Full text: St. Ingberter Anzeiger

und versank. Der andere sprang sofort nach, tauchte und es ge⸗ 
sang ihm, seinen Feind äber Wasser zu heben und zu retten. 
Alle Zuschauer applaudirten dieser großmuülhigen That, aber kum 
waren beide wieder auf dem Trocknen, so begannen sie die Prü⸗ 
gelei wüthender wie zuvor, bis die Polizei einschritt. 
F Man hegt, wie der Moniteur erzählt, in den Tuilerieen 
die freudige Hoffnung, daß, Dank der jetzt herrschenden angeneh— 
men Temperatur, der berühmte Kastamienbaum vom 20. März 
dieses Jahr schon vor diesem Tage Blätter treiben wird. 
F In London wurde am 2. d. ein gräßliches Verbrechen 
bon einer halbtrunkenen Frau, Namens Mary Manning, an einem 
kaum 2jährigen Kinde ihrer Nachbarin begangen. In Abwesen⸗ 
heit der Letzteren begab sie sich nach deren Zimmer, nahm das 
sKeind aus dem Bette und hielt es, nur mit einem dünnen Hemd⸗ 
chen bekleidet, so lange über die Flammen eines Kaminfeuers, 
bis es an den dadurch erhaltenen zahllosen Brandwunden eines 
jämmerlichen Todes starb. 
. Während des Monats Januar 1868 sind nicht weniger 
als 141 britische Schiffe durch Stürme und sonstige Unfälle un— 
tergegangen. 
fVerlorne Menschen und verlorne 
Kimder. In London sind 1865 verschwunden 4441 erwachsene 
Personen, von welchen die Polizei 2250 theils todt. theils leben⸗ 
dig wiedergefunden hat, von den übrigen 2181 hat man nichts 
in Erfahrung bringen können. 
F In Zwolle sind zwei Apostel der Mormonen angekommen, 
am Propaganda für ihre Sekte zu machen. Einige schöne Hol⸗ 
Janderinnen hahen sich denselben bereits angeschlosfen. 
FAntwerpeu, 3. März. Diesen Morgen ereignete 
sich in unserem Hafen wiederum ein gewaltiges Brandunglück durch 
die Entzundung von Petroleum. Um 7 Uhr Morgens fand am 
Bord des englischen Schooners „Mary Ann,“ Capitän Marshall 
velches in der Schelde vor Anker lag. eine furchtbare Erplosion 
tatt; die Deckluken, ein Theil der Schanzkleidung und was sich 
sonst auf dem Verdecke befand, ward weil hinausgeschleudert, und 
)as ganze Schiff stand so fort in hellen Flammen. Gleich nach 
der Erxplosion erschien ein Mann auf dem Verdecke, rannte durch 
die Flammen und stürzte sich in die Schelde; er ward he⸗ 
rausgezogen, aber mit schweren Brandwunden; einige Minuten 
Ppäter erschien der Capitain halb nackt mit brennenden Kleidern, 
ttürzte sich gleichfalls kopfüber in den Fluß, wo er versank und 
nicht wieder gesehen wurde. Die übrigen an Bord befindlichen 
Personen, zwei Matrosen und die Frau des Capitäns, sind im 
Schiffe verbrannt. Der einzige Gerettete, der Stiefsohn des Ca— 
aitäns, befindet sich nicht außer Lebensgefahr. An Rettung des 
Shiffes war nicht zu denken, es brannte durchaus, und brennen⸗ 
— 
Uhr löste sich die Ankerkette, und das Schiff trieb in den Strom 
wo es dann auf eine Sandbank geschleppt wurde und ausbrannte 
Es hatte 500 Fässer Petroleum an Bord, und man vermuthet 
daß sich im Raume bei geschlossenen Luken Gas- entwickelt hat 
velches durch irgend einen Zufall entzündet ward. Dies ist nun 
schon der fünfte große Petroleumsbrand in Antwerpen in einigen 
Jahren. 
F.Zu Fontanafredda (Neapel) drang am 13, eine Briganten⸗ 
dande in die von Andächtigen gefüllte Kirche und nihm 4 junge 
Knaben Söhne reicher Gutsbesitzer) als Geiseln mit sort, für 
deren Loslassung sie fast unerschwingliche Summen verlangen. 
