Full text: St. Ingberter Anzeiger

liche Dinge möglich sind, beweist folgender Scandal, dessen Schau- Nachlasse der Ermordeten gefunden wurden, soll hervorgehen, daß 
gatz eines der ernsten aristokratischen Palais der Haupistadt und er ihr wegen ihrer Untreu— Vorwürfe gemacht und wiederholt mit 
des Landes ist. Eine reizende verheirathete junge Dame, Schwie dem Tode gedroht hatte. Am:s5. d. M. nun hatte er sie zu einer 
gertochter in diesem Hause, seit füns Jahren verheirathet, Mutter Znsammenkunft eingeladen, bei welchec sie sich auch einfand. Sie 
bon zwei reizenden Mädchen, ist vorigen Freitag Nachmittag 5 besuchten miteinander mehrere Gaste und Kaffeechäuser, wo sie 
Uhr mit einem Baron, der nicht ihr Mann ist — der Gatte ist Wein und Punsch tranken, und entfernten sich kurz vor 12 Uhr 
Braf — in einen zweispännigen Miethwagen gestiegen (Notabene Nachts aus dem Kaffehaufe; ohne duß an ihrem Benehmen et⸗ 
während der Herr Gemahl und die ganze Dienerschaft zu Haust vas Auffälliges bemertt worden wäre, Obwohl die Halswunde 
waren!) und in die weite Welt hinausgefahren. Auf dem pracht- des Officiers eine lebensgefährliche ist, hah man doch Aussicht ihn 
vollen Schreibtisch der reizenden Dame fand der bestürzte — am Leben zu erhalton. Bei dem Verhoͤre. das im Spitale mit 
oielleicht auch nur überraschte Gatte folgendes klassische „mot“ hm vorgenommen wurde, stellte ex, im Wiederspruche mit seiner 
das ich vollkommen verbürge: „Zwei Jahre liebt' ich Dich, drei xsten, am Thatorte abgegebenen Aussage, in Abrede, daß er des 
gahre war ich Dir untreu“ — — keine Silbe mehr, keine we— Mädchen ermordet habe, vielmehr behauptete er, daß nach gegen⸗ 
niger! Der verlassene Gatte reiste gestern zu seinem Bruder nach eitigem Uebereinlommen das Mädchen sich selbst entleibt habe. 
Meran, die alte Gräfin, die Schwiegermutter der Entflohenen, (Ecträgnisse des Zosloereins. Aus der provisoxischen Ab⸗ 
reiste nach Berlin, wo ihr Gemahl z. Z, eine hohe Vertrauens, echnung über die gemeinschaftliche n Einnahmen an un ne, 
stesle belleidet. Soviel datf ich für heute noch verrathen, daf angszollen nebst den anderen dahin gehdeenden Furagen für die 
die Entslohene eiue geb. Graͤfin p. Holn stein aus Wien ist und geit vomn I. Jannar bis inschließlich 11. Rob, 1867 nthe hmeß 
daß übrigens hei genauerem Zusehen vielleicht auch ohne Brillen dir daß der Gesammtbekrag der demeinschafttichen Bruttoeinnttne 
zu entdeden sein wird, daß die schone Dame ihren Enischlutß nich e Summe von 26si 710 Thalern. die Kosten der zolechet 
ohne jeden Schein ines inneren Anlasses gefaßgt haben dürfte ing und des Zollschuhes an den Außengrenzen unnd die sonstigen 
Sie konnen fich denken, welches Aufsehen der Fall hier macht — suzgaben die Summe von 3.664 360 Thlr. entziffern. 
