Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Hl. Ingberler Anzeiger. 
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der St. Ingberter Anzeiger (und das mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, mit der Dienslags?, Donnerstags⸗ und Sonntagt 
Rummer) erscheint wöchentlich vie rmal: Dienstag, Donn er stag, Samstag und Sonntag. Abonnementspreis vierteljährig 42 Krzr. oder 
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Nr. 28. Donne rstag der rurr 169. 
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α“ Deutschland. ait 
Muünech en, 14Febri Die Vorlage des Eisenbahngesetzes 
für das diesseitfige Bayern, in welchem für dewnnur theilweifen 
Jusbau der im Geschzentwurf, genannten Linien die kolossale 
zumme von 90 Millionen verlangt wird, hat eine wahre Agita⸗ 
son der Betheiligten herbotgerufen es regnet förmlich Depitationen. 
gemerlenswerth ist, daß das projectirte Netz dem Lande keinen 
nternationalen Verkehr beine Transitmassen“ zuführen wird, 
velche die bayerischen Bahnen nicht jetzt schon hätten, jondern daß 
zasselbe mehr eine volkswirthschaftliche Bedeutung and. Belebung 
es inneren Verkehrs zum Hauptgegenstand hat. Um so mehr 
zurste es gerathen sein, in der Pfalz ebenfalls alle Linlen in's 
suge zu fassen. welche us volkswirthschaftlichen Gründen erfor⸗ 
reruͤch sein dürften. Man scheint auch nicht unthätig zu sein 
zs war bereits eine, Deputation aus den Orten Obrigheim, Col— 
genstein, Heidesheim hier, um den Anschluß der Gebirgsbahn bei 
Hffstein zu betreiben. Diese Deputation ist wieder abgereist, dem 
hernehmen nach vhne Aussicht auf günstigen Erfolg ihrer Send 
ing. Eben sind Deputationen hier aus Kaiserslautern, Dahn, 
bergzabern, welche die Linie Kaiserslautern⸗Pirmasens-Dahn⸗ Berg⸗ 
abern zur Geltung zu bringen suchen. Auch befinden sich hier 
der Eisenbahndirector Jäger und der Regierungspräsident der 
pfalz, welche Conferenzen mit dem Handelsministerium über die 
Ffälzischem Bahnen haben sollen, namentlich übet das Fufions 
—RE v dessen Inhalt übrigens außer den Mittheilungen der 
Frankf. Ztg.“ nichts Näheres bekannt ist, und das zurZeib 
joch geheim gehalten wird. Die Eisenbahnfragen sind in vollein 
Fluß undi da allenthalben guter Wille vorhanden ist, den pfälzi⸗ 
hen Interessen gerecht zu werden, Jo steht man einem befriedi⸗ 
jenden Endresultat entgegen. Die? pfälzischen Abgeordneten sind 
habei nicht unthätig, sondern thun alles, was in ihren Kräften 
eht, um die Vebürfnisse und die berechtigten Wünsche der pfäl⸗ 
ischen Bevölkexung zu befriedigen. A ———— 
Muünchen, 16. Febr.“ Die Reichsrathskammer hat den 
rxatwurf des Berggesetzes nach der Fassung der Abgeordnetenkam⸗ 
ner angenommen. — Die Regierung hat den Gesetzentwurf über 
ie Maß; und Gewichtsordnung auf Grundlage des Metersystems 
horgelegt. — Nach gestern und heute stattgehabten lebhafter De— 
zatte über den Schulgesetzentwurf findet morgen die Special⸗ 
erathung statt. — 
München, 16. Febr. In der Debatte über den Schul— 
esetzentwurf in der Abgeordnetenkammer sprachen der Cultus— 
ninister, die Abg. Gelbert, Liebl, Leonhardt, Stadtler, für, Reger, 
duland und Jörg; gegen Annahme desselben. Die Discussion 
dird fortgesetztzt. J 
München, 17. Febr. In ihrer gestrigen Sitzung hat 
ie Abgeordnetenkammer die allgemeine Debatte über den Schul- 
eesetzentwurf zu Ende geführt. Gegen denselben sprach noch 
biarrer Volk; dafür Kraußold, v. Stauffenberg, Kalb, Föckerer, 
dx. Vöolk. Die Zuhörertribüne war außerordentlich gefüllt; der 
bräsident war in der Lage, bei Wiederholung von Beifallsäußer— 
mgen die Räumung der Tribüne anzudrohen. — In der Reichs— 
athskammer brachte der Handelsminister einen Gesetzentwurf zur 
üinführung einer auf metrischer Grundlage beruhenden Maß- und 
bewichtsordnung ein 78 
Nach einem Rescript des Staatsministeriums beider Abthei— 
ungen ist die Einschränkung aufgehoben worden, welche es,; den 
zprechern freireligiöser Gemeinden verbot, am Grabe zu 
prechen, sofern sie nicht bayerische Staatsbürger sind. * 
Landau, 12. Febr. Der hiesige Stadtrath hat heule 