Bei Nazareth (Palästina) wurde vor 2 Jahren von Würt⸗ 
sembergern eine Ackerbaukolonie gegründet; eine zweite ähnliche 
Folonie soll in Galilaa gegründet werden. Der „Württemb. 
Staatsanz.“ warnt aber var der Ansiedlung, weil das Klima 
sehr ungesund sei. 
FNewyork, Anfang Febr. (Ein sechsfacher Mörder.) 
Im Städtchen Parkersburg, einer sanst ruhigen Industriestadi, 
Jaben sich seit acht Monaten drei gräßliche Morde wiederholt, ohne 
daß auch nur eine Spur der Thäter erlangt worden wäre. Es sind jetzt 
icht Monate verflossen, als man einen Schweizer Namens Alois 
Alrich, ermordet fand. Trotz der Bemühungen der Sicherheitsbe⸗ 
jörde konnte man den Thäter nicht finden. Zwei Monate waren 
it diesem Morde verflossen, als man Herrn A, Lilienthal, einen 
geborenen Preußen, in seinem eigenen Hause ermordet vorfand. 
Der Ermordete wurde einer Baarschaft von 50 Thalern sammt 
jeiner goldenen Uhr und Kette beraubt. Auch hier erwiesen sich 
die Bemühungen der Polizei als erfolglos. Kor inigen Wochen 
wurde ein Ungar, Namens Rud. Esutor, in seinem Hause auf 
dieselbe Art und Weise wie Herr A. Lilienthal ermordet 
gefunden. Der Thäter bemächtigte sich der Summe von 
77 Dollars und einer Uhr. Auch in diesem Falle waren die 
Bemühungen und Nachforschungen von Seiten der Polizei wie 
auch der Bürger vergeblich. Letzteren drängte sich jetzt die Ver— 
muthung auf, daß diese drei Mordthaten von einer Hand verübt 
ourden, da der Mörder sich blos solche Opfer aussuchte, die allein 
wohnten und schliefen. Am 6. Januar d. J. um halb 8 Uhr 
Abends ging ein Mann in eine kleine Office, um sich eine Quft⸗ 
'ung über Kohlen geben zu lassen. Ein Buchhalter, ein Ameri— 
aner, Mr. White, der allein im Comptoir saß, wollte die Quittung 
chreiben, als er einen Schlag auf den Kopf erhiell. Glücklicher⸗ 
veise wurde der Schlag nicht sicher ausgeführt. Der Ueberfallene 
jatte noch so viel Kraft, daß er um Hilfe schreien und den Thä— 
er in die Hand beißen konntẽ. Auf den Hilferuf erschienen so— 
zleich Abgesaudte der Themis, begleitet von mehreren Bürgern, 
vorauf der Thäter durch ein hinteres Fenster entfloh. Mr. White 
iel mit den Worten „John Schäfer!“ zu Boden. ZweinPoli— 
eileute verfügten sich nun nach der Wohnunq des besagten Thã⸗ 
wers, den sie bisher noch nicht persönlich kennen gelernt hatten. 
Als sie in das Haus treten wollten, stand Schäfer vor der Thür. 
Sie fragten, ob Schäfer hier wohnte, worauf er dies verneinte 
ind ihnen sagte, er wolle sie zu dem Gesuchten geleiten. Allein 
m selben Augenblicke kamen zwei andere Polizeileute, von denen 
einer den Bezeichneten persönlich kannte; der Constabler rief in 
englischer Sprache: „Das ist der Mann, denn wir suchen,“ wo⸗ 
rauf Schäfer durchbtennen wollte, aber sogleich festgenommen und 
in das Gefängniß abgeführt wurde. Die Aufreguͤng der Ein⸗ 
wohner war eine große. Man nahm den Thäter sogleich ins Verhör. 
