Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
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Der St. Ingberter Anzeigetcund das mit dem Haupiblatte verbundene Unterhaltungsblati, mit der Dienslags⸗ Dounerstag · und Sonntagb⸗ 
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Nr. 33. ESamstag, den 27. Februrreee 1869. 
Deutschland. 
München, 21. Febr, Dem „Schw. M.“ wird von hier 
geschrieben: Der König widmet sich mit einem Eifer den Staats⸗ 
jeschäften, er folgt insbesondere den Verhandlungen des Landtags 
aͤber die Fragen, welche das Verhältniß des Staats zu seinen 
heftigsten Gegnern berühren, und welche eben jetzt. in hellstem Licht 
beleuchtet werden, mit so hingebender Aufmerksamkeit, und er ist 
während dieser Zeit mit den jetzigen liberalen Ministerien fort 
wahrend in so directem, vertraulichem Verkehr, daß die Ausstreu⸗ 
ungen der ihnen feindseligen Partei lediglich als böswillige Täu— 
schungen, daß ihre versuchten Intriguen als machtlose und gänz— 
üch verfehlte Experimente sich erweisen. Das Ministerium Hohen⸗ 
lohe steht heute fesler als je zuvor, und es kann — eben wegen 
der Aufklärungen, welche zum Ingrimm seiner ultramontanen 
Gegner die jüngsten Kammerverhandlungen gehracht haben — 
mit Zuversicht den bevorstehenden Landtagswahlen entgegensehen. 
München, 22. Febr. Der biedere „Volksbote“ wird in 
der heutigen Nummer der „Neuest. Nachr.“‘ gehörig abgemuckt; sie 
schteiben: „Das ultramontane Blatt, das man in anständiger 
Gesellschaft nicht nennen kann, gibt sich große Mühe, durch seine 
Berichte über die Verhandlungen der Kammer der Abgeordneten 
den Beweis zu liefern, daß es wirklich die äußerste Verachtung, 
die man ihm zollt, verdient; hierin liegt wohl die Ursache, war⸗ 
um keiner der Abgeordneten, die es in gewohnter Weise zu be⸗ 
schimpfen persucht, Klage gegen ihn erhebt; sie haben, zu viel 
Achtung vor sich selbst und vor den Richtern um diese in die 
Unannehmlichkeit zu versetzen, sich mit dem Schreiber jenes ver— 
achteten Blattes abgeben zu müssen.“ 
München, 22. Febr. Der von der k. Stagaisregierüng 
der Kammer der Reichsräthe vorgelegte“ Gesetzentwurf über die 
Maß⸗ und Gewichtsordnung zerfällt in 16 Artikel. Hiernach ist 
das Meter mit decimaler Theilung und Vervielfachung die Grund⸗ 
lage des Maßes und Gewichtes. Die Einheit des Längemaßes 
bildet das Meter. Der 10. Theil des Meters heißt Decimeter, 
der hunderste das Centimeter, der tausendste das Millimeter. Die 
Einheit des Flächenmaßes bildet das Quadratmeter. 10 Quadrat⸗ 
meter heißen das Ar, 10,000 Ouadratmeter heißen das Hektar 
Die Grundlage des Körpermaßes bildet das Cubikmeter. Die 
Kinheit ist der tausendste Theil eines Cubikmeters oder ein Cubik- 
decimeter und heißt das Liter. Hundert Liter oder der zehnte 
Theil des Cubikmeters heißt das Hektoliter. Die Einheit des 
Gewichtes bildet das Hilogramm oder Kilo — 2 Zollpfund. Es 
ist das Gewicht eines Liters destillirten Wassers bei —.4 Grad 
des hunderttheiligen Thermometers. Das Kilogramm wird in 
1000 Gramme getheilt mit decimalen Unterabtheilungen. Zehn 
Gramme heißt das Decogramm. Der 10. Theil eines Gramms 
beißt das Decigramm, der 100. das Centigramm, der 1000. das 
Milligramm. Ein halbes Kilogramm heißt das Pfund. 50 Kilo⸗ 
gramm oder 100 Pfund heißen der Centner. 1000 Kilogramm 
oder 2000 Pfund heißen die Tonne. Ein von diesem Gewicht 
abweichendes Medicinal-, Gold-e, Silber⸗, Juwelen⸗, und Perlen⸗ 
Jewicht findet nicht statt. In Betreff des Münzgewichts bleibt es 
bei den im Art. 1 des Münznertrags vom 24. Jan. 1857 gege— 
henen Bestimmungen. Die bestehenden Feldmaße bleiben bis auf 
Weiteres in Geltůung.c.. 7575 
— Die Maß- und Gewichtsordnung tritt mit dem 
J. Januar 1873 für den ganzen Umfang des Königsreichs in 
Wirlsamkeit. 
