Raum mit einem brennenden Lichte betreten wurde; es habe sich
dann sofort das Petroleum entzündet uud auf diese Weise sei das
Unglüuck geschehen. V
Breslhau, 8. Mai. Heute Morgen um 9 Uhr stürzte
plözlich der im Bau begriffene Thurm der beinahe vollendeten
aeuen Michaelskirche zusammen, so daß nur noch die Hälfte des⸗
jelben stehen blieb. Es ist noch nicht festzustellen, wie viel Men—⸗
schenleben dabei zu beklagen sind. J
7 Große Feuersbrunst.) Gestern Mittags, schreibt man aus
Wischau (Mähren) 58. Mai wůhrend die Bewohner bei der Kapelle
St. Florians (des Schutzheiligen gegen Feuersgefahr) ihre An—
dacht verrichteten, brach in Drissitz eine Feuersbrunst aus, die so
heftig um sich griff, daß in kaum zwei Stunden 62 Wohn⸗ und
sehr viele Wirthschaftsgebaude ein Raub der Flammen wurden.
Fin blödsinniger vierzigiähriger Mann wurde nach der Löschung
des Brandes verkohlt aufgefunden.
Aus Saint⸗Pasr (Frankreich) schreibt man dem Moniteur,
daß seit dem ersten Mai die Maikäfer in ungeheurer Meunge sich
‚eigen. Der Bürgermeister des genannten Orts ließ an einem
etwa 25jährigen Kirschbaum die Maiköfer sammeln und erhielt
16 Pfund dieser Thiere. Da etwa 520 Käfer ein Pfund wiegen,
so kann man die Menge derselben leicht berechnen. In den drei
ersten Tagen des Mai wurden in der Gemeinde Saint-Paer über
1200 Pfund Maikäfer gesammelt.
7 Ueber das Uaglück, welches das Glarner Dorf Bilten be—
troffen, schreibt ein Augenzeuge: Die Verwüstung ist eine entsetz—
liche. Die Kirche mit dem Friedhofe allein konnte durch Abzugs-
kanäle gerettet werden, sonst sind alle häufer von dem Schlamm⸗
und Steinstrome berührt. Drei bis vier Fuß dicke Garteninauern
drückte die Wucht des Geschiebes wie Pappwande ein; der
ganze Häusercomplex Oberbilten, die Kirche in der Mitte, beher⸗
berbergt kein lebendiges Wesen mehr; der Schaden beläuft sich
zuf mehrere Hunderttausende. Fünfzehn Häuser sind vollständig
mit Schlamm zugedeckt, und von sieben Häusergewerben sind vier
dermaßen verwüstet, daß sie niemals wiederherzustellen sind. Eine
Wand des Maschinenhauses der Zwirnerei Zwicky, welche zunächst
dem Berge steht, wurde eingedrückt und die Maschine zerstört,
was auch mit dem Waisenhause der Fall, so daß die Waisen⸗
kinder anderswo untergebracht werden mußten. Das Fatale bei
dem Unglücke ist indeß, daß noch fortwährend Gefahr droht, denn
da in einer Hoͤhe von 1000 bis 2000 Fuß einige Felsen unter⸗
waschen find, so ist bei anhaltendem Regenwetter zu gewärtigen,
daß neue Erdmassen nachrutschen.
Bern. Hier steht ein Giftmordsproceß à la Chorinski in
Aussicht. Der 48jährige Jakob Moser von Bilgen, als Knecht
in Worb im Dienst, besuchte sein in Rychigen wohnende, an
Bliedersucht leidende Frau Susanna, geborne Bichsel (52 Jahre
alt). Moser brachte einen Halbschoppen Wein mit, in den er
Zucker und ein weißes Pülverchen rührte; er gab diesen Wein
seiner Frau zu trinken, indem er sagte, sie werde darauf gut
schlafen. Nachher kehrte Moser noch Worb zurück, und bald da—
rauf mußte sich seine Frau erbrechen. Dieses Erbrechen hielt die
ganze Nacht an, dazu empfand die Frau große Beängstigung und
Schmerzen. Am Morgen war sie eine Leiche. Die Untersuchung
wurde angeftellt, das ärztliche Befinden constatirt den Tod durch
Vergiftung. Den Moser hat man sofort in Haft gesetzt: er leug⸗
net aber seine Schuld.
