St. Ingberler ZAnzeiger.
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M 134. Dienustag, den 28. August 3 ** 187.
Deutsches Reich.
München, 25. Kug. An Se. Maj. den König sind heute
mläßlich seines Namens- und Geburtsfestes Glückwunschtelegramme
xc. vom Deutschen Kaifer, dem Kaiser von Oesterreich, dem König
on Würt!emberg, dem König von Saqsen, dem Reichstanzler
Fürsten v. Bismardh ei' getroffen. (M. C.)
München, 28. August. Von der 33,000 neuen Gewehren
4,71 sind, wie wir bernehmen, von der k. Gewehrfabril in Am⸗
zerg nahezu die Hälfte bereits fertig gestellt und soll mit der Ver—
heslung derselben an die Abtheilungen des J. Armeecorps, zunächst
in die diei Infanterie Regimenter dahier, gleich nach Beendigung
der Herbstmanöber begonnen werden. (Abdz.)
Wärzburg, 285, August. Gestern lamen die für den
»eutschen Kronprinzen während seines hiesigen Aufenthalts bestimmte
Dienerschaft und Küchenbediensteten, 65 Maun stark, ferner 20
Pferde und 3 Wagen von München hier an. Die Arbeiten zur
Wiederherstellung der Gemöcher in der Residenz sollen sehr um—
jassend sein und einen Kostenaufwand von nahezu 50,000 M. er⸗
ordern, da in Folge des langjährigen Nichtgebrauchs sich vielerlei
Schäden zeigten. (W. Pr.)
Berlin, 26. Aug. Da die parlamentarischen Körper⸗
chaften Preußens und des Reichs sich in ihren nächsten Sessionen
mit sehr wichtigen Gegenständen, welche auf die kommunalen Ver⸗
hältnisfe vicht ohne Einfluß sind, wie z. B. mit dem Unterstützungs
vohnsitz, der Gewerbeordnuntg, der Städteordnung, dem Kommunal⸗
teuergesetz rc. zu beschäftigen haben werden, so haben mehrere
Städlehrge den Beschluß gefaßt, vor dem Zusammentritt der par⸗
lamentarischen Körperschaften zur Berat ung über diese Gegenstände
äich zu vereinigen. Seitens des Vorsitzenden des hannoverschen
Sfädlevereins, des Stadtdireltors Rasch in Hannover, sind bereits
dle nothwendigen Einladungen ergangen. Gleichzeitig wollen sich
auch die Städtetage mit der jetzt auf der Tagesordnung stehenden
Frage der Verlälschung der Lebensmittel, beschäftigen. H'ierüber
wird wohl dem Reichstage eine Legion von Petitionen zugehen.
Ueber den Stand der Eisenproduktion in verfcie⸗
denen Ländern cibt eine officiöse Notiz folgende Auskunft: In
England waren Ende des vorigen Jahres von 962 Hochöfen noch
531, in Belgien von 54 noh 17, in Luxemburg von 28 noh 8
im Beitieb. In Deutschland sollen von 465 Hochöfen Ende 1876
Aber die Hälfte im Betrieb gewesen sein und durch Konkurrenz
and die Üeberfüllung des inländischen Marktes die Preise noch
weilet ged: ückt haben. Wenn man erwägt, daß die Zahl der Hoch-
zfen Ende 1876 in England 962, in Nordamerika 718, in Deuisch⸗
land 465, in Oesterreich Ungarn 180, in Frankreich 150, in
Belgien und Luxemburg 77 betrug, welche die Hälfte mehr an
Roheisen produciren können, als bis jetzt der Bedarf eines Jahres
gewesen ist (im Jahre 1873 ist beispielsweise der Bedarf auf 28
Millionen Pfund geschätzt worden), so tritt klar zu Tage, daß ein
allgemeines Prosperiren der Hochöfen-Industrie vorläufig nicht zu
erwarten steht. Eine Abhilfe ist höchstens zu erwarten von einer
haldigen und allgemeinen Einführung des eisernen Eisenbahn⸗
Oberbaues. Im Uebrigen zeigt diese Zusammenstellung, daß die
Ueberproduction von Roheisen keineswegs in Deutchland allein,
sondern gleicherweise in all den genannten Ländern stattgefunden
hat. Damit ist aber auch zuglesch erklärt, daß die Ktrise, an
welcher diese Ind ustrie krankh, durch eine Wiedereinführung der
Tisenzölle nicht zu beseitigen ist. Bisher versäumte die „N. A. Z.“
keine Gelegenheit, den Eisenindustriellen die Liberalen als Leuie zu
denur eiren, die für die praktischen Bedürfnisse der Industrie kein
VBerständneß, überhaupt von der realen Lage keine Ahnung hätten.
