Full text: St. Ingberter Anzeiger

aus dem Hessischen, wobei im Ehevertrag Errungenschafts zemein⸗ Haus, stieg durch den Schornstein und llebte den —A 
schaft stipulirt und dem Bräutigam von seiner Mutter die Assel- außen hin.“ 
heimer Untermühle mit dabei gelegenen Grundstücken und Mobi— München, 25. Febr. Frau Sophie Schröder, Deutsch⸗ 
liar zum Anschlagspreise von 17,000 fl. gescheukt wurde. Nach ands große Mime, ist heute gestorben; die große Künstlerin er 
der Verehelichung blieb Wittwe Koch und deren Sohn Sebastian »eichte ein Alter von 87 Jahren. 
auf der Mühle wohnen und Reinhard Koch besorgte vor wie nach . In Baden wurden, nach bestandener Prüfung, auch drei 
alle Geldgeschäfte der Familie. Trotzdem, daß dem Angeklaiten öfälzer zu Rechtspracticanten ernannt, nämlich: K. Trau von 
Reinhard Koch am 26. Mai 1850 eine Tochter geboren wurde, “udwigshafen, H. Hott von Kaiserslautern und A. Jacob von 
war seine Ehe doch keine glückliche und seine Ehefrau sah sich schon dandau. JIu Baden kommen die Jurisften früher zur Anstellung, 
im April 1851 in Folge mehrfacher Mißhelligkeiten zu einer Klage ils bei uns. 
auf Ehescheidung veranlaßt, in welcher sie, nachdem ihr Ehemann Aus Stuttgart wird ein raffinirtes Gaunerstück gemeldet 
am 29. August 1852 wegen Meineids zum Verluste der staatsbür Zu' einem dortigen großen Handlungshause brachten zwei Männer 
gerlichen Rechte verurtheilt worden war, in zweiter Instanz ob⸗ ine schwere Kiste und baten, solche bis zum andern Tage im 
egte. Koch mußte an seine geschiedene Ehefrau als Unterhal- Verkaufsladen aufstellen zu dürfen, vorgebend. daß sie auf der 
zungsbeitrag für seine Tochter“ 150 fl., seit 1864 200 fl. bezauh- kisenbahn nicht mehr angenommen worden und die Heimschaffung 
len; er bezahlte aber nicht nur nicht das Mindeste hievon, son- ehr beschwerlich sei. Der Handlungsbesitzer verweigerte dieses 
dern war in jeder Hinsicht bemüht, sein Vermögen einem Zu⸗ Hesuch, ließ sich aber auf vieles Bitten dahin bewegen, die Kiste 
zriffe zu entziehen. Er gab vor, gar kein eigenes Vermögen zu m Hofe aufzubewahren. Als dieselbes dorthin gebracht wurde, 
besitzen, suchte von der Zeit der Einleitung der Scheidungsklage ing der Haushund derart zu toben an, daß man ihn an die 
an Alles, was auf seinen Namen stand, einzuziehen, zu veräu- Trette legen mußte, was denselben aber nicht abhielt fortzuwüthen 
ßern, an jeine Mutter oder seinen Bruder Sebaslian zu übertras bis er, seine Hütte nachziehend, wieder zur Kiste gelangte. Dies 
gen oder die ihm verbleibenden Liegenschaften zu deren Gunsten erregte Verdacht, und nachdem man' polizeiliche Hilfe herbeigeholt 
mit Privilegien und Hypotheken zu belasten, und ließ von nun datte und mit Hilfe des Dienstpersonals die ungemein fest ge— 
an fast alle Rechtsgeschäfte auf den Namen von Sebastian Koch chlossene Kiste aufzuspreugen suchte, hob sich mit einem Male der 
stellen. So wurde nunmehr auch zwischen der Familie Koch ge Deckel und sprang ein Mann mit einer Pistole in der Hand em⸗— 
theilt, dem Reinhard eine Anzahl Ausstände, seiner Mutter und dor, welcher natürlich sofort unschädlich gemacht wurde. In der 
dem Sebastian aber sümmtliche Immobilien zugewiesen, daun die kiste fanden sich noch Wasfen und Diebswerkzeuge vor, was den 
Mühle des Reinhard dersteigert. dem Sebastian zugeschlagen, die Jandlungsbesitzer über zeugte, welch' großer Gefahr und großem 
Mobiliarschaft demselben verkauft und eine Forderung von 2272 Verluite er ausgesegt war, und bei aller Vorsicht Leben und 
J. cedirt und dabei Quittung ertheilt, dann Ausstünde des Rein- Sigenthum vor der immer mehr überhand nehmenden Gaunerei 
