf⸗ 
schlag und die Eisenbahn haben dagegen mehr ertragen; es wird 
sich im Ganzen nicht nur kein Deftzi sondern einiger Ue berschuß 
herausstellen. 
WMaümnchenu, 21. Der. Die! Abgeordnetenkammer erledigte 
heute 61 Artikel des Entwurfs einer pfälzisischen Gemeindeord⸗ 
nung. Kolb's Anträge auf fünfjährige Wahlperioden und auf 
Bewilligung je einjähriger Repräsentationsgebühr für Bürgermeister 
wurden angenommen. 
München, 22. Dec. Die Abgeordnetenkammer nahm heute 
mit allen gegen vier Stimmen (Jorg, Ruland, Anton Schmidt, 
Thomas Völl) die beiden Gemeindegesetze an. 
München, 22. Dec. Heute Morgen'9 Uhr ist der Abg. 
Herr v. Soher gestorben. 
Dienstesnachrichten. 
Der Lehrer an der Gewerbschule Speyer, B. Standacher, ist 
zum P ofessor der Mathematik und Phyfik am Realghmnasium 
daselbst ernannt worden. 
Stuttgart. Großes Aufsehen macht die Beschlagnahme 
des Stuttgarter „Beobachters.“ Es ist freilich noch nicht lange 
her, daß der „Beobachter“ die Lieblingslectüre unserer Minister 
war. Seit er über die saftige Polemik, die er gegen die „Preußen 
in Schwaben“ stets bereit hat, auch öfter als genehm gegen die 
württembergischen Minister richtet, ist er der hoͤhen obrigkeitlichen 
Deutschland Verdammniß anheimgefallen. 
eu — 234 Der ehemalige Kurfülrst von Hessen hat der deutsch⸗ ebange⸗ 
Mümchen, 19. Dec, Der 1. Ausschuß der Abgeordneten · lischen Gemeinde zu Prag einen Jahresbeitrag von 1000 Gulben 
kammer ist auf n e Montag Abends 5 Uhr zu einer Sitzung zugesichert. 
eingeladen, um über den Anfrag des Abgeordneten Hirschberger, Berlhin, 19. Dec. Auf einen di lomati i 
Abänderung des Notariatsgesetzes betreffend, ferner über den An⸗ des Conflictes im Orient setzt ae n en 5* 
trag wegen Freigabe der Advocatenprarxis zu berathen, sowie einen Freise nur wenig Hoffnung, weil eben die Uebereinstimmung der 
Reserenten über den Gesetzentwurf, die Personalhaft betreffend, zu Großmächte allem Anschein vach sehr viel zu wünschen übrig läßt 
wählen. — Nach dem Gesetzentwurf über die Äbgaben bonden Als ein besonders gravirendes Elemen wirß der Ausweisungobefehi 
Bergwecken soll der Bergbau einer Grubenfeldabgabe unterliegen, der Pforte an Rumamen und Serbien betrachtet, der leicht eine 
welche nach Maßgabe desjenigen Raumes best'mmt wird, für Interveution der Mächte hervorrufen und dami den zwischen den⸗ 
welchen das Recht erworben ist, Andere vom Bergbau auszuschlie- elben bestehenden Riß bloßlegen könnte. 
fen. Diese Grubenfeldabgabe soll bei geviertem Felde von jeder Bremen, 19. Dec. die Weser⸗Zeitung schreibt: Wie wir 
Hectar (10,000 Quadratmeter) der Oberfläche jährlich 9 kr. be— dernehmen, wird das Postanweisungsverfahren zwischen den Ver— 
tragen, bei Langenfeldern von je 20 Meler Länge ebenfalls 9 kr. einigten Staaten und dem norddeutschen Bunde vermittelst des 
— Gleichzeitig mit dem dem Landtag bereits vorgelegten Bergge⸗ norddeutschen Lloyd mit dem 1. Januar nächsten Jahres in Wirt⸗ 
setz soll auch dieses Gesetz in Wirksamkeit treten. Nach dem samkeit treten. 
