Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Der St. Ju'gberter Anzeiger“, mit seinem Ünterhaltungsblatte erscheint wöchentlich dreimal: Dienstag, Donnerstug 
und Samstag.n„Abonnexientshreis viextelzährig 45 Hrzr. oder 13Silbergr. Anzeigen werden mit 3 Krzr. die dreispaltige Zeile 
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Nro. 1. ih Donnerstag⸗ den 2. Januar 1868 
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uale Deutschland. — 
Munchen, 28. Dec. Ueber die Wahlen in das Zollpar⸗ 
lament ist vom Staatsministerium des Innern und des Handels 
eine Instruction ergangen, woraus wir Folgendes entnehmen: 
Das ganze Konigreich ist zu diesem Behuf in 48 Wahlkreise ein⸗ 
getheilt, welche nach Art. 8 des Gesetzes von den Diftriksposizei⸗ 
hehörden zum Zweck des Stimmgebens wieder in kleinere Wahl— 
bezirle und zwar diesinal nach der Vollszählung vom Jahre 1864 
gelheilt werden, mit möglichster Beachtung der Gemeindegrenzen 
und der bestehenden Distriktseintheilung in den Städten. Jede 
Gemeinde bildet in der Regel einen Wahlbezirk für sich, kleinere 
Gemeinden sind zu einem Wahlbezirk zu vereinigen oder einer he⸗ 
nachbarten größeren Gemeinde zuzuweisen, dagegen Städte und 
gröhere Gemeinden in mehrere Wahlbezirke zu theilen. Kein 
Wahlbezirk darf meht als 3500 Seelen enthalten. Die Distrikts⸗ 
polizeibehörden haben für jeden Wahlbezirk den Wahlvorsteher, der 
die Wahl zu leiten hat, und einen Stellvertreter desselben für 
Berhindernngsfälle zu ernennen. Die Wählerliste ist in jedem 
Wahlbezirke, gemäß Art. 10 des Gesetzes, doppelt herzustellen und 
ipätesiens bis zum 10. Januar k. J. zu Jedermanns Einsicht öf⸗ 
fentlich aufzulegen; längstens bis 24. Januar sind alle gegen 
die Liste (innerhalb 8 Tagen nach ihrer Auflegung) vorgebrach 
ten Einwendungen zu entscheiden und den Betheiligten zu eröff 
nen. Als Tag der Vornahme der Wahl ist Montag den 10. Fe— 
bruarek. J. festgesetzt; die Wahlhandlung beginnt Vormittags 
10 Uhr und wird Abends 6 Uhr geschlossen. Zur Ermittelung 
des Wahlergebnisses ist von der betreffenden Kreisregierung für je— 
den Wahlkreis ein Wahlcommissar zu ernennen. Sämmtliche 
Wahlverhandlungen sind dem Handelsministerium zur weiteren 
Mittheilung an das Zollparlament vorzulegen. 
München, 28. Dec. Das Generalcomite des landwtirth⸗ 
schafteichen Vereines hat in einer an die Kammern des Landtages 
gecichteten Vorstellung beantragt, es möge, soferne eine Steuer— 
erhöhung nothwendig werden sollte, diese sämmtliche Steuergattun 
zen gleimmäßig treffen, von einer einseitigen Erhöhung der Grund 
deuer, sonach Umgang genommen werden. 
München, 29. Dec. Das Eisenbahngesetz, wel— 
ches hundert und hundert Gemeinden in Spannung erhält, hat 
jetzt, wie ich hoͤre, die Berathung des Kriegs- und Finanzmini—- 
steriums passirt und ist nun wieder an das Handelsministerium 
zuͤrückgelangt, von wo aus es den weitern gesetzlichen Weg der 
Berathung durchlaufen wird. Man hofft, daß es bis Mitte Januar 
den Kammern vorgelegt werden könne. Aus sonst gut unterrichte⸗ 
ler Quelle erfahre ich soeben, daß unser Handelsminister und Heer 
b. Varnbüler demnächst sich ein Rendezwous geben, um gemeinsam 
die Projecte zu besprechen, welche das erweiterte bayerische Eisen— 
bahnnetz nach sich ziehen wird, wahrscheinlich handell es sich in 
ersier Reihe darum, den Anschluß der über München nach Lands-⸗ 
berg und Memmingen führenden Braungauͤerbahn an die würtem— 
betgischen Bahnen zn finden und zu bestimmen. 
Dienstesnachrichten. 
Zufolge Regierungsbeschlüssen vom 18., 20., 21. und 25. 
December 1867 wurde der Schulv rweser Wilhelm Strack zum 
Lehrer der mittleren Mädchenschule in Landstuhl vom 1. Januar 
1868 an; der protestantische Lehrer Ludwig Zint von Miiesau 
zum Lehrer an der dortigen protestantischen deutschen Schule in 
definitiver Eigenschaft und und der Schulverweser Wilhelm Göppel 
in Trippitadt zum Lehrer an der protest. deutschen Schule zu 
Mehlingen von 1. Januar 1868 an; der Schuldiensterspectant 
Dtto Brumaun von Göcklingen zum Schulverweser an der protest. 
deutschen Schule in Steinweiler vom 1. Januar 1868, dann der 
Schul diensterspectant Friedrich Ernst von Oberotterbach zum Schul—⸗ 
verweser an der Protest. deutschen unter Schule in Impflingen 
bvom 6. Januar 1868 an ernaunt. 