F Die italienische Barke „Elvira Granelli‘? von Buenos
Ayres nach Valparaiso, mit der schiffbrüchischen Mannschaft der
zritischen Bark „Wallsea“ an Bord strandete bei Point Tubo.
Von 39 an Bord Befindlichen kamen 38 in den Wellen um.
f In Cork haben sich, wie der dortige „Examiner“ meldet,
am 23. April nicht weniger als 1000 Auswanderer an Bord
weier Fahrzeuge nach Amerika eingeschifft. 4
F Dem „Osten“ schreibt man aus Konstantinopel: , Der
Sultan hat, was in der Geschichte der Khalifen bis jetzt noch
nicht vorgekommen ist, seinem Sohne Izzedin-Efendi einen euro—
päischen Christen, den französischen Oberst Nugues als Erzieher
an die Seite gegeben. Der Oberst, welcher dem Sultan vom
Kaiser Napoleon empfohlen wurde, ist bereits hier eingetroffen
und hat die Erziehung seines Zöglings übernommen.
In Mostagnem (Algier) hat man vom 9. - 23. April 66
fodte Bettler auf der Straße gefunden, und sind in Mascara und
Weichbild vom 1. bis 15 April noch immer 287 Personen des
Hungertodes gestorben. Die Zahl der vom 1. October bis
zum 15. April in dieser Stadt verhungerten Personen be—
trägt 2540.
Der Ausschuß des Lutherdenkmal:-Vereins
veröffentlicht folgendes Vrezanm zur Feier der
Enthüllung des 8 Denkmals in Worms am
20. 25. und 26. Auni 1868
. Vorfeier, Mittwoch 24. Juni.
1) Empfang der mit den verschiedenen Bahnzügen im Laufe
des Tages eintreffenden Festgäste. 2) Nachmitiags um 5 Uhr
kirchliche Vorfeier durch Gottesdienst in der Dreifaltigkeitskirche,
ebendaselbst Begrüßung der Festgäste vor der Predigt. 9) Von
7 Uhr an gesellige Vereinigung in der Festhalle. 4) Abends nach
3 Uhr Einläuten des Hauptfesttages mit allen Glocken; Chotal⸗
»om Thurme.
II. Feier des Hauptfesttages, Donnerstag, den
2585. Juui.
1) Morgens früh halb 6 Uhr Festgeläute mit allen Glocken,
Thoral vom Thurme. 2) Morgens halb 9. Uhr Versammlung
in und vor der Magnuskirche auf dem Fruchtmarkt zur Bildung
des Festzuges. Um 9 Uhr Geläute mit allen Glocken während
des Zuges nach der Dreifaltigkeitslirche; Beginn des Festgottes⸗
dienstes. Nach dem Gottesdienste ist Pause von Ra Stunden.
3) Um halb 12 Uhr Versammlung der Festgenossen auf dem
Markt zur Bildung des Festzuges in der früheren Ordnung. Be—
zinn des Zuges nach dem Fesiplatze unter Glockengeläute. Nach
Ankunft des Festzuges auf dem Denkmalsplatze beginnt 4) Die
Enthüllungsfeier:
a. Männergesang mit Begleitung von Blase⸗Instrumenten.
b. Festrede mit dem Enthüllungsacte, worauf die ganze
Versammlung unter Begleitung von Blas⸗Instrumenten
das Lied' „Ein' feste Burg ist unser Wott“ u. s. w.
