Full text: St. Ingberter Anzeiger

die Brust verwundete, so daß für dessen Leben zu sürchten ist. Ein 
weiter Schuß, auf den Feldschützen abgegeben, prallte an der er⸗ 
hobenen Hade desselben ab. . 
Hagenau, 11. August. Das von dem Offiziercorps 
des 3. schlesischen Dragonerregiments Nr. 15 heute auf dem In⸗ 
fanterie⸗Exercierplatz veranstaltete Rennen hat leider einen belrü⸗ 
henden Abschluß gefunden. Beim dritten Rennen stürzte ein Offi 
cier beim Nehmen eines Hindernisses so unglücklich mit dem Pferde, 
daß er schwer verletzt zur Stadt verbracht werden mußte. 
fUeber das Treiben der Wucherer unter der 
dandbevölkerung in Bahern wird der „Disch. Reichsp.“ Folgendes 
mitgetheilt: Wie diese Wucherer ihre Geschäfte machen und welche 
Zinsen sie nehmen, ergieb sich aus folgender auf Grunde vorliegen⸗ 
der bezahlter Schuldscheine gemachten Zusammenstellung. Es 
wurden von armen Bauern gezahlt: von 42 Mark Darlehen eine 
Provision von 80 Pfennig pro Mark wöchentlich und 8 Mark 
xxtra, das sfind jährlich 1095 Mark oder 2607 Projent; von 
b Mt. 32 Pfg. pro Woche 1M., also 52 Mt. oder 822 Procent; 
pon 63 Mk. 70 Pf. pro Tag 1 M. — 365 Mt. oder 572 
Procent jaͤhrlich; vvon 189 Mark 80 Pf. pro Woche 10 Pfg. 
von je 1Mk., also 725 M. 40 Pf. oder 821 Procent jährlich. 
F Etern und anderen Personen, welche Kinder oder andere 
unter ihrer Gewalt stehende, ihrer Aufsicht untergebne und zu ihrer 
Hausgenofsenschaft gehörende Personen von Diebstählen u. s. w. 
abzuhalten unterlafsen, sind durch die neue, dem Strafgesetze eingefügte 
Bestimmung des 8 361 Nr. 9 mit Haftstrafe bedroht. In Bezug 
auf diese Bestimmung hat das Ober⸗Tribunal durch Erkenntniß 
vom 5. Juli 1878 ausgesprochen, daß für die Heranzietzung der 
Eltern ꝛc. zur Strafe nicht die Thatsache allein genügt, daß Kinder 
einen Diebstahl oder eine andere der dort bezeichneten sttafbaren 
Handlungen verübt haben. Es muß vielmehr ein Mangel an 
oflichtmäßiger Aufsicht oder eine Vernachlässigung der Erziehungs⸗ 
pflichten seitens der Eltern oder derjenigen Personen, in deren Ge⸗ 
walt die Uebelthäter stehen, hinzukommen. Auch liegt dem Vater 
ꝛc. nicht ob, vor dem Strafrichter den Beweis zu führen, daß er 
es an der nöthigen Aufsicht über seine Kinder zur Verhütung des 
Diebstahls nicht habe fehlen lassen, vielmehr ist es Sache des Richters, 
lüber Würdigung des Gesammierzebnisses der von ihm gepflogenen 
Verhandlungen zu prüfen, ob er sich dadurch in den Siand gesetzt 
sieht, ein Urtheil über die Schuld oder Unschuld des angeklagten 
Vaters ꝛc. zu fällen, oder ob er zu diesem Zwecke noch eine weitere 
Beweisaufnahme, insbesondere über solche Thatsachen, die der An⸗ 
geklagte etwa zu seiner Extlastung angeführt hat, für erforderlich 
etachtet. 
Vatermord. Dem „Brschw. Tagbl.“ wird aus Dil l⸗ 
misssen, 8 August geschrieben: Wir haben über eine schändliche 
That zu berichten, über einen Vatermord. Der Feldhüter Boie, 
tiu Greis von fast 80 Jahren, wurde von se'nem 38jährigen Sohne 
schon oft arg mißhandelt. Vor einiger Zeit sprach sich der ent⸗ 
menschte Sohn aber gar dahin aus, daß er den Alten todischlagen 
wolle. Gestern nun hat er diese Drohung wahr gemacht. Er warf 
seinen allen Vater die hohe, steile Treppe hinunter und mißhandelte 
den schon zum Tode verwundeten Greis noch durch Schläge. Das 
Amtsgericht Eschershausen hat am Orte der That den Sachverhalt 
aufgenommen und die Leiche seciren lassen. Der Mörder ist ver⸗ 
haftet. Die fluchwürdige That wurde am 6. d. Abends, verübt. Der 
entmenschte Sohn schlief, während die Leiche des Erschlagenen im 
hause war, die Nacht hindurch, und sandte erst am anderen Morgen 
nach der Todtenfrau, welche sogleich Anzeige erstattete. 
