zroße Menge bei, deren ernste Haltung dem —— Ernste
diejes Momentes entsprach: Der heutige Act war das Jetzte Nach⸗
spiel zur Einverleibung.
Berlin, 27. Febr. Kein Parlament unseres Jahrzehnts
chreibt die „Voss.⸗Ztg.“ bietet ein traurigeres und abschreckenderes
Bild verkommener Zustände als die jetzige Legislative Frankreichs.
deine Volksvertretung in Deutschland hai selbsi in den schlimmsten
Zeiten der herrschenden Reaction ihr Gewissen mit so grellen Sün⸗
den gegen den Geist der Freiheit belastet, wie die in Paris, welche
„die große Nation“ und „die großen Principien der Freiheit“
zu vertreten vorgibt! Was sollen wir aus dieser Erscheinung
schließen? Ist der Zustand der geistigen Corumpirung wirklich
'o sehr im französischen Volke verbreitet, daß diese voun unbegrenz⸗
em · Reactionsgelüste besessene Majorität die wahre Volksmeinung
repräsentirt? Oder ist umgekehrt ein dunkles Bewußtsein eines
vahren Volkserwachens die eigentliche Triebfeder der Reaction, die
dor keinem Mittel mehr zurüchschreckt, um die gefährliche Kata—
strophe zu verhüten ? Die Frage läßt sich sehr schwer entscheiden
Die Imyulse des Volksbewußtseins liegen oft so versteckt und ver⸗
hüllt, daß wan selbst mitten im Volksleben siehend der Gefahr
der Ueberraschung ausgesetzt ist. Namentlich hat Frankreich solch
überraschende Momente so oft gezeigt, daß man bisher nur erst
hinterher nach den eingetretenen Revolutionen die Beweisstüde
sammeln konnte, welche sie als unabweisbar zeigen sollten. Ge⸗
wiß würden wir diese Frage auch dahingestellt sein lassen, wenn
nicht einerseits der Verfall der französischen Nation, von der oft
ichon so mächtig wirlende Antriebe der Freihcit ausgegangen, ein
schmerzliches Ereigniß wäre, das sich von selber der Beachtung
qaufdrängt. Andererseitg aber schimmert durch alle verdüsternde
Aussichten, welche, diese iniserabeiste der Volksvertretungen dar⸗
bietet, ein merlwilrdiger Hauch hervor, der eine ernstliche Aufmerk⸗
samkeit verdieut, 9
Berlin 280 Febr. Die „Posß“ versichert, die Regierung
werde die Spielbanken. sofort schließen. wenn die Püchter das von
dem Abgeordnetentza unse angenommene Amendement Hennig's
(Spielverbot an Sonn⸗Feiertagen) nicht acceptiren. 3
Berkin 29. Febr. Heute Nachmitlag wurde der Land⸗
tag durch den König persönlich geschlossen. In der Thronrede
dankt Se. Majestät für die Erledigung der Votlagen und hoift
durch Anordnungen betreffs des Nothstandes in Ostpreußen die
nächsten Gefahren der schwer betroffenen Provinz abzuwenden.
Die Außerungen der Landesvertretung über Fortbildung der Ver—
waltungs-Einrichtungen werden in legislatorischen Vorarbeiten
eine eingehende Bea cᷓ tung finden. Die Bewilligung des Hanno—
der'schen Provinzialfonds bekunde Billigkeit und Wohlwollen für
die neugewonnenen Provinzen und sei für alle Provinzen der
Boden einer erfolgreichen Selbstverwaltung dadurch betreten.
Die Genehmigung der Ausgleichungsverträge mit den frühe—
ren Landesherren don Hannover und Nassan gebe den neuen
Verhältnissen eine fefte Grundlage zur friedlichen Entwickelung.
