Full text: St. Ingberter Anzeiger

hu die Kinder vertreiben wollten, wobei et zwei Kinder und daun 
den Knecht gebissen hat; hierauf lief er aus dem Hause und biß 
noch mehrere Kinder bis er getödtet wurde. Nun erinnerte man 
sich, daß derselbe vor etwa 6 Wochen von einem herrenlos im 
Dorfe herunigelaufenen, weiß und schwarz geflecken Königshünd- 
hen, welches inzwischen verschwunden ist, gebissen worden wär. 
In Folge hievon wurde derselbe getbotet und es sollen durch die 
bon Hru. Bezirksthierarzt Bub vorgenommene Section die Zeichen 
der Wuthkrankheit constatert worden sein. Die gebissenen 
dinder wurden gebrannt und bereits 12 Hunde getödtet, sowie die 
hundssperre verfügt. 
Im Jahre 1867 betrug die Hopfenerute in Bayern ca 
260,000 Ctr., in Böhmen und Oesterreich 180,000, in Elsaß 
dothringen und Burgund — in Belgien 75,000, in Würt- 
emberg Gu, P00 in Altmart, Braufischpeige 25, 000, in Hessen, 
— Nassau, Sachsen 1 5.900, in Sumina ohue Ruß 
iand) 8öo, 000 — —— 
Gictualienverkehr in München im Jahre 1867.) Ge— 
schlachtet twurden 17.700. Malltochfen und 150,000 Kälberz zu 
Martle kamen BMill. Pfund Schmalz, über 27 Mill. Sma 
Eier. 25.00) Spanferkel und 20,700 Schäffel Kartoffel; von 
fremden Gärtnern wurden 14,000 Ctr. Gðmufe zugefuhrl; auf 
dem ———— 2800 ER Fische verkauft; Auf der Schranne 
wurden 8586,500 Schäffel Getkeide und hiefür, eine Summe von 
13,400,600 fl. umgesezßt. ee * J 
Der sonnkägige Gewittersturm scheint sich über einen gro⸗ 
zen Theil Euroba's verbreitet zu haben.“ Nicht allein durch ganz 
—EXVä 
Zautonen Bern, Thurgau ꝛc. wird von seinem gewaltigen Auf- 
treten berichtet. Aber auch in Berlin wurde zr (Abends 7 Uhr) 
mit gleicher Heftigkeit wie bei auns verspürt. Aus Bayern er— 
ahren wir machtraͤglich, daß in Wunsiedel der Bliß zwei Mal 
einschlug/ ohne zu zünden, Und- Daßz in Loipsering (bei Passau) 
eine Frau durch den Blitz gelahnt wurde. 
Sophie Schröder und König Ludwig 1) Aus München 
chreibt man: Ehe der selige Komig letzten Herbst nach Nizza ging, 
zefuchte er Sophie Schroder, »mit der er sehr befreundet war, in 
hrer Wohnung in München. Beim Scheiden sagte die berühmte 
Schaujpielerin ganz traurig: »„Es ist wohl das letzte Mal, daß 
ch Euer Majestät sehe. Der Konig antwortete: Glauben 
Sie denn, Frau Sophie, (so pflegte er sie zu nennen), daß ich 
jerbe ? Frau Schroͤder entgegnete: „Nein ich, muß zuersi 
jerben, um Euer Maj, drüben empfangen zu können.“ — Ir 
der That starb Sophie Schröder wenige Tage vor Ludwig J. 
ohne eigentlich krank gewesen zu sein. Die um jenes Zwiege— 
präch hier wissen, fühlen sich durch dieses Zusammentreffen eigen 
hümlich berührt. 