—— anstimmt. 5
C. Nach dem Gesang Weihrede und Uebergabe des Denkmals
an die Stadt Wormsßs. 2 atr
d. Hierauf allgemeiner Gesang.
III. Nachfeier, Freitag, den 26. Juni.
1) Morgens früh halb 6 Uhr Festgeläute und Choral vom
thurme. 2) Morgens halb 8 Uhr Schluß-Festgottesdienst, bei
zünstiger Wittcrung auf dem Festplatze im Angesichte des Monu⸗
nents. Am Schlusse desselben Vertheilung einer Abbildung des
Denkmals an die Schuljugend. — Schlußgesang. 3) Nachmit—⸗
ags 4 Uhr Aufführung des Oratoriums „Paulus“ in der Drei⸗
alt igleitslirche. 4) Nach dem Oratorium gesellige Vereinigung
in der Festhalle und anderen Lokalen der Stadi. .
Landwirthschaftliches. ue
Stand der Früchte. Auf Grund der letzten Nach—⸗
richten der gut unterrichteten Tages- und Fachblätter und theils
iuch auf Grund brieflich eingegangener Nachrichten, erstatten wir
iber den Stand der Früchte den folgenden summarischen Bericht.
-Zchon Anfang April liefen aus dem südlichen Frankreich beun—⸗
uhigende Mittheilungen über den Stand der Winterfrüchte ein.
Ddamals hat mau sich nicht veranlaßt gesehen, der Sache einen
erheblichen Werth beizulegen, man hat die Klagen für übertrieben
ruchtet. Allein jetzt ist es zur vollen Gewißheit geworden, daß
Zorn und Weizen im letzten Winter sehr stark gelitten haben und
daß es wunderbar zugehen müßte, wenn sich diese Früchte noch
in der Art erholten, daß sie einen halben Ertrag lieferten. Aus
den übrigen Gegenden Frankreichs lauten die Berichte im Ganzen
zünstig, selbst aus Lothringen, wo auf den Gauländereien so leicht
der Fall vorkommt, daß die Winterfrüchte auf dem schweren Bo—
den Noth leiden.
Aus Belgien wird allgemein günftig berichtet, insbesondere
auch, was den Raps betrifft, dessen Stand als sehr vortrefflich
zezeichnet wird. Nur in der letzten Woche sollen die Niederungs-
ändereien in Folge des Hochwassers gefährdet gewesen sein. Die
Frühjahrsbestellungen haben, wie fast allerwärts unter dem Ein⸗
lusse einer vortrefflichen Witterung, einen günstigen Verlauf ge—
rommen.
Aus England wird ebenfalls im Ganzen gut berichtet, doch
vird nicht verhehlt, daß in den Hochlandsgegenden der Weizen einen
ünnen Stand angenommen habe und daß auch die Frühjahrs-
jestockung eine schwache sei, weil die wärmere Witkerung zu lange
auf sich warten ließ; in Folge dessen haben denn auch die Früh—
ahrsbestellungen eine Verspätung erfahren.
In Süddeutschland, insbesondere in der Pfalz, Rheinhessen,
»em badischen Unterlande und auch in Franken berichtet man über
den Stand der Früchte gut. Der Raps steht in vollster Blüthe;
er zeigt eine starke Verzweigung; man gibt sich der Hoffnung hin,
daß er von störenden Insecten dieses Mal verschont bleiben würde.
Die andauernd nasse und rauhe Frühjahrswitterung ist Veranlas⸗
ung gewesen, daß die Frühjahrssaaten, insbesondere in den Hoch⸗
andsgegenden erst spät zur Bestellung gelangien und daher jeht
in ihrem Wachsthume zurück sind. Nur die Gerste konnte ziem—
lich früh zur Aussaat kommen und hat sich bis jeßt auch recht
qut entwichelt. Die Obstbäume gelangten verhältnißmäßig spät zu
Treiben und stehen jetzt erst fast allgemein in der Blüibe