Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
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—AV J DoOnnerstac, den v. Deeember J— 
— 1560 
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Deutschland. —E — die Stundenzahl erhoͤht, der Schluß des Schuljahres von Ostern 
Muünchen, 6. Dec. Das Kriegsministerium hat angeord- auf den Herbst verlegt, und zwar für die Stadischulen in Ueber- 
jet, daß die am 16. Sept. d. J. erlassene Bestimmung bezüglich einstimmung mit allen übrigen Bildungsanstalten des Königreiches 
»er bei den Verkehesanstalten bediensteten Reservisten uud Vand- auf den 15. August, für die Landgemeinden je nach Bedürfniß auf 
vehrmãnner nunmehr auch für die Bediensteten bei den Oubahnen August oder September. Zugleich wurde dem Mujbrauhe der 
und pfälzischen Bahnen gleiche Anwendung zu finden hat. Es vogenannten Ernteferien uach Maßgabe des letzten Landrathsab⸗ 
ind sonach diese reserve- und landwehrpflichtigen Bediensteten von hiedes vom 13. November 1868 zu steuern gesucht. Was den 
zen Controlversammlungen gänzlich, dagegen von den Uebungen, dollzug der gesetzlichen -Vorschriften über die Schulversäumnisse 
on vorübergehender Vienstleistung für Erhaltung der geseßlichen etrifft, so ist zu hoffen, daß ein Theil der Orthsschulcommissionen 
Ordnung, sowie im Falle einer Mobilisirung nach, Maßgabe der ur besscren Einsicht gelange und dem Strafgesetze den ndihigen 
eweils hierwegen besonders ergehenden Bestimmungen befreit. vollzug ichern wird. Letzteres zu erzielen hat die Kreisregierung 
München, 6. Dec. Gestern hat zweimal mehrstündiger ntsprechende Maßregeln angeordnet. 
Ministerrath stattgefunden. Als desultat der Bexathungen ver⸗Ein weiterer Grund liegt in der vernachlässigten Fortbildung 
autet, daß die Minister Hohenlohe, Pranckh, Pfretzschner, Schlör ines Theiles unserer Schullehrer, und es bewahrheitet sich der 
ind Lutz ihre Portefeulle behalten werden. Die Vtiinister des In⸗ Satz: Wie der Lehrer, so die Schule. Insbesondere müssen sich 
nern und des Kultus, Hörmaun und Gresser, beharren auf ihrer iber die Schuldiensterspeetanten bewußt werden, daß die 4 Jahre 
Demission. Höchfl wahtscheinlich wird kein Coalitionsministerium vet Vorbexeitung zur Anstellungsprüfung ausschließend zur Aus⸗ 
u Stande kommen, vielmehr werden Persönlichteiten gewähit wer⸗ ildung ihres künftigen Berufes zu verwenden sind. Die von der 
den, die eine Versöhnungspolitik ermöglichen. Als solche werden kreisregierung erlassenen Anordnungen werden unter pflichtgemäßer 
Staatsrath Schubert und Regierungspräsident Feder bezeichnet. Nitwirkung der Aufsichtslehrer, der Local⸗ und Disiricksschulin⸗ 
Münschen, 7. Dec. Gutem Vernehmen nach soll der Land⸗ vectoren ihren Zwec nicht verfehlen. I 
ag spätestens auf den 20. März einberufen werden. Eine Harptursache wird aber in dem Mangel jedweden 
Speyer, 6. Dec. Heute wurde die Session des Lann de forthildungsunterrichts zu suchen sein. Aus dem Joͤnen zur 
rathes der Pfalz durch den Regierungsprasidenten Herrn berfügung gestellten statistischen Material über den Fortbildungs⸗ 
2. Pkeufe,x eröffnet. In seiner Ansprache erwähnte derselbe interricht in den jenseitigen Provinzen werden Sie ersehen, daß 
unächst der Kreishaushaltsvorlagen: „Was das Budget für das »ie Pialz weit überflügelt ist. Nach dieser Richtung muß die 
zahr 1870 anlangt, werden Sie aus den Vorschlägen der Kreis- Pfalz eine neue Bahn betreten, und es ist von der Einficht und 
megierung entnehmen, daß wesentliche Aenderungen in den Kreis- er bewährten Opferwilligkeit der Orts und Districtsgemeinden 
uusgaben gegen das Vorjahr nicht beabsichtigt sind. Die von der u hoffen, daß sie durch Einführung von Fortbildungsschůlen deren 
reisregierung beantragte Mehrausgabe aus Kreisfonds im Be. Besuch von der Theilnahme an der Sonntagsschule dispenfiren 
rage don 30.084 fl. bezieht sich u. a. auf die Errichtung neuer ann, den beschümenden Vorwurf einer mangeldaften Ausbilduug 
Schulstellen in mit Gleichstellunggsumlagen überbürdeten Gemeinden hrer Jugend möglichst zu beseitigen suchen werden. An der Mii— 
nuf die Verabreichung von Theuerungszulagen an die Lehrer der virkung der Kreisregierung wird es nicht fehlen; von ihrer Seite 
Bewerbschulen Zweibrücken, Speyer, Kaiserslautern füt die Jahre st ein bescheidener Anfang dadurch gemacht, daß mit dem Chrifffeste 
868 und 1869, auf die Errichtung einer isolirten Vateunn-n, 31 Kantonen eine Voltsbibliothet — St. Jagbert 
wule in St. Ingbert.. ꝛesitzt eine solche schon — bestehend aus 100 Bänden der allge⸗ 
Dann wendete sich der Redner, wie zu erwarten stand, zu neinen Benützung übergeben wird. Esgenthümerin dieser Volksbis 
iner brennenden Tagesfrage der Pfalz: „In unserem Kreisbudget liothek ist die Districisgemeinde, Verwalter der Districtsausschuß.“ 
immt der Etat für Erziehung und Unterricht einen sehr beach⸗ Als Regierungscommissiär fungirt Hr. Regierungsdirecioc de 
enswerthen Rang ein. Auf die Volksschulen allein werden aus Lamotte. Wegen seiner Wahl zum Äbgeordneten hat Hr. Rothhaas 
treisfonds 45,000 fl. verwendet. Rechnen Sie, m. HH., noch 'in Austrittsgesuch eingereicht. 