kBei offenem Fenster. Die erst 19 Jahre alte 
Frau eines Officiers in Berlin ist durh ihren eigenen Leichtsinn 
in eine schlimme Situation versetzt worden. Aller Warnungen un⸗ 
geachtet schlief die junge bildschöne Dame während der Abwesenheit 
ihres auf einem Commando befindlichen Mannes bei offenem 
Fenster, wie sie das auf dem Gute des Vaters siets gethau zu 
jaben behauptet. Vor etwa acht Tagen ist die Sache einmai recht 
schlecht verlaufen. Als die junge Frau aufstand, fühlte sie eine 
entsetliche Spannung im Gesicht und sank fast ohnmächtig zu 
Boden, als fie in den Spiegel blickte. Ihr ganzes Gesicht war 
detzerrt, der Mund saß veinahe zwischen Ohr und Auge. Alle 
Mittel, selbst Electricität, haben bis jetzt nichts genutzt und seil drei 
Tagen liegt die arme Frau in geheiztem Zimmer. Durch fort⸗ 
waͤhrende Wärme hofft der Arzt Erfolg. Jedenfals maq der Fall 
Anderen zur Warnung dienen. * 
(VBom Schlafwagen.) Mit großem Interesse er⸗ 
ahrt das reisende Publikum in Fraukreich die Nachricht, daß eine 
neue Bequemlichkeit mit dem Schlafwagen (wagons lits) einge⸗ 
ührt wird. Die Nordbahn fängt damit an. Ressende, die in den 
ersten Morgensuunden in Paris ankommen, werden fortan nicht 
mehr genoͤsdigt, ihre Nachiruhe im Waggon zu unterbrechen, aus⸗ 
usteigen und — Paris im Schlafe zu finden, nein, dan gestatte 
hnen, im Wagen der Eisenbahn (im Bahnhose) auszuschlafen, bis 
die Hotels und die Häuser geöffnet werden. 
F Lulu vom Tode gerettet. Prinz Louis Napoleon, welcher 
oeben Schweden bereist, besuchte mit dem Könige von Schweden 
iine Ackerbauausstellung. Zufällig näherte sich der Prinz, einige 
Schritte rüdwärts gehend, einer in voller Bewegung befindlichen 
Maschine. Mit einem Male sieht König Oskar, wie die Kleider 
»es Prinzen von der Maschine erfaßt werden, und er hat Geistes⸗ 
jegenwart genug, sich auf die Maschine zu stürzen und diese zum 
Stillstand zu bringen. Die Kleider des Prinzen fand man nach 
der Katastrophe tolal zerrissen, er selber ist mit getingen Verletzungen 
»avon gekommen. Ohne das energische Eingreifen des Enlel Berna⸗ 
»otte's wäre der junge Napoleonide unter die Rader gelommen und 
ermalmt worden. 
Dienstesnachrichten. 
Der Polizeianwalt an den Landgerichten Waldmohr und Hom⸗ 
urg, Errst Kissel, wurde in gleicher Eigenschaft nach Ludwigshafen 
sersetzt und der geprüfte Rechtalandidat Franz Wagner, zur Zeit 
n Kaiserslautern, zum Polizeiauwelt für die Landgerichte Pirmasens 
iud Waldfisabach mit dem Amtssiß in Pirmasenß in wederruflicher 
kigenschaft ernannt. 
Der soeben bei uns Ageresen⸗ zwannte Vanb ber m —iutgart er Jei⸗ 
ienden Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens“, Jahr⸗ 
jang 1878 (Preis pro vierwöchentlicher Band von 256 bis 288 Seiten 
kaschenformat nur 50 Pfennig), gibt uns Anlaß, die Empfehlung zu wieder⸗ 
solen, welche wir diesem gediegenen und so sehr billlgen Unterne hmen schon 
rüher mehrmals gewidmet haben. Zur Charaklerisirung des in dem neuesten 
wölften Band Gebotenen lassen wir nachstehend das Inhaltsverzeichniß 
esselben folgen: Verschwunden. Roman von Ew. Aug. Konig. — Auf der 
znsel. Erzählung von Friedrich Friedrich. — Der ‚„Alte im Vart“. Zur 
Säkularfeier des 11. August 1778. Von H. Scheube. — Das Zellenge⸗ 
ängniß. Eine Skizze von Schmidt⸗Weißenfelßs. — Kreuzung und Selbit⸗ 
efruchtung im Pflanzenreiche. Von Dr. W. Heß. — Buchhandel und Pu⸗ 
likum vor dreihundert Jahren. Kulturgeschichtlichez Charakterbild. Von 
5. Meilitz. — Auf tiefstem Meeresgrunde. Naturwissenschaftliche Skizze von 
zeorg v. Stolp. — Miscellen. 
