St. Ingberler Anzeiger.
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4145.. — ünn ze ie Dienstag, den 20. September. * * 1870.
fanterie Regiments Kronprinz,“ welche den Trunspork der franzs⸗
sischen Gefuͤngenen von Sedan hieher geleitet haben, ein Ehren—
Jeschenk von fünf Thalern für“die Chargirten und einen für jeden
Gemeinen zu gewähren. —Die Hilfsvereine bewilligten denselben
Wäsche, Garnitur Stiefeln, Pfeifen, Tabak, Cigarren. Heute Abend
wird zu Ehren unserer treuen bayerischen Mitkämpfer großes Kon—
ert und gesellige Vereinigung stattfinden. — Der „Staatsanzeiger“
chreibt: Auf Befehl der Königin soll den hier befindlichen bayer⸗
schen Soldaten Gelegenheit gegeben werden, außern den königl.
Theatern auch die übrigen Sehenswürdigkeiten Berlins in Augenschein
u nehmeu. Heute wurden das königl. Schloß und die Museen
zesichtigt. Abends besuchen die Bayern das Opernhaus. Die
Offizsere wurden Mittags zur Tafel der Königin gezogen. —
Der „Pr. Staats⸗Anz.“ veröffentlicht einen Aufruf des Kronprinzen.
Derselbe weißt darauf hin, daß der Krieg ein einheitliches deutsches
Heer geschaffen habe, daher auch die Sorge um die Invaliden und
die Hülflosen des Krieges eine gemeinsame deutsche Angelegenheit
sei. Deßhalb beauftragt der Kronprinz den Geschäftsauschuß der
Biktoria Invaliden⸗Stiftung von 1866, die Organisation und
Ldeitung der Invalidenstiftung für Deutschland zu übernehmen und
in ganz Deutschland'zu Beiträgen und Bildung von Zweigvereinen
aufzufordern. —
In Berlinm beschloß eine Versammlung der aus Frankreich
vertriebenen Deutschen eine Petition an den König zu richten, welche
die durch die Ausweisungsmaßregelnentstandenen materiellen Ver—
uste der Deutschen auf eine Milliarde angibt und das Vertratien
ausdrückt, daß diese Summe nicht für die deutsche Nation verloren
zgehen werde. 3
Frank reich.
Aus Paris, 13. Sept., wird der „Köln. Zig!! geschrieben:
Heute hielt der Gouverneur von Paris, General Trochu, die große
Rebue über die Vertheidiger von Paris ab. Die Nationalgarde
war von der Bastille au bis an die Place de la Concorde und
die Mobilgarde und die wenigen regulären Truppen, welche derselben
anwohnten, in dem Champs Elysées aufgestellt. Das Ganze
zewährte einen etwas komischen Anblick. Nur der kleinere Theil
der Nationalgarde war in Uniform; die Meisten, besonders die
Arbeiter waren in Zivilkleidung, hatten sich in ihre Sonntagstracht
gesteckt und trugen nicht einmal die Soldatenmötze. Noch seltsamer
machten sich die Waffen, welche die Nationalgarde trug. Es waren
Gewehre aller Art, und man bemerkte nur sehr wenige Chassepots,
Tinen noch selsameren und bhunteren Anblick bot die Mobilgarde dar,
die größtentheils der Provinz angehörte. Sie trugen die verschiedensten,
Trachten und ihre Gewehre lassen ungemein viel zu wünschen übrig.
Wenn die Deutschen durch begeisterle Zurufe aus dem Felde geschla—
gen werden könnten, so dürften sie diesesmal nicht lange Stich hal—
lden, denn als Trochu, der im Feldanzug war, mit seinem Stab von
der Place de la Bastille bis an den Triumphbogen in den Champs
Elysé⸗s ritt, wurde er überall mit unendlichem Begeisterungsgebrüll in
den verschiedensten Weisen degrüßt. Man schätzt die Zahl der Ver—
heidiger von Paris. welche der Revue anwohnten, ungefähr auf
180,000 Mann.Die, welche in den Forts nud auf den Wöllen
dostirt waren, wohnten natürlich der Revne nicht an. Im Gaͤnzen
zenommen, war der Anblick, welchen diese Krieger neuer Art dar⸗
doten, kein sehr erquicklicher, und man mußte sich fragen, wie es
nöglich jst; daß geglaubt werden lann, diese unbehülfliche, undis—
iplinirie Masse werde mit Erfolg längeren Widerstand leisten. Die
Zuschauer bestanden meistens aus Frauen und Kindern, die sich
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Theil det Bevölkerung stand größtentheils unter den Waffen, und
die, welche noch nicht eingereiht sind, hielten sich fern, um sich
—. keine Unannehmlichkeiten zuzuziehen. Uebrigens hat die Zahl der
l. Pariser bedeutend abgenommen, da ein großer Theil derseiben das
— —— Deutschland, ινα, Weite gesucht hat. Dieses konnte man heute so recht'sehen und sich
Ber linm, AGe⸗Sept.n Die Stadtvetordneten —B——— daß halb Paris fort sein muß. Während die Pariser
chne Diskufsion-den. Antrag des Magistrats den zwei Feldwebeln, nach Tours und Umgegend, so wie in die Normandie eilen, flüch⸗
K Unteroffizieren und 260 Gemeinen“ des zweiten baverischen⸗ In⸗ ken sich bereilz die Einwohner: von Tours und der Normandie
Friegsereiguisse.
