Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
Der St. Jugbercer Ruzeiger und das (2 mal wöchentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblait. (Sonniagß mit illustrirter Eel— 
lage), erscheint wöchentlich vViermalz Dienstag, Donxerstag, Samstag nand Sonntag. Der Abonne mentspreis beträgt vierteljahrlich 
l Mark 20 R.⸗Pfg. Anzeigen werden mit 10 Pfg. von Auswärts mit 15 Pfz. fur die viergespaltene Zeile Blattschrift oder deren Raum, Neclamen 
mit 30 Pfg. pro Zeile berechnet. 
M B52. Donnerstag, den 5. April J J igm. 
5* 
m. 
Deutsches Reich. 
München, 1. April. Se. Maj. der König hat heute den 
Reichskanzler Fürsten von Bismard, welcher mit dem Heutgen sein 
52. Lebentjahr zurücklegte, auf telegraphischem Wege mit den 
herzlichsten Glückwünschen beehrt. 
Gutem Vernehmen nach wird der Kronprinz des deutschen 
Reiches im Monat Juli die Juspicirung des 2. dayerischen Armee⸗ 
corps vornehmen. Hier weilende bayerische Militärs glauben üb⸗ 
rigens zu wissen, daß den schon früher betonten Wünschen der 
deutschen Militärverwaltung wegen Einführung der Picelhaube bei 
der bayerischen Armee in nächster Zeit entsprochen werden soll. 
Berxhin, 8. April. Die zahlreichen Gerüchte über Bis— 
mard's Rücktritt haben vorläufig nur den thatsächtichen Anhall, 
daß dem Reichskanzler allerd'ngs ein Urlaub auf ein Jahr ertheilt 
ist, den er in diesen Tagen antritt. Er geht zunächst nach Varzin. 
Im preußischen Ministerium übernimmt Camphausen, im Reiche be⸗ 
züglich der auswärtigen Angelegenheiten Bülono, bezüglich der inuern 
Angelegenheiten Hofmann seine Vertretung. 
Der Wiedereintritt des hochverdienten Ministers Delbrück in 
den Reichsdienst gilt eine bevorstehende Möglichleit. 
Berlin, 8. April. (Reichskanler.) Die den längeren 
Urlaub des Fürsten Bismarck regelnde formelle Cabinetsordre ist 
noch nicht ergangen. Alle im Umlauf befindlichen Gerüchte über 
den Rücktritt Bismarckt, sowie jene, nach weichen das Urlaubsgesuch 
des Reichskanzlers auf obwaltende Differenzen zurückzeführt wird. 
entbehren der Begründung. 
Ausland. 
London, 3. April. Der Text des unlerzeichneten Protokolls 
wird dem Parlament am Donnerstag vorgelegt werden. Gestern 
Abend ist derselbe auf telegraphischen Weg der Pforte zugegangen, 
welche aus diesem Anlaß auf morgen einen Ministerrath anberaumt 
hat. Die „Times“ gibt Rußland den Rath, die im Protololl 
übernommenen Verpflichtungen zur Ausführung zu bringen; denn 
wenn die nunmehr nach Petersburg und nach Konstantinopel ver⸗ 
legten Verhandlungen scheitern sollten, würde man leicht glauben 
tönnen, Rußland habe ein solches Resultat beabsichtigt. Um einen 
derartigen Vorwurf zu vermeiden, liege es im Interesse Rußlands, 
die Verständigung mit der tkürkischen Regierung möalichst zu be— 
chleunigep. 
Athen, 3. April. (Küflung.) Das Geseß Uber die Armee⸗ 
reserve soll unverzüglich in Wirksamteit treten. Drei Uebungslager 
werden zujammengezogen. Die Regierung hat 6 Batterienstrupp'scher 
Beschütze angekausft. Die Kammern soljsen am 7. Mai zu einer 
außerordentlichen Session zusammenireten. 
Vermischtes. 
F Im Pirmasenser Walde wurden am 28. und 80. 
März nicht weniger als 5 Wildsauen erlegt, zwei weitere angeschossen. 
Suͤmmtliche erlegten Sauen waren trächtige Bachen, bei denen 17 
Junge, 7 männlichen und 10 weiblichen Geschlechts gefunden 
wurden. 
fKeaiserslautern, 31. Mäez. In der am 27. 1. 
M. vor dem kgl. Zuchtpolizeigerichte dahier verhandelten Strafsache 
gegen Balthasar Hunzinger, Geschaäftsmann, früher hier, später in 
Bermertheim wohnhaft, und gegen Adam Scherer, Schreiner in 
Otterberg, wurde heute das Ursheil verlündet; dasselbe erklärt beide 
Deschuldigte vier gemeinsam verübter Betrügeteien, den Hunzinger 
außer dem einer Unterschlagung und vier weileter Betrugshandluͤngen 
für überführt und verhängt gegen Hurzinger, unter Einrechnung 
riner vor kurzem çegen derseiben wegen Unlerschlagung ausgesprochenen 
Strafe, eine Gefängnißstrase von 6 Jahren und Verlust der burger⸗ 
ichen Ehrenrechte auf weitere 6 Jahre, geaen Scherer eine Gesammt⸗ 
zefä ngnißstrafe von 2 Jahren und 6 Monaten, sowie Verlust der 
zürgerl ichen Ehrenrechte auf weitere 22/4 Jahre. 
