Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
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Nro. 20. S.anmstag, den 15. Februar 
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Deu tschland. an den betheiligten Stellen dem Bundesrathe und dem Reichstage 
München, 12. Febr. Durch königl Entschließung ist die n nächster Session vorgelegt werden soll. 
Fintheilung der Infanteriebrigaden verändert worden. In der Berlin, 12. Febr. Pariser Nachrichten belgischer Blätter 
pfalz wird für die Folge die achte Infanteriebrigade, deren Com⸗ iber ein Demissions⸗Gesuch des Grafen Bismarck, wegen eines 
nando in Speyer seinen Sitz hat und von dem Generalmajor dissenses an hoher Stelle, sind aus der Luft gegriffeu. Die Po⸗ 
Zustav Cella geführt wird, zu garnisoniren haben. Dieselbe ber itik des Minister-Präsidenten während der letzten Vorgänge hat 
steht aus dem 4. Infanterieregiinent vac. Gumppenberg. dem rotorisch die volle Billigung an entscheidender Stelle gehabt. — 
Z. Infanterie regiment bac. Secendorff und dem 5. Jägerba- die handelspolitischen Verhandlungen mit Oestereich sollen einen 
kaillon. ** dee 35 nehmen und den urdiuß gegr Ende I8 
iGiegn“ der Woche hoffen lassen. — Se. Majestät der König nahm heute 
Dienstesnachrichten. »on den Gesandten Rußlands, Hollands und Schwedens deren 
Freditive sür das Präsidium des Norddeutschen Bundes entgegen. 
Frankreich. 
Paris, 11. Febr. Die „Patrie“ glaubt zu wissen, daß die 
dachrichten aus Serbien, die noch immer sehr beunruhigender Na 
ur sind, neuerdings wieder zu sehr ernstlicher Vorstellung der 
hroßmächte Anlaß gegeben haben. — Die „France“ läßt sich 
wus Nom melden, daß die päpstliche Regierung beabsichtigt, die 
äpstliche Armee auf 25,000 Mann zu bringen. — Die Anlunft 
zes Generals Dumont jsoll mit besonderer Befriedigung aufge⸗ 
ommen worden sein. Die im päpstlichen Staate bleibende Di⸗ 
ision wird den Namen „Occupations-Armee“ annehmen. — Der 
Epoque“ zufolge ging heute das Gerücht, daß wichtige Verän⸗ 
erungen im Ministerium wahrscheinlich seien. Es wurde behaup⸗ 
et, der Kaiser habe mehrere einflußreiche Mitglieder der liberalen 
Fraction zu sich nach dem Tuilerienpalast beschieden. 
Paris, 11. Febr. Sämmiliche Ofiziere der hannover' 
chen Legion find in Bourges internirt, die Mannschaften aber 
n verschiedenen Ortschaften Lothringens und der Ehampagne, so⸗ 
vie in Chalons, Langres und Chaumont, weit von den deutschen 
hrenzen. Die Trennung der Offiziere von den Mannschaften 
at den Zweck, alle Aufreizung der Soldaten unmöglich zu machen 
die preußische Regierung soll mit diesem Vorgehen sehr zu— 
rieden sein. 
Die orientalische Frage nimmt die Aufmerksamkeit immer 
tärker in Anspruch. Wie wir aus bester Quelle versichern koͤnnen 
o haben Oesterreich und Frankreich darauf verzichtet diplomatische 
AIgenten in Bukarest zu beglaubigen. Fürst Demeter Bratiano 
efindet sich in Wien und wird auch die anderen Höfe der ga— 
antirenden Mächte um gewisse Abänderungen der früheren Sti— 
ulatianen angehen: es scheint aber, daß er in Wien übereilte 
lufschlüsse über Pläne der rumänischen Regierung gemacht hat, 
zie darauf ausgehen, alle rumänischen Stammesgenossen in der 
rTürkei unter ihrem Scepter zu vereinigen. Dies ist von Wien 
iach Paris berichtet worden, und beide Cabinete, die gegenwärtig 
n der orientalischen Frage eine fast identische Politik verfolgen, 
jaben darauf beschlossen, diese Pläne nicht zu unterstüttzen und 
vollen deshalb die Investirung einiger Gesandten in Bukarest un⸗ 
erlassen. dc E. Cretzulesco hat in der gestrigen Audienz bei 
dem Hrn. Moustier die Existenz aufrührischer Banden auf rumä— 
nischem Territorium entschieden dementirt; man schenkt jedoch sei⸗ 
nen Versicherungen nur wenig Glauben. 
Paris, 123. Febr. Der Plan für die Organisation der 
nobilen Nationalgarde ist im Kriegsministerium bereits fertig. 
