Full text: St. Ingberter Anzeiger

2 schwer derwundete: Personen liegen und wurden von dort nach 
Heideiberg gebracht,“ 2 andere kamen ins Mannheimer Spital; 
aͤne Anzahl leichter Verwundeter befand sich an demselben Tage 
noch im dortigen Bahnhofe. 
fSpeyer, J. Juni, Einige junge Gefellen machten 
gestern eine Nachenpartie auf dem Rhein und wollten beim Heim 
fahren durch die Schiffbrüde.“ Der Strom erfaßte den Nachen, 
warf ihn um und die Insassen stürzten ins Wasser. Alle wurden 
gerettet bis auf einen der seinen Tod in den Wellen fano. 
fBäcker Sauter in Würzburg, in dem vielbesprochenen Brod⸗ 
vergiftungsproceß zu sechsmonatlicher Gefängnißstrafe verurtheilt, 
ist vom Apellationsgerichte freigesprochen worden. 
Mannheim 1. Juni. Am verflossenen Samstag 
Abends nach 10 Uhr ist dahier in einem zum großh. Hauptzoll- 
amt gehörigen, letzterem gegenüber gelegenen Lagerhause, dessen 
Inhalt zum größten Theile aus Baumwolle destand, Feuer“ aus⸗ 
gebrochen, welches nach kurzer Zeit, begünstigt durch die außer⸗ 
ordentliche Trockenheit der letzten Wochen,“ einen so ungeheueren 
Umfang annahm, daß dasselbe unnennbaren Schaden antichtete. 
Das Feuer ergriff hald ein hinter dem erwähnten Lagerhaus⸗ 
stehendes Magazin in dem sich Oele und andere Fettstoffe befan⸗ 
den, und kurz darauf geriethen noch ein weiteres Lagerhaus des 
Zollärars und das Magazin des Handlungshauses Paul Eichner 
in Brand, welche sämmtlich sammt Inhalf vollständig vernichtel 
wurden. Beim Brande des Eichner'schen Magazins sind unter 
Anderem 4000 Centner Blättertabak. große Partieen Blauhol; 
und amerikanisches Harz zn Grunde gegangen, und wirb der 
Schaden an Waare und Gebäulichkeiten auf circa eine Million 
Bulden geschätzt. Den vereinten Bemühungen der hiesigen und 
auswärtigen Feuerwehren (aus der Pfalz war die Feuerwehr von 
Ludwigshafen, die Spritze des Ludwigshafener Bahnhofes und die 
des bayerischen Hauptzollamts, sowie die Feuerwehr von Munden⸗ 
heim auf der Brandstätte) gelang es, das Eichner'sche Wohnhaus, 
welches auch schon vom Feuer ergriffen war, so weit zu retten, 
so daß nur ein kleiner Theil des Dachstuhles niedergebrannt ist, 
sowie die umliegenden Wohngebäude unversehrt zu erhalten. 
Wegen der vielen brennbaren Stoffe war es unmöglich, an voll⸗ 
standiges Löschen der niedergebrannten Magazinsräume zu denken, 
so daß gestern Abend und im Laufe des heutigen Tages nach 
Wegräumung eines Theiles des Schuttes durch den entfstandenen 
Luftzug das Feuer neue Nahrung gewann und alle Vorsicht ge⸗ 
doten ist, damit dasselbe snicht weiteren Schaden anrichtet. Leider 
jiind mehrere Personen, u. A. ein Feuerwehrmaun von hier und 
ein Offizier der Garnison, durch den Einsturz! der Mauern und 
beim Retten beschädigt worden. 
fx In Nassau hat der Polizeirath Nover die Spur einer 
Fälscherbande, die preußische Kassenanweisungen fertigt, 
aufgefunden? 
FDie ersten reifen Erdbeeren wurden am verflossenen Frei⸗ 
tag in Wiesbaden herumgetragen. Der Preis war 48 kr. per 
Schoppen. Auf die Bemerkung, daß dies doch wohl zu viel 
sei, entgegnete die Verkäuferin: es sei quch jetztPfeffer 
darauf“, und zog einen Gewerbschein hervor, der vier Tha 
er gekostee. 
fDuisburg, 9. Mai Die Rh.⸗ und Ruhr⸗Z.“ erzählt: 
„Dem Koln-Berliner Schnellzug drohte heute Morgen auf dem 
hiesigen Bahnhofe ein bis jetzt wohl noch nicht dagewesenes Hin⸗ 
derniß, Es fand sich nämlich kurze Zeit vor seinem Eintreffen 
ein Executor des hiesigen Kreisgerichts dort ein, um im Auftrage 
des in der Nähe des Bahnhofes wohnenden Wirthes E. die 
Locomotive des ankommenden Schnellzuges zu — pfänden. 
E. hat aus einem kürzlich in Hamm entschiedenen, seit 1862 an⸗ 
zängig gewesenen Processe wegen Grnndentschädigung an die Köln⸗ 
Mindener Gesellschaft eine Forderung von circa 1800 Thlr., de⸗ 
cen Zahlung er bisher von der Direction trotz wiederholier Auf⸗ 
forderungen nicht erlangen konnte. Er hatte sich deshalb einen 
Erecutionsbefehl erwirkt und die oben erwähnte Locomotive zum 
Pfand⸗Objecte ausersehen. Man kann sich die Verlegenheit des 
Bahnhofs-Inspectors denken, als ihm der Vollstrecker des Gesetzes 
den ihm gewordenen Auftrag notificirte. Indeß gelang es dem 
Zureden des Inspectors und seinem Versprechen, das Geid binnen 
jäugstens drei Tagen zu beschaffen, den mit anwesenden Gläu— 
biger, Herrn E., zu bestimmen, noch diese Frist zu gedulden, — 
und so konnten dann die Schnellzug-Passagiere unaufgehalten und 
ohne Ahnung von der ihnen drohenden seltenen Gefahr ihre 
Fahrt fortsetzen.“ 
t Von der Mosel, 28. Mai. Seit Jahren wissen wir une 
eines solchen schönen Frühlingswetters, wie des diesjährigen, nicht 
zu erinnern. Kaum neigt sich der Mai zu Ende, und das Ther⸗ 
nometer zeigte schon 24 Grad R, wogegen es am 16 Juni vo⸗ 
cigen Jahres erst 15 Grad R. zeigte. Nach den Aussagen ver⸗ 
chiedener Weinkenner haben wir dieses Jahr einen zweiten 65er 
Wein zu erwarien. So hoͤrt man schon jetzt aus derjschiedenen 
Ortschaften von Blühen der Trauben. 
7 Wien, 28. Mai. Die amtliche, Wien. Ztig.“ schreibt: 
Das unerhörte Ereigniß, daß ein Pensch durch Hunde ferriffen 
wurde, war unlängst in Steiermark der Gegenfiand einer erschüt⸗ 
ernden gerichtlichen Schlußverhandlung und hat man dieser Tage 
24. d. Mts.) in der nächsten Nähe don Peft ein trauriges Sei⸗ 
enstuück gefunden· Der „P. Llohd? erzahlt; daruber nachstehende 
cinzelheiten: Klavierlehrer Schmidt, ein passionirter Schmetierlings⸗ 
änger und von einer solchen Excursion heimkehrend. wurde in der 
sähe eines aufgelassenen