Full text: St. Ingberter Anzeiger

ich über 17 Prozent darin. Dem Mehle sezt man Schwerspath, 
Zreide und Gyps zu, schlechtet oder verdorbenes Mehl erhält bis⸗ 
deuen, um ex desser erscheinen zu lassen, Zufätze von Aiaun und 
upferbitriol. Wie Wurst derfälscht wird, dat fürzlich eire in 
Offenbach vorgenommene Uatersuchung ergeben; eine bei 23 Meßz⸗ 
gern vorgenommene Prulung von Fleischwürsten ergab, das wur 4 
don ihnen unv rfälschte Waare besaßen, während die Wurst von 
17 mehr odet weniger mit Stärkenchl vermischt war, 2 aber gat 
keine Fieqchwurst hattan. Verdorhener Kaffee wird häufig gefärbt, 
das Kaffepulver mit Cichorie vermijcht, diese weder mit Ocererde 
und Ziegelmehl versitzt. Zucker erhält zuweilen Zufoͤtze von Staͤrki⸗ 
mehl. Nicht selien — auch der Thee Falschungen autgesttzt, diese 
erstreden sich haupfächlich auf die Verwendung von schon gebrauchtem 
The, der getrodnet dem frischen zugegeben wird. In wahrhaft 
schamloser Weise werden Gewürze, namtutlich Pfeffer und Zimmt, 
gefalscht, eisterer durch Gyps und Miehl, bletzterer durch Odererde 
id Zegelmehl. Nach einer Bekanntmachung des Darmflädter 
Poliznamis wurde eimittelt, datz gelegentlich ivet Uniet suchung 
aner großen Anzohl Proben von Gewürzen aus dorigen Geschaften 
jast die Haͤlste, 46 Prozenj derselben mit mineralijchen Substar zea 
zum Theil in bedcutendem Maße verfälscht war. Um eingemachte 
Frachte, wie Gurken, Bohnen, Erbsen, lange Zeit frisch und grün 
Ju erhoalten, werden dieselben deim Ermkochen mit einer Lösung 
don upfervitriol getrankt, namentlich soll diese Praxs der den 
pᷣfeffergurten gehaud habt werden. Doß im Essig oft wenig Essig⸗ 
Ahbee, dingegen genüend Schwefelsäure und Salzfäure nachgewi⸗ sen 
picde durfie den Haussrauen zur Warnung dienen; den geringen 
dehalt des Esfigs an Eifiafaure sucht wan zuweilen auch durch 
Fusah icharfer Pflanzenstoffe, wie Jugwer und Pfeffer zu verdeden. 
wir wen wir nun noch eiige Worte dem Bier und dem Wern. 
Daß wir jrtzt so selten reines und gutes Bier trenlen, dürfte jeder 
Diecteinter rfahren haben. Um den Geschmack des Bieres zu 
berbefsern, erdoͤli es manche an gud für sich unschad iche Stoffe wie 
Glycrrin, Auis, Corlander u. P. w., doch auch solche, die auf die 
Gefundheit nochtheilig wirlen, wie Quassia und Kockelslörner. Daß 
Zusaͤtze on Suychnin und Brucin vorkommen sollen, dücfte wohl 
rist naqhzuweisen seia. Im großartigsten Maßstabe wird die 
Falschung arit Wein betrieden. Weine, die keinen Tropfen Reben⸗ 
saft uthalten, werden aus den verschiedensten Substangen hergestellt 
ind gehen als Nalurweine in den Handel. Die rothen Bordeaurx⸗ 
weine erleiden haufig durch Färbung mit Fuchsin eine Fölschung, 
wuhrtud hisher in den Ahrweinen dieser Farbstoff noch nicht nach⸗ 
Iwiesen i. 
Die eben engefühhrten Beisp'ele von Versoͤlschungen der wich⸗ 
rigflen Rahrungs; und Genußmittel zeigen wohl zut Genüge, in 
wie rafsniiter Weife das Publikum hintergangen wird, und stellen 
in als Rothwendigleit hin, diesem betrügerischen Treiben mit allen 
zu Gebote stehenden Mitteln entgegenzuarbeiten. M. Ztig.) 