fBerncastel, 5. März. Moselbahn. Von dem Vor— 
sitzenden des Ceutralcomite's der Moselbahn, Hren. Bohn, Com 
nerzienrath in Coblenz, circuliren heute bei den übrigen Mitglie— 
dern dieses Comite's die mit dem Hrn. Handelsminister verab⸗ 
redeten Bedingungen, unter welchen die englische Gejellschaft die 
Vdosel⸗Eisenbuhn bauen will. Die Verireter der englischen Gesell⸗ 
schaft, Herren Richardson und Spooner aus London waren zu 
diesen Verhandlungen am 18. und 19. Februar c. eingetroffen 
And lauten die Bedingungen, wie folgh: 1. die englische Gesell⸗ 
schaft übernimmt und führt den Bau der Mosel⸗Eisenbahn aus, 
eistet das ganze Baucapital von 13 Millionen Thaler mit Aus 
ichlnj der Zweigbahn. 2. Die Mosel⸗Eisenbahn schließt sich di⸗ 
rect an die Saarbahn an, ohne die Trier⸗eEhranger⸗Eisenbahn zu 
henutzen. 8. Der Staat läßt die Bau⸗Prämie wegsallen, dage⸗ 
zen soll der Staat eine Zinsgarantie von 493 pCt. des Bau— 
apitals auf 25 Jahre bewilligen. 4. Die englischen Unierneh⸗ 
ner zahlen das Depositum von 500,000 Thlr. sofort nach Er⸗ 
heilung der Concession ein, welche Summe jedoch den englischen 
nternehmern zurückgezahlt wird, sobald ein Drittel des Bauka— 
ditals verwendet sein wird. 5. Die Comite's in Coblenz und 
an der Mosel sollen die Vermittlung übernehmen, daß das zum 
Bau der Bahn nothwendige Terrain der Gesellschaft zu den an⸗ 
chlagsmaßigen Preisen überlassen wird. was unbedingt von den⸗ 
eiben dewirkt werden müsse. 6. Verpflichtet sich die englische Ge⸗ 
ellschaft, die Actien vor Ablauf des erften Vierteljahres nicht an 
den deutschen Markt zu bringen. — Obgleich es nun selbstredend 
st, daß eine Entscheidung wegen des Baues der Bahn vor dem 
rächsten Zusammentritt des Landtages nicht erfolgen kann, so hat 
ich dennoch die englische Deputation dahin geäußert, sobald der 
Herr Handelsminister der Gesellschaft unr anzeigen lafsen werde, 
daß er unter den augebotenen Bedingungen bereit sei, die Petition 
zu unterstüzen, so werde sie schon während dieses Sommers sich 
mit Aufnahme vder Specialpläne beschäftigen sund mancherlei der⸗ 
irtige Vorarbeiten ausführen lassen, um bei günstiger Entscheidung 
ofort den Bau in Angriff nehmen zu können. 
7 Von der Mosel, 7. Maärz. Fure Nachricht aus der 
Fifel erregt nicht geringes Aufsehen. Nach derfelbeu sind vor 
durzem in dem Dorfe Wollmerath (in der Eifel) zwei Petrole— 
umquellen entdeckt werden. Die eine het in einem Stalle und 
die andere in einem Keller das Licht der Welt erblickt. Aus 
beiden Quellen dringt das Steinöl mit Wasser zur Erdoberflächt 
worauf dasselbe dann von dortigen Einwohnern vom Waffer geschieden 
uind als Beleuchtungs⸗Material angewandt wird. Nach der Ver⸗ 
icherung eines glaubwürdigen Mannes, welcher, wie er aussagte. 
jeulich selbst min ansah, wie man das Oel aus der Quielle 
chöpfte, sind diese Quellen schon vor 30 Jahren bemerkt worden; 
darauf versiegt und jetzt abermals zum Vorschein gekommen. 
7 Biebrich, 8. März. Der herzogliche Finanz- Director, 
derr Präsident v. Heemskerck, begibt sich heute in Begleitung des 
Zerrn Keller⸗ Inspeciors Victor nach Slraßburg, uum die⸗NUeber⸗ 
ührunz der dort lageraden nassauijschen Cabinetsweine nach 
Biebrich zu bewerktsielligen; bis längstens Ende April wird dann 
rine größere aeae berühmten Weine zur öffentlichen Ver⸗ 
steigerung gekommen. 0 
Aus St. Boarshausen wurde der „Mittelrheinischen Ztg.“ 
zemeldet, daß dort seit 29. Febr. ein „Seehund“ den Salmen⸗ 
ang zu storen diohe. Die K. Z. wird das Richtige treffen, 
venn sie dermuthet, dies Thier werde wohl die bekannte See⸗ 
ichlange sein... a 
fF In Ber'lin' find von etwa 8000 Schreinergesellen über 
die Hälfte arbeitslos. 