Die Bestrebungen der Regierung für die Befestignng des eurod⸗
päischen Friedens, von den auswärtigen Regierungen getheilt, ver⸗
bürgen guten Erfolg. Der König darf die Zuversicht ausfprechen,
ein fester begründetes allgemeines Verirauen werde für die Ent—
wickelung der geistigen und materiellen Güter des Nationalwohl⸗
standes erwünschte Früchte tragen. J
Wisen, 29. Febr. Die Budgeisection des Reichsraths ge⸗
nehmigte die außerordentlichen Kosten für die Ungestaltung der
Schießwaffen und für die Anschaffung von 250,000 Stück neuer
hinterladungsgewehre
Wien, 1. März. Dem Vernehmen nach ist der Admiral
Tegetthoff an Stelle des bisherigen Flotteninspeciors, Erzherzogs
Leopold, zum Obercommandanten der Marine ernannt worden.
Wien, 1. März. Nach der „N. Fr. Pris wird die Re—
gierung den projectirten Verkauf von Staaisgütern ausführen.
Der Preis soll 15 Millionen betragen.
Frankreich.
Paris, 28. Febr. Der „Moniteur“ verdffentlicht heute
das Decret, welches die Abänderung des äm 9. Juni 1865 mit
Mecklenburg- Schwerin und Mecklenburg⸗Strelitz abgeschlossenen
dandels⸗ und Schifffahrtsvertrags die kaiserliche Genehmigung ertheilt.
In einer Note wird bemerkt, daß die Zugeständnisse welche durch diese
Abänderung. resp. Streichung des Art. 18 sich ergeben, in den
mit dem Zollverein und Oesierreich abzuschließonden Vertrag auf—⸗
genommen werden sollen. Sie setzen bekanntlich den Eingangs⸗
osl auf Wein in Fässern und Flaͤschen pro 100 Kilogramm auf
20 Fr. fest. 100 Kilogr. durchscheinenden, gebleichten oder appre⸗
tirten leichten Baumwollgewebes zahlen 200, und 100 Kilogr.
Alaun, Stärke, Stärkmehl und schwefelsauren Salmiak (sulfate
'ammoniaque) 8 FIr. 75 Ct. Eingang. Schwefelsaures Eisen
geht frei ein. J
Die „Patrie“ theilt mit, daß Prinz Napoleon Paris ver—
sassen hat, um eine Reise durch einen Theil von Nordd utschia
zu machen. Der Prinz reift, wie das genannte Blatt bereits hei—
ausgebrecht hat, in dem strengsten IJnkognito und wird mehrere
Wochen abwesend bleiben.
Auch das „Journal de Paris“ spricht von dieser Reise und
fügt. bei, die „hochgestellte Persönlichkeit“ werde sich in einer über—
aus friedfertigen und zur Befestigung der Freundschaftsbande
wischen Frankreich und Preußen bestimmten Mission nach Berlin
begeben.
Paris, 29. Febr. In Mutzig und St. Etienne liefern di⸗
Bewehrfabriken woͤchentlich je 15,000 aus alten Flinten in Chas⸗
epots umgewandelte Schießwaffen; dieselben sind für die mobile
Nationalgarde bestimmt. In den Magazinen finden sich 2 Mil-
lionen Paar Stiefel, 1 Million Käppis und die übrigen Mon⸗
turstücke in entsprechender Anzahl. Auch in der Marine herrscht
die regste Thätigkeit. Im Marineministerium deschäftigt man sich
nmit dem Modell eines unfehlbaren Branders, der durch Dampf⸗
raft bewegt und bis auf 1500 Meter Entfernung durch ein Ka⸗
bel genkt werden soll. Ferner sagt man, daß in Amerika
zwei furchtbare Monitors um den Preis von 15 Mill. Franken
angekauft worden seien!
Paris, 1. Mätz. Der „Monitenr“— sagt über die preu⸗
zische Thronrede: Man wird unschwer den friedlichen und ver—
öhnlichen Character der Rede erkennen. Wir richten die Aufmerk—
zamkeit besonders auf die letzte Stelle, in welcher der König
Wilhelm fich zu den guten Beziehungen seiner Rezierung zu den
fremden Maͤchten Glück wünscht.