— 
RVermischtes. 
fZweibrüden, 21. Augs. Die Schwurgerichtsder⸗ 
handlungen der Pfalz für das III. Quortal 1877 werden Montag, 
den 24 September, des Morgens un 8 Uhr im Justizgebäude zu 
Zweibrüchen untar der Leitung des k.Appellationsgerichtsrathes 
August Schuler ihren Anfaug aehmen. 5* 
Bon der Hlies wird der Ropf.“ wilgeihrilt, daß in W. 
ein junger Mann, welchat sich mu seun alten Eltern überworsen 
haite, in der ersten Hitze seine Acktrr um 2100 M. an einen 
dandelsmann verkaufte. Audern Tags reute ihn der uͤbereilte 
Handel; aber die Reue allein machte denselben nicht rüdgänzia, es 
dednrfte dazu vielmehr einer Abstands,⸗⸗Summe von 400 M. 
In wie weit bei diesem Handel der Anftand gewahrt wurde, mag 
dahingestellt bleiben. 
In Homburg wird dat Gekurls⸗ und Namenssest Sr. 
Majestat des Koͤnigs außer in der herklommlichen Weise noch durch 
Reunion im Weber'schen Garten (Beginn 25 Uhr) sowie durch ell⸗ 
gemeine Beflaggung gekeiert. 
rKaiserslautern, 19. Aug. Der hiesige Consamverein 
dielt gelterz eine Generalvetsammlung ab, in welcher für das erste 
Halbjaht 1877 Rechnung erstattet wurde. Hiernach wurde ein 
eingewinn von 1608 M. 89 Pf. erzielt. Die Zahl der Min 
Jieder stel, wohl in Folge einer sehr eiftigen Agitation, von 290 
auf 272. Beschlossen wurde, eine Bäckerei zu errichten und daftur 
1000 M. bestimmi. Zugleich wurde beschlossen, daß auch an 
Vichtitglieder Waaren abgegeben werden. (Pf. 3.) 
FShpeier. 19. Aug. Emer Zusammenstellung der Frequen 
dar Studienanftalten der Pfalz bei Schluß des Schuljahret 30 
arnehmen wir solgendes: Sdeier eine Gesammtschülerzahl von 
le Gymmgfium 168, Laleinschule 234), Landau 810 (Gymna⸗ 
lum 199, Fateinschule 201), Kaiserblautern 220 (Gymnasium 55, 
zZateiaschuie 103), Zwebrüchen 208 Gnasrn 92, Lateinschule 
A6), dredt 187. Frankenthal 140, Grünstadt 133, Pirmasent 
12, Edenloben 103, Winawriler 103, Durkheim 101, Germetß; 
nim 100, Ludwigthasen 97, Bergzjabern 83, Homburg 81, Land⸗ 
zuhl 74, St. Ingberl 71, KAusel 66, Kirchheimbolanden 56, 
Aunweiler 42, Blieskastol 20. — Die Gewerbschulen warer be⸗ 
ucht? staiserslautern von 334 Schülern, Landau 136, Speier 
118, Zweibrüden 100 und Neustadt 77 (ausschliaßlich 22 Schülern 
der beiden Haudelskurse). 
7 Quiarnbach, 22. August. Bezüuͤglich des hiesigen Preit⸗ 
rarktes am Montag den 27. d. M. ist man vielfach der irrigen 
Meinung, derselbe finde Nachmitiags Statt. Dem gegenüber ist 
u bemerken, daß die Auswahl der preiawürdigen Thiere schon 
Morgens um V Uhr beginnt und daß die Preisbewerder ihre 
Thiere zu dieser Zeit auf die dasür bestimmten Plätze gebracht 
haben müssen. Da auf dem hiesigen Marlie Thiere der Glau⸗ 
Race aus den Bezirken Kusel und Homburg lonlkurriten dürfen 
und ouch die Summe der zu verihrilenden Preise eine beträchtliche 
st (ca. 1300 M), so darf man erwarten, doß die Aussiellung 
ine sehr große sein und ein getreues, sehenswerthes Bild unserer 
chönen Viebzucht bieten werde. (3. 3) 
F Narnberg, im Aug. Die Theilnahme an der AUusstel⸗ 
ung bon Atbeiten der wvervielsaltigenden Künfte im Baherischen 
Bewer bemuseum ist zine ujber alles Erwarten große gewdrden. 
alle Kur sttechnilen sür Verbieljguigung wie Buchdruck, Holzschnitt⸗ 
ruck, Metallmpendruck, Steindruck Giatplattendruck sind vom 15. 
