Sl. Ingberler Anzeiger.
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Der St. Fagberter Anzei'ger (und das mit dem XXX verbundene Unierhaliuugsblatt, mit der Dienstags⸗ Donnerstags⸗ und Sonntags⸗
Nummer) erscheint wöchentlich vi e ren al: Dienstag, Donnertag, Samstag und Sonntag. Abonnementspreis vierteljahrig 42 Krzr. oder
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Nr. 52. * . , ” u n Sames„nag, vl. . 1869
Deutschland.. ναι.
München, 1, April. Die Abgeordnetenkammer hat das
don Umbscheiden beantragte Gesetz über Abanderung des pfälzischen
Strafgesetzbuches einstimmig angenommen, den Kolb'schen Antrag
auf authentische Interpretalion des Art, 86 des Dohngehebes
abgelehnt und in Berathung der Reichsrathsbeschlüsse zum Armen⸗
gesetz beschlossen, an ihrem früheren Beschlusse, wornach der
Vürgermeister (und nicht der Pfarrer) Vorstand des Armenpfleg⸗
schaftsrathes sein soll, festzuhalten. — Der dritte. Theil des Präsenz
standes der Infanterie ist beurlaubt, wodurch die Compagniestärke
bon 60 auf 36 Mann gemindert wird.
München, 2. April. Das der Wiener „Neuen Freien
Presse“ aus Paris telegraphirte Gerücht von einer Seitens Preu⸗
zen an die Südstaaten erfolgten Kündigung der Schutz und
Trutzbündnisse von 1866 ist vollständig grundlos: ——
Fraukreich. 3614
Paris, 3130 März. Aus Jialien trägk der Wind wiedern
einmal Kriegsgerüchte herüber. König Victor Emanuel hat zu
einer neapolitanischen Deputation, welche ihm zum FJahrestag der
Schlacht von Novara Glück wünschte, von sich vorbereitenden
„großen Ereignissen“ gesprochen und damit die hiesige Böoͤrse sehr
verstimmt, obschon man wissen kann, daß die hochtönenden Redens⸗
arten des Königs gerade kein Evangelium zu sein pflegen.“ In
der hiesigen officiellen Welt äußert man sich sehr friedlich.
Wie der revolutionäre Geist in Frankreich allmählich erstarkt
mag dus der Thatsache entnommen werden, daß die democratische
Partei in Marseille zu den nächsten Wahlen keinen geringeren
Fandidaten aufzustellen gedenkt, als „Henri Rochefort“, von desfen
„Laterne“ in Marseille allein bis zu der gewaltsamen Absperrung
der französischen Grenzen gegen diese Brandfackel 8000 Exemplare
abgesetzt wurden. Henri Rochefort in Marseille gewählt — das
wäre in der That eine zweite „Marseillaise“, die wir dem Kaiser
reich gönnen würden. —
Echweiz.
»Genf, 1. April. In Folge von Arbeitseinstellungen haben
hier Tumutte stattgefunden, wobei 5 Verhaftungen vorgenommen
wurden; Befreiungsversuche von Seite der Arbeiter blieben frucht⸗
los. In der Stadt herrscht große Aufregung gegen die „Inter⸗
nationale Arbeiterassociation“; es wurde eine Volksversammlung
improvisirt, die eine von 4000 Bürgern unterzeichnete Adresse an
die Regierung schickte, in welcher sie energisches Auftreten gegen
die Internationale verlangt. Der Staatsrath erließ eine entschie
dene Proctumation. — wen e e ekher
Amerikaaa.
New-York, 15. März General Sherman verkündigt in
einem Tagesbefehl, daß von nun an keine Recrutirung oder
Befoörderung mehr stattfin det, und alle Militärschulen, mit Aus—
nahme der von Westpoint, aufgelöst werden (Wenn es bei uns
auch einmal so weit wäre, welche immense Ersparnisse würden
gemacht und welche Arbeitskräfte gewonnen werden. ——
—2M—
Gesetzentwurf über die Pfälzischen Eisenbahnen
Art. L. Für den Fall einer Vereinigung der zur Zeit in
der Pfalz bestehenden vier Eisenbahngesellschaften, nämlich. der
Ludwigsbahn, der Marbahn, der Nordbahn und der Neustadi—
Dürkheimer Bahn⸗Gesellschaft, zum Zwechedes gemeinschaftlichen
Betriebs der bereits gebauten uod noch zu bauenden Bahnen zu
theilenden Genehmigungen ist die Staatstegierung ermüchtigt:
Dder Ludwigsbahn⸗-Gejellschaft für ihr Actiencapital von 11,659,000
l. neben dem gesetzlich garantitten Zins ein Präcipuum bis zu
2 PCt. und 2) der Maxbahn-Gesellschaft für ihr Actiencapital von
6,775,000 fl. neben dem garantirken Zins ein Präcipnum bis
lepCct. aus der gemeinschaftlichen Bahnbetriebsrente für den
Zeitraum wom; 1. Januar 1870 bis 81. Dezember 1904 zu
gewährleiften. I
Art. 2.. Unter gleicher Vorausfetzung kann auch der Nord⸗
hahngesellschaft für ihre bereits gebaulen, im Bau' begriffenen
ind noch zu erbauenden? Bahnen die Zinsgarantie bis 310Dee
ember 1904 ausgedehnt werden, wenn dieselbe zuͤgleich“ sich mit
der Neustadt⸗ Durkheimer! Bahngesellschaft vollstäändig vereinigt in
welchem Falle auch für die beteils gebaute · Neustadt · Durkheimer⸗
Bahn und für deren Fortsetzung bis Monsheim die Zinsgarantie
bis 31. Dec. 1904 veclängert werden kann.