der Kammer der Abgeoroͤneten vorgelegten Gesetzentwurf, die Per— Wien, 23. Dec. Die Presse meldet: ines 
sonalhaft betr. soll die Personalhaft (Schuldhaft, Leibeshaft) als RPußland ausgegangenen und * ee 
Vollstreckungsmittel, um die Zahlung einer Geldsumme oder die teht eine Conferenz zur Ausgleichung des türkisch⸗ griechischen 
Leistung einer Quantität vertretharer Sachen oder Werthpapiere Conflictes in Aussicht. Oesterreich ist geneigt, seine Zustimmun 
zu erzwingen, nur in folgenden 8 Fällen statthaft sein: J. Gegen zu geben, und wahrscheinlich auch Italien; was die eeee 
Ausländer, wenn sie nicht in Bayern unbewegliches Vermögen de⸗ des Vorschlages bei den Westmäcten betrifft, so ist daruͤber 8 
fützen, dessen hypothekenfreier Werth dem Betrage der Forderung nichts bekannt. 
entspricht; 2. unter gleicher Voraussetzung auch gegen Inländer, Frankreich. 
welche flüchtig oder der Flucht dringend verdächtig sind oder Paris, 18. Dec. die Regierungsblätter betrachten ein⸗ 
dauernden Aufenthalt außerhalb Baherns entweder schon genommen müthig die Veränderungen in der Zůsammensezung des Ministeriums 
haben oder zu nehmen im Begriffe stehen; 3. wenn das gegen als dahin zielend, einen Wechsel in der allgemeinen Politik —* 
Schulduer eingeleitete Vollstrekungsverfahren erfolglos geblieben ist, elben herbeizuführen. Der Eleudard erinnec daran daß — 
derselbe aber Befriedigungsmittel besitzt, die er dem Zugriffe des sette es war, welcher das berühmte Circulat vom September i86 
Glaubigers entzieht. anterzeichnete, worin die Grundzüge der franzosischen Politik gegen 
München, 20. Dec. Der Schulgesetzausschuß hielt gestern Deutschlaͤnd niedergelegt sind. „Niemand ist besser als er dan 
und heute Sitzungen und hat nunmehr 102 Artikel des Entwurfes angethan, eine Polilik des Friedens und des Foris drittes 8 
erledigt. In der principiell wichtigen Frage bezüglich des Vorsitzes Wert zu setzen.“ — Die Patrie und die Fraͤnce sehen ebenfau 
in der Ortsschulcommission hat sich der Ausschuß für den Var⸗ in der Ernennung Lavbalettes die Aufrechthaltung der — 28 
schlag der Staatsregierung entschieden, daß in Landschulgemeinden litik. Erstere schreibt: Die Bedeutung der neuen Minseee 
der Ortspfarrer, in Städien der Bürgermeister den Vorsitz führe. nationen koönnen wir so resumiren: Im Juueru Einheit * 
In der Pfalz beantragt der Ausschuß eine Sonderbestimmung des Leitung, im Aeußern Politik des Friedens. t 
Einladung zum Abonnement. 
Mit dem am 1. Januar 1869 neu zu beginnenden Quariale 
wird der St. Ingberter Anzeiger nicht mehr wie bisher dreimal, 
sondern viermal wöchentlich, nämlich Dienstags, Don—⸗ 
nerstags, Samstags und Sonntags, mit dem wochent— 
lich dreimal erscheinenden Unterhaltungsblatte, das mit 
der Dienstags- Donnerstags-, und Sonntagsnummer ausgegeben 
wird, um den Preis von nur 42 kEr. vierteljährig, erscheinen. 
Alle Nachrichten aus dem politischen und sockalen Leben, 
welche für unsere Leser Interesse haben, werden wir bemüht sein. 
so rasch wie möglich, zu berichten. I 
Mitiheilungen über Haus- und Landwirthschaft, Handels- 
berichte, sowie die Fruchtpreise von den pfälzischen Rarkten und 
jenen der Nachbarstaaten, werden wir regelmäßig bringen. 
Wir werden uns bemühen für das Unterhaltungsblatt nur 
interessante und spannende Novellen zu wählen. 
Indem wir zu recht zahlreichen neuen Bestellungen recht 
freundlichst einladen, bemerken wir noch, daß denjenigen unserer 
Abonnenten von St. Ingbert und Umgegend, welche das Blatt 
durch un sere Träger beziehen, das Blatt für das kommende 
Quartal fortgeliefert wird, sofern sie vor Ende dieses Mongalé 
nicht ausdrücllich abbestellen. Die durch die Post bezogenen Blätter 
beliebe man aber rechtzeitig bei den kgl. Postanstailen oder den 
Postboten zu bestellen, damit der Versandt der Blätter k ine Ver 
zögerung erleide. 
St. Ingbert im Dezember 1868. 
Die Expeditivn des St. Ingberter Auzeigers.