Slt. Ingberker AAnzeiger.
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Nr 18. 1869.
Deutschland.
München, 27. Jan. Die Creditforderung von 3 Mill.
zur Anschaffung von 100,000 Werder'schen Hinterladern wird
Seitens der Abgeordnetenkammer auf großen Widerstand stoßen,
da man mit Recht Gleichm äßigleit der Bewaffnung des deutschen
deeres verlangt.
Die von der Kammer verlangte Gesammtsumme zur Voll⸗
endung des bayerischen Eisenbahnnetzes wird dem Vernehmen nadd
39 Millionen und 1 Million als Reservefonds betragen.
Wien, 28. Jan. Minister Herbst und Hasner erklärten
sich im confessionellen Ausschuß des Abgeordnetenhauses entschie⸗
den gegen die Einführung der obligatorischen Civilehe; die Noth⸗
Fivilehe sei vollkommen ausreichend
Wien, 80. Jan. Die „Neue Fr. Presse“ meldet, daß
directe Abmachungen“ zwischen den Großmächten für den Fall
bestehen, daß die Conferenzbeschlüsse wirkungslos bleiben würden.
In diesem Fall sollen sich die collidirenden Theile sich selbst über⸗
sassen, und die allfällig heikele Situation soll vor Ausbeutung
durch hierzu notorisch geneigte Elemente behütet werden.
England.
(Eine Expedition nach Mexiko.) Den Gerüchten über eine
„Expedition zu Gunsten des Grafen Girgenti,“ welche angeblich
en Glbraliar aussegeln soll, läßt der Madrider Kor⸗
respondent der ‚Times? die Mittheilung folgen, daß die Zeitun⸗
gen die Nachricht verbreiten, General Tabrado werbe spanische
dffiziere für eine proj ectirte Expedition nach Mexico an, und
zwar im Interesse der monarchischen Partei in leßterem Lande.
Man sage, daß nicht weniger als 300 oder sogar 500 Offiziere
für das Unternehmen gewonnen seien. Das Kriegsministerium
lasse dies nicht nur ohne Störung geschehen, sondern gebe den
Betheiligten sogar zweijahrigen Urlaub. Es stehe dem Unter—⸗
nehmen die fost fabelhafte Summe von 20 Millionen Dollars
Realen Y zu Diensten, und 16,000 Mann seien in Wexiko be⸗
reit, nach Änkunft der Expedition ins Feld zu ziehen. Der Plan
gehe darauf ein, den Grafen Girgenti auf den mexikanischen Thron
zu heben. Jeder Offizier erhalie 200 Dollars Handgeld und die
ẽkrpedition werde sich in Gibraltar einschiffen. Santa Anna
verde von der Fama als Anstifter bezeichnet. Der Korrespondent
hält die Sache für so übertrieben, daß er ihr „ohne Weiteres“
Keine Glaubwürdigkeit zuspricht.
Spanien.
Unterthanen aus türkischem Gebiet beklagt und diese Maßreget
als eine in Friedenszeiten unerhöree und den Grundsätzen des
modernen Völkerrechts widersprechende bexzeichnet.
Vermischtes.
* Speyer, 25. Jan. Vor einiger Zeit war zwischen
dem hiesigen Vorschuß-Verein und seinem Mitgliede, dem städt.
Finnehmer Paulus, ein Conflict ausgebrochen. Nun hat genann⸗
zer Herr Paulus, laut ergangenen Ladungen, beim k. Bezirks-
zerichte zu Frankenthal eine Klage auf Vernichtung des gegen
ihn gefaßten Generalversammlungsbeschlusses sowie gleichzeitig auf
Aufloͤsung der Gesellschaft und Liquidation — eventuell um voil⸗
tändige Decharche von seiner Solidarhaft gegenüber sämmtlichen
Bereinsgläubigern, anhängig gemacht. Dieser Proceß wird dem—
nächst vor dem Forum genannten Gerichtes zur öffentlichen Ver⸗
jandlung kommen.
