Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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v 166. 
Zum Sedantaa. 
wenn je ein Tag aus dem an glaͤnzenden 
shen Thaten und Siegen so überaus reichen 
enlampfe zwischen Deuischland und Frankreich 
anet ist, in der Exrinnerung unseres Volkes 
dug fortzuleben. so ist es wohl der zweite Sep⸗ 
Mer der Tag, an welchem vor nunmehr sechzehn 
uihren das einst so stolze Reich des dritten Rapo⸗ 
. auf den blutgeiränkten Gefilden von Sedan 
dnnher in Trummer sant. Bei Sedan wat es 
in ersten Male, daß fast alle deutschen Truppen⸗ 
ünguente auf einem Schlachtfelde vereinigt 
hen den Feind stritten und schon deshalb hebt sich 
et Tag so bedeutungsvoll aus dem großen 
Hlachtengemälde des Krieges von 1870 ab. Dann 
everleihen ihm auch Feine Ergebnisse ein so 
erordentlich glanzendes Relief — das letzte Heer 
a franzöfischen Kaiserreichs — unter ihm die 
en Truppen des letzteren — die berühmtesten 
seischalle, eine ganze Korona von Korpsführern 
Generälen und endlich der sieggewohnte Fran- 
jentaiser selbst — kriegsgefangen Wahrlich, noch 
hatie die Welt ein derartiges Schauspiel gesehen 
d darum dürfen wir Deutschen mit vollem Rechte 
alljahrliche Wiederkehr des 2. September feiern, 
des Erinnerungstages an eine Schlacht, 
je sie ruhmreicher die Geschichte der Menschheit 
yhl kaum aufzuweisfen hat. Auch in diesem Jahre 
dman sich allenthalben in unserem großen Vater⸗ 
nde gerüstet, den nunmehr sechszehnten Jahrestag 
uu Riesenschlacht von Sedan in der seiner Be⸗ 
unng würdigen Weise festlich zu begehen und es 
in dies nur mit Genugihuung begrüßt werden. 
dohl hat die Sedanfeier so manchen Neider, sie 
uß so manchen gehässigen Kommentar über sich 
hen lassen, aber allen Anfechtungen gegenüber 
uß immer wieder betont werden, daß gerade das 
wdanfest so recht geeignet ist, das in den Kämpfen 
ch großen Krieges unter so blutigen Opfern Er⸗ 
ungene nicht nur uns Alten, den Zeitgenossen 
met welthistorischen Begebenheit immer wieder zu 
ytzen zu führen, sondern vor Allem auch das 
ranwachsende Geschlecht auf die Bedeutung des 
lages von Sedan hinzuweisen. Für alle aber 
rin aus der Feier des 2. September zuerst 
mmer. und immer wieder die ernste Mahnung 
erdor, alle politischen, socialen und confessionellen 
hegensätze beiseite zu lassen, wenn es gilt, die Ehre 
mseres deutschen Vaterlandes hoch zu halten und 
vird darum der Sedantag hoffentlich auch diesmal 
mdiesem Sinne begangen werden. Möge man 
sierbei überall des mahnenden Dichterwortes ein⸗ 
edenk sein: J 
drum haltet fest zusammen — fest und einig, 
kein Ort der Freiheit sei dem Andern fremd — 
‚ohwachten stellet aus auf euren Bergen, 8 
daß sich der Bund zum Bunde rasch versammle — 
Seid einig, einig, einig! 
— 
Deutsches Reich. 
Berlin, 31. August. Die „Nordd. Allgem— 
ig.“ schreibt: Die Morning Post“ ist der An⸗ 
di, daß die Rückkehr des Fürsten Alexander von 
—EX— 
eziere fich aber wesentlich“ vermindern würden, 
nn Rußland bei einem weiteren Vorgehen in der 
nientalischen Frage sich einem „gemeinsamen Ein ⸗ 
rnehmen der übrigen Mächten“ gegenüber befünde. 
dineleuropa fei einer Situation müde, welche den 
Jandel lähme, große Rüstungen nothwendig mache 
—A —— 
Donnerstag,“2. September 1386. 
