St. Ingberler Anzeiger.
ker St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, GSonntags mit illustrirter Vei⸗
age), eascheint wöchentlich viermal: Dieustag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonnementspreis beträgt vierteljahrlich
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M 148. I «amstag, den 22. September e 1877.
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Einladung zum Abonnement.“
Zu dem mit dem J. Oktober 1877 beg'nnenden IV.
Quartale auf den
„St. Ingberter Anzeiger“
mit
3Illustrirtem Sonntagsolatt“
bitten wir diejenigen unserer geehrten Abonnenten, welche das Blatt
dyrch die Post beziehen, um frühzeiige Bestellung desselben, damit
keine Unterbrechnng in der Lieferung eintritt.
Diejenigen Abonnenken, welche das Blatt durch die Austräger
»tommen, wind dasselbe fortgeliefert, wenn nicht ausdrücklich vor
Schluß dieses Quartals abbestellt wird.
Das Unlterhaltungsblatt des Anzeigers beginnt im neuen Quar⸗
ale mit dem sehr spannenden Romane von F. ICIInC:
„Die Geheimnmisse der Refidenz“ »4
Nachtstücke aus dem Leben.
Preis und Erscheinen des Blattes bleiben unperändert.
Zu recht zahlreichen neuen Abonnement lades höflichst ein
Die Expedition des „St. Ingberter Anzeiger.“
Ausland.
Salzburg, 19. Sept. Fürst Bismarck, welcher gestern
Abend 8/2 Uhr hier eintraf, wurde von dem Grafen Andrassy
am Bahnhof empfangen und auf das herzlichste begrüßt. Graf
Andrassy begleitete den Fürsten iz das Hotel Europa, wo Beide
noch gestern Abend miteinander konferirten. So viel bis jetzt
derlautet, soll Graf Andrassy bereits heute wieder abreisen, während
Fürst B'smarck erst morgen Salzburg verlassen würde.
Paris, lI9. Iee Morgens. Das von dem ‚„Journal
fficiell“ heute publicirte Manifest des Marschall-Präsidenten bringt
in Erinnerung, wie er von seinem Amtsantritt an sich an die Ge—
mäßigten aller Parteien gewandt und sich bemüht habe, die Ord⸗
nung im Jnern und den Frieden nach Außen zu sichern. Da diese
ꝰoppelte Wohlthat durch die radikale Kammer in Frage gestellt
chien, habe er von seinem konstitutionellen Rechte Gebrauch gemacht
und eint neue Berufung an das Land gerichtet. Der Marschall
tellt entschieden in Abrede, daß er die Republik stürzen wolle,
udem er sagt, er werde ihr, die ihm anvertraut worden sei, Achtung
nerschaffen. „Ich erwarte von den Wählern zur Kammer, daß sie,
ich über den Streit der Parteien erhebend, vor Allem das Land
im Auge behalten, um einem Mißbrauch meines Namens vorzu⸗
»eugen.“ Wie bei den letzten Wahlen werde er Kandidaten be⸗
‚eichnen lassen, welche allein berufen seien, sich dieses Namens zu
hedienen. Er werde den Aufforderungen (Eommations) der Dema⸗
zogie nicht gehorcen, vielmehr auf seinem Posten bleiben. Seiner
Politil feindliche Wahlen würden den Konflilt noch ernster machen
und eine allen Inter ssen schädliche Agitation hervorrufen. Wenn
aber die Wahlen günstig ausfielen, so würden sie den Einklang
unter den öffentlichen Gewalten wieder herstellen. Das Manifef
chließt mit einem Appell an das Vertrauen bdes Landes.
Paris, 19. Sept. Der Minister des Innern hat den
Präfccien den Vefehl eriheilt, das Anschlagen eines jeden Wahl⸗
nufrufes zu verbieten, worin der Regierung kriegerische Absichten
unterstellt werden oder gesagt werde, daß der Wahlkampf, wie ihn
die Regierung führe, den Frieden gefährden könne. Die Ver fasser
olcher Wahlaufrufe sollen überdies sofort gerichtlich verfolgt werden.
—London, 19. Sept. Der Spezial-Korrespondent des „Daily
Telegraph“ in Plewna schildert die achttäsigen Kämpfe daselbst.
Pach seiner Angabe haben 3000 (7) Bombeu in Plewna eingeschlagen.
Mehrere Paschas sind schwer verwuͤndet, namentlich Riza, Bay, der
Adjutant Osmann Paschas, ein ungarischer Oberst, und Ibrahim, der
stommandant der nöcdlichen Redoute. Im Uebrigen waren die
ürkischen Verluste nicht sehr bedeutend. Es treffen bald türkische
Berstärlungen in Plewna ein.
London, 19. Sept. Nich der „Times“ finden rings um
Bjela ernste Kümpfe statt, die aber bisher resultatlos verlaufen
sind. Skobeleff ist in Bukarest angekommen.