jerade, weil er in dieser Famikie fich ereignete. f Paris, 8. Mai. Gestern ereignete sich in der Rue La— 
Reunkirchen, 12. Mai. In der Nacht vom 10. au nartine ein großer Unglücksfall Ein Gerüft, das in einem Hofe 
»en 11. dieses Monats zwischen 4 und, 5 Uhr wurden die Ber ingebracht war, ftürzte zusammen, Sieben Ardeitee verunglück⸗ 
wohner Reunkirchens durch eine hestige Erplofion erschrecht. Die en, zwei blieben todt, drei zerbrachen Arme nid Brine a 
elbe wurde, wie man vermuthet, verursacht durch das Eintreten vurden leicht verlegte * 
oon Hochofengehen in den Windregulator äuf der den Gebrüder p In den: Fifenwerken von Domlais Walet), welthe 
Slumm gehörenden, Hochofen⸗ Anlage „Oberschmelz.“ Trotzdem 10.000 Mann beschäftigen, vrrweigerte letzten Sonntag ein Theit 
aiese Anlage beinahe eine halbe Stunde von Neunkirchen entfernt r Arbener wegen Lohnherabsetzung von 20 Proc. die Oefen zu 
ist, spürte man in fast sämmtlichen Häusern Neunkirchens eine sehr deizen, der Ditctor hat sammtche Warte sofotesahssee 
h deizen; hat s ch sofort geschlossen. 
merkliche Erschütterung. Glücklicherweise wurde keiner der Arbeiter —â— 37 * 
im Geringsten verletzt, da nur der Kopf des aufrechtstehenden Mai fZu rinn „r. 8 . is wb der Nacht des 4. 
essels in die Höhe geschleudert wurde. Die Lufterschütterung 8 eden pinm und Gewebefabrik niedergebrannt: Ver- 
war so heftig, daß an den, in der Näht der Anlage sich benu er ð J 
findlichen Arbeiterwohnungen fast sämmtliche Fenster zertrüm— F New⸗York. Wieder eine neue Art Betru ges haben die 
mert wurden. erfindungsreichen Amerikaner entdeckt. Das Recept dazu ist sehr 
5333 Mai!: Monfa t hoörte man bei Caßel einfach, Man nimmt einen zehnjährigen Jungen und richtet ihn 
S e e eee w Als eine Patrouille im Schwimmen so ab, daß er gewiß nie ersaufen, aber äußerst 
, 3 —— Zen ihnlich einen Ertrinkenden nachahmen kann. Hat er das nöthige 
nach der Stelle eilte, erfuhr sie, daß dieselben zur Abwehr gegen * in * * n 
einen Bären gerichtet waren. Und siehe, mehrere Bärenführer la- Tramen bestan en, so läß man ihn allein auf einer indianischen 
in einem“ Graͤben und schliefen datg herruch, indeß in Bar Hirogue, das gefährlichste Fahrzeng, das man kennt, sich schaukeln, 
id siß auf d Weon Vernane Bar natürlich nur an einer Stelle des Flusses, wo viele Menschen 
und —— wurden sofort arretirt und verbrachten nun die 'Orühergehen, etwa einer Brücke oder einem vielbelebten Ufer. 
Nacht inschaftlich in einem sehr beschrünkten Raum im Castel. blötztich tippt der Kahn üm, dann schreit der Meister, der na— 
Nacht gemein n T * ürlich allen andern unbemerkt dem Gehilfen den Wink gegeben, 
Ferdingnd Freiligrath ist von London no nit einer Stentorstimme: Rettet ihn! reitet ihn! Einige? mit— 
Lorch am Rhein abgereist. woselbst er laͤngeren Aufenthalt zu eidigen Seelen finden sich immer unter der sofort hinzulaufenden 
aehmen gedenkt. Sie, Menge, und da wenige den Entschluß fassen, in's Wasser zu 
fBreslau, 8. Mai. Bei dem (bereits gemeldeten) Ein⸗ pringen, so ruft wohl ein reicher Mann, der darunter ist: Ich 
turz des Thurmes der Micaelislirche ist nach zuverlässigen Er- ebe o und so viel für den der das arme Kind rettet! Sofort 
mittelungen Niemand beschaädigt worden. Der übrige Theil der pringt der Chefedes Geschäftes selber in's Wasser und rettet 
cirche ist unversehrt geblieben. Man veranschlagt den Schaden inen, schon nehrere Mal vor den Augen des Publifumns mit 