21. Jahrg. 
und die ganze Welt in Ungewißheit und Besorgniß 
wegen der Zukunft erhalte. — Wenn die „Morning 
Post“, fährt die Norddeutsche Allgemeine Zeitung 
sori, wie man nach dieser Auslafsung annehmen 
nuß, die Schuld an der Ungewißheit und Be⸗ 
orgniß“, welche die Welt erfüllen, in den bulga⸗ 
ischen Verhälinissen sucht, so beweist das, daß sie 
ie Lage Europas völlig falsch beurtheilt. Wir 
jaben an Bulgarien gar kein Interesse; die Ver⸗ 
jaältnifse dort lassen uns vollstͤndig unberührt, und 
m ihretwillen würden wir nicht einen einzigen 
Zoldaien unter den Waffen halten. Die Nöthig⸗ 
ing für unsere Rüstungen geht von Frankreich aus; 
munseren westlichen Nachbar möge sich die ‚Mor⸗ 
ning Post“ halten, wenn fie über Lahmung des 
dandeis und Ungewißheit der Zukunft klagt. Un⸗ 
zufhoörlich steigern die Franzosen ihre Kriegsmacht; 
us jeder franzosischen Zeitung kann die Morning 
host“ fich davon überzeugen, wie rapide die fran⸗ 
dfischen Streitkräfte vermehrt werden, welche finan⸗ 
jellen Opfer man bringt, um die Schlagfertigkeit 
er Armee zu erhöheu. In England weiß man 
dochh sehr wohl, daß Deutschland seinen Blick be⸗ 
zändig nach Westen gerichtet halten muß; man 
bilte dort also auch darüber nicht im Zweifel sein 
zaß lediglich Frankreich für die Situalion Mittel⸗ 
Furopas, über welche die „Morning Post“ klagt. 
erantwortlich gemacht werden muß. Einen tausalen 
Zusammenhang zwischen dieser Situation und den 
zulgarischen Verhaltnissen zu konstruiren, heißt sich 
nit den Thatsachen in Widerspruch sezen. 
Berlin, J. Sept. Minister dp. Giers 
vird nach zuverlässigen Informationen hier ein⸗ 
reffen. Boͤrsengerüchte wollen wissen, Prinz Wil⸗ 
jelm werde sich am 11. September nach Peters⸗ 
zurg begeben, um eine Aussohnung zwischen dem 
Zaren und Fürst Alexander zu bewerkstelligen. 
—oasland. 
Wien, 31. August. Das ,Wiener Tagblatit“ 
nelder: Die „Petersburger Nowoje Wremja“ er. 
lart. die Ereignifse vol ziehen sich rasch; was 
jestern verfrüht erschien, ist heute Nothwendigkeit. 
die Absicht des Battenbergers, die neuen Unruhen 
auszunützen, zwingt Rußland zu radikalen Maß 
regeln. Die Occupation Bulgariens ist unver⸗ 
meidlich· * ge 
Wien, 31. August. Das „Wiener Tagblatt“ 
meldei aus Franzensbad: Giers bekam vom Zaren 
Ordre, sofort nach Petersburg zurüczukehren, — 
dem sein Urlaub noch lange nicht beendet iß. Giers 
reist morgen Abend ab. 
Wien, 1. Sept. Die „W. Allg. Ztg.“ 
nelbet aus Rustschuk: Die Reiseroute Alexander's 
s neuerdings abgeändert; ser reiste von Tirnowa 
iach Eiena, begibt sich nach Jenesagra und Philip⸗ 
hopel und triffi Freitag oder Samstag in Sofia ein· 
Krakau, 31. August. Aus Petersburg wird 
hierher gemeldet, die Htilitärpartei am Hofe des 
Zaren drängt zur russischen Besetzung Bulgariens 
ind habe hierfür angeblich den Zaren bereits ge⸗ 
ponnen, der nur die Rückkehr des Kriegsministers 
dor einer definitiven Beschlußfaffung abwariet. ⸗ 
Petersburg, 1. Sept. Das Journal de 
—A ein siarkler Opti⸗ 
nismus, zu glauben, daß durch die Rückehr des 
Fürsten von Bulgarien nach Sofia die bulgarische 
Frage gelost und alles zur Ordnung zurückgekehrt 
sei.“ Man muüßte fich mit Geduld waffnen. 