hard stoch im Betrag don 6868 fl. an dessen Mutter cedirt mit jefährdet ist. J 
der Erklärung, sie rührten von Geldern derselben her, und dieser In Wetzlar stürzte in der Nacht des 25.26 Febr. ein 
eine Obligation von 10,123 f. ausgeftellt and in vielen andern Haus zusammen; von den 19 Bewohnern blieb ein Knabe todt 
Fallen, wo Reinhard Koch Kaufpdreise schuldete, diese an Sebastian die übhrigen wurden mehr oder weniger verletzt. — 
oder Wittwe aun überwiesen, oder, wo Sebastian an seinen Brue fVorleßzten Sonntag kam es in' Bonn zwischen Husaren 
der Reinhard schuldete, von Letzterem Quittung ertheilt. Vor wie und maskirten Eorpsstudenten zu einem Handgemenge, bei wel⸗ 
nach besorgte Reinhard Koch jedoch die Geldgeschäfte der Familie hem zwei Studenten (die beide zufälligerweise einjährig⸗freiwillige 
och und wurden deßbalb die Leute von Sebastian Koch immer Husaren waren) erhebliche Bermundungen davontrugen. — 
an dessen Bruder Reinhard verwiesen, mit dem Bemerken, daß er r Der deutsche Handwerkertag,“ der‘ im vorigen' Jahre zu 
jelbst teine Kenntniß von den Sachen hätte, wie sich Ersterer und Quedliuburg tagte, wird in diefem Jahre in Dresden zusammen⸗ 
dessen Mutter überhaupt — wie die Zeugen angeben — ganz kreten, und zwar am 3. Mai. 41 
von Reinhard Koch leiten ließen. Daß die vorerwähnten Ge— Der Wiener Wiz hat sich der Unbequemlichkeit des Hie⸗ 
schäfle Scheinakte gewesen, wurde in einem Kollokationsverfahren zinger Hofstaates bemächtigt. Man erzählt sich nämlich, Herr v. 
anerkannt, wo Wittwe Koch Rechte aus der beregten zu ih⸗ Beust habe den König Georg am Morgen seiner silbernen Hoch— 
ren Gunsten gemachten Cession und Obligation geltend mas zeit mit dem Zuruf begrüßt: „Gott erhalte Eure Maltestät — 
chen wollte. jerner!“ 
Aus allem bereils Berührten, in Verbindung mit dem In— . Die Wittwe Miramons hai in Frankfurt Wohnung ge— 
halt und der Führung der Hausbücher der Familie Koch, den zommen. J 
derschiedenen Angaben der Angeklagten und deren Mutter, dem In Paris hat sich letzten Sonntag eine 19jährige „Löwin 
Resultate einer Wucheruntersuchung. wonach das kgl. Zuchtpolizei- des Casinoballes“ am hellen Mittag aus ihrer Wohnung im 4 
gericht Frankenthal am 4. August 1848 die Wittwe Koch und Stock auf das Pflaster gestürzt nachdem sie die Nacht zuvor ge— 
deren Sohn Reinhard zusammen in eine Geldstrafe von 8000 flltanzt und in Unmasse geistige Getränke, namentlich Absynth ge— 
bderurtheilte, und aus der Natur der Sache geht nun nach der nossen hatte. (Den genauen Zusammenhang des Absynth-Genufses 
Aufstellung der Anklage hervor, daß die ganze Vermögensmasse mit Anfällen von Tobsucht hat die Statistik der letzten Jahre 
zwischen den Geschwistern Koch und deren Mutter noch ungetheilt bereits konstatirt5 
und gemeinschaftlich sei So hat auch das tgl. Bezirksgericht In Frankreich verwendet das Budget von 1000 Franks 
Frankenthal in einem Processe, hervorgerufen dadurch, daß die ge- 295 Fr. für die Erfordernisse des Krieges und 11 Fr. für den 
schiedene Ehefrau Koch am 12. Sepiember 1862 bei Johann ffeptlichen Unterricht. In DOesterreich entfallen von der gleichen 
Philipp Mann von Mertesheim, der 239 fl. 25 kr. auf den Na- SZuinme 270 Fr. für Kriegserfordernisse und 19 Fr. für den 
men des Reinhard Koch schuldete, Arrest anlegte, wogegen Mann öffentlichen Unterricht. In Bayern kommen 219 Fr, auf den 
opponirte, angenommen, daß bezüglich einer vorgelegten Abrech- drieg und 22 Fr. auf den Unterricht. In Württemberg werden 
nung, wonach Mann dem Sebastian Koch im Ganzen 809 fl., 218 Fre für den Krieg und 47 Fr. für Unterricht ausgegeben. 