»FBerhin. Ein Blinder. der als Leiter einen Hund an 
ineni Stricke neben sich hatte, stand, am Sonntag Nachmuttag 
an einem Baume auf dem Wege nach dem Gesundbrunnen und 
vettelte, als plötzlich ein Knabe vorbeieilte, rafch den Strick mit 
iinem Messer durchschnitt und den Hund, einen wunderschönen 
Pudel, an dem äbgeschnittenen Stricke fortzogg. Kaum war dies 
jedoch geschehen, als unser Blinder, die Augen sich ein wenig rei⸗ 
bend, dem Diebe nachlief, ihn mit seinem Stoce füchtig durch⸗ 
prügelte und dann mit seinem Pudel zurückkehrte, den Stric zu—⸗ 
ammenknüpfte und in aller Ruhe wieder seine Rolle als Blinder 
ortspielte. So erzählen zwei hiesige Blätiter. 
7 In der Provinz Sachsen kommen so zahlreiche Faͤlle von 
Trichinen⸗Erkränkungen vor, daß die Magd. Zig. meint, die 
Krankheit scheine in diefer Provinz epidemisch werden zu wollen. 
Die dritte allgemeine deutsche Kunstausstellung, die dieses 
Jauhr in Wien stattfindet — die zweite war im Jahre 1861 in 
döln — beginnt am J1. Sept. und endet am 31. Oct. Zu der⸗ 
elben koͤnnen nur solche Werke der bildenden Kunst eingesendet 
verden, welche von Künstlern deutscher Nation oder solchen her— 
rühren, die ihre künstlerische Ausbildung auf dentschen Kunstschu⸗ 
en empiangen. Die Anmeldungen der einzusendenden Kunstwerke 
jaben bdis längstens 31. Mai zu erfolgen. 
f In Brüunn ist in der Nacht des 7.88. März: in einem 
Wirthshause die Wölbung zwischen dem ersten Stock und dem 
Erdgejchosse eingestürzt; 16 Personen wurden getödtet (darunter 
der Wirth), dann 15 zugereiste Gäste, meist Handwerks⸗ 
hurschen. — 
7 In Prittriching, Bez. Landsberg, kam am 2. d. Mts., 
stachts gegen 10 Uhr bei heftigem Sturmwinde im Hanuse des 
Schneidermeisters Jos. Haberle Feuer aus und verbrannte die 
zanze Familie, Vater, Mutter, ein Sohn von 14 und zwei 
zon 10 und 11 Jahren! Nur die 16jährige ältere Tochter ist 
uͤbrig ge blieben. 
— Justus v. Liebig's Amnweisung zur chemischen Brodberei⸗ 
ungs⸗Methode, »wodurch ein nahrhafteres und billigeres Brod her⸗ 
gestellt wird, wird jetzt durch umtliche Ermunterung verbreitet wer⸗ 
den. So hat die K. Regierung zu Cöslin (Pommern) sechs 
Beldpreise für diejenigen Bäcker ihres Verwaltungs Bezirkes be⸗ 
ttimmt, welche vom 15. März bis 1. Sept, d. J. in der Berei⸗ 
ung und dem Absaße des nach genannter Methode hergestellten 
Brodes sich auszeichnen werden. 
Warnung. Man sagt, daß aus der „Argentinischen 
Republik“ wieder ein Auswanderungsagent entweder schon in 
Deutschland eingetroffen ist, oder au dem Wege nach Deutschland 
ind der Schweiz sich befindet. Es wird darum fsehr noöthig, 
viederum auf's Eindringlichste vor diesen Verlockungen zu warnen; 
die Auswanderer gehen dort einer traurigen Lage entgegen, die 
dadurch so entsetzlich wird, daß es besonders darauf abgesehen ist, 
ie zum Eintritte in das Militär zu gewinnen. Die Eintretenden 
nüssen fich nämlich vorher verpflichten, die Hülfe ihrer heimath⸗ 
lichen Vertretung in keinem Falle anzurufen und allen Euro—⸗ 
päischen Bürgerrechten zu entsagen. Gewöhnlich erhalten sie von 
den Werbern 5001 Papierthaler Handgeld, die Werber erhal⸗ 
ten 5000 für Jeden, den sie einliefern. Nach Ablauf der Dieust⸗ 
jJeit werden sie aber nicht entlassen, und da ihnen ihre Legitima⸗ 
tionspabiere vorher abgenommen und sie dieselben nie wieder