Full text: St. Ingberter Anzeiger

* ..* 8 — T. *5— * —F gi —2 F 8 — — 
St. Ingberser Anzeiger. 
V 77. O— 75 * 324 J J 0—— 
E J—— ιι ——— 4 
* :4 .. —V hitiu — “ 
αι ———— 
Dder „St. Ingberter Auzeiger⸗ mit seinem Unterhaltungsblatte erscheint wöchentlich — enstag, Donnerstag 
und Samstag. Abnnnemw⸗ntspreis vierteljährig 45. Krzr oder 13 Silbergr. Anzeigen werden mit8 Krzr. die dreispaltige Zeile 
n ee. Blattschrift oder deren Raum berechnet. 2 2321 
Nro. 50 u . , Samstag/ den 258. J 0 e 1868 
J5 4 
er Deutschlandeun 
Muündchen 23. April. Der Ausschuß der Abgeordneten⸗ 
rammer macht auf den Beschluß der Reichsrathskammer den Ver⸗ 
mittlungsvorschlag, den Malzaufschlag vom 1. Jui 1869 an in 
oer Pfalz einzuführen. J 
Ases en 23. April. Der Finanzausschuß der Abgeord⸗ 
ietenkammer beantragt der Bitte des Landauer Stadtrathes ent⸗ 
brechend die Festungseigenschaft Landaus aufzuheben. Ferner be⸗ 
antragt derselbe NAusschuß, am Militäretat 816,445 fl. in Ab⸗ 
trich zu bringen. Der Kriegsminister erklaärt, er beduͤrfe zu Un⸗ 
erhaltung einer den Heeren der verbündeten Staaten gleich or⸗ 
janisirten, wohlausgerüsteten Armee, die geforderten 16 Hillionen. 
jei aber äußersten Fallz mit einer Abminderung von 550,000 fl. 
einverstanden, voxausgesetzt, daß die Verwendüng etwaiger Er— 
parnifsfe bei den einzelnen Titeln eingeschränkt blͤbe. 
Maänchen. 18. April. Der „Ruͤrnb, Anz. schreibt: Die 
ayerische Ab geordnetenlammer wird noch einmal dringend ermahnt, 
ind gebeten, der armen Postboten, die in der That einiger Gul- 
)en Gehaltsaufbesserung außerordentlich bedürftig, sind, nicht zu 
bergessen. Nachdem die Kammer so generös war, gegen den 
Willen des bayerischen Volkes einer fremden Königin, die noch 
nie erfahren hat, was Mangel und Hunger oder auch niur was 
Arbeit und Verdienst ist, 30,000 fl. jährlich zu schenten, wird sie 
egs wohl für geeignet erachten, die Lage der „vielgeprüften, mit 
hiel Verantwortung belasteten und von noch mehr Noth und Elend 
deimgesuchten Postboten sich auch zu Herzen nehmen und ih— 
nen, den unentbehrlichen und nützlichen, fleißigen Landeslindern — 
ine Bezahlung für ihre Dienstleistungen zukommen zu lassen, welche 
venigstens hinreichend ist, daß sie sich satt essen. 
Maunz, 28. April. In der heutigen Generalversammlung 
der Taunusbahn wurde die Dividende pro 1867 auf 18 fl. per 
Actie festgesetzt. Die Generalversammlung genehmigte sodann sämmt⸗ 
iche Anträge des Verwaltungsraths und wählte alle austretenden 
Borstandsmitglieder wieder. 0 
Berlin I9. April. Abg. Schulze-Delitzsch wird morgen 
der übermorgen seinen Antrag 5 Erlaß eines Genossenschafts- 
zesetzes für den Norddeutschen Bund. nachdem derselbe von der 
Fortschrittspartei gebilligt worden ist, beim Reichstage einbrin⸗ 
zen. Dem Autrage! liegt ein vollständiger. Gesetzentwurf bei, 
der sich nur in wenigen Punkten von dem preußischen Geseß 
anterscheidet, in diesen aber wesentliche. Verbesserungen bringi. 
Viele Mitglieder der nationalliberalen Fraction haben den An—⸗ 
rag mitunterzeichnet und auch die Freiconservativen sind ihm 
zünstig, so daß er vielleicht schon in dieser Session ein Nut 
jaben wird. ”, 
Berlin, 22.April. DieProbinzial⸗Correspoude nz 
chreibt: Der Konig eröffnet Montag das Zollparlament mit einer 
»er hohen Bedeutung dieser Versammlung entsprechenden Feier⸗ 
ichkeit. Norddeutschland trägt den Süddeutschen die aufrichtigsten 
Wuünsche für wahrhaft einige gedeihliche Wirksamkeit entgegen. Es 
st auzunehmen, daß Simson Präsident, ein hervorragender Ver⸗ 
xreter Sülddeutschlands erster, ein Norddeutscher zweiter Vicebrä⸗ 
ãdent wird. 3 L. * 1 *97 z37 —— 77 
6s bestätigi sich daß Preußen vorgeslern im bekreffenden 
Ausschußt des norddeutschen Bundesrathes die jüddeutschen Anträge 
degen vertragsmäßiger Ausdehnung der Freizügigkeit bestandet hat, 
veil ohne eine gemeinsame Executive und ein gemeinsames legis- 
atotischetß Organ die Herstellung derselben praklisch unausführbar 
ei.Die Majsorität des Ausschuüsseß war für Abschluß der Ver— 
raͤge in irgend einer Fgrm. 9 WW 
Berlin, 28. April. Wolff's Bureau erfährt zuverlaffigst, daß 
emnächst Armeebeurlaubungen eintreten, welche, wie hehauptet wird. 
