Berträge von Prag steht. Alle aufrichtigen Anhänger des Friedens,
alle wahr haft politischen Geister müssen also diese Rede billigen.
Nußland. J
Die Einwohner von Sibirien haben den Kaiser von Ruß
land um eine Eisenbahn gebeten. „Ziehe uns, die wir entfern;
sind, an dein Herz und gieb uns eine Eisenbahn,“ so sagen sie
dafür wollen sie aber auch aus ihren Eisgefilden, die „heißesten
Gebete für den Kaiser gen Himmel senden.
Amerika.
Rachrichten aus Westindien melden von neuen Erdbeben aus
St. Thomas, die jedoch nur schwach waren und keinen wesentlichen
Schaden anrichteten. Auch auf der See in jenen Gegenden wur⸗
den vulcanische Phänomene bemerkt. So berichtet Capitän Burns
oon der Bark „Lydia,“ daß er am 18. Februar Abends 8 Uhr
ʒstlich von St. Vincent einen starken Schwefeldunst bemerkt habe,
und zwei Stunden darauf die ganze See, soweit das Auge reichte,
trahlend leuchtete, welches Leuchten gegen Mitternacht aufhörte.
Eine Stunde darauf empfand man an Bord einen heftigen Stoß,
als ob das Schiff auf einen Felsen aufgefahren wäre. Dies war
30 Meilen ostwärts von St. Vincent. Am 21., als man sich
10 Meilen von Barbadoes befand, erschien wiederum das Leuch⸗
ten des Meeres und hielt zwei Stunden an.
Die Rede Völks im deutschen Zollparlament
am 18. Mai. J
Wir können es uns nicht versagen die geist- und Gemüths
volle Rede Völks, die durch ihre echt deuische, patriotische und
dersöhnende Färbung auf allen Seiten des Hauses den reichsten
Beifall fand, unsern Lesern in ausführlicher Fassung mitzutheilen
Völk sagt —
Ich muß wie der Vorredner (der Ultramontane Bissing aus
Baden) — mit etwas mehr Bescheidenheit als er — auch mit
den Worten beginnen: „Wir Süddeutschen.“ Wer sind: „Wir
Süddeutschen?“ Das allein ist es gewesen, daß ich es immer
eit mehreren Tagen stumm und still mit anhören mußte, daß
inter dem Namen „Wir Süddeutschen“ Reden gehalten worden
ind, mit denen nicht alle Süddeuischen einverstanden waren, und
umer dem Namen „Wir Süddeutschen“ Gefühle ausgedrückt worden
sind, bezüglich deren ich Ihnen sagen kann, daß sie vielen Süd⸗
»eutschen widerstreben. Wenn wir sagen „Wir Süddeutschen,“
o können wir nicht sagen, daß wir mit unseren Unschauungen ge⸗
rade von den aus Süddeutschland geschickten die Majorüät in
diesem Hause haben, aber eine statistische Berechnung köunte wohl
darüber angestellt werden, wie viel Stimmen diesseits und jenseits ab⸗
zegeben worden sind, und ich bin erbötig. den Nachweis zu führen
daß wir „Süddeutschen“ dann in der Mehrheit find. (Geifall.)
