St. Ingberler Anze iger.
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ser. 187. J weie J 5 Sonntag, den 28. November ———— 1869
Deutschland.
München, 24. Nov.“ Wie der „Süddeuische Telegraph“
oissen will, soll eine große Anzahl von Bischöfe beabsichtigen, unter
hrotest das Concil zu verlassen, wenn trotz der von ihnen zu bes
intragenden, der Richtung der Zeit entsprechenden Prüfung der
zncicsika und des Syllabus, sowie des Dogma von der Unfehl⸗
zarkeit des Papstes die Majorität des Concils dennoch zur Dog⸗
natisirung dieser Sätze schreiten sollte. 5.
München, 25. Nod. Nach kgl. Allerhöchster Verordnung
um Vollzuge des Gesetzes über die Militärstrafgerichts Ordnuug
verden bei den Armee⸗ Divisions-Commandos in München, Augs-
„urg, Nürnberg, Würzburg und bei der Festungscommandantschaft
randau Militärbezirksgerichte errichtet. Militär⸗Untergerichte werden
ebildet: 1) bei jedem Regiment und bei jedem Jägerbataillon,
) bei jeder Commandantschaft. Das Militärjustizpersonal. wird
estgesetzt: auf 1 Generalauditor, 10 Oberauditore, 5 Oberstabs⸗
uditore, 7 Stabsauditore, 36 Regimentsauditore und 24 Batail-
onsauditore, Das Militär; Obergericht mit der Benennung Gene⸗
alauditoriat“ wird in München errichiet. .....
München, 26. Nod. Die „Bayer. Landesztg.“ hört, das
gesammtministerium habe auf Grund des Ausfalls der Wahlen
jem Könige seine Porlefeuille zur Verfügung gestellt. (Ein Pra—
jer'sches Telegramm vom 26. Vormittags meldet; „Der Landtag
dird wahrscheinlich auf den 13. Dec, einberufen. Bevor ein
entscheid des Königs auf. das Entlassungagefuch der Minifter
tfoigt ist, kann aber füglich von der Einberüfung“ des Landtaägs
nicht die Rede sein) e— 5137
Dienstesnachrichten.
Der bisherige Reckoratsverweser Professor Christian Wilhelm
zeinrich Faber am kgl. Realgymnasium Speyer ist zum wirklichen
dector dieser Anstalt ernannt, ferner ist der Postassistent Friedrich
zudwig von Speyer nach Schweinfurt versetzt worden.
Karlsruhe, 26. Nob. In der Zweiten Kammer wurde
eute ein Gesezentwurf über Verlaͤngerung der Heidelberg⸗ Schwetzinger
zahn bis Speyer vorgelegt.
Wieen, 26. Nov. Unterm Gestrigen wird aus Pest tele⸗
ttaphirt: Eine aus Wiener Hofkreisen stammende Brochüre über
ie Militärgrenzfrage hat hier großes Aufsehen gemacht. Bethlen's
Diplom. Wochenschrift“ bringt gegen dieselbe einen Leitartikel,
delcher durch ungewöhnliche Heftigkeit des Tones auffällt. Die
rwähnte Brochüre kennzeichnet, der Wochenschrift zufolge, die!
gestrebdungen jener Kreise, welche gegen die Integrität der unga⸗
„hen Krone und auf Rückgängigmachung des österreichisch-unga⸗
ischen Ausgleichs gerichtet seen. — In Innsbruck wurden gestern
Rorgen halb 4 Uhr nach zweitägigem wüthenden Sirocco undu—
wende Erdstöße aus Nordost verspürt. — Aus Krakau wird
nterm Heutigen telegraphirt: „In dem Proceß Barbara Ubryk
die Untersuchung eingestellt; der Staatsanwalt hat Berufung
mgelegt.“
Paris, 27. Nov. Der Kaiser wird am Montag die
kammern mit einer Thronrede persönlich eröffnen. — Ein Tele—
camm des Herrn v. Lesseps aus Ismaila sagt: In 10 Tagen
ingen 50 Schiffe von 38,000 Tonnen Gehalt ohne Uferbeschä⸗
ung durch den Suezcanal hin und zurüch.
Italien. —A
Frankereech.