achstehendes Telegramm an den Landtagsabgeordneten Herrn 
Louis nach München gesandt: „Bitte um gütige Aneignung fol⸗ 
jenden Antrags. Zusatz zu Art. 18.“ Den pfläzischen Schulge⸗ 
neinden bleibt es unbenomnien, confessionell⸗gemischte Volks⸗ 
hulen zu errichten. Begründung: daß confessionell⸗gmischte Gemeinde⸗ 
oͤuulen das religiös⸗siitliche Leben nicht gefährden, beweist die 
cincipielle Anerkennung solcher Schulen sür Orte, wo sie schon 
bestehen, beweisen Privat⸗Unterrichtsanstalten, Lateine und Gewerb⸗ 
jchulen.'! Dezumfolge ist ein Zwang gegenüber Gemeinden, welche 
die Errichtung der confessionell⸗gemischten Volksschulen wünschen, 
ungerech tfertigt · 
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Seine Majestät der König haben Sich allergnädigst bewogen 
zefunden, die katholische Pfarrei Göllheim dem Priester Hermann 
Serr, Pfarrer in Reipoltskirchen, zu übertragen; den 
Herichtsboten Jacob Rettig von Winnweiler, seinem aller⸗ 
anterthänigsten Ansuchen entsprechend, in gleicher Eigenschaft nach 
Boͤllheim zu versetzen, und die Gerichtsbotenstelle in Winnweiler 
Jem geprüften Gerichtsboten⸗Candidaten Johann Clemens aus 
Ilbesheim zu verleihen. IJ J 
Berlin 12. Febr. Das Herrenhaus hat vorgestern, am 
Samstag, die Voclagen über die Beschlagnahme des Vermögens 
der Depossedirten von Hannover und Kurhessen ebenfalls ange⸗ 
nommen, und heute schon brinst der„Staatsanz.“ die betref⸗ 
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Madrkd, 14. Febr. Socialistische Banden haben sich in 
Zalizien gezeigt, es sind Truppen gegen sie entsendet worden. — 
Der „Correspondenzia“ zufolge werden schleunigst. 6000. Mann 
Lerstärkungstruppen nach Cuba gesendet. Die Aufständischen da— 
elbst wollen die Waffen nur niederlegen, wenn sie eine eigene 
stegierung ähnlich der von Canada erlangen. — 
Vie ream i sscht e s. 
fBlieskastel, 12. Febr. Aus unserem Städichen haben 
wir heute ein köstliches Gaunerstückchen zu erzählen. Eine Jung⸗ 
frau pon St. Martin bei Edenkoben, schon etwas reiferen Alters, 
lösterlich gekleidet, verstand es, sich in eine Wolke von Schein—s 
heiligkeit zu hüllen; und so während langen: Jahren reichliches 
Auskommen zu finden. Unter dem Vorschwindeln, sie wolle nach 
Jerusalem in ein Kloster gehen, zieht sie seit fast zehn Jahren 
dlanlos in der Welt umher, bald bis hinter Paris gelangend, 
hald in der Gegend von Trier, bald in unserer Nähe sich herum— 
reibend. Ueberall. fand sie Leute, die ihr glaubten und sie be— 
schenkten: Selbst von Fürsten und hohen Herrschaften wußte sie 
reichliche Geschenke zu erlangen. In der Rähe von Blieskastel 
wurde die königl. Gendarmerie auf die verschmitzte Betrügerin 
aufmerksam, verhaftete sie und führte dieselbe dem kgl. Polizei— 
rommissär in Blieskastel vor. Hier fand sich nun, daß sie 8325 
Fres. in Gold bei sich hatte. Außerdem führte sie Heiligenbilder 
mit sich, die sie zu ihrer Rolle zu benützen sich nicht entblödete. 
Auch hatte sie einen Vorrath Pillen bei sich, die sie den Leuten 
ür , Heiligengülverchen pom hl. Hause in St. Loretto“. ausgab. 
Dieselben wurden etwas näher untersucht, und es zeigte sich, daß 
äe aus „Kalk und Schmutz“ bereitet waren. Um sich als recht 
arm ausgeben zu können, hatte sie einen Stiefel und einen 
alten Schuh an den Füßen. Wegen Landstreicherei wurde sie 
nun vor das königl. Polizeigericht Blieskastel gestellt und' zu 
:24 Tagen Arrest verurtheilt. Fortwährend behauptete sie, auf 
dem directen Wege nach Jerusalem zu sein. Während des 
Urtheilsspruches benahm sie sich so frech und anmaßend, daß das 
Bericht hierwegen ihr noch eine Zugabe von 8- Tagen dictirte. 
Nach erstandener Strafe wird sie in ihre Heimathsgemeinde ver—⸗ 
hracht werden; vbsis aber dorten ihrem müßigen Leben Valet 
agen und durch Arbeit sich redlich zu ernähren suchen werde, 
scheint sehr zweifelhaft zu sein. 
F Grandunglück in Koln.)“ Einem Telegramm zufolge ist 
das Stadttheater in Koͤln vollständig abgebrannt und ein Berlust 
on 9 Menschen dabei zu bektlage. 
. Am 14. d. M. wurden die Biebericher Wintergärten (nun 
Frankfurter Palmengärken) eröffnet.