ist vor Kurzem Mitglied des englischen Canoe⸗Clubbs geworden
dessen Commodore der Prinz von Wales ist, und hat dem üblichen
Bebrauche zufolge, demselben ein zierliches Canoe zugebracht.
Italien.
Florenz, 2. Marz. Mazzini hat ein neues Revolutions
Manifest erlassen, in welchem er, im Widerspruche mit seinem
hisherigen unitarischen Glaubensbekenntnisse, sich fur das foörde⸗
rative Prinzip ausspricht.
Florenz, A. Marz. Bahern ist dem zwischen Italien
und dem Norddeutschen Bunde am 13. Oct. 1867 abgseschlosse⸗
nen Schifffahrtsvertrag beigetreten.
Außlanb.
Petersssburg, 8. Marz. Die Zollkommission hat be⸗
schlossen, den Werthzoll für veinengewebe auf 30 Proc. zu er⸗
hdöhen, dagegen den Werthzoll für Battisttücher, Tischzeug, Zwillich
uͤnd Messerschmiedarbeiten zu ermäßigen.
Amerika.
Washingtou, 19. Zebr. Vor einigen Jahren wurde
an das Schatamt eine Kiste gesandt, welche die Aufschrift Ju—
welen“ rug. Sie wurde in einem Keller des Schaßamtsge
buudes sorgfaltig aufbewahrt, aber Niemand meldete sich als Ei⸗
genthümer derselben. Das Repräsentantenhaus hat nun dem
Schahmeister die Oeffnung der mysteriösen Kiste anbejohlen. Die
ser aber weigert sich, dem Befehle nachzukommen, weil er und
alle andern Beamten glauben, sie enthalte eine Höllenmaschine
die fich beim Eroͤffnen entlade. Die Kiste bildet gegenwärtig das
Tageaereigniß und stellt alle wichtigen Fragen der Rekonstruction
der Finanzen und der Prästdentenanklage weit in den Hintergrund
Man ist zuf das Ergehniß dieser Kisten -Offnuung außerst ge⸗
spaun. —
—(Sœͤingen für die Pfalz.
I. Quartal 1868.
Zweibrücen, 25. Februar und folgende Tage. Anu
klage gegen Reinhard und Sebastian Koch von Asselheim wegen
Meineids. (Fortsetzung und Schluß.)
Der Proceß, bezüglich dessen Reinhard Koch selbst des Mein⸗
eids angeklagt ist, hatte mit einem gewissen Friedrich Haffner vor
Asselheim statt, der bedeutende Posten an die Familie Koch schul⸗
dig war. Zu deren Tilgung nahm er im Jahre 1862 ein Dar—
lehen auf, zahlte auch an dieselbe 9465 fl. 53 kr. und bliel
noch 640 fi. darauf schuldig. Ende 1863 ließ Haffner veritei
gern, zahlte das aufgenommene Darlehen zurück und überließ den
gtest der Koch'schen Forderung dem Notär, damit dieselbe eben⸗
falls abgetragen würde. Haffuer erllärt aun, trotzdem er von den
Koch's habe loskommen wollen, habe er auf die mehrfache Ver-⸗
sicherung des Reihnhard Koch, daß dieser garantire, daß das Geld
stehen bleiben könne, so lange Wittwe Koch lebe, endlich dies An⸗
erbieten acceptirl und das Geld beim Notär wieder geholt. Rein
hard stoch hatte dem Notär auch erklärt, das Geld bliebe stehen
sie gäben jedoch die versteigerten Güter wieder frei. Als aber der
Notär den Streichungsakt fertigen wollte, weigerte sich Ersteren
und schon am 12. Juli 1864 wurde für die Restforderung an
Mann diesem Zahlbefehl gegeben und am 19. Juli Früchtepfän
dung vorgenommen, worauf Mann Opposition und zugleich Garantie
klage gegen Sebastian und Reinhard Koch, sowie gegen die zweite Ehe
fran des Letzteren erhob. In diesem Processe leisteten die Brüdern
Koch am 8. October 1864 vor dem kgl. Landgericht Grünstad!
den ihnen von Mann zugeschobenen Eid, daß es nicht wahr sei,
daß sie daftr garantirt hätten, die fragliche —8 koͤnne noch
einige Jahre bei Mann stehen. Ehefrau Koch und dinne Koch
schwuren ebenfalls, daß sie von einem derartigen Versprechen
nichts wüßten.
