St. Ingberler Anzeiger.
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X 17. 1869.
Samstag, den 80. Januar
Deutschland.
München, 26. Jan. Wir geben nachstehend eine Mitthei⸗
ung der allgemeinen Interesse erregenden Ziffern und Daten aus
zer von Seite des kgl. Staatsministeriums des Innern in den
üngsten Tagen angefertigten übersichtlichen Zusammenstellung der
muthmußlichen Bedürfnisse für das gesammte Volksschulwesen des
skönigreiches nach Einführung des neuen Schülgesetzentwurfes, wie
zerselbe nach den Beschlüssen der D. Lesung im Ausschusse der
Abgeordnetenkammer gegenwärtig sich gestaltet hat. J. Aus
Staatsmitteln sind zu leisten: 1) Zuschuͤsse nach der dermaligen
kinrichtung und nach dem Voranschlage zum Budget für Ein
Jahr der 1X. Finanzperiode 611,065 fl. 2) Ferner werden
olgende Zuschüsse in Folge der Einführung des neuen Schulgesetzes
veiter nöthig: a) Zur Deckung der Dienstalterszulagen fuͤr die
Schullehrer und Verweser 511)1619 fl. Dieser Betrag ist nach
dem Dienstalter der Schullehrer auf ihren dermaligen Stellen
jerechnet. Nach den Ausschußbeschlüssen sollen aber die Dienstes—
alterszulagen nach dem vollen Dienstalter von der ersten Anstellung
ib gewährt werden, und sollen die Gemeinden, welche ihren Leh.
rern bereits Dienstesalterszulagen gewährt haben, die voimn Staat
u übernehmenden Dienstesalte szulagen in Anrechnung bringen.
Juf diese letzten beiden Umstande wurden die obiger Ziffer zu
Irunde liegenden Erhebungen nicht ausgedehnt und der rechnerisch
genaue Anhaltspunkt zur Erforschung des Mehrbedarfs in Folge
zieser beiden Verhältnisse nicht festgeftellt: man wird aber sicher
nicht weit irren, wenn man denselben zu 80,000 fl. veranschlagt,
vodurch sich der Gesammtbetrag zur Decung der Dienstesalters—
ulagen auf 591,619 fl. stellt; b) zur Ausstellung von Meßner⸗
ehilfen, durchschnittlich à 50 fl. im Ganzen 223,386 fl. c) zur
dedung der Umzugskosten 3200 fl.; dh für die nach den Moliben
um Gesetzentwurfe angenommenen 56 Bezirksinspectoren, deren
eder 1400 fl. Gehalt, 400 fl. für einen Gehilfen, 400 fl.
deise und 100 fl. Regie-Aversum, sowie 1350 fJU. fur Miethe!
ind Beheizung der Amtslocalitäten bezieht und von denen 7 auf
Iber⸗, 6 auf Niederbayern, 9 auf die Pfalz. 6 auf ˖ die Ober⸗
pfalz, 6G auf Ober⸗, 7 auf Mittel-⸗, 8 auf Unterfranken und 7
uf Schwaben treffen, 187,200 fl.; e) Zuschüsse an die gesetzli⸗
hen Kreisvereine zur Unterstützung dienstunfühiger Lehrer wegen
ser unständigen Lehrer und Lehrerinnen 1656 fl.; f) Zuschůsse
in die Pensionsvereine für die Schullehrers-Wiitwen und Waisen,
8,720 fl.; g) Zuschüsse für die bereits vorhandenen Schullehrers⸗
keliklten, von denen die Wittwe 80 fl., die einfache Waise 6 und
die Doppelwaise 9 fl. erhält, 68,745 fl. — Demnach ergibt sich
nach Einführung des neuen Schulgesetzes jährlich ein Mehrbedarf
us Staatsmitteln im Betrage von 1,039,470 fl. und erhöht
ich demnach der Gesammtbedarf aus Stagaismiltelnauf
650. 538 fl.
mehren und die Gesammtleistung derselben 1,395,338 fl. be⸗
ragen.
München, 27. Jan. Der IV. Ausschuß wird morgen
zuum ersten Male über die an die Kammer gelangten Petitionen
um Einführung der allgemeinen, direcien und geheimen Landtags.
vahlen (angeeignet von C. Barth und Jörg) derathen.
Die practische Concursprüfung der zum Staatsdienste adspi⸗
rirenden Rechtscandidaten pro 1869 nimmt Montag den 10. Mai
. J. ihren Anfang.
—X
Der k. preuß. Steuerinspeckor Norrenberg ist vom Präsidium
»es Deutschen Zoll⸗ und Handelsvereins als Vereinscontroleur den
dauptzollämtern Ludwigshafen a. Rh. und Zweibrücken mit dem
Bohnsitze in Ludwigshafen beigeordnet worden. — Der Forst⸗
imts Assistent Karl Moos in Zweibrücken ist zum provisorischen
Tommunal·Oberförster in Bosenbach, Forstamts Zweibrücken,
ernanut worden.