pVSudwigshafen, 20. Jan. Gestern hat die hiesige
Eisenbahn⸗Direction eine Verfügung erlassen, die gewiß überall
als eine gerechte und zeitgemäße betrachtet werden wird; sie be—
zrifft die Prüfungen für Aufnahme und Anstellung des Personals
bei den Pfälzischen Bahnen. Hiernach haben Alle, welche im inne—
ren oder äußeren Betriebsdienste als Gehilfen Verwendung suchen,
sich einer Prüfung zu unterziehen, die am Sitze der Direction ab⸗
Jehalten und vier Wochen vorher ausgeschrieben wird. Auch die
zereits angestellten Beamten müssen, wenn sie zu einem hösheren
Dienstgrade vorrücken, sowie diejenigen, die Locomotiv - ader Zug⸗
ührer werden wollen, Prüfungen bestehen. Sodann ist das Alter
hestimmt, welches die neu Anzustellenden haben müssen. Das
.7. Lebensjahr muß erreicht, das 30. darf noch nicht überschritten
ein. Die Prüfungsgegenstände bei der Anstellung sind:
) Deutsche Sprache, 2) Französische und auch englische Sprache,
3) Arithmetit, 4 Geographie, 8) Geschichte. — Es wurde diese
herfügung von Vielen freudig begrüßt, Viele, besonders Bejahr te
chnitten hiezu traurige Gesichter.
Göttingen, 25. Jan. Gestern Morgen gegen 9 Uhr
and in der Nähe des Neinsbrunnens ein Pistolenduell zwischen
den Studirenden Frahcu und v. Mesmer⸗Saldern, beide Holstei⸗
ner, statt, das leider ꝛeinen sehr unglücklichen Ausgang hatte.
Der Letztere wurde nämlich in den Leib geschossen und so gefähr-
lich verwundet, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Stu⸗
diosus Frahcu ist verhaftet.
'In Leipzig wurde am 22. d. der 8Iljährige Freiherr
T. v. Reichenbach begraben, der — 1788 in Stuttgart geboren
— schon als Student wegen Stiftung einer geheimen Auswan⸗
derungsgesellschaft nach den Südseeinseln von der französischen
Polizei auf den Hohenasperg gebracht wurde, sich nach seiner Be⸗
creiung ausschließlich den Naturwissenschaften widmete, von 1821
mm in Oesterreich mehrere Eisenwerke und andere industrielle Eta⸗
ʒlissements gründete, Seidenraupenzucht und Runkelrübenfabrikati on
hetrieb, das Creosot, das Paraffin, Eupion, Capnomor, entdeckte,
hesonders aber sich in weiteren Kreisen als Entdecker des
.'g. „Od“ bemerklich machte, einer angeblich neuen magnetischen
Zraft. die vorzugsweise als Trägerin medicinischer Wirk-
ingen dienen sollie, in der gelebrten Welt aber wenig Anerden⸗
aung fand.
Paris, 26. Jan. Der Wechsel.Agent der hiesigen Börse,
Athein, 29. Jan. Graf Walewski, der Ueberbringer des Barnes, hat sich heute Nacht erschossen. Wie es heißt, wurde er
Tonferenzprotocolls und eines eigenhändigen Briefes Napoleons zu diesem verzweifelten Schritte durch ein bedeutendes Deficit in
in König Georg, ist heute hier eingetroffen. — Die Muister einer Casse bestimmt. Sein Casfier soll nämlich nach den Einen
Jaben ihre Entlassung eingereicht. Sie begriffen, erklärten sie 1,700,000 Fr., nach den Anderen für 3 Millionen Werthpapiere
dem Konig, wie außerordentlich schwierig es sei, sich den Machten deruntreut haben. Der Cassirer selbst wurde gestern verhaftet.
zu widersetzen und andererseits die Verantwortlichkeit einer Nach Die Bureau des Wechselagenten wurden versiegelt. Nähere Ein—
Fiebigkeil zu tragen. — Der Rüdtritt der Minister hat die Auf⸗ zelheiten leunt man noch nich.
regung in Athen noch gesteigert. Das Volk will weder von einem Ein alter Herr von einigen sechszig Jahren kam in Paris
neuen Cabinet noch von dem Conferenzprotocoll etwas wissen. — am vorletzten Samstag auf die Idee, auch einmal wieder einen
Die Regierung hat ein Memorandum an die Schutzmächte erlassen, Maskenball zu besuchen und er ging ins Chatelet. Da selbst ange⸗
u welcheim sie sich bitter über die Auswei jung der quicchischenn langt, kamen ihm wieder die Erlebnisse ieiner Jugend ins