trch vorherige Verhandlungen mit Oesterreich motivirt sind. Die 
Ingabe, daß mit Frankreich wegen eines gleichartigen Schrittes ver⸗ 
andelt worden, entbehren der thatsächlichen Begruͤndung. Gleich— 
eitig wird aus Kiel telegraphirt, daß in diesem Sommer keine 
roßen Flottenmanödver stattfinden. (Auf das Gerücht hin, daß 
wischen Preußen, Oesterreich und Frankreich eine allgemeine Be⸗ 
urlaubung verabredet sei/ war die Berliner Börse sehr fest) 
Wien, 19. AprilDer alte Kaiser Ferdinand J.vollendet 
jeute sein 75stes Lebensjahr. Der Familienrath bewog ihn, weil 
er sich während des Revolutibnssturmes „zu nachgiebig“ erwiesen, 
um Verzicht auf die Krone, und sein Neffe Franz Jofebh 1. be— 
tieg am Z. December 1848 den Thron. Seitdem weilt der ab⸗ 
jedankte Kaiser!odhne Jemals nach Wien ju kommen, im Schlosse 
dradschin zu Vrag.s Man erzählt von ihm, er habe u. N. in' 
Zezug auf seinen Neffen geäußert:“ Die VTombardei verlieren, 
Zenetien verlieren, das hält' ich“ auch gekonnt!“:“ Dagegen wat 
»er Erzherzog Max sein Liebling, und Haiser Ferdinand soll dfter 
»ie Schulden desselben getilgt haben z dasschreckliche ¶ Ende des 
faisers von. Mexics erschütterte das Gemlith des allen Herrn 
auf's Tiefsfte. 
Wien 22 Abril. Bie „Ostert. Corr.? meldet folgende 
zeränderungen in vden diplomasischen Vertretungen Oesterreichs? 
Zum Gesandten in Madrid wurde Graf Karaickt, in Stocholm 
Graf Muͤllinen, zum interinüstischen Geschaftsnager an Sielle des 
urrückttetenden Grafen Revertera in Petersburg der. Botschafts⸗ 
cath Petsera, zum Geschaftsträger in Darmstadt Baron Bruck be⸗ 
timmt. Graf Hohos kommt alt Botschaftsrath nach Paris, Ba⸗ 
on Wolterskirchen als Legatlonsrath nach Konstantinopel. Legations⸗ 
ecretãr Fürst Yenburg und Graf Wolkenstein gehen nach Stuttgart 
ind xesp Londn. 5 
Waen 22. Aprit In der Berathung des Clubs der Lin⸗ 
ien waren die Minister Brestel und Berger anwesend. Die Mehw⸗ 
ahl der Redner sprach sich für die Bedeckung des Deficits durch 
ie Besteuerung der bemittelten Classen aus, SDr., Brestel erklärte 
eine Geneigtheit zu allen wünschenswerthen Modificationen, aus- 
chließlich Staatsbankrott. Berger gab zu verstehen, daß das Mi⸗ 
aisterium seine Entlassung fordern würde, falls die Majorität den 
Bankrott wollte. * . 28*⸗ 
Wien 22. April. Die Neue fr. Pr.“ meldet, der Ba⸗ 
ron von Meysenbug werde in seiner außerordentlichen Mission 
n Angelegenheiten des Concordats nicht vor der kaiserlichen 
Sanetlon der confessionellen Gesetze nach Rom gehen.“ 42. Das⸗ 
elbe Blait berichtet, daß in Regierungskreisen die Ueberzengung 
rusgesprochen werde, die Wehrfrage werde ihre Lösung im Sinne 
ver Aufrechthallung der Heereseinheit finden. — Heute findet die 
Interzeichnung des österreichisch- englischen Handelsvertrages statt. 
Bie der „Wanderer“ vernimmt, soll der russische Gesandte am 
riesigen Hofe, Graf Stackelberg, den Baron v. Budberg in Paris 
rsetzen und wurde hier den Grafen Orloff oder den Baron v. 
Kenorring zum Rachfolger erhalten. — Dasselbe Blatt weist auf 
die Befürchtungen vor einem Haudstreich der grichischen Actions- 
vartei im turkischen Archipel hin und erklärt daraus das dortige 
dreuzen eines französischen und türkischen Geschwaders. 5 
Wien 23. April.! Der Club der Linken beschäftigte sich 
n seiner gestrigen Sitzung mit den Finanzvorlagen.“ Der Abg. 
Sturm beantragte eine aus vier Punkten bestehende Resolution: 
das Deficit im Staatshaushalt muß durch außerordentliche 
Mittel bedeckt werden;⸗ 2) als unannehmbare Mittel sind zu be— 
eichnen: a. Aufnahme bleibender Anlehen, b. Vermehrung der 
Staatsnoten, o. höhere Belastung der Staatsgläubiger, als durch 
die Summe des von Ungarn nicht übernommenen Beitrages zu 
den Stagtsschulden gerechtfertigt ist; 3) die ministeriellen Finanz⸗ 
oorlagen werden, vorbehaltlich eventueller Verbesserungen, als 
Basis zur Widerherstellung der Ordnung im Staatshaushalt er⸗ 
lärt; H, im Falle einzelne Bestimmungen, der Vorlagen abge— 
ehut werden sollten, seien possitive Veschlüsse zur“ Loͤsung der 
finanzfrage nach obigen Grundsätzen dem Reihsraäth vorzu- 
egen. — Nach sehr lebhafter Debatte wurde Punkt 1) und von 
zunkt 2) die Absätze a. und b. angenommen. In der nächsten 
lubsitzung wird die Berathung über diesen Gegenstand fortge— 
etzt werden.