uuf etwa 50,000 Reichsthaler. Auch der Einsturz des zweiten ẽntsezen in den Zügen, versunkenen Lehrling. Jubel der Menge 
Thurmes wird befürchtet. empfängt den edelmuͤthigen Retter, der die redlich verdiente Präme 
Aus Hietziug meldet der Hann. C., daß König Georgen Empfang nimmt, während eine andere hilfreiche Seele auch 
mit Herausgabe seiner musikalischen Compositionen beschäftigt sei. ür den armen Knaben eine Collecte macht, die gewöhnlich reich⸗ 
Die Mehrzahl derselben besteht in Liedercompositionen. ch ausfällt. Auf diese Weise haben die Schurken in manchen 
f Prag. MWord und versuchter Selbstmord.) Am 6. ds. Fäͤllen bis 200 Vollars verdieni, natärlich außerordentlich redlich 
Mts. kurz nach Mitternacht bemerkte ein Nachtwächter in der und mit Aufopferung. Kommt es nun vor, daß ein wirklich ehr⸗ 
Fleischhauergasse einen Officier mit einem elegant gekleideten Mäd⸗ icher Mann ohne cgehrnen sich in das Wasser stürzt und dem 
hen im eifrigen Gespräche begriffen stehen. Kaum hatte sich je- Meister das Geschäft berdirbt, so hat dieser doch keinen verlore⸗ 
— — Gelegenheit, wãh⸗ 
zier dem Mädchen mit einem Rassirmesser den Hals durchschnitt, end alle Leute athemlos vor Erwartung nach dem Wasser ihre 
und zwar so, daß der Kopf nur noch an den Halsbändern am Iufmerksamkeit richten, sich der abgelegten Sachen des Retters zu 
Rumpfe hing, und die Unglückliche sofort, ohne einen Laut von demächitgen und damit still durchzugehen· In einer und der⸗ 
sich zu geben, starb. Der Officier ließ die Leiche zu Boden elben Stadt kann man diese „Arbeit „wie die Kunstreiter sagen, 
gleiten, setzte sich auf den Streifstein vor dem erwähnten Hause aller dings nicht zu oft produciren, deshalb führten die Künstler 
und versuchte nun sich selbst die Kehle zu durchschneiden. Dies iin Reiseleben. — Neulich aber ist ihnen ihre Arbeit schlecht be⸗ 
gelang ihm indeß nur theilweise, so daß er von dem zurückehren. 'ommen, denn ein reicher Mann, der Anlaß hatte, sich zufällig 
den Wächter noch lebend angetroffen“ und an der vollständigen in einem andern als seinem Wohnorte aufzuhalten, erlebte in die—⸗ 
Ausführung seines seibstmörderischen Vorhabens gehindert wurde. em dieselbe Scene, welche er bei sich zu Hause erlebt hatte und 
Der Officier, welcher bei vollem Bewußtsein war, jedoch in Folge »amals die Prämie selbst gegeben, auch war es derselbe am An⸗ 
der Wunde, die er sich beigebracht, nur schwer zu sprechen vermochte, krich kenntliche Kahn und derselbe Knabe. Nichtsdestoweniger 
bekannte sich gegenüber der erschienenen polizeilichen Commission rief er einen Preis von 100 Dollars aus. Was er vorausge⸗ 
als“ der Mörder des Mädchens und gab als Ursache der That die ehen, geschah; er aber rief unverzüglich einen Constabler herbei 
Untreue der Ermordeten an, die seine Geliebte war. Der Offi-— md sagte demselben etwas in's Ohr. Inzwischen war der edel⸗ 
rier, Namens Idhann Terlezki de Zaniewicz, Lieutenant im Inf. nüthige Retter an's Land gekommen, empfing aher anstatt des 
Regim. Nr. 77, wurde in das Garnisonsspital, die Leiche der Zreises nur einen kräftigen Händedruch von dem Constabler, der 
Ermordeten aber (sie war eine 25 Jahre alte Näherin, Namen? hn in Begleitung von einigen Gollegen nach einem Orte führte, 
Barbara Ulrich aus Troppau) wurde in das pathol.⸗anat. Insti- wo er nicht in Gefohr war, sein edles Leben für einen Andern 
cut übertragen. Aus den Briefen des Officiers, welche in denm““ in die Schanze zu ichlagen: ⸗ VNVor dem Mitenoie ee