Mannheim, 29. Jan. Bei der gestrigen Abstimmung
der Frage über confessionslose Schulen, stimmten 747 Katholiken
dafür und 220 dagegen, Protestanten 1009 dafür und 6 dagegen.
Die Abstimmung der Ifraeliten soll heute erfolgen.
Die „Hess. Morgenztg.“ schreibt: „Wie verlautet, bereitet
ich unter den Volksschullehrern des Norddeutschen Bundes im
Ztillen ein Verein zur Unterstützung hülfsbedürftiger Lehrerfami⸗
ien, welche nach Nordamerika aͤuswandern wollen, vor. Wenn
nicht alle Anzeichen trügen, so werden in vielleicht nicht ferner
Zeit auch deutschlandsuͤrude Lehrer aus dem Regierungsbezirke
dassel auswandern, um sich in jenem neuen Welttheile eine bessere
Fristenz zu verschaffen.“
Berlin, 25. Jan. Wenn die von der Wiener „Presse“
nitgetheilte Analyse des türkischen Circulars üͤber die Conferenʒ;
jenau ist, was nicht bestritten werden soll, so darf man sich der
Näßigung der Türkei freuen, es heißt aber doch die Sachen fich
in wenig zurechtlegen, wenn die Türkei jetzt erklärt, sie habe
Briechenland weiter nicht demüthigen, noch bekriegen wollen, und
ie habe durch die Conferenzbeschluͤsse eine vollständige Genugthu⸗
ung erhalten. Die Türkei vergißt, daß der Conferenzvorschiag
zemacht und von den Mächten gebilligt worden ist, um sie bom
driege gegen Griechenland abzuhalten — nicht so sehr um Grie⸗
henland, als um des europuischen Friedens willen— Doch ·—
zer Frieden bleibt erhalten, ja er consolidirt sich täglich und zu—
ehends, und davon haben Sie einen ganz untrüglichen Beweis
zur Hand: dieser Beweis ist Varnbülers preußenfreundliche Hal⸗
ung, welche sich bemerklich machte von dem Tage an, mo die
ßolitik des Wiener Cabinetes von den europäischen Mächten nicht
zebilligt, wo sie Preußens Fricdensliebe constatirt hatten. Solche
yolitische Laubfrösche sind gar nicht zu unterschätzen! Nun ist
vohl die Zeit nicht mehr fern, wo Handel und Verkehr ihre Be—
orgnisse fallen lassen werden, wo die Berichte aus den Manufac⸗
kurdistricten Englauds nicht mehr den Zusatz haben werden: we—⸗
nig Lebhaftigkeit wegen der politischen Lage. Kommt nicht etwas
Janz Außerordentliches dazwischen, so haben wir auf einige Jahre
hinaus eine Störung unseres Frieden nicht zu fürchten.
Berlin, 27. Jan. Die Landtagssession wird boraussicht⸗
lich Ende Februar geschlossen, der Norddeutsche Reichstag bis zum
5. März einberufen werden.
Memel, 29. Jan. Zuverlässige Nachrichten schildern die
dage der Juden jenfeits der russischen Grenze mit den düstersten
Farben: Noth und Krankheit haben den höchsten Grad erreicht.
Jeder Tag fordert neue Opfer. Tausende liegen krant darnieder
ohne Hoffnung auf Genesung, da alle Bedingungen hierzu fehlen.
Wenn nicht nachdrüdliche Hilfe von der Ferne kommt, ist eine
ahlreiche Bevölkerung dem Elende und den Untergange preie
egehen
il. Aus Kreismitteln (Kreisumlagen) sind zu leisten: Nach
er dermaligen Einrichtung und dem Voranschlage pro 1868 die
zumme von 300,915 fl.“ Die neuen Bedürfnisse für die Schule
ind, soweit nicht die Staatsfonds dafür einzutreten haben, nach
Irt. 34 des Geseßentwurfes von der Schulgemeinde zu tragen.
den unvermögenden Gemeinden müssen nach Art. 483 des Gesetz
mniwurfes hiezu Zuschüsse aus Kreismitteln gewährt werden. Die
intersuchung der Unvermögenheit der Gemeinden kann wegen der
iezu nöthigen weitwendigen speziellen Erhebungen jetzt noch nicht
emessen werden und deshalb auch nicht, in wiewen die Kreis⸗
nittel für die neuen Bedürfnisse beansprucht werden müssen. Nach
em Verhältnisse der bisherigen Leistungen aus Kreissonds und
vemeindemitteln würden auf erstere beiläufig 170,000 fl. treffen.
AII. Aus Gemeindemitteln sind zu leifsten: a. Nach den der—
zalig en Einrichtungen 1,001,106 fi.; b. Zuschüsse in Folge der
üinfuͤhrung des neuen Gefetzes: J. zur Ergänzung des Minimalge—
altes der Lehrer 509,980 fl. 2. Miethzinsentschädigungen
4092 fl. Demnach würde sich durch Einführung des neuen
ꝛesetzes die Leistung aus Gemeindemilleln um 694072 fU. ver