Es liegt mir außerordentlich fern, einen Streit zwischen den Süd-
deutschen heraufzubeschwören. Ich habe seit langer Zeit mich da⸗
zegen ausgesprochen, daß überhaupt eine Adresse verlangt oder
beantragt werde. Und das habe ich aus dem Grunde gethan,
damit wir Süddeutschen nicht, vor Ihnen gleichsam ein süddeut⸗
sches Tournier aufführen und uns vor Ihren Augen gegenseitig
jerfleischen, weil ich mir gedacht habe, das wäre nicht die würdige
Haltung, welche die Süddeutschen hier einnehmen follten. (Bei⸗
fall rechts.) Ich habe ferner mich deßhalb dagegen ausgesprochen,
daß man eine Adresse beantragen sollte, weil ich in Anerkennt⸗
diß des Ausfalles der Wahlen bemerkte: Sätze, welche meine
Freunde und ich in der Adresse gewünscht hätten, können wir nur
hineinbringen mit Zuhilferufung der norddeutschen Mehrheit, welche
uns gegenüber steht. Wir haben es aber nicht für angemessen
gehalten, mit ihrem Hinzutritt und mit Ihrer Hilfe die Süddeut⸗
schen, die in der Majorität sind, hinwider zu majorisiren. So
lam es und so hatte ich mich entschlossen, sobald ais möglich wie—
der nach Süddeutschland zu gehen und die Tribüne hier gar nichl
jn betreten. Allein die Dinge kommen manchmal anders, Aber
auch heute hätte ich mich an der Tebatte nicht betheiligt, wenn
uicht von den verschiedensten Seiten her mir gleichsam der Vor—
vurf gemacht worden wäre, daß gerade wir aus Bahern mit einer
zewissen Scheu einer Debatte in einem norddeutschen Parlamente
auswichen. Das thun wir nicht, allein wir wollten nur nicht
vwiederum den Kampf herborrufen, welcher jetzt doch durchgebrochen
st. Sehen Sie, so ist der Spruch des Dichters wahr: Wenn po⸗
litischer Stoff einmal in einer Versammlung angesammelt ist, so
bricht er durch. Sie mögen ihm die Thijr der Ädresse aufmachen
oder durch das Thürlein gehen, das der Bauberger'sche Antrag
etzt eröffnet hat. Man braucht gar nicht zu unterstellen, daß
Bamberger irgend wie eine hinterrückige Absicht gehabt habe, hier
ine politische Debatie hervorzurufen; sie kommt eben einfach, und
ie ist da, und daß es so getommen ist, ist nicht vom Uebel.
Hehen wir ja nicht davon aus, daß unsere deutschen Angelegen
jeiten besser werden, wenn wir fie nicht Mann gegen Maͤnn,
— — —
Auge gegen Auge, ein redlicher Mann dem anderen gegenüber
hesprechen. (Sehr richtig.) Die Dinge werden nicht schlechter dadurch,
ondern sie werden besser, wenn auch manchmal hier und dort ein
erhitztes Wort fällt. Erst, wenn gleichsam ein Theil der — Galle will
ich nicht sagen, aber ein Theil der unangenehmen Gefühle sich
Luft gemacht hat, welche gegenseitig getragen werden, reicht man
ich am Ende die Hand und hat sich verglichen. Sehen Sie,
wvas mir hier gerade mit einem der letzten vor mir auf der Tri—
»üne begegnet ist. Ich thue doch auch seit mehr als zwölf Jah⸗
ren im bayerischen Parlamente mit und habe natürlich von Hrnu.
Bagener schon viel gehört und gelesen. Ih muß Ihnen sagen
ils er die Tribüne betrat, glaubte ich, aus seiner Rede ebenfalls
inigen Stoff für die meinige zu erhalten, indem ich ihn vielle icht
elämpfen müßte. Jetzt schon habe ich die Genugthuung, zu erklären,
aß ich eine wohlthuende, mir äußerst merkwürde und neue Ueber
instimmung zwischen seinen und meinen Ansichten entdeckt habe.
Broße Heiterkeit.) Wenn redliche und ehrliche Männer sich zu⸗
ammen begegnen und wenn sie ernst über die deutsche Zulunft,
iber das, was uns Allen am Herzen liegt, redlich zu Rathe ge⸗
jen, dann werden vor einer derartigen Erwägung die größlen
Vorurtheile schwinden, und wenn die deutsche Ration jene Einig-
ing noch nicht erreicht hat, die sie haben muß, damit sie
zine glorreiche Zukunft haben kann, so ist das nicht auf Kosten
nnerer Widersprüche zu setzen, als vielmehr auf Kolten der Un⸗
enntniß der Verhältnisse (Justimmung), welche man im Norden,
owohl wie im Süden hat, auf Kosten der Vorurtheile, die
nan da und dort hat, und wenn eine solche Debatte nur Eini⸗
jes dazu beiträgt, decartige Vorurtheile zu zerstören, so hat sie
inen sicheren Baustein zum Dom der deutschen Einheit geliefert.