England.
London,. 1. März. Heute hat die Beeidigung der Mi⸗
nister stattgefunden. — In der Havannah hertscht die Cholera
in solchem Grade, daß man täglich 350 Tobe zählt.
Cork, 25. Febr. Gestern Abend um 9uUhr, übersielen
ünf mit Revolvern bewaffnete Feniser das Wohnhaus des Graf—
chafts- Magistratsrichters Nebenham Maryboro, — welches 4 Meilen
vor der Stadt gelegen ist — und verlangten mit Ungestücn MWaf—
'en. Herr Nevenham fenerte einen Schuß durch das Fenster, um
die Nachbarschaft zu alamiren, worauf die Bande entfloh, aber
nicht ohne zuvor einige Schüsse nach dem Fenster, wo der Eigen⸗
bümer des Hauses stand, abzufenern. Derselbe erwiderte das
Feuer durch 3 Revoldverschüsse, Einer der Fenier fiel getroffer nie—
der. wurde aber von seinen Kameraden von Platze geschleppt.
Queenstowun, 28. Febhr. Dampfernachrichten aus New⸗—
York, 19. Fehr. Der Senat hat die Bill angenommen, nach
velcher eine Neduction der Armee angeordnet wird. Das Re—
dräsentantenhaus votirte eine Bill, welche die Regierung zur Aus—
ieferung fremder bestrafter Verbrecher, die sich nach den Vere inig⸗
ien Staaten flüchten, ermächtigt. Ein Circular Seward's räth
den amerikanischen Bürgern, welche während der Suspension der
Habeas- Corpus· Acte Großbritannien und Irland befuchen, an
ich mit Pässen zu versehen.
Spanien.
Madrid. Es besteht vielseitig die irrige Ansicht, als sei
die von dem Papst geweihte und der „treuesten Tochter der Kirrhe
inserer Koönigin gesandte goldene Rose, nar ein Spielzeug — im
Hegentheil ist dieselbe ein kostbares Kunsterzeugniß. Dasselbe
lellt einen Rosenzweig dar, deffen Dornen und Kunoshen vom
einsten Golde sind, und an dessen Ende sich eine erschlossene
Blume von bedeutender Größe befindel. Der Zweig ruht auf
inem eleganten Piedestal von vergoldetem Silber und ist auf
zemselben das päpstliche Wappen eingravirt. — Der Gold werth
illein beträgt ungefähr 40, 000 Realen (4800 fl.)
Echwurgerichtsfitzungen für die Pfalz.
I. Quartal 1868.
Zweibrücken. Sitzung vom 25. Februar und folgenden
Tagen. Anklage gegen: 1. Reinhard Koch, 49 Jahre alt, früher
Müller, jetzt ohne Gewerbe; 2. Sebastian Koch, 45 Jahre alt,
Müller, beide zu Asselbhein wohnhaft. wegen Meiueids, risp.
Theilnahme hieran. Die beiden Angeklagten sind die einzigen
noch lebenden Kinder des am 2. Juli 1837 zu Asselheim verleh—
en Müllers David Koch und dessen Wittwe Magdalena Mühl-—
michel, die zuerst allein und dann gemeinsam mit ihren beiden
erwachsenen Söhnen das Geschäft fortführte und das nicht unbe⸗
deutende Vermögen mit Einschluß dessen, was die Kinder direct
von ihren Großeltern erhalten hatten, ohne daß eine Theilung
»orerst vordenommen worden, verwaltete. Seit den 18400 Jah⸗
ren wurde diese Verwaltung fast ausschließlich durch den hierin
jewandten Sohn Neinhard geführt und zwar meistens in der Art,
)aß die Geschäfte auch auf fseinen Namen gestellt wurden. Rein—
Jard Koch verheirathete sich im Jahre 1849 mit Elisabetha Stauffer