Sisftowo, 30. August. Fürst Alerander if 
seute Morgen um 4 Uhr auf seiner Yacht vor 
Rustschuk weitergefahren und um 8 Uhr Vormittage 
hier eingetroffen. Der Empfang des Fürsten war 
zuch hier ein überaus enthufiastischer. Die Menge 
pannie die Pferde des Wagens aus, welcher den 
Fürsten zur Kirche bringen sollte, und zog den 
Wagen nach der Kirche, wo ein Tedeum abgehalten 
vurde. Der Furst wird in einer Stunde nach 
Tirnowo abreisen, woselbst er Abends eintreffen 
dürfte. 
Tirnowo, 30. August. Der Fürst von 
Bulgarien ist heute Abend 6 Uhr hier eingetroffen. 
Frewurde auf dem ganzen Wege und auch hier 
son der Bevölkerung enthusiastisch begrüßt. Die 
Weiterreise nach Philippopel erfolgt voraussichtlich 
morgen (Dienstag) — 
Tirnowa, 1. Sepi. Fürst Alexander ist 
nit seinen Begleitern gestern um 2 Uhr von hier 
abgereift und kam um 8 Uhr Abends in Elena an. 
ederall an den Orien, durch welche der Fürst fuhr, 
sand derselbe begeisterte Empfang statt, wie an den 
horhergehenden Tagen. Die Bevölkerung, unter 
Fuhrung der Popen. siroͤmte herbei und brachte dem 
Frursten enthusiastische Ovationen dar. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
. t. Breitfurt, 31. August. Gestern Nach⸗ 
mittag nach fünf Uhr brach im C. Schmelzer⸗ 
schen Anwesen dahier auf bis jetzt unaufgeklärte 
Weise Feuer aus und binnen kurzer Zeit war das⸗ 
selbe vollständig aus- und niedergebrannt. Die 
angrenzenden Gebaulichkeiten wurden durch das 
rasche Eingreifen und tüchtige Arbeiten der Oris⸗ 
Feuerwehr vor Schaden bewahrt; nur das Anwesen 
der Wiw. Rebmann erlitt etwas Schaden, woran 
die sogenannten Schlitzlöcher in dem Giebel wahr— 
scheinlich schuld sein mögen. Schmelzer hat ver⸗ 
ichert. Unfälle find keine vorgekommen. Schmelzer 
halte vor etwa 10 Tagen sein Haus verkauft, nur 
iosl, der bezügliche Akt noch nicht errichtet sein. 
gachen, 29. August. Heute Abend ge⸗ 
langte die Trauerbotschaft hierher, daß Chevaurxleger 
Philipp Vollmer von hier heute früuh 9 Uhr beim 
Baden in der Mosel ertrunken ist. (NM. 3.) 
— Rorheim, 29. August. Heute Naqmit · 
tag ging der jugendliche . Schwimmer Adam 
Scherrer von hier die Wette ein, mit auf den 
Kücken gebundenen Händen den Altrhein zu über— 
chwimmen, welches ihm auch gelang. Ja er 
schwamm in derselben Lage, ohne am Ufer jenseits 
auszuruhen, wieder retour. Gewiß ist dies ein 
großes Unternehmen und ein hoher Punkt der 
Schwimmkunst.. 
* 9— Vermischtes. 
FaAssln, 30. August.“ Det Kegeljunge einer 
Restauration an der Peterstraße. versuchte am Sams · 
tag von dem Weinstock des nebenan wohnenden 
Metzgerz die Trauben zu entwenden. Die Frau 
des Hauses rief dem Jungen zu: Warie, ich lafsse 
die Polizei kommen !Aus Furcht vor dieser ging 
der Junge fort und erhängte resp. erdrosselte sich. 
Man fand seine Leiche, mit den Fußßen auf der Erde 
ehend, an einem Sirich, mit welchem er sich zu 
Tode gewürgt hatte. Eine große Volksmenge um⸗ 
jand am Samstag und gestern den Mezzgerladen 
und bedrohte die Bewohner mit Lynchjustiz; die 
Polizei mußte zum Schutze des belagerten Mehger— 
ladens aufgeboten werden. Man erzählte sich über 
— Hernang doer RMair⸗ boi dor Drohunq di⸗