H unzinqger gebörte bekanntlich zu den Fübrern der hiesigen 
Ultramontanen und die „Rheinpfalz“ berichtete vor circa 2 Jahren 
iber eint fulminante Rede, die derselbe auf einer ultramonianen 
Versammlung in Schaidt gehalten, und in welcher er den Servdi⸗ 
ismus der Nationallideralen? nach Gebühr geißelie. Schon da⸗ 
mals hatten wir dieser Notiz nichts weiter beizusügen, als — 6 
weh! (K. 3.) 
fDas Ergebniß der Anmeldangen zu dem Do anersberger 
Bezirka⸗Sangerfest ist folgendes: Ihre Betheiligung haben von 
28 zugesagt 9 Bereine und zwar Albitheim, Bischheim, Ebernburg, 
Nauqenheim, Ordis, Obethausen, Weiteraweilet und die awei 
Zirchheimbolander Vereine. 
fAlzei, 31, Marz. Ich beeile mich, Ihnen die Mit⸗ 
heilung zu machen, daß als der Vergiftung der Familie Bescher 
n Stetten dringend verdachtig der Schwiegersohn Beschec's, Jakob 
Briebe, Backer in Heppenheim, geflern Abend gefaͤnglich hier ein⸗ 
zelicsert wurde. (N. W) 
Speier, 8. April. Am verqgangenea Mitt voch Nacht 
wurde dahrer auf dem Bahnhofe ein Eisenbahnwagen erbrochen 
und aus einer Kiste ein Quantam Eier entwendet. Hierauf ging 
man an das gewaltsame Oeffnen eines Bahnwärterhäuschens, machte 
dort Feuer und verzehrte die gestohlenen Eier, nachdem man sie in 
riner dort aufgefundenen Pfanne gebacken hatte. Wie wir erfahren, 
ollen die Thater in den Ferien hier befindliche Studenten sein. 
Der „Reue Sptierer Anzeiger“ berichtet ferner von frechen Buben⸗ 
stücken, die in hiesiger Stadi verübt werden, und welchen die Polijzei 
machtlos gegenüberstehe. Beinahe jede Nacht werden Fensterlaͤden 
Abgehängt, Firmenschilde u. s. w. in den Speyerbach oder in die 
deller von weiter entfernten Häusern geworsen, Warnungstafeln 
an Wegen und Bahnübergängen herausgerissen. Diese fredelhaften 
HDandlungen beschäftigten die Polizei schon langer, und endlich 
wvurden etliche Musensöhne attrapitt, von denen sich durch die 
Untersuchung herausstellen wird, ob sie nicht neben dem Eierbieb 
dahl auch die anderen Heldenthaten auf dem sterbholz haben. (Kh.) 
Gaiserreife.) Ein Korrespondent der „Saarbr. Zig.“ 
chreibt: Ich bin der Lage, über den nunmehr definitid deschlossenen 
Besuch des Kaisers WilhelUm in Elsaß Lothringen folgende Mit⸗ 
heilungen zu machen. Am 30. April Nachmitiags Ankunft in 
Straßburg von Karlsruhe aus. Am 1. und 2. Marwitb sich der 
da ser in Straßburg aufhalten und am 8. über Hagenau nach 
Metz fahren, dort am 4. und 5. verweilen und die Raͤdreife über 
Saarb ücken am 6. Mai antreten. 
Frankfurt, 29. März. Eine diesige Buchhandlung 
zeigte jüngst ihren Kunden mitteist Tircular an, sie würde fürder⸗ 
dia die „Gartenlauber wegen ihrer unchristlichen Tendenz und 
weil kei e Aussicht vorhanden sei, daß sie sich in Zukunft bessere, 
nicht mehr verdreiten. Eigenthümer und Verleger der Gartenlaube“ 
haben dieserhalb wegen Beleidigung bei der Straftammer Kloge er⸗ 
zoben, und steht Termin hiefür im nächsten Vonat an. 
Der naͤchste deutsche Lehrertag wird nicht in diesem Jahre, 
sondern eist im Jahre 1878 abgehallen. Dagegen findet während 
der Osterferien in Berlin ein Delegirtentag zur Erledigung innerer 
Angelegenheiten statt. 
F Der nächste deutsche Feuerwehrtag wird von 11. bis 13. 
August in Stutigart stattfinden und wird bei dieser Gelegenheit 
eine Ausstellung von Feuerloͤsch ⸗Requisiten erfolgen. 
Anderihalb Stunden von Darmsadi in der Nähe von 
Niederramsitadt wurden dieser Tage in einem Granitfelsen ein⸗ 
zequetscht drei Zühne von einem Mammuth aufgefuaden; einer der 
Bacenzaͤhne niegt nicht weniger als 16 Pfund. 
7 Durch den vor sturzem aus Philadelphia zurucgelehrten 
Bau Insoector Vartels ist die officielle Lifte der prämiirten deutschen 
Aussteller nebst Gutachten der internationalen Jury äberbracht 
vorden. Der deuischen Abtheilung, welche 1018 Aussteller um⸗ 
aßte, sind 601 Auszeichnungen zu Theil geworden. hiervon 
ommen 582 Autzeichnungen auf Einzeln⸗Ausfeller, 8 Auszeich⸗ 
nungen auf 73 Tbeilnebmer von Cofüectin-Ausstelungen unß 18