Jahrdundert, bezüglich don hrer Entftehung oder Erfindung in 
jeschichtlicher Folge durch de besten Acbeiten dis auf die neueste 
Zeit hexab prrirelen, in Ergeugnissen. welche Deutschland ihre Ent⸗ 
tehung veidanlen. — Für die Apparate, Maschinen und Pressen 
st ein dejon eter Raum eingerichtet und an bestimmten Tages— 
funden werden diese Arbeitsmaschinen in Thötigkeit fein. Auch 
ine in Deutschland zum ersten Male arbeitende Setz und Ablege⸗ 
maschine füt Schristensatz wird ausgestelll. Tabei hat eint sorg⸗ 
ält ge Watl unter den Ausfiellungssarbeiten und unter den Aus⸗ 
tellern hatigefuuden, so daß nur gute Leissungen ausgestellz sind. 
Der Kataleg. welchet schon nahezu im Druck vollendel ist, wird ein 
leines Prachiwerk mit zablreigen künktlerischen Beilagen bilden, 
velche die verschiedene Versältigungsaxter zur Anschauung bringen. 
Am 2. Seprember d. Is., Vormitiags 10 Uhr findet die feiarliche 
kroͤffnung der Ausstelluug statt. 
Wes, 21. August. Heute Vormitiag wurde ein frauzs⸗ 
ischer Notar, welcher eine große Summe veruntteul hatte, als er 
aum mit der Eisenbahn hier angelangt war, in der RoͤmerStraße 
»on der Polize', dem Signalement des telegraphischen Stedbriefes 
zemäß, eilannt und zux Haft gebracht, um an Frankreich ausge⸗ 
ufert zu werden. 
VDortmurb a8. Aug. Der‚Weflph. Zeilung“qu⸗ 
olge brach heulte Mittag in der 3che „Borussia“ bei Marlken ein 
Buubenbrand aus. Von der beim Ausbruch des Feuers in der 
Brube befindlichen Belegschaft sind bisher vier kodt zu Tage be⸗ 
drndert; eif sind noh in der Grube, wahrscheinlich ebenfalls todt. 
Dee brenneude Siclle wurde sofort abgeraumt, so daß die Anlagen 
elbst außer Gesahr iind. Der Betrieb wird wahrscheinlich morgen 
pi der aufgenommen werden können. 
Vor einigen Tagen spielten in Dresden mehrere Knaben 
n einer Straße der Nustadt und warfen dabei einen Gummiball 
zuf einen Balcon unter die auf demselben kefindlichen Blumenstöcke. 
kiner der Knaben rief darauf einem auf dem Balcon stehenden 
)ertn zu, ihm den Ball doch wieder herunter zu werfen, erhielt 
ber zur Antwort, daß Derjenige, welcher den Ball hinaufgeworfen 
abe, ihn nur oden wieder abholen solle. In Folge dessen rief 
un der Knabe zu dem Baleon hinauf: „Ja, die Reichen mausen 
Alles weg, und wenn der Ball nicht gleich wieder berunter lommt, 
o lommen Steine hinauf.“ Diesen Worten folgte alsbald auch 
zie That und das Haug wurde von den Rangen mit Steinen bom⸗ 
ardirt. Die Phrose vom Diebstahl der Reichen hat bereitz iu 
den Gemüthern vieler Kinder Wurzel gefaßt und treibt schon neue 
deime! Welq herrliche Saat muß hieraus aufgehen!ilud gillt 
zicht auch von den Socioldemokraten: „As ihren Früchten sollt 
Ihr sie erlennen“? 
fPostanmeisungtverlehr mit Frankreich. Vom 1. September 
). J. ab sind, noch dem Reichs u. Staatsanzeiger, sammiliche 
ranzosische Post anstalten ermächtiat, Postanweisungen aus Deutsch⸗ 
and auszuzahlen und Postanweisungen nach Deutschland anzunehmen. 
f Paris, 21. Aug. Herr v. Rudhart, bisher bahetischer 
Zeschaftsträger in Paris, wurde bel seiner Versehung als baherischer 
Besandter in Berlin zum Kommandenr der franzdsischen Ehrenle⸗ 
zion ernannt. 
* Die Eroͤffnung des Testamenis der Madame Tourville fand 
im 4. August in Londan statt. Dasselbe ist vom 11. Rovember 1873 
zatitk, und das hinterlassene Personaldermögen bewegt sich unter 
0,000 Lstr. Außer einigen Legaten, darunter 500 Lstr. an ihre 
Zofe Sarah Clopinson, vermacht die Verstorbene je 10,000 Lsir. 
un ihre beide Schwestera, Mes. Marie Ann Cork und Mrs. Eli⸗ 
abeth Thompson, und den Rest ihres Vermögens ihrem Gatten, 
denrty Djeudonné de Tourdille, der bekannilich wegen ihrer Er⸗ 
nordung in Oesterreich zun Tode derurtheilt worden.