Slt. Ingberler Anzeiger.
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AM 187. Tonnerstag, den 29. November 1877.
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Deutsches Zeich.
München', 27. Nov. An Stelle des erkrankten Ministerial-
direktors v. Landgraf hat der König nunmehr den Munsterial⸗
direktor v. Riedel zum Finanzminister ernannt.
Die „Südd. Pr.“ schreibt: „Die von den Deuischkonservativen
für die Kitzinger Reichstagswahl ausgegebene Parole ist wieder—
rufen worden. Die „Süddeutsche Landespost“ plädirt in einem
weiten Artikel für Stimmenthaltung; der erste scheint ihr etwas
ontre coeur in die Spalten gekommen zu sein.“
Ausland.
Paris, 27. Nov. Die „Gazette des Tribunaux“ berichtet:
Heute Nacht waren in verschiedenen Vierteln von Paris beletdigende
und drohende Placate gegen die Regierung angeschlagen. Gestern
wurden mehrere Personen wegen Straßenlärms und aufrührerischer
Rufe verbaftet. — „Figaro“ meldet: „Sobald die Auflösung der
Deputirtenkammer (die man als sicher bevorstehend annimmt) aus-
jesprochen ist, soll in verschiedenen Departements der Belagerungs-
jsustand proclamirt werden, namenilich in solchen, deren Zeitungen
die Disciplin der Armee besprechen.“
Paris, 27. Nov., Abends. Der „Moniteur“ wiederholt,
daß der Marschall Mec Mahon jedes weitere Nachgeben in Folge
der Haltung der Deputictenkammer für unmöglich erachtet. Er
fügt hinzu, daß die Rechte der Kammer beschlossen habe, die Ini—
iative zu ergreifen. Bei der D'eskussion des Budgets werde der
Finanzminister Beranlassung nehmen, neuerdings die Idee der Ver⸗
söhnung und Becuhigung, welche bei Bldung des neuen Cabinits
maßgebend gewesen fei, zu bekräftigen. Wenn nichts desto weniger
die Kammer sich weigern würde, das Budget zu votireun, so werde
der Marschall mittelst einer Botschaft dem Senat die Mittheilung
machen, indem er ihn vor die Altexnative stelle, zwischen einer neuen
Auflösung der Deputirtenkammer und dem Rücktritt des Staats⸗
»berhauptes zu wähleny.
Die Wiener „Presse“ meldet aus Belgrad, 26. Nov.:
Se'tens des Korpskommandeurs wird über instiwmend von der
Geenze geomneldet, daß zahlreiche türkische Itreguläre aus Bosnien
und vom Schipta-Puafse desertitt seien ued sich an der serbischen
Brenze ansammelten. Die serbische Grenzbevölkerung, die bisher
gegen den Krieg gewesen sei, verlange jetzt dringend nach Miliär
und Waff.en.
Heute geh! der „Nat.-Ztg.“ folgendes Telegramm von ihrem
Spezialtorrespondenten bei der türtischen Armee aus Sofia, 25.
Nov. zu: „Gestern Räumung von Orkhanie: Rückzug über den
Paß. Nöõhe es bricflch.“
Bukarest, 24. Nov. Wie gerüchtweise verlautet, habe
Osman Pascha seine Kapitulation unter der Bedingung angeboten,
daß die rumänische Armee das türkische Gebict verlasse. Der Groß⸗
fürst Nikolaus habe diese Forderung zurückgewiesen.
Bularest, 24. Nov. General Skobeleff ließ vor Plewna
uin riesiges Transparent aufstellen mit der Jnschrift: „Kars er⸗
»„bert, zehntausend Tüsken gefangen, es lebe der Kaiser.“ Tie
Türken zerschossen dieses Transparent vollständig.
Qonstantinopel, 24. Nov. Die Regierung demen⸗—
urt die Nachricht, daß Osman Vascha wegen Kapitulation ver—
dandelt hat.
Die russischen Verluste betragen bis Mitte November 67,308
Mann, darunier 14 Generäle, 1 Kaiserlicher Prinz, * Prinzen
uus dem Hause Rurik, 1 persischer Prinz, 6 russische Fürsten, 12
zrusinische Fürsten, 16 Grafen und 21 Barone. Die kürkischen
Gefangenen betrͤgen an 44,000 Mann, darunter 16 Paschas, an
5006 Sifiziere, 701 Geschütze; an Trophäen 200 Fahnen, 2 Moni⸗
tors, 5 Dampfer. Die an Munitions- und Proviantvoträthen
Jemachte Beute repräsentirt einen Werth von 14 Millionen Rubel.
Rach der Zusammenstellung der einzelnen Affatren wurden zu Ge⸗
fangenen gemacht: Bei Ardahan 7000, Begli⸗Achmed 300, Sei⸗
dekan 500, Jagni 800. Bajasid 300. Aladschadag 7000, Kars
12,000, Dewe-Bojun 3500, Asisie 500, Nikopolis 7800, in den
Baltaukämpsen 500 und bei Telisch 3500 Mann.