München, 28. Febr. Sehr großes Aufsehen erregte es, 
daß unter den 26 Abgeordneten, welche gegen das Schuͤlgeseß 
dimuiten, auch der kürzlich ernannte Präsident des Oberappella⸗ 
tionsgerichts, Herr b. Neumayr, sich befand. Der“ Abgeordnete 
Jordan, welcher schon einige Wychen, an Gelenkrheumatismus 
leidet, das Zimmer hüten muß, kann den Kammerverhandlungen 
noch immer nicht heiwohnen,. 7* 
München, 24. Febr. Reichsrath Graf von Lercheufeld 
empfiehll als Referent des' 3. Ausschussez der Kammer der Reichs— 
räthe über den Antrag des Abgeordneten Krumbach auf Leistung 
don Beiträgen für die Feuerwehren von Seiten der Immobiliar— 
Feuerversicherungsanstalt und der Mobiliar⸗Versicherungsgesellschaf⸗ 
en, daß die gesetzlichen Bestimmungen über das Feuerversicherungs⸗ 
vesen einer Revision dahin unterzogen würden, daß die Feuer⸗ 
versicherungs⸗Anstalten und Gesellschaften die Verpflichtung hätten, 
Theile ihrer Einnahmen den Gemeinden oder Vereinen zur Ver⸗ 
besserung ihrer Feuerlöschanstalten zu überlassen. 
München, 24. Febr. Der neue Civilproceß wird doch 
diese Woche in die Abgeoidnetenkammer gelangen. Da nur solche 
Modificationsanträge, welche von 25 Ahgeordneten unterstützt sind, 
zur Verhandlung kommen können, und nicht über die einzelnen 
Artikel, sondern nur capitelweis abgestimmt wird, so glaubt man, 
daß der ganze Proceß in zwei Sißungen debattirt und acceptirt 
werden wird, da dem Vernehmen nach nur 83bis 4 Modifications⸗ 
anträge gestellt werden. Das Einführungsgesetz ist noch in der 
Berat hung des gesetzgebenden Ausschusses begriffen, und es wer— 
en daher noch einige Wochen verstreichen, bis dasselbe zur Bera⸗ 
hung in der Kammer bereift ist. Bei dieser wird sich dann die 
Frage über die Einführung des neuen Processes in die Pfalz 
darbieten und zur Entscheidung kommen. Dem WVernehmen nach 
ollen die pfälzischen Abgeordneten jedoch schon bei der allgemeinen 
Discussion über den Proceß einen Antrag einbringen, durch welchen 
ie ihren Standpunct wahren und alle Rechte vorbehalten, um 
bei der Verhandlung über das Einführungsgesetz die Einführung 
des neuen Processes in die Pfalz bestreiten zu koönnen. 
3Muünchen, 25. Febr. Die Abgeordnetenkammer ist den 
Abänderungsbeschlüssen der Reichsrathskammer bezüglich des Berg⸗ 
gesetzes beigetreten, und ist hierüber also Gefammibdeschluß erzieli. 
Sodann wurde der Gesetzeuiwurf Aber die Bergwerksabgaben nach 
»en Ausschußanträgen einstimmig angenommen. In Beantwortung 
iner Interpellation Liebis sagt der Minister des Innern die 
haldige Publikation einer Kaminkehrerordnung zu. u 
Muünchen, 26. Febr. Gestern Abend ist der Abgeordnete 
Tafel gestorben. J— I 
77Dienstesnachrichten. 
Die katholische Pfarrei Laumersheim, Bezirksamts Franken⸗ 
hal, ist dem Priester Michael Rinck, Pfarrer in Grevenhausen, 
Bezirksamts Neustadt a. d. H.. verliehen worden. 
Worms, 21. Febr. Den Conflict des katholischen Bürger⸗ 
neisters Brück dahier mit der Geistlichkeit, den die letztere 
vegen seiner beim Lutherfeste gehaltenen Rede von der ständigen 
Mitgliedschaft des katholischen Kirchenvorstandes ausschließen wouͤle, 
jat das großherzogliche Ministerium zu Gunsten des Bürgermeisters 
entschieden. — 
Freiburg, i. Bra24. Febr. Die Anklagekammer hat 
zegen Bisthumsverweser Kübel und Pfarrverweser Burger in 
Constanz wegen Mißbrauch geistlichen Amtes auf Versetzung in 
Anklagestand erkannt. Das Verweisungserkenntniß wurde gestern 
Hrn. Kübel eröffnttt. 5 
Coburg/ 10. Febr. Dem Vernehmen nach wird der 
berzog in der nächsten Zeit eine Reise nach England 
antreten. 
Fraukfurt, 22. Febr. Der Herzog von Nassau ist 
Ende verflossener Woche nach Paris und dem suͤdlichen Fraukreich 
abgereisft. 
Frankf,ur t. 25.Febr. Aus Berlin geht die Nach— 
richt ein, daß die Reglerung der Stadte die 3. Millionen Gulden 
bewilligt habe. Die Unterzeichnung des. Recesses erfolgte noch 
heute. Wie ein Privattelegramm des „Frankf. Journemeldet, 
hätte von dieser Ausgleichungssumme der Staat 8Millionen, det 
König aus seiner Chatoulle: 1 Million übernommen. Die Domi-— 
aicaner⸗Kaserne und Kirche, sowie det Falkenspeicher (Lagerhaus 7) 
ielen an den Staat.. 2 
Berlin, 24. Febr. Die von einigen Blättern mitgethbeilt⸗