Jetzt verlu det sie, an det Hand sehr beredter Zahlen genau das—
jelbe, was die Liberalen seit Jahr und Tag als den wahren Grund
der Kalamität der Eisenindustrie bezeichnet haben. Die Eisen
ndustriellen ihrerseits verbreiten — um dies bei dieser Gelegenheil
u erwaähnen — immer auf's Nene die Nachticht, daß dem Reichs⸗
rnage in seiner nächsten Session abermals eine den Reklamationen
der Eisenindustriellen nachgebende Retorsionsvorlage gemacht werden
olle. Die'e Nachricht ist aber, wie die „N. L. K.“ ganz richtig
zemerkt, schun aus der einfachen Erwägung als gruadlos zu be⸗
eichnen, daß. man vor dem Abschluß der Zollverhandlungen mit
Desterreich in den Kreisen der Reichsregierung selbst über die weiter
eiwa nothwendig werdenden zollpolitischen Maßregela kaum ein
vollständiges Uetheil haben kann,
Ausland.
Pest, 25. Aug. Die meisten ungarischen Blätter sind äußerst
ndigairt darüber, daß Oesterreich sich dem deutschen Proteste gegen
ie Greuel der Türken angeschlossen hat. Nur der Lloyd recht;
ettigt diesen Schritt dadurch, daß Oesterreich dem DreiKaiser⸗
Zündniß angehoͤre.
London, 26. August. Das Reuter'sche Buteau meldet
us Konstantinopel von heute: Eine Depesche Suleimann Pascha's
neldet, daß 2 Hauptfort« des Schipka⸗Passes von ihm genommen
vorden seien. Nach einer weiteren Depesche aus Adrianopel soll
Zuleimann auch ein drittes Fort genommen und bereits auf Ga⸗
zrowa einen Angriff gemacht haben. — Ferner liegen Nachrichten
zor über einen großen Sieg Mukhtar Puscha's im offenenen Felde
zei Kurukdara, wobei angeblich 4000 Russen außer Kampf gesetzt
ind. Nähere amiliche Nachrichten sehlen noch. m
Konstantinopel, 25. Aug. Das Gefecht bei Eski⸗—
Dschuma ist für die Russen ungemein blutig verlaufen. Auf dem
Schlachtfelde sind russische Getödtete in großer Zahl gefunden
vorden. Die Türken erbeuteten den Wagen mit dem Tischgeschirr
ind dem Gepäck des russischen Throufolgers.
Rah einem St. Petersvurger Brief der „Wiener Abend⸗
yvost“ gehen am 10. September die letzten Abtheilungen der Garde
nach der Donau ab. Das Moskauer Grenadiercorps zog zu der
m Ganzen um 100,000 Mann verstärkten Kaukasus-⸗Armee ab.
Die zwungsweise Uebersiedelung der Kaulasus-Völker in“e flache
dund ist schon im Zuge.
Petersborg, 25. Aug. (Offiziell.) Gorri⸗Studen, 24.
Aug., Mittags. Gestern früh griffen die Türken mit starken Streit⸗
räftlen den Schipka⸗Peß sehr hestig von drei Seiten an. Unsere
Lruppen schlugen alle Augtiffe zurück. Als erste Verstärkungen
erschieven mit Kosalenpferden deritten gemachte Schützen. Abends
im 6 Uhr wmal eine ganze Schützenbrigade mit 6 Kanonen ein,
welche sofott an dem Kampfe Theil nahm. Abends um 9 Uhr
zrsflürmten die Schützen die Höhe vor unserer rechten Flanke. Es
entspann sich ein verzweifelter Kampf bis Mittetnacht, wo die
Mondsfiesterniß eintrat und nur noch die Kanonade fortdauerte.
Unsere Truppen behaupteten alle Positionen trotz der numerischen
leberlegenheit des Feindes und eines mörderischen Kreuzfeuers.
Wir haben vier Tage lang die ganze Armee Suleiman Paschas,
»hne Schlaf und warme Nahrung zu genießen, bekämpft. Bettäͤcht
iche weitere Verstärkungen sollen in der Nacht eintreffen. Gorni⸗
Ztuden, 24. Aug., Abends 9 Uhr. Heute beschränkte sich der
dampf auf eine lebhafte Kanonade. Die linke türkische Flanke
nit zwei unferen Rücken bedrohenden Geschützen ist aus threr Stel⸗
lung vertrieben. Nach Zurückweisung der fürkischen Angriffe gegen
Ajaslar am gestrigen Morgen wurden unsere Truppen am Nach⸗
nittag durch starle türlische Streitkrafle gezwungen, sich auf die
Position von Sultankioi zurückzuziehen. Bei Lowatsch und Plewno
hat keine Bewegung des Feindes stattgefunden.
Peterbburg, 26. Aug. Nach einer im „Russ. Indaliden“
yröffentlichlen daiserl. Vetotdnung vom 16. August fsollen den
»eiden Festungs⸗Infanterie:Regimentetn Tunaburg und Bobruis!
b Bataillone entnommen und in Reserve-Bataillone transsormirt
verden; aus 12 Reserve-Jufanterie-Bataillonen soll die erste Re⸗
erve⸗Infanterie-Dibision gebildet werden.
Petersburg, 26. August. Amtlhch wird aus Gorni⸗
Studen von heute gemeldel: Der Kampf um den SchipkaPaß,
der gestern früͤh Ühr w'eder aufgenommen wurde, dauert nun