Ari⸗ Jãgtseuna. Organ jur Jagd, discherei und 
staturfkunde. Herausgegeben dom k. Oberfdrster H. Nipsche. 
Fünfter Jahrgang. Nr. 21 entbaͤlt: Die Fort⸗ 
pflanzung der Aale von Dr. H. Nißsche, Prosessor der 
Zoologie an der Forstakademie zu Tharand. — Thierleben 
und Jagd in fernen Zonen von Dr. Pechuel⸗Losche. 7 Er⸗ 
zählung eines Zusammenstoßes zwischen dem hochgräflich Hei⸗ 
ligenberg'sjchen Jagdpersonal und den Wilderern aus Nuß⸗ 
dorf, wobei Mord und andere grobe Thätlichkeiten vorge⸗ 
tommen sind 1626, mitgetheilt vom Fürstl. Waldburgschen 
sanzleirath Schabet. — Steine im Magen eines Rehbocks 
und Hirsches, vom Fürstl. Forstmeister Pfizenmayer in Regens⸗ 
burg. — Der Sturz über die Felswand, Otiginalz. v. C. 
Müller. — Hasenschädel mit abnormer Zahnbildung (Illu⸗ 
tration.) — Jagdeinladungskarten vom Thiermaler Deiler. 
25 Stück 1244 M. Verlag von Schmidt & Günlher in 
Leipzig. 8 M. halbjährlich. 
Unhang dazu erscheint: 
Bibliothetfür Jäger u. Jaadfreunde. 
Von erfahrenen Fachmännern herausgegehen. Lieferung: 
183/14. Ueber Jagdschlösser und Jagdfestlichkeiten von Dr. 
Foichtinger. Jährlich 12 Heste, pro Halbjahr 3 Martk. 
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Die neueste Moden⸗Nummer (29) enthält: Promenaden⸗, Haus⸗ Morgen⸗ 
ind Reise⸗Anzüge, einzelne Röcke, Blusen und Kleiderärmel, Mantillen, Fichus, 
ute, Morgenhauben, breite Kragen, Cravaten⸗Schleifen und Wirihschafts⸗ 
chürzen. Vollständige Anzüge für große Knaben und Mädchen, Kleider und 
Schürzen für kleine Kinder. Cravaten, Kragen und Manschetten fuür Herren. 
stückenkissen, Schutzlissen zum Aufhängen, Toiletten⸗Kissen, Arbeitskorb mit 
Decke, Negligé⸗- oder Arbeitskorb (Puff). Behälter für Taschentücher, Tisch⸗ 
»ecke nebst Mustervorzeichnuung, Bunt⸗ und Kreufstichstickereien. Einsätze in 
ülldurchzug, gehäkelie Spitzen und Einsätze ꝛc. ꝛxc. mit 67 Abbildungen und 
iner Beilage mit 15 Muster-Vorlagen in Stiel- und Plattstich⸗ Stiderei, 
rischer Spitzen⸗Arbeit, Filet⸗Guipure sur Decken ꝛc. 1 Alphabet und 12 
Schnittmustern, verschie denen Muster⸗Vorzeichnungen und Namens⸗Chiffren. — 
Die neueste Unterhaltungs-Nummer (30) enthält: Santa. Eine corsische Ge⸗ 
chischte von F. von Siengel. (Schluß) — Oberbaierische Gedichte. Von 
darl Stieler. 1. Die Knödel. 2. Die schnelle Fahrt. — Der Haushalt 
im Vatican. 1. Physiognomie im Allgemeinen. — Frauenarbeit und Frauen⸗ 
chmuck auf der Pariser Welt⸗Ausstellung. Von Julius Lessing. III. — 
Aus der Frauenwelt. — Die Orden und Ehrenzeichen für Damen. 2. Der 
preußische Luisen⸗Orden. — Verschiedenes: Literarisches ꝛc. — Briefmappe. 
— Frauen⸗Gedenktage. — Ferner folgende Illustrationen: Der hochländische 
Rationaltanz Reel“ auf dem Maskenball der Schotten in London. — Kö— 
nigin Maria Mercedes von Spanien auf dem Todtenbette. — Elisabeth 
Imalie Eugenie, Kaiserin von Oesterreich und Königin von Ungarn. Von 
9. Raab. —-Der preußische Luisen⸗Orden. Sechs Abbildungen. 
— Zu beziehen durch alle Ruchhandlungen und Postämter. A 
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Fur die Redaction verantwortlich: J. X Deme tz.