Rom, 20. Nov. Dos oöfficieslle Programm für das Konzil
bvereits festgestelll. In großer Prozession werden sich die Prü—
len zur St. Peterskirche begeben, dann im Hauptschiff der Cele⸗
ration des feierlichen Hochamtes durch den Papst am Hauptaltar
nwohnen; der Hymnus: Veni croator spiritus wird die Zere⸗
aonie enden. Hierauf folgt der Einzug der Bischöfe in den im
idrdlichen Seitenschiffe eingerichteten Sitzungssaal. Der Papst
dird dort eine Allokution halten und die Session des Konzils für
röffnet erklären. Man schäht“ dien“ Zahl der zu den feierliche
—AVV folgende
deihe sich ordnen: Kardinäle 835, Kar dinalbischöfe, Patriarchea
ẽrzbischffe und Bischöfe 923, Aebte nullius 29, Ordensgenerale
32, also entscheidende Vota, 1017; ferner 100 päpstlische Teolo⸗
jen, 50 Beamte, der Hoistaat des Paspstes und Pialaten di
ioochetti 124. Tägüch trifft jetzt eine Reihe von Bischöfen, die
neisten qus Engtand, Amerika und Frankreich hier ein, um dem
donzil beiz uwohnen. Unter den fürstlichen Häuptern, die im Laufe
er besagten Feier hier erwartet werden, nennt man in neuester
Zeit auch de m Kaiser von Oestreich.
MRMußland.
Petersburg, 25. Nov. Dem Vernehmen nach beabsich⸗
igt die Regierung, ein neues Gouverne ment, Dünaburg, zu bilden,
vas die Zerreißung der Ostseeprovinzen und die Aufhebung aller
Jrivilegien derselbes zur Folge haben würde.
Echwurgerichtsfitzung.
IIVV, Quartal 1860.
3weibrschen. 258. Nov. Anklage ge gen Ludwig Rosen⸗
tiel. Ab Jahre alt, Handelsmann von Reust adt an der Haardi,
vegen Meineids, begangen, am 14. Dezember 1867 zu Neustadt
ain den Haardt. Der Angellägte, welcher? in sehr gutem Rufe
leht und noch nie gerichtlich bestfraft wurde, ist Geschäftsreifender
vel dem Weinhändler Leopolde Kaufmann in Neuftadt an der
daardt, in welcher Eigenschaft er seit längerer Zeit auswärts
Beschafte für seinen Principal abschloß. So hatte er auch in
Kegensburg bei Peter Hüber, Gaftwirth zum Bären daselbst, Wein
jerkauft und geliefert und erhielt bei seiner Anwesenheit daselbst
im 8. Marz 1865 den Kaufpreis mit 109 fl. 18 kr. bezahli.
Bei derselben Gelegenheit wurde zwischen Hüber und dem Beschul-
igten eine weitere Bestellung verabredet, nämlich von Deidesheimer
Vein per Eimer — 64 Liter — zu 30 fl., und von Feuerberger
»er Eimer zu 45 fl. Diese Bestellung wurde von Rosenstiel in
ein Notizbuch eingetragen und zwar, was die Quantität betrifft,
nit 8 Eimern Deidesheimer und 2 Eimern Feuerberger, wobei
zuch der stipulirte Preis bemerkt wurde. Eine weitere Bemerkung
indet sich in dieser Notiz nicht, namentlich auch darüber nicht,
»aß Franco⸗Lieferung ausgemacht wurde. Uebrigens war auch
2monatlicher Zahltermin ausbedungen worden. Üeber die Be—
rellung wurde von Seite des Angeklagten dem Hüber auf Ver—
angen eine schriftliche Aufzeschnuung gegeben, und Ersterer gab
nittels Schreibens de dato Regensburg, den 9. März 1868, sei—
jem Prinzipal Nachricht von dieser, sowie von drei weiter be
mderen Personen erhaltenen Bestellungen, in welchem Schreiben
r zugleich schildert, wie er vergeblich bemüht war, noch mehr der⸗
irtige Geschäfte abzuschließen. Nachdem der Beschuldigte nach Hause
urückgekommen war, wurde die Bestellung effectuirt, und als solche
interm 29. April 1865 von ihm in den Geschäftsbüchern Kauf—
nanns eingetragen. Mittels Frachtbriefs de dato Neustadt, den
3. Mai 18685, wurden in 2 Fässern 222 Liter Deidesheimer und
50 Liter Feuerberger Wein an Peter Hüber übersendet und von
iesem am 16. oder 17. Mai in Empfang genommen. Hüber
and jedoch nur die Qualität des Deidesheimer, nicht aber auch
»ie des Feuerberger entsprechend und schrieb alsbald unterm 28.
MNai an Kaufmann, den Deidesheimer wolle er, obgleich er nur
irca 2 Eimer davon bestellt habe, behalten, den Feuerberger aber,
jon welchem er auch nur circa einen Eimer bestellt habe, und der
eineswegs preiswürdig sei, könne er nicht brauchen. Er stellte ihn
)eßhalb, da er sich bei der Bestellung ausdruͤclich vorbchalten
jabe, daß der Wein ihm confeniren muͤsse, zur Disposition Kauf⸗
nanns. Auf diesen Brief erwiederte Kaufmann in einem vom
zeschuldigten verfaßten Schreiben vom 3. Juni darauf: Das
Quantum stimme mit dem bestellten überein, abgesehen von einigen
ditern mehr, wie dieses in der Regel geschehe, da man nicht immer
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