Vermilsqtes.
BZweibrücken, 26. Nov. In seiner Sitzung vom
Ddeutigen beschloß der Stadttath, entsprechend dem Vorschlage der
»urch eine Stadtrathskommission verstarkten Ortsschulkommission,
nach gründlicher Berathung eien st imming eine principille Aen—
derung des Besoldungsmsdus der Volksschullehrer. Seitger war
»er Gehalt bekanntlich an die Stelle gekaüpft. Vom 1. Januar
1878 soll es dagegen folgendermaßen gehalten werden: der Min—⸗
»est gehalt eines Lehrers beträgt 1200 M. eines Verwesers
)00 M., der Höchest gehalt 1700 M. Alle 5 Jahre tritt
ine Skeigerung des Gehaltes um 100 Mark ein, so daß der
Maximalgehalt (1700 M.) nach 25 Dienstjahren erreicht wird.
Luswärts verbrachte Diennjahre bleiben außer Betracht. Der Stadt⸗
asse erwächst durch diese Aenderung, die im Inleresse unserer Schule
ringend geboken war, pro 1878 eine Mehrausgabe von circa
2000 und später eine solche von durchschnittlich etwa 3000 M.
oro Jahr. BZwbr 3Zig.)
Kaiserslkautern, 27. Nov. Wie aus Mannheim
emeldet wird, hat ein Theil der Actionäre der fallit gegangenen
ctiengesellschaft , Baumwollspinnerei Kaiserslautern“ (Vampertsmühle)
»en Beschluß gefaßt, gegen das Urtheil des Handelsgerichts Landau,
vodurch sie mit ihrem Enischädigungsanspruch an die früheren Ver⸗
valtung? rathsmitglieder der Gesellscheft abgewiesen worden ünd,
Ippellation einzulegen. Die Appellatton soll in Folge dessen am
24. November bereits angeme'det worden sein.
FKreuznach, 24. Nod. Wieder hat ein hoffnungsvoller
Jüngling von etwa 17 Jahren einem Leben auf eine fehr tragische
Weise eenn Ende gemacht. Derselbe soll aus Kaiserslautern gebürtig
ind von dort mit Geldern ugd Schmuchgegenständen wohlversehen
ich heimlich entfernt haben. Nach ener sehr kurzen Irrfährt, auf
velcher er seine Reisemittel durchgebracht hatte, tauchte das flotte
Bürschchen gestern dahreer auf, und erschoß sich im Wariesaale des
Bahnbofes, wohl a s Lerensüderdruß und Mangel an weiteren
—A
F Bei der am 22. ds. stattgehabten Pferde⸗Verloosung in
Quirnb ach gewann ein Handelsmann aus Offenbach a. Glan
nit 50 Loosen drei Pferde im Werthe von 1500 M.
F Aus dem Glanthal, 27. Nov. Die Thäler des
Moorbaches und des Glan sind vollständig üb rschwemmt. Sämmt—
iche Mühlen sind außer Betrieb gesetzt. Das Wasser ist indeß
eit heute im Fallen. (Kirsl. 3.)
Pirmasens, 26. Nov. Das ‚ Cafe Zoller“ mit dem
)azu gehörigen Theile des „Schloßgartens“ ist heute um den Preis
von 55,300 M. in den Besitz des Herrn Rentner H. Groß in
Ztraßburg übergegangen, die andere Halfte dis Schloßgartens die
»er verstorbene Besitzer, Ht. A. Zoller, vor Jahresfrist zu 17,600
M. ersteißert hatte, erwarb Herr Banquier Aug. Schneider um
den Preis von 12,000 M.
Ian Willich bei Ostercath (Rheinprovinz) haben ein
Paar Spitzbuben in der Stadt vom 20. zum 21. deueine gunze
Zeerde Schafe von 8; Stück gleich miteinander gestohlen. „damit das
Belause nicht so arg ist“.
Fortung hat dei der demnächst zu Ende gehenden 8. Classe
er Königlich Sächsischen Lotlerie die Armen reichlich bedacht. Einen
rheblichen Theil des großen Looses von 500,000 M. hat ein
Josteleve, einen andern eine arme Schuhwacherwitwwe in Dresden
„ewonnen. Zwei achtel von 200,000 M. sind Zwickauer Maurer⸗
zesellen in den Schooß çcefallen. Sie waren gerade auf dem Bau
eschäftigt, als der durch Depesche benachrichügte Collecteur ihnen
)ersönlich die Bolschaft brachte. Die Gewinner blieben ruhig bei
er Arbeit und erllärten, den Gewinn erst nach Beendigung der
ziehung holen zu wollen. Die einzige Extravasanz, die sie sich
claubten, bestand darin, daß sie Abends mit den Arbeitsgenossen