Strauchgasse; am Hof angelangt, ersuchte er die hüteschwenlenden
und immer wieder Hoch! tufenden Mänmer, fich zu entfernen, und
bestieg einen Fiaker; nun gingen einige der enthusiastisch Aufge—
regten“dadan, bie Pferde auszuspannen; der Minister ichien einen
Augenblick wie voin Blitze getroffen, dann aber sagte er, während
Todtenblässe sein Gesicht bededte: „Ich bitte Sie, meine Herren,
lassen Sie Das.“ Viele Fenster der Häuser wurden, während
die Redner für das Ehegesetz die letzteren durchschnitten, geöffet und
pon Damenhänden zum Zeichen der allgemeinen Freude Tücher ge—
schwenkt. Hoch Grillparzer! Hoch Hasner!“ Hoch
Auersperg! Hoch Herbst, Berger, Gistra, Gab—
lenz, d nfels! Die Zurufe erstreckten sich guf alle
vopuldreu Abgeordneten, wie Kaiserfeld, Kuraeuba uü. s. we
Die Idee einer festticher Ihnumination entspranug nicht dem Kopfe
eines Einzelnen. Der Gedanke wurde in tausend Koͤpfen zugleich
geboren und aüsgeführt. —
Fraukreich.
Paris, 24. März. Der „Sioecle“ sagt im Hinblick anf
die Ereignisse in Oesterreich: Sollle das, was in Oesterreich vor
jich geht, nicht die französische Regierung zum Nachdenken bringen?
Die kletikalen Anstrengungen werden überall bekämpft; die Streiche
welche ihnen beigebracht werden, werden mit Begeisterung durch
die Bravos des Volles begrüßt. In Frankreich machen sie sich
fühn hreit; je mehr man sie ermuniert, um so größer werden sie.
Sehen wir nicht schon deire, Monde“ die Aufhebung der Frei—
maurerei fordern, seufzend, weil sie einen Großmeister hat, den
her Staat ernannt. 7
Union“ und „Monde“ find wüthend über die Annahme der
Divilehe in Oest er reich, das sich zu solchen Gegnern jedoch
nur Glück wünschen: kann. Die gesammte freisinnige Presse
dagegen und selbst Regierungsblätter begrüßen den Umschwung
mit Freuden.
In den Regierungskreisen hüllt man sich in Bezug auf die
Reise des Prinzen Napoleon in das tiefste Schweigen
Indeß hält man sich trotzgem von der Fortdauer des Friedens
uüͤberzeugt, und die „Debats“ stellen gar die Moͤglichkeit einer
allgemeinen Entwaffnung in Aussicht. *
Straßburg, 21. März. Seit Anfang dieser Woche be—
findet sich hier der bayerische Archivdirector Hr. v. Löher, um
einen ausgedehnten Austausch von Acten und Documenten, der
jeit zwei Jahren zwischen Bayern und Frankreich unterhandelt
wurde, zu vollziehen. IJ
Bolhogna, 25. März. In Folge von Studenten⸗Demon—
strationen gegen die Suspension einiger republikanisch gesinnten
Professoren ist die Universität geschlossen worden.
Amerika.
Washington, 24. März. Das Repräsentantenhaus
jegte die Replik auf Johnsons Antwort wider die Anklagepunkte
dem Senatsgerichtshof vor. Diese Replik bestätigt von neuem alle
Anklagepunkte. Der Senat setzt den Beginn des Gerichts auf
nächsten Rontag fest.
VBermischteo.
f In der Handelskammer in Saarbrücken kam in der Sitz—
ung vom 24. März er. außer mehreren geschäftlichen Mittheuü—
ungen ein Bericht des Handelsministers Erzellenz zur Berathung
und wurde dessen Absendung beschlossen, wornn die Vortheile
des Anschlirsses einer projectirten Eisenbahn nach St. Ing⸗
bert an die Saarbrücker Station eingehend erörtert und dessen Vor
zug gegen eine Abzweigung derselben von der Saargemünder Eisen
bahn einpfohlen wurde.
f Zweibrücken, 28. Marz. Die Generalbersammlung
zur Constituirung der Leinenzwirnerei Zweibrücken wurde heute
Morgen 10 Uhr im Fruchthallsaale dahier abgehalten und war
don 83 Actionären theils persönlich, theils durch Vollmacht ver⸗
reten. Die Constituirung der Gesellschaft wurde, da bereits ein
stapital von beinahe 200,000 fl. gezeichnet, einstimmig beschlossen,
die von dem Gründungsconsortium entworfenen Statuten ange—
nommen und das prooisorische Comite ermächtigt, dieselben der
königlichen Regierung zur Genehmigung vorzulegen. Ferner wurde
diesem Comite Vollmacht ertheilt, den nöthigen Grundbesitz zu er⸗
werben, die Erd⸗ und Bauarbeiten zu vergeben, überhaupt Alles
zu thun, was zur Ausführung des Geschäftes nothwendig erscheint.
Durch Acclamation wurden in das provisorische Comite gewählt
die Herren: Schönn, Director der Kammgarnspinnerei von Kai—
jerslautern, Dr. A. Buhll, Gutsbesitzer von Deidesheim, Carl
o. Gienanth, Hüttenwerkbesitzer in Hochstein, Schwinu A.,
Fabrikant, Dingleer, J., Fabrikant, Wolff J., k. Bezirts⸗
richter, Bruch, C, Kaufmann, letztere von Zweibrücken.
Dürkheim, 24. März. Gestern tagten hier die „Pffäl⸗
zischen Genosseunschafts-Vereine“ im Stadthaus—⸗
jaale: Trotz der Wichtigkeit der Sagesordnung waren em Gan⸗
—AV Vorschußs und ECredit ·
vereine anwesend? Um /3209 Uhr wurde die Versamnkung eröffnet,
zas Bureau constituirt und die hauptsächlichsten, Verhandlungsge
genstande mitgetheilt. Rämlich: J
1. Der Entwurf des bayerischen Genossenschaftsgesetzes;
2. Aufstellung einer Deputation, welche mit der Filiale der
Bank flir Handel und Industrie zu Frankfurt a. M. in
miülndliche Unterhandlung beziglich einer geschäftlichen Ver⸗
bindun der pfälzischen Vereine mit derselben ireten soll;
3:.* Abäuderung des 3.4 des Statuts des pfalzischen Ge⸗
nossenschaftsverbandes, betr. die Wahl des Verbands
3 directors ꝛe⸗
Eine Stunde später begannen, nachdem der Vorsitzende Herr
Zauerbeck die Versammluug in warmer Ansprache begrüßt hatte,
die Verhandlungen, 4 über den J. Gegenstand. Das Re⸗
erat darüber war dem Director des Verbandd, Herrn ssessor
Betersen in Frankenthal, übertragen worden. 6
nach längerer Debatte darüber ob man in eine Specialdis⸗
ussion eintreten jollte, wurde beschlosse ···—
das Referat des Herrn Petersen dem Abgeordneten Herrn
Alwens zu übersenden und diesen zu ersuchen, dasselbe der Kam⸗
ner zur Berücksichtigung zu empfehlen.
In Betreff des zweiten Gegenstandes beschließt die Ver—
ammlung nach längerer Discussion, die Sache in die Hunde
einer Commission, bestehend aus den HH. Traa ppeLedi
uid Jacorb, zu legen.
Der dritte und letzte Gegenstand, der sehr lebhaft discutirt
wurde, fand seine Erledigung dahin daß die Versammlung beschloß
den fraglichen Artikel 45 abzuundern wie folg::
— Zur Leitung der Angelegenheiten wählen die Vereine auf dein
Verbandstage einen Director, der sich den einschlagenden Arbeiten
unterzieht, die Verbandstage anberauint und einleitet und dabei
an die vom Verbande angenommene Geschäftsordnung gebunden
st. Der Verein, welchem der Director angehört, gilt als Vorort,
ind sein Casfier besorgt die Cassengeschäfte des Verbands. Der
Director erhält einen Stellvertreter, den er auf dem Verbandstag
der den Director gewählt, sogleich selbst bezeichnete.
Herx Pelersen, der leßzteren Bestimmung entsprechend, bezeich⸗
net als seinen Stellvertreter Herrn Anwalt Dabid, worauf ihm
»ie Versammlung einen uubeschränkten Credit zur Beftreitung der
Schreiberei rc. Ausgaben einräumt.“ Nach Erledigung einiger
Finlaäufe pon den Vorschußvereinen Endenkoben, Zweibrücken und
udwigshafen, beschließt die Versammlung, die Bezeichnung' des
Irtes, an welchem der nächste Genossenschaftstag abgehalten wer⸗
Zen soll, dem Director zu überlassen, worauf der Vorsitzende, Herr
Sauerbesck, um 32 Uhr die Versammlung schließt. —
Ein heiteres Mahl vereinigt später die Theilnehmer im Ho⸗
tel Ree itz. 74*
f In Mannheim ijt die Errichtung einer großen Brodfabrit,
welche das Brod zu bedeutend dilligeren Preisen liefern soll,
im Werke. *
f Nürnberg 24. März, Iln Interesse unserer auf dem
Vebiete des Feuerlische Wesens ihätigen Industriellen machen wir
darauf aufmertsam, daß mit dem am zweiten Osterfeiertage in
Gunzenhausen stattfindenden JF. bayerischen Feuerwehrtag eine
Ausstellung von Lösch⸗ und Rettungsgeräthschaften, so wie von
Ausrüstungsgegenständen der Mannschaft' verbunden werden soll
und Schritte um Erlangung billigster Tarifsatze bereits unternom—
men sind. (Nähere Aufschlüsse ertheilt der Obercommandant der
»ereinigten Feuerwehr Ruͤrnbergs Herb Kestner im Augustiner⸗
loster.
F Der deutsche Journal istentag wird im Mai d. J. in
Berlin stattfinden. Berathungsgegenfände: Telegraphenwesen. In⸗
erathenwesen, literarijches Eigenthum 1c.
xIn Leipzig ist der Musikdirector F. L. Schubert, dessen
diedersammlungen „Das singende Deutschland,“ Concordia“ sich
einer wohlbetechtigten Beliebtheit erfreuen, und der auch a.s Com⸗-
‚onist bekannt ist, am 17. März gestorbru.
In Wien wurde am 21. d. M. der: Großprior des
deulschen Ordens Graf Stadion, begraben; derselbe hatie ein Eiu—
lommen von 200,000 fl.
FDie Wiener „Presse“ betichtet: Julie v. Eberge nhi, weln
her am 16. die Einleitung der Specialunkersuchung wegen
Verbrechens des meuchlerischen“ Mordeß pudlicite warde
Jat gegen diesen Beschluß Beschwerde erhoben und die Aus-
uhrung der“ Beschwerdeschrift ihrem Vertheidiger Dr. Reuda
jbertragen.
7Schwalbach bei Sarlouis. Durch Herrn Bohrmeister
Danzer wurde mittelst eines Bohrloches ein reiches Kohlenlager,
592 Fuß mächtig, aufgefunden und glaubt man sicher durch neue
Hersuche weitere Resultate erzielen zu können.