Zur gegenwärtigen Verhandlung waren 68 Hauptzeugen und
13 Entlafstungszeugen geladen. Einer der Zeugen ist unter der
Zeit gestorben. ein Anderer ausgewandert. der Dritte durch Krank
heit am Erscheinen verhindert. Unter Anderem wurden die kgl—
ydvocaten Kirchweger, Stockinger und Dursy von Frankenthal
igl. Notär Haase von da und igl. Notär Machwirth von Grün⸗
siadt, die Landgerichtsbeamten don Grünstadt u. s. w., als Zeu⸗
gen vernommen. Die Abhör der Zeugen nahm den ganz en 25.
26. und 27., sowie den Vormittag des 28. Febr. in Anspruch
so daß die kgl. Staatsbehörde erst Rachmittags beginnen kounte
Um 29. Februar folgten die Vertheidigungsreden, und zwar zu⸗
erst diejerige von Herrn Rosenberger für den Angeklagten Seba
stian Koch. Nach dessen Aufftellung wärt nach der erwähnten
Theilung die Gütergemeinschaftsmasse und der Nachlaß des Va⸗
ders Koch nicht mehr gemeinschaftlich, sondern jeder der beiden
Soͤhne Eigenthümer des ihm zugewiesenen Vermoöͤgens gewesen
Wiitwe Koch habe ihr eigenes Vermögen, und als Theilhaberin
der Gütergemeinschaft und als Miterbin ihrer beiden gestorbenen
Kinder weitaus den großten Vermögenstheil behalten. Sebastian
Noch habe sohin keine Unwahrheit beschworen, die Wissentlichteit
sehle auch auf seiner Seite und dann sei der Eid im Sinne der
Staalsbehörde gar nicht relevant gewesen. Sebastian soll aber
von seinem Bruder Reinhard zum falschen Eid verleitet umnd ge⸗
zwungen worden sein. man spreche davon, daß Reinhard mit
Todtfchießen, Brandlegen u. s. w. gedroht habe, auch in diesem
Falle sei Sebastian freizusprechen, da Zwang die Strafbarkeit aus⸗
schließe; jedesmal sei aber die Fähhigkeit der Selbsthestimmung
bei demselben in erheblichem Grade gemindert gewesen. Heer
—XEVVV
vor, daß, da der Meineid, gegen Sebastian Koch nicht erwiesen sei,
auch don Theilnahme hieran keine Rede sein könne; übrigens
hätten dir erwähnten Drohungen, wenn sie stattgefuüden, sich auf
rine andere Gelegenheit bezogen; eines eigenen Meineids habe fich
Reinhard auf keinen Fall schuldig gemacht, da, abgesehen von der
Glaubwurdigleit der Familie Haffner, welche Parthei in der Sache
sei, und einiger jchlechtbeleumundeten Zeugen, von diesen behauptet
wird, Reinhurd habe dem Haffner reinen Ausstand bewilligt, wah⸗
rend der geleistete Eid dahin geht, daß er nicht garantirt habe.
daß seine Mutier ihr Versprechen (welches, wie feststehe, gur nich!
gegeben wurde) halten werde.
Reinhard Koch wurde am Samstag Abend wegen des ihm
zur Last liegenden Meineids fireigesprochen, Sebastian Koch aber
des Meineids, verübt im Zustand geminderter Zurechnungsfühiq⸗
leit, und sein Bruder Reinhard der Theilnahme hierun für jchul⸗
zig erllärt und Stbastian hierauf zu einer Gefäugnißstrafe von
8 Monaten, Reinhard Koch aber zu einer Zuchthausstrafe von
Jahren veruriheilt)
BVe r u üsschee 6.