Im Ministerium des Aeußern ist man über die Vorgänge an 
»er Donau ziemlich beruhigt; denn die rumänische Regjerung hat 
viederholt und feierlich versprochen, etwaige Insurgenten wo mög⸗ 
ich zu entwaffnen, jedenfalls aber ihr Unternehmen nicht zu un— 
erstuͤtzen. Auch in Belgrad, hofft man, werde 63 allmaählig ein 
etwpas vernünftigere Anschauung der Sachlage Bahn brechen, als 
je bisher dort geherrscht hat, und zwar weil die serbische Regie⸗ 
ung jetzt zu der Kinsicht gekommen sein soll, daß ihre Truppen 
zar nicht kriegstüchtig und ihre Schatzkammern allzuleer für einen 
jroßen Krieg seien. Indessen werden die Rüstungen in den fran— 
asischen Häfen fortgesetzt. 
. Se. Maj. der Konig haben sich allergnädigst bewogen ge⸗ 
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enbach, Bezirksamts Pirmasens, dem derzeitigen Verweser dersel⸗ 
hen, Priester Sebaslian Ettmüller zu übertragen. 
Zufolge Regierungsbeschluß vom 11. Febr. 18608 wurde der 
Lehrer Johann Dell zu Bierbach zum Lehrer der latholischen 
Schule zu Immesheim vom 1. April el. J. an ernannt. 
Der Präfect des · Schuhllehrerseminars zu Kaiserslautern Fr. 
Trutzer wurde wegen korperlicher Unfähigkeit unter wohlgefälliger 
Anerkennung seiner langjährigen mit Treue und Eifer geleisteten 
ersprießlichen Dienste in den Ruhestand versetzt. — 
In Baden sind der Justizminister Stabel und Kriegemi⸗ 
nister Ludwig ihrer Dienste enthoben worden. Der Minister des 
Iunern, Jolly, wurde Ministerpräsident, Ministerialrath v. Dusch 
Handelsminister, Ministerialrath Ellstätter Finanzminister. 
Aus Berlin, 11. Febr., schreibt Stern's Corresp.; In 
Abgeordnetenkreisen circulirt folgende, übrigens ganz unverbürgte 
Fombination: Der Minister des Innern Graf Eulenburg, erhält 
)en Botschafterposten in Paris und wird durch den Oberpräsiden⸗ 
sen in Kassel, Hrn. v. Moöͤller ersezt; Graf v. d. Goltz wird 
oreußischer Minister der auswärtigen Angelegenheiten. 
In der conservativen Partei bereitet sich eine Trennung vor 
welche in der Bildung einer neuen Fraction ihren Ausdruck fin⸗ 
den dürfte, und zwar noch vor dem Schlusse des Landtages. Alle 
zisherigen Bemühungen einen Ausgleich mit dem Grafen v. Bis— 
narck herbeizuführen, sind erfolglos geblieben; der Ministerpräsi⸗ 
dent ist tief verstimmt. 
Berlin, 12. Febr. Wie die Nordd. Allg. Zig. meldet, 
iind gegenwärtig zwischen den Regierungen von Preußen und Hessen 
Anterhandlungen wegen der Anlage, von Eisenbahnen zwischen 
Bießen und Fulda und Gießen-Gelnhausen im Gange. — Die 
Rordd. Allg. Zig. und die Kreuzztg. besprechen die Angelegenheit 
er hannover'schen Emigranten und heben dabei hervor, daß Oe⸗ 
terreich durch Ertheilung von Pässen an dieselben die Pflichten 
eines befreundeten Staates verleßt habe. Die Kreuzztg,. versichert 
der französische Minister Pinard habe den Straßburger Präfecten 
mngewiesen, die hannover'schen Emigranten der französischen Pro⸗ 
ection zu vergewissern, wobei aber dasselbe Blatt die Frage stellt 
veßhalb die militärische Organisation der Emigranten aufrecht erx⸗ 
Jalten werde; Hr. v. Beust möge diese unnatürlichen Verhältnisse 
deseitigenn. 
Aus Berlin, 12. Febr. schreibt Stern's Correspondenz; 
Braf Bismarck wird sich, sobald sein Gesundheitszustand es er— 
aubl, nach Schmalkalden zur Jagd und nachher nach Hannover 
zegeben, indessen zur Session des Bundesrathes, wenn auch nicht 
zur Eroͤffnung, zurückkehren. Die Berufung des Zollparlaments 
wird erst Ende März erwartet. 
Die „Volksztg.“ bemerlt zu dem Gerücht vom Ausscheiden 
Fulenburgs; Graf Eulenburg hat am Montag beim Ministerprä— 
identen soupirt .... c, e 
Die „Provinzial⸗Correspondenz“ schreibt: Die Vorberathungen 
jber eine neue Kreisordnung im Ministerium des Innern — 
runmehr stattfinden. * * 
Im Bundeskanzleramt ist der Enliwurf einer auf den Grund⸗e 
agen der Gewerbefreiheit ruhenden Gewerbeordnung für den Norde 
deutschen Bund aufgestellt worden, welcher nach weiterer Prüfung 
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