München, 18. Seph. Die Deutschen sind' im Rorden
„on Paris bei Montmorench, im Süden bis Fontainebleau, wo
inbedeutende Scharmützel stattsanden, vorgerückt, Ein Ausfall aus
Straßburg ist siegreich zurückgeschlagen worden.
Mäünchern, 19. Sept. Die Hoffmann'sche Corresponden
neldet: Von den bei Sedan eroberten Waffen hat Bayern 91
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485 verschiedene Fahrzeuge, 15,660 Chassepotgewehre, 2850 weitere
Feuerwaffen, 780 Cavaleriesäbel, 470 Kürasse, 264 Lanzen und
00 Cir. Pulver erhalten.
Karlsruhe, 17. Sept. (Schwäb. Merk.“) Bedeutendes
lusfallsgefecht am 15. Nachmittags auf der Sporeninsel hei Straß⸗
zurg;lebhafter Kampf, Anfangs gegen Uebermacht. Erhebliche
rranzöͤsische Verluste; Zweck des Ausfalls vereiteltl.
Tours, 15. Sepi. (GBund.) Nach besonderen Informationen
vurden gestern in einem Gefecht bei Montereau 20 Ulanen ge⸗
ddtet, 40. verwundet und 17 Pferde getödtet. (Die Verluste der
Franzosen verschweigt das Telegramm, obwohl es diese besser ken⸗
jen müßte, als die der Deutschen.) Ein anderes Treffen, das die⸗
en Morgen zwischen Melun und BrieComte-Robert stattfand,
jatte einen minder glücklichen Ausgang; mehrere Freischützen wur⸗
hen gefangen. — Die Unierbrechung der Eisenbahn über Lyon ist
zefinitiv;; die Brücken sollen diese Nächt zerstört werden.
To'ul. 1j. Sept. Die gestrige Beschießung von Toul miit
coberten, glalten französischen Geschuͤtzen aus Marsal, wobei un⸗
jefähr 1000 Schüsse abgefeuert wurden, hat die Ueberzeugung ge
vaͤhrt, daß diese Art von Kanonen nicht geeignet, um das Bom⸗
zardement so kräftig und nachhaltig zu mächen, als dies wünschens⸗
verth ist. Man wird diesen Versuch daher nicht erneuern, sondern
in Dutzend schwerer gezogener preußischer 24.Pfünder von dem
Artillerieparke vor Straßburg kommen lassen, deren Tragweite und
Wirkungskraft eine ungleich andere, alz die eines glatten franzö—
schen Geschützes alter Construction ist. Vor. Sedan haben wir
Vö franzosische Feldgeschütze und 50 Mitrailleusen, 80,000 Chas-
epotgewehre und 12,000 Pferde ecbeutet. Es ist nur unmöglich,
as ungeheute Malerial schnell nach Deutschland zu schaffen, wo
jenn schon der tasche Transport' von 84,000 französischen Ge—
angeneit viele Schwierigkeiten macht.“ Im Ganzen wuͤrden sich
ett an 140,000 französische Soldaten, 62 Generale und über
800 Offiziere schon in deutscher Gefangenschaft befinden, und/
vohl'die gleiche Zahl todt, verwundet oder krank daheim, so daß
nan den Verlust, den die reguläre französische Armee bisher erlit⸗
en hat, auf 280,000 Mann veranschlagt. 3.48
Paris, 16. Sepk. Meldungen zufolge, welche der Regier—
ing zugegangen sind, haben 5000 Badener mit 20 Kanonen nach
urzem Kampfe mit Freischärlern („Freischützen“ nennen sie sich)
mnd Nationatgardisten Kolmar befetzt. Die Truppen requirirten
Lebensmittel und Fourage und marschirten am folgenden Tage aufl
Vühl hausem.Nach: Telegrummen aus Fontainebleau haben sich
n Courcelles (in der Nähe von Fontainebleau) Ulanen gezeigt.n
Pariü s 17. Sept. Die telegraphische Verbindung nach
Ablon und Juvisy (südlich von Paris) ist unterbrochen. Die
Breußen scheinen bei Juvisy Batterien, errichten zu wollen. Der
Feind ist in Pierre-Levée erschitenen. Dem „Electeur libre“ zu⸗
olge wurde in Paris sebhaftes Gewehrfeuet gehört. Die Esen⸗
ahnberbindung nach Lhou ist“unterbrochen. — Glais⸗Bizoin und
in anderes Regierungsmitglied sollen sich zu Cremieux nach Tours
egeben y .
Paad i873 Sept. Im Elsaß haben die Preußen außer
Vüblhausen Roch Cernah und Bussqug. besetzt.