darunter die fraglichen 239 fl. 25 kr. schulden sollte, zwischen den Sachsen verwendet 218 Fr. auf Krieg 37 Fr. auf Unterricht. 
beiden Brüdern Koch eine Kollusion stattgefunden habe, und ver- Im Großherzogthum Baden kostet das Kriegswesen 182 Frs. und 
urtheilte den Mann zur Zahlung der letztern Summe an die der Untericht 33 Fr. von 1000 Fr. 
Arrestklägerin. Diese legte nun quf den Rest der erwähnten 5.000 7 Ein gefährlicher Hochstabler, Namens Lyndhurst, der an 
fl. ebenfalls Arrest bei Mann au und ließ den Sebastian Koch derschiedenen Orten Deutschlands zahlreiche Betrügereien verübte 
in die Instanz laden, schob diesem auch, als er darauf beharrte, und amtliche Urkunden, Pässe, Wechsel täuschend ähnlich nachzumachen 
nicht sein Brader Reinhard, sondern er selbst sei Eigenthümer die⸗ derstand, ist in Kafssel verhaftet worden. 
ser Forderungen, über seine Behauptung einen Eid zu, den er auch f Bromberg, 24. Febr. Kürzlich kehrte wiederum eine 
vor dem hiezu beauftragten kgl. Landgericht Gründstadt am 23. Unzahl deutscher Familien aus Rußland zurück, welche dort die 
Februar 1864 ausgeschwoören hat. Die Anklage behauptet nun, joldenen Berge, die ihnen gewissenlose Agenten vorgespiegelt, nicht 
die beschworene Angabe sei falsch und Sebastian Koch über deren zefunden und das, was sie mitgenommen, zur Fristung des Le— 
Falschheit nicht im Zweifel gewesen, Reinhard aber Derjenige, der bens verbraucht hatten, Was die Armen dort ausgehalten und 
seinen Bruder zur Ableistung des Eides verleitet habe. (Forts. folgt. wie sie allseitig hetrogen wurden, würde vieleSeiten erfordern. 
— — Mit das Aergste, was sie erduldeten, war jedenfalls die Raäckreise 
unter den Schreckniffen des russischen Winters. 
Nach Amerika ausgewanderte Handwerker, zumal aus 
den schottischen Eisenbezirlen, senden traurige Berichte an ihre 
Angehörigen über die Noth untier den arbeitenden Classen dort 
ind widerrathen allen Auswanderungslustigen, ihren Vorsatz aus— 
uführen, da in manchen-Industriebezirten *1 der Arbeiter ohne 
Zeschäftigung seien. 
Vermischtes. 
Aus Pirmasens wird uns folgendes nette Stückchen 
berichtet: „Dem Bäckermeister S., welcher den Anschlag eines 
Wahl⸗-Aufrufs zu Gnusten des Hrn. Schwinn besovrgte, folgte 
ein Polizeidiener auf dem Fuße, welcher die Anschläge sofort wie 
der abriß. Hierüber ärgerlich, rief unser Bäckermeisternt „Jetz! 
reißt Du mir aber keinen mehr ab!“ und begab sich in's nächsie