Frankfurt, 27. Dec. Durch eine unterirdische Telegra⸗— 
ohenleitung sind unjere Westbahnhöfe von den Störungen befreit 
E 
worden, welche der oberirdische Apparat bei deren käglich steigen⸗ 
dem Verkehre mannigfach verursachte. Ueberhaupt stehen dem hie⸗ 
sigen Telegraphenwesen allerlei Verbesserungen: bevor. in Man wird 
bom neuen Jahre an den' Versuch mit bder Errichtung von Filial⸗ 
Telegraphen⸗Bureaux machen für Aufgabe der Depeschen, wodurch 
den entfernter vom Hauptbureau wohnenden Publikumder Weg 
zu diesem gespart werden: soll. Auch beabsichtigkman ein eigenes 
Bebäude für das Telegraphenwesen zu acquirirewm;“bis gJetzt ist 
nan zur Miethe im Borfengebäude. i hlen nt 
Marburg, 27. Dec. Die „O. Z.“ bringt folgende son⸗ 
derbare Nachricht: „Man erzählt sich, daß in umliegenden Ort⸗ 
schaften Listen colportirt würden, worin die Ortseinwohner sich zu 
erklären aufgefordert würden, ob sie für den Papst seien oder für 
Baribaldi.“ en 
Berlhin, 27. Dec. Von hier wird dem „Fr. J.“ geschrie⸗ 
ben: Die allgemeine Aufmerksamkeit wirdsjetzt von so vielen Din⸗ 
zen in Anspruch genommen, daß es schwer ist, zu bestimmen. 
velche Angelegenheit vorzugsweise die Menschen beschäftigt. Da 
st vor Allem die Noth in Ostpreußen, welche allmälig Dimen⸗ 
äonen annimmt, die man vor Kurzem noch als unmöglich be— 
eichnete. Man ist hier sehr bereit, nach Kräften helfend einzu⸗ 
zreifen, sowohl von Seiten der Regierungen, als auch der Priva⸗ 
sen, aber, und das muß zu den ernstesten Betrachtungen Anlaß 
zeben, der Privatwohlthätigkert ist eine enge Schranke gezogen durch 
das Können. Gerade die Mittelklassen, welche sich sonst bei soi— 
hen Gelegenheiten am eifrigsten zeigten, und welche stets verhälte 
nißmäßig mehr gaben als die Reichen und Wohlhabenden, find 
aach der langen Geschäftsstockung nicht in der Lage, viel zu fhun; 
ie müssen sorgfältig ihre Nothpfennige zusammenhalten Angefichts 
der auch hier drohenden Theuerung. Unter solchen Umständen 
dlickt mn natürlich mit ängstliche Spannung nach Außen, um 
zu erforschen, ob der politische Himmel sich aufkläre, damit die 
dZoffnung auf Erhaltuug des Friedens Hoffnung erwecke auf Be⸗ 
ebuag des Handels, auf neuen und reichlichen Verdienst. Leider 
rifft da der Blick nicht auf Tröstliches. Wendet er sich nach Au⸗ 
zen, so sieht er in Paris die Discutirung eines Gesetzes, welches 
die französische Armee vermehren soll, gewiß kein Zeichen des Frie⸗ 
dens, wenn man bedeukt, daß die Finanzen Frankreichs eigentlich 
dringend eine Einschränkung in den Ausgaben für das Miilitär 
fordern. Blichen wir nach Süden, so finden wir Italien noch fort« 
dauernd in fieberhafter Aufregung, das Voll will Rom als Haupt⸗ 
ttadt des einigen Reiches sehen. die Regierung kann sich der Be⸗ 
rechtigung dieses Verlangens nicht verschließen, uud doch weiß sie, 
daß der mächtige Nachbar seine schützende Hand über die Residenz 
des Papstes ausstreckt, und daß ein Ungriff auf Rom das Signal 
eines Krieges zwischen Frankreich und Italien sein würde. Eden⸗ 
owenig wie der Süden und der Westen, zeigt uns der Osten 
Tröstliches. An den Ufern der Newa findet augenblicklich ein 
zrozer Rath aller russischen Diplomaten statt, dessen Zweck nur 
sein kann, den Kaiser aufzuklüren über die Stellung, welche die 
einzeluen Mächte zur orientalischen Frage einnehmen. Wird der 
Bericht so lauten, daß Kaiser Alexander sich entschließt, den Ver⸗ 
uch einer Löfung dieser Frage, welche schon einmal dem russischen 
Ansehen eine tiese Wunde geschlagen hat, aufzuschieben ? Moglich, 
daß er nach Auhörung seiner getreuen Rathgebereinen solchen 
Wunsch hegt, aber sollten die Vorbereitungen nicht schon so, weit 
zediehen sein, daß ein Halt nicht mehr mozlich ist 2. Die Pläuke— 
eien zwischen der Pforte einerseits und Pontenegro und Serbien 
andererseits geben gerechten Grund zu einer solchen Annahme. 
So scheint es sich nur darum zu drehen, wo das Signal zu einem 
zroßen europäischen Kriege gegeben werden soll, in Rom oder an 
der Donau. In beiden Fällen muß Preußen diesmal schnell Par— 
ten ergreifen, ein Zaudern wie in den Jahren 185 und 1839 
lis heute nicht mehr möglich. Daß bei einem italienisch franz 
sichen Couflicte Preußen auf Italiens Seite stehen wird, ueh neu 
wir als ganz selbstverständlich an und wir hätten alsdann einen“ 
rieg am Ryein, dem sich, falls Oesterreich, wie man hier allgemeine