Beifall.) Seheun Sie, selbst die Süddeutschen jener Gattung,
velche hier gesprochen haben, haben nichts von jener Schaͤrfe, mi
velcher die Dinge im Süden an gesehen werden, hier herein getragen;
ja, es ist sogar vorgekommen, daß wegen der Milde der Auffassung
harte Vorwürfe droben an der Isar laut geworden sind. Meiter⸗
eit.) Ob sie vielleicht in Folge einer sanften und milden Rede,
velche Sie heute gehört haben, nicht auch am Nefenbach Stutt ·
jart) kummen werden, das weiß ich noch nicht ganz gewiß. (Hei⸗
erkeit.) So glaube ich. führt die gegenseitige Kenntniß guter
kigenschaften zu einander hin, und, ich darf es wiederholen: wenn
wei redliche Männer in Differenzen sind — und ich bin über—
zeugt, es gibt nicht edlere und redlichere Männer, als die sind,
die im Norden sowohl als auch im Süden des Mains an der
Jroßen Arbeit mitwirken, welche wir noch zu leisten haben —
venn solche redliche Maͤnner Differenzen haben, so ist es das
Beste, man stelle sie gegenüber und lasse fie sich einige ruhige oder
auch hitzige Stunden mit einander streiten. und wo Treue, wo
Redlichkeit, Einsicht Verstand und einige Aufopferungsfähigkeit ist,
neine Herren, werden sie nicht als Streiter. als Feinde. soadern
uls Freunde auseinander gehen. (Beifall.) Kommt das auch nicht
aus diesem Zollparlament heraus, so kommt es vielleicht ein an—
deres Mal, aber es kommt so sicher als etwas, denn es muß
ommen, weil darauf die Grundlage unserer Nation und deren
Zukunft nothwendig gebaut ist, daß wir Süddeutschen — Sie—
ntschuldigen, daß ich diesen Ausdruck gebrauche (Heiterkeit) —
uu warten hätten, bis man im Norden mit dem nordischen Staate
ertig sei, und daß uns dann erst der Eintritt gleichsam zugespro⸗
hen, oder gewährt werden könne, so bin ich in der Lage gerade
arin eine große Gefahr für die süddeutschen Staaten und deren
Zelbstständigkeit zu finden. Ich meinerseits — und es sind
nanche meiner politischen Freunde damit einverstanden — wir
dächten unser Interesse läge nicht darin, einem fest constituirien
Staate, gleichsam einem inkrustirten Staate uns anzuschließen, wie
er bis dahin geworden ist, sondern ich dächte, es waͤre vernünf⸗
iiger, wenn wir bei Zeiten die Stelle suchen würden, welche uns
die Gelegenheit und die Macht gäbe, selbst an dem Staate mit—
ubauen, um dann vielleicht doch auch manches Gelaß für unfere
eigene Bequemlichkeit dort anzubringen, welches die norddeutschen
Baumeister, wenn sie nur für sich handeln moöͤglicher Weise doch
dergessen könnten. (Bravo.) Ich glaube auch wenn von Seiten
zweier der Herren Redner in einem etwas bruͤsken Tone bemerkt
vorden ist, wir brauchen Euch nicht, wir warten schon bis Ihr
selbst kommt, so sag ich Ihnen, es wird allerdings richtig sein,
daß der Zeitpunkt kommt, in dem der deutschen Staal mit oder ohne
uns fertig werden muß; aber es wird nicht gut sein, weun man
chut, als ob das so vollständig gleichgiltig wäre, wie man hier
gethan hat. Ich glaube, es ist nur eine Art Schmollen, und darüber
ann man auch recht wohl hinwegkommen, denn wenn wir auch
uns nicht überschäzen. und wenn wir auch wissen, daß unsert
träfte nicht die Kräafte des ganzen Nordens sind, so sind wir
doch der Ueberzeugung — wenn ich vorläufig don Oesterreich ab
ehen will — daß eine gewisse Ergänzung norddeutschen Staats⸗
vesens und norddeutschen Gefühlswefens durch Süddeutschland
Ihnen auch von einigem Vortheil sein könnte. CLebhafter Beifall