Der Vorschußverein in Kaiserslautern, welche
219 Mitglieder zuhlt und ein Stammcapital von SZ3, O00 fl. besitzt
hat im verflossenen Jahre I.9602,338 fl. umgeschlagen. Die
Dividende wurde auf 138 Proe. fesigeseßt.
rSpeyer,. B. März. An den nun beendigten Prüfun⸗
zen für den einjährigen Freiwilligendienft haben 65 Theil genommen;
huhen dieselbe hestanden 4. mit der II., 45 mit der III. Note,
zusammen 49: nicht bestanden haben die Prüfung 16.
F Müncheu,. 1. März. Mit kom nendem Sommersemesler
ritt — nach der „A. Z.“ — an den drei bayerischen Landes⸗
universitäten eine neue Ferienordnung ein, welche den bisher wech⸗
selnden Termin für den Schluß des Winters- und den Beginn
des Sommiersemesters aufhebt, und ersteren auf 15. März, letz-
teren auf 15. April bezw. wenn Ostern später fällt, auf Dienk⸗
tag nach Ostern verlegt. Der Schluß des Sommersemesters ist
auf 15. Aug. verlegt, der Anfang des Wintersemesters bleibt auf
2. Nod. festgeseßzt.
Die Münchener Fama weiß zu erzählen, daß der Leich⸗
ꝛam Ludwigs J. auf seiner Fahrt nah München, auf Wunsch
Napoleons, welcher den Großoffizier der Ehreulegion nohh im
Tode ehren will, Paris berühren, und daß daselbst eine großurtige
Trauerfeierlichkeit abgehalten werde.
f Alzei, 1. März. Vor einigen Tagen ist dahier, rechts
neben dem Schützenhause, füdwestlich von der Stadt, brei Ver⸗
suchen zum Ausgraben von Kallsteinen, ein vollkommen erhalte⸗
ner steineriner Sarg, in welchem das Gerippe eines Ritters mit
Panzer Helm und Schwert sich befand, gefunden worden. Die
Rüstung befindet sich in den Händen des Herrn Poftmeisters
Wimmer dahier.
t Der Landtagsabgeordnete A. Urban von Viltbiburg (Nieder⸗
bayern) deroͤffentlicht den Hauplinhalt einer vom dortigen Pfarret Leu⸗
mayer gehaltenen Predigt, und erbietet sich, die Richtigleit dieser Wie⸗
dergabe durch Zeugen erweisen zu lassen. In dies er Predigt heißt
es unter Anderm: „Was wollen denn eigentlich diese Forischritt⸗
ler, diese Läusekrankheit“, an der unser Vaterland leidet. Einen
deuischen Kaiser, einen protestantischen Kaiser wollen sie. Man
will Euch ausziehen und Euren Reichthum in die armen Prodinzen
schleppen... Noah kannte nicht die Stärke des Weines; er de⸗
rauschte sich. Sein ungerathener Sohn Cham sah den Vater
jm entblößten bewußtlosen Zustande liegen und er der Forischritt⸗
let! — ging hin, erzählte es seinen Brüdern und spottete seinet
Baters. Aber wie der Fluch Noahs auf Cham, so lastet der
Fluch Christi und der Kirche auf ihnen, den Abtrünnigen, den
Fortschrittlern ... Nochmals beschwöre ich Euch: seid sandhaft
bei der kommenden Wahl; haltet an das Vaterland, das maun
unterjochen will, seid standhaft, selbsi wenn man es versuchen
'oslte, don den anderthalb Millionen, die man von Berlin zun
Wahlbestechung fortgesendet hat, Ench etwas in die Taschen zu
stecen.“ Eine hübsche Predigt!
f Koln, 29. Febr. Kaum. daß die gelinde Winerung
eintritt, so beginnen auch schon wieder die Züge der Auswanderet
nach den Ver. Staaten Nord⸗Amerika's. Geftern sahen wir einen
*