London, 19. Sept. Nach' dem Standard ist das Haupt⸗
quartier des Kaisers nach Sistoro verlezt. Das 4 und 8. rus⸗
sische Korps marschiren nach Bjela.
Die „Times“ bemerkt über die gegenwärtige Lage vor Plew⸗
na: „Für die ottomanische Sache ist jetzt jeder Augenblick werth⸗
vosl. Niemand als Osmann Puascha kann sagen, wie lange er
joffen kann, einer Belagerung zu w'derstehen. Es hängt ebenfo
diel von dem Zustande seiner Manitions- und Proviantmagazine,
ils von der Geschicklichkett seiner Ingenieure und der Standhaftig⸗
'eit seiner Scharfschützen ab; aber keine belagerte Armee ist zu
rüh entsetzt. Mehemed Ali und Suleimann Pascha sollien, wenn
ie diesen strken Stützpunkt füür die Sache des Islam retlen wol.
en, mit je em Säbel, mit jedem Bajonnet, üher die sie gebielen
Danen, an die Ufer des VBd eilen. Dafür, daß sich Mehemed
Ali zu regen deinnt, sind schon einige leichte Anzeichen vorhanden.
Er hat wenigstens 130,000 Mann unzer seinen Befehlen. Wenn
er mit diesen enen kräftigen Vorstoß wagt, sollie er in zehn Tagen
vom Lom am Vid sein und die 80,000 Mann vor sich herjagen,
welche der Zesarewilsch wie einen dünen Vorhang längs der Jan⸗
Deutsches Reich.
München, 17. Sept. Ende dieser Woche wird unser
Ministerium wieder vollzählig beisammen sein und hat dann noch
Jerade acht Taze, um die letzten nöthigen Berathungen vor dem
dandtagszusammentritt zu pflegen. Die Anzahl der Gesetzesbor—⸗
agen wird eine unbedeutende und die Budgetber athung vorerst der
dauptgegenstaud sein. Für d'e laufende Finansperiode ist der
durch die Getreideconjuꝛctur und die Einflüss⸗ des Krieges auf
toncurrirende Verkehrsrege unçceheuer gesteigerte Gütertransport
durch Bayern eine sehr erwünnschte Ueberrachung, und dabei
sommt die Richtigkeit der Politik, die Ostbahn zu erwerben, beson⸗
ders glänzend zum Vorschein, da in früherer Zeit die beiden
zroßen Bahncomplexe si h bei den aus diesem Trausport erwathsen⸗
den Vortheilen Concurrcnz machten. Von je her war die Getreide⸗
desörderung und ihr Unfang für die bayer'schen Bahnen das Kenn⸗
seichen eines guten oder schlechten Geschäftsjahres, und was wir
ett sehen, laßt mit einer gewissen Beruhigung an den Jahresab—
chluß denken. Bei der großen Ausdehnung, welche das baherische
Staatsbahnnetz jetzt hat, spielen die Einkünfte aus dieser Staats⸗
mstalt keine geringe Rolle im Budget. Neben den Einnahmen da⸗
aus ist es bekanntlich der Reichthum an Staatswäldern, welcher
en bayerischen Finnanzen zu e ner soliden Unterlage dient und der
nuf der neulich in Bamberg gehaltenen Versammlung deutscher
forstwirthe manchen deutschen Landsmann mit amilichem Neid erfüllt
saben mag. Zwar vermögen weder Eisenbahnen noch Forsten dem
Finanz-Minister die Sorgen von der Stirn zu scheuchen, welche
nich der bestgelungene Steuerreformplan mit sich bringen muß,
iber jedenfalls blden sie eine feste Grundlage, und daß es mit dem
Lredit unseres Staates noch wohlbestellt ist, lehrt ein Blick auf
ꝛen Curszettel, narürlich an der Stelle, wo die Ernst- und aicht
ie Spielpapiere stehrm.
Berlin, 19. Sept. Be, üglich der Conferenz des Fürsten
Bismarck mit dem Grafen Andrassy zu Salzburg schreibt die offi
aöse „Provinzial-Coricsp.“: Es muß'e für die beiden Staatsmän—
ner, deren inniges vertraueusvolles Einvernehmen seit einer Reihe
von Jahren so erheblich dazu beigetragen hat, die gemeinsame
holint der drei Kaiser für den Frieden Exropas zu exrfolgreicher
ßeltung zu bringen, gerade uater den augenblitlichen Verhältnissen
on größtem Werth sein, sich über die Metiel und Wege zur wei⸗
eren Durchführung ihrer großen Aufgabe vertraulich auszujprechen.
jürst Bismarck wird- voraussichtlich nächster Tage in Berlin ein⸗
reifen und vor seiner Weiterrcise nach Varzin einige Tagehier
etweilen.