i Art. 8.* Die Staatsregierung ist ermächtigt“ fürd den“ Fall
tiner Herstellung einer Eisenbahn a) von“ Landau in der Richtung
üͤber Pirmasens nach Zweibrüden, sowie eventuell zur Forsehung
derselben nach Saargemünd für ein Bau⸗ und Einrichtungscapital
im Marimakbetrag von⸗12, 000,000 fla;by von Landau“ nach
Germersheim, sowie eventuell zum Anschluß an'das badische Bahn⸗
netz für ein“ Bau⸗ und Einrichtungscapital im Marimalbetrag non
2,500,000 fl. ; c von Germersheim nach“ Woͤrtha. Rh. das
Bau - und Einrichtungscapital im Maximalbetrag von 2,500.000 fl.
d) von Frankenthal nach Freinsheim zum Anschluß an die Dürk⸗
zeim· Monsheimer Bahn für ein Baus und Einrichtungscapital im
Maximalbetrage von 750,000 fl. mit einem jährlichen Zin sertrag
pon 492 pCt. vom Tage der Vollendung und Eroͤffnung jeder
einzelnen neuen Bahnstrecke an bis zum 31. Dec. 1904 ju ge⸗
vährleisten oder statt dieses Zinsertrags einen Ueberschuß der
Betriebsrente in einet dem 422 pCt. Zins der festgesetzten Bau⸗
nd Einrichtungscapitals entsprechenden Größe sicher zu stellen.
Art. 4. Die Staatsregierung ist ermaͤchtigt, auf das Recht
des unentgeldlichen Heimfalles der einzelnen Bahnen nach 99 Be⸗
riebsjahren zu verzichten, wenn dem Staate für die Dauer ver
Concessionszeit an den Ueberschüssen der jährlichen Betriebsrente
über die garantirten Zinsen ein Antheil eingeräumt wird⸗
Beilage zum bevorstehenden Gesetzentwurfe. * —
Ueberssicht der in der Pfalz angeregten Eisen—
bahnprojecte, welche in zweiter Reihenrkin
. Fragekommen.— zd
1) Bahn von Zweibrücken nach Hornbach an die französische
Grenze Länge 8.Stunden: Approximatider Kostenanschlag
13485 000 fl
2) Bahn von St. Ingbertt direct nach Saarbrücken,
3 St. lang, davon auf bayerischem Gebiete e St2850, 000 fl.
3 ) Bahn von Kaiserslautern durch das Lauterthal. 9. Et
Länge. 3631.800, 000 fi.
4) Babhn von Altenglan durch das Glanthal über Lauter-
ecken und Meisenheim an die Rhein⸗Nahebahn bei Stauderuheim.
Länge 10,040 8Sft5t. 3,682,000 fi.
wovon ein Drittel der Bahnlänge aufphreußisches —Gebiei
kommt. ... *
„S) In der Voraussetzung, daß die Landau⸗sPirmiasenser
Bahn nicht gebaut werde, wurde eine Bahn bon Kaiserslautern,
Sthopp, Waldfischbach, Biebermühle nach Pirmasens? projectirt.
Diese Bahn kann aber in keiner Hinsicht äinen Vorzug von der
Bahnlinie LandausZweibrücken ansprechen und reducitt sich, wenn
letztere zu Stande kommt, auf dier Bahn⸗-Strecke Kaiserslquütern⸗
Biebermühle, welche bei einer Maximalsteigung von —
Krümmungshalbmesser bis zu 360 Meter nicht weniger“ als 7
Tunnels von 178524. Meter Gesammtlänge hat unde als eine
igentliche · Gebirgsbahn — einen Aufwand vonmindesteus
1400,000 fl. per Stunde erfordern wird. Länge 8 Stunden.
3,200000 flcc 159*
.98) Bahn aon Bergzabern über Dahn mach Kaltenbach“ zum
Anschluß an die Landau⸗Pirmuser Bahm Laängen 6.Stunden
I VV— ——⏑— — ———
Auch diese Bahn ist eine eigentliche Gebirgsbahn und ang