Er gab an, daß ihn blos Noth zu dem letzten Ueberfall veranlaßt 
jabe, da seine Frau kränklich sei und ihrer Niederkunft entgegen⸗ 
ehe. Bezüglich der drei Mordthaten betheuerte er mit Schwuͤren, 
»aß er nichts davon wisse. Den nächsten Tag gebar seine Frau 
einen gesunden Knaben, und als man ihm die Mittheilung machte, 
»aß er nun Vaier sei, ließ er den Staatsanwalt, den Geistlichen 
ind einige Bürger rufen. Nachdem ihm der Geistliche zugespro— 
hen, bekannte er, daß er die Mordthaten verübt habe. Er gab 
Folgendes an: Mein Name ist Johann Eisle, ich bin in Schwa— 
»en gebaren und 27 Jahre alt. Ich ging als Jüngling zur 
pästlichen Armee. Wegen Betrügereien aus der Armee ausgesto— 
zen, ging ich nach den italienschen Bergen und schloß mich einer 
Brigantenbande an. Wogen einer Mordthat seitens der italieni— 
schen Regierung verfolgt, floh ich nach England, und von dort 
iach Newyork. Hier nahm ich den Namen Schäfer an und ging 
iach dem Süden. Da verübte ich die oben erzählten Mordiha— 
en. — Schäfer gab übrigens weiter an, daß in Württemberg 
in Mann zu lebenslänglicher Kerkerstrafe verurtheilt wurde, und 
jwar eines Mordes halber, den Er (chäfer) verübt habe. Als 
Brig int habe er zwei Personen umgebracht. Das gegen diesen 
Mörder ergangenene Urtheil quf Tod durch den Strang ist vom 
gßouverneur bestätigt worden. 
Landwirthschaftliches. 
Die schwarze Maulbeere ist eine angenehme und nützliche 
Frucht, die zum Einmachen, zu Syrup und lieblichem Essig ver—⸗ 
vendet werden kann, aber besonders deu Kindern zum Rohge— 
ausse dient und darum für Familien sehr werthvoll ist, welche 
hren Kindern Monate lang eine blutreinigende und in den hei⸗ 
zen Sommermonaten serquickende Speife bieten wollen. Da der 
Baum sehr spät blühet, liefert er jährlich eine fast nie sehlende, reich— 
iche Ernte, auch wenn es sonst kein Obst gibt. — Darum trach⸗ 
en auch viele Eltern, welche den Werth dieser Früchte kennen 
ind nur ein Plätzthen für solchen Baum haben, nach seinem Be— 
itze. Und wie leicht findet sich für ihn eine Stelle, die sonst für 
ein Gewächs taugt. Mit fast jedem Boden begnüht er sich und 
n jeder Ecke eines Hofes thut er gut, wenn er nur ziemlich 
Sonne und Schutz gegen Stürme hat. Ja gerade in solcher ein— 
seschlossenen Luft gedeiht er am besten und bringt die reichste 
Ernte. Und welche herrliche Zierde für jeden Raum ist dieser 
Baum mit schönen Blättern und seinem lieblichen Grün! Und wenn 
er gar am Spaliere gezogen wird, wozu er sich besonders eignet, bringt 
er die größten und schmackhaftesten Früchte und nimmt sich wunderboll 
nus. — Der herangezogene Baum ist wohl etwas theuer, da er 
je nach seiner Größe und Dicke 122 fl. tostet, weil seine Anzucht 
hiele Mühe und Arbeit verursacht;- aber der für ihn ausgegebene 
Bulden bringt dem, der seine Früchte zu benützen versteht, auch 
reichliche Zinsen. 
Futtermischung. Einer der am Wenigsten entwickel— 
en Zweige der Viehhaltung ist die geeignete Futtermischung. 
Soll der thierische Organismus in allen seinen Theilen recht gr⸗— 
)eihen, so ist es unerläßlich demselben in der Nahrung diejenigen 
Nährstoffe zuzuführen, die nicht allein die Entwicklung des Kör— 
jers in allen seinen Theilen gleichmäüßig und qusreichend unter— 
tützen, sondern die auch dem speciellen Nutzungszwicke (Milch—, 
Fleisch-⸗ Woll- 2c. Production) den gebührenden Vorschub leisten. 
Thatsache- ist es, daß die eiweißs, kässestoff- und kleberreichen Nah⸗ 
ungsstoffe die verschiedenen Weichtheile des Thierkörpers ans zu⸗ 
ilden die Fähigkeit haben, daß hingegen die Stärkemehle und 
zuckerstoffe varzugsweise die Ahnung des Thiers unterhalten und 
tibildend wirlen. Beide Arten von Futtermitteln müssen daher