azu den Betrag aus Gemeindemitteln mit 417,880 sl. veruck⸗ Aus Baden, 6. Dec. Die bayerischen Zustände werden 
chtigen Sie ferner den Anschlag der Dienstgründe und Dienst- zatürlich in Baden mit großer Aufmerksamkeit verfolgt, und man 
ohnungen, die Einnahmen aus Schulgeldern und Stistungsmitteln, st so ziemlich allgemein der Ausicht, daß ein Verbleiben des jetzig en 
ergiedt fich für die Volksschule eine Gesammtausgabe von zayerischen Ministeriums im Amte das Unzweckmä ßigste sein wuürde, 
54889 fl. und mit dem Zuschusse des Staates zu 15,888 die vas dentbat erscheint. Die Unfähigkeit der Ultramontanen, nach 
zumme von 570,722 fl. inem bestimmten Princip zu regieren, liegt ja auf der Hand; 
Augesichts dieses Aufwandes für die Volksschule, welcher inem Oppositionssturme der Intelligenz gegenüber müßte der Ul— 
tuen in den übrigen Provinzen des Koͤnigsreiches weit übersteigt ramontaänismus und die particularistische Beschränktheit alsbald 
ud der größeren Anzahl von Schulstellen in der Pfalz entspricht, läglich Fiasco machen. Eine derartige Katastrophe ist aber un⸗ 
ind Sie, meine HH. Landräthe, zu der Frage berechtigt, auf zermeidlich. Dem jetzigen Ministerinm wird Niemand zumuthen 
oelche Weise das für die Pfalz fo befchämeude Ergebniß der önnen, sich als Gegenstand endloser Angriffe darzubicten, den 
tectutenprufuag sich erklären lasse? Die Kreisregierung hat Zegnern wohlfeile Majoritätstriumphe zu ermöglichen, anstatt die Un— 
»ereits im v. J. diese Frage einer eingeheuden mehrtägigen com- ähigkeit der nämlichen Gegner dadurch offenkundig zu machen, 
nisfionellen Verhandlung, unter Zuziehung des Kreisscholarchates aß man ihnen überläßt, selbst einmal zu regieren und es besser 
ind mehrerer Districtsschul.nspectoren, unterstellt und auf Grund u machen. 
ieser commissionellen Berathung jene Maßnahmen angeordnet, Was übrigens die bedeutende Anzahl Geistlicher in der baye⸗ 
belche eine Besserung dieses ungünstigen BVerhältnisses an⸗ ischen Zweiten Kammer betrifft, so ist an der häufigen Wahl der— 
ahnen sollen. elben wohl ein Mangel der bayeris den Ver fassung schuld, welche 
»Es ist nicht zu verkennen, daß unsere socialen Verhältnisse — wie uns scheint — die Bestimmung der badischen Verfassung 
ei Wurdigung der angeregten Frage mit in Betracht tommen icht enthält, wornach alle Loc albeamten, Amtmänuer, Amisrichter, 
aüssen; allein die Neigung die Kinder mehr für Haus und Feld, Pfarrer und Gerichtsaͤrzte im Waͤhlbezirke, in dem — 
ls für die Schule auszunuttzen, besteht auch in den rechtsrheinischen ticht wählbar sind— (Pf. Kur.) 
andestheilen. Es müssen also noch andere Ursachen mitwirten, Frankreich 
ind als solche erscheinen einerfeiis die geringe Stundenzahl des 
ommerunterrichts, andererseits der mangelhafie Vollzug der Be⸗ 
unmungen über die Schulversäumnisse. In erster Richtung wurde 
Paris, 7. Dec. Dem „Gaulois“ zufolge würden mehrere 
ranzoͤsische Prälaten auf dem Concil specielle Gegenstände zur