Full text: St. Ingberter Anzeiger

Frankreich. *s 
Pati 3. oeg Dos Obercoumando über das Laget 
von Chalons echcht dieses Jahr General de Failihe Adjmam ves 
daisens aud Sengioce Chet seines Generalstabst Al Zrigadege⸗ 
neral Graf — gentaus Virnnt des Kaisers. Das Lager 
vird eroffnet den F. Mai und dauert bis zum 80. Juni und 
wird gebildet von 3 Divisionen Infanterie (12 Linienregimentern 
uund 3 Jägerbataillonen) ohne Artillerie und einer Cavalleriedibi⸗ 
iou (2 Lanciers⸗ und 2 Cuirassierregimenternry. 
Baris, 4. April. Alles trägt eine friedliche Physiognomie. 
„France“ dementirt das Gerücht, daß Hr. Benedetti beauftragt 
iei, in Berlin Borstellungen wegen der nordschleswig'schen Frage 
die sehr langweilig zu werden anfängt — zu machen; beim geftrigen 
diplomatischen Wochen enpfang soll Herr p. Moustier von Frie⸗ 
deusdußerungen wahrhaft geirieft haben; und in der „Liberte“ 
legt Girardin seinem verehrten Freunde dem Prinzen Rapoleon, 
als Programm der nächsten Zukunft das Wort in den Mund 
„Friede nach Außen; Freiheit nach Innen!“ Mein Liebchen was 
villsft Du noch mehr? Um diese friedlichen Aussichten immer 
mehr zu befestigen, soll der Marschall Niel dieser Tage der Bud⸗ 
zetcommission des Gesetzgebenden Körpers unumwunden gesagt 
haben, Frankreich müsse bestandig 200,000 Mann auf dem Kriegs⸗ 
uß haben, so daß diejelben jeden Tag nach der Grenze abgehen 
sönnten. Die HH. Abgeordneten sind anderer Meinung und solleu 
ich mit dem Gedanken dicher Abstriche am Militärbudget tragen, 
veunn ihnen die Regierung nicht beweisen kann, daß — Hanibal 
vor der Thür steht. Wer lebt wird sehennnn 
Paris 5, April.“ Der Botschafier Preußens in Paris 
Graf v. d. Goltz, hat soeben an Herrn Cremieur, Prafidenten 
der Alliance Israelite, das folgende Schreiben gerichte: 
.. 3Paris, 2. April 1868. 
Mein Herr! Ich habe mich beeilt, dem Herrn Grafen Bis⸗ 
narck das Schreiben zu übermitteln, welches Sie mir unterm 26. 
Darz eingesandt und in welchem Sie den Beistaud Sr. Maj. 
des Konigs meines erhabenen Herrn, beim Fürsten Karl von 
stumänien zu Gunsten der israelitischen Bevolkerung dieses Kandes 
n Anspruch nehmen. Sie haben schon aus dem Schreiben des 
Fonseil⸗Präsidenten pom 22. Febr. den lebhaften Antheil ermessen 
onuen, den die Regierung des Königs an dieser Frage nimmt. 
Die Bereitwilligkeit, mit welcher Graf Bismarck dem in Ihrem 
Bricfe vom 26. März kundgegebenen Wunsche Fole gegeben hal, 
st hiefür ein neuer Beweis. Se. Excellenz brauftrage mich, Sie 
dapon in Kenntniß zu setzen daß der preußische General- Consul 
in Bucharest sofort auf telegraphischem Wege aufgefordert: worden 
st, dem Fürsten Karl die lebhaftesten Vorsiellungen gegen die Ge— 
etzvorlage, betreffend die Israeliten, zu machen, welche soeben der 
umänischen Kammer unterbreitet wurde. Genehmigen Sie, Herr 
Präsident, die Versicherung ꝛc. , 
Der preußische Botschafter Graf v. d. Goltz 
Paris, 6. April. Die Prinzessin von Hohenzollern, ge⸗ 
dorene Pepoli, Mutter des Fürsten Carl von Ruͤmanien, befindet 
sich in diesem Augenblicke in Paris. Man glaubt, dem Journal 
de Paris zufolge, in der diplomatischen Weli allgemein, daß die 
augenblickliche Lage der rumänischen Regierung mit dem Ausent- 
halt der Prinzessin am französischen Hofe in üeziehung steht. 
Paris, 7. April. Die „Patrie“ dementirt das Gerücht 
von einer diplomatischen Internention Frankreichs an den Ver— 
handlungen wegen Nordschleswig. — 
London, 4. April. Der Katalog der Kapitalverbrechen 
in London war in voriger Woche ein sehr reichhaltiger: ein Zi⸗ 
zeuner erschlug mit einem Hammer seine Geliebte, ein Taglohner 
reischlug einen Lieutenant, ein Raufbold erstach einen Kellnet. — 
In Monchester fand heute die Doppelhinrichtung des Moͤrders 
»es Pfarrers Plow in Todmorden, Namens Wegatherill, und eines 
zewissen Faherth, Mörder seiner Geliebten, statt. — Auch in 
Tork wurde heute ein Moͤrder hingerichtet. — In Wigan isi vor⸗ 
zestern die Ruhe aufs Neue gestört worden. Mehrere hundert 
Arbeiter, mit Stöden und Knilteln bewaffnet griffen die Polizei 
aet einem Hagel von Stein vürfen an. Es entstand ein heftiger 
tampf, der erst dann endigte/ als das schleunigst herbeigerufene 
Miltärx auf dem Platze erschien und denseiben saͤuberte. 
Southampton, 6. April. Der Dampfer „City of New⸗ 
Nort“ bringt aus New-York vom 26. Marz die Nachricht, daß 
Berichte aus Mexico die Verhaftung von Lopez, des Verrathers 
Varimifians. melden. 
Belgien. 
Brüfsel, 0. April. Man befürchtet den Ausbruch neuer 
Unruhen im Hennegau. Die Arbeiter des Kohlenwerks St.⸗Roch 
vaben die Arbeit eingestellt. 
Italien. 
Aus Rom wird unterm 8. d. berichtet: Heute am, Palm⸗ 
Sonniage leitele der Papst, wie üblich, den Gottesdieust an der 
Beterslirche, segnete das Volk und vertheilte Palmzweige Zan die 
ardinäle und Präfecktet. Der Papst erfreut sich wieder guter 
Besundheit. Die letzte französische Division wird biune Kurzem 
iach Frankreich zurückkehrein. — 
Floren z, 6. Aprtil. Hr. v. Usedom hat aus Berlin die 
ffizielle Ankündigung des Besuhs des Kronprinzen von Preußen 
ur Vermählung des Prinzen Humbert erhalten. — Man glaubt, die 
deise Malarets uach Paris stehe mit der Ansicht der franzoösischen 
stegierung, den Rest ihrer Truppen aus dem Kirchenstaat zuruͤck⸗ 
zurufen in Verbindung. 
Spanien. 
Die Liberle enthält aus Madrid ein Schreiben/ worin es 
jeißt: Man erwartete für die Nacht vom 18. auf den 19. Var, 
den Ausbruch der Revolution, und Jedermann hielt sich auf der' 
Hut; dann wurde die Nacht vom 28. auf den 24. Marz öffent⸗ 
ich dafür angesagt. Vielleicht würde sie damals stattgefunden 
jaben, wenn nicht 300 Liberale aller Nuancen verhaäftet worden 
vären. Seitdem haben die Verhaftungen fort gedauert. 
Rußland. 
Petersburg, 7. April. Der Rücktritt des Frhrn. 
d. Bu berg von seinem bisherigen Posten als russischer Boischaf 
er bei dem Tuilerienhofe steht außer Zweifel und es handelt sich 
nur noch um die Person seines Nachfolgers. Als Candidat für 
den Posten wird außer dem Grafen Schuwaloff auch Graf 
v. Stackelberz (ishee in Wien) genannt. 
Amerifkfka. 
Washington, 4. April. Der Senat als Gerichtshof 
chloß heute die Anklageverhandlung in dem Prozeß Johnson und 
zertagte sich bis zum nächsten Donnerstag. Wehe lehe u 
In Montevideo ist am 19. Februar ine blutige Revolte 
iusgebrochen. Der Kampf dauerte 5 Tage. Der Praäsident der 
depublil Uruzuay, General Flores, warde ermordet, sein Leich 
jam durch die Straßen gefchleift. Es fand ein kurzer Kampf 
tatt, welcher mit der Niederwerfung der Revolte endete. Die 
gevölkerung von Monteoideo hielt zu Flores und dem Bündnisse 
nit Brasilien. Der gefangen genommene Anführer der Rebellen, 
jexro, wurde füsilirt. Die Ruhe war bald wieder hergestellt, uud 
zwurde sofort in der Person des bisherigen striegsministers 
enerals Lorenzo Battle, ein neuer Vräsident der Republik erwählt 
ermischtes. 
F Aus Alsenborn, 2. April meldet man dem Naisers. 
hoten“: Gestern hatten wir dahier einen Tumult wie noh ni- 
zZlut floß — Gensdarmerie und Aerzte mußten herbeigeschafft 
verden. Die Ursache, resp. der Grund war die Gemeinderaths- 
vahl. Es bildeten sich hier mehrere Parteien, die sich in den 
jegenüberliegenden Wirthshäusern dis zur Stunde der Wahl af⸗ 
vielten. Jetzt gings los, mit Bierfässern warfen sie sich; mit 
inem Wort, es war eine Schlacht, deren Endresultat war: daß 
er alte Bürgermeister wieder gewählt wurde. 
7Dresden, 1. April. Wie die Spen. Zgt. mittheilt, hat 
Ihre Maij. die Königin sich gegen die unangemessene moderne 
daartracht der Damen erklärt. Ihre Majestal hat naämlich, in 
Folge des Umstandes, daß sie häufig Amerikanerinnen und Eng⸗ 
ünderinnen empfangen hat, welche die geniale Verwitrung des 
haares besonders lieben, eine Toilette-Ordnung für die Hofballe. 
rlassen, in denen eine Hauptforderung „gekämmtes Haat“ ist. 
FBerhin, 6. Aprii. Die durch verschiedene Jeitungen 
erbreitete Nachricht, die preußische Regierung habe sich zu der 
ẽrklärung veranlaßt gesehen, daß sie ihre bisherige Beisteuer für 
as Fermanische Museum zu Rürnberg von nuͤn an zurückzi ehen 
nüsse, entbehrt jeglicher Begründung. 
f Aus dem Dorfe Skodden in Ostpreußen wird nachstehen· 
»er grauenvoller Vorfall gemeldet: Ein Eigenkäthner Namens 
Szesny hat seine Ehefrau, mit welcher er schon seit lungerer Zoit 
in Unfrieden lebte, zuerst in grausamer Weise gemißhandelt, sie 
yann in den Kuhstall geführt und hier mit einer langen eisernen 
dette, die er ihr um den Hals legte und mit einen Vorhangeschloß 
zefestigte, angekettet. Die Frau ist hieranf durch eine nr den 
niedrigen Stalldache befindliche Oeffnung ins Freie geklettert, wo 
ie der Kette wegen dicht an der Mauer stehen bleiben meßte, 
uind hier ist sie, wie vermuthet wird, von dem Maune erwürgt 
porden, der ihre Leiche dann in einem Holzstalle verwahrte. Der 
Thäter ist verhaftet. 
Der Herzog von Meiningen hat dem in Leipzig lebenden 
Liederdichter Müller von der Werra die große goldene Verdienst⸗ 
medaille für Kunst und Wissenschaft verliehen. d 
F Die Erzherzogin Charlotie, die, nachdem ihr der Tod ih— 
res Gemahls mitgetheilt worden war, wunderbareter Weise eine 
eitwas heitere Stimmung zeigte, ist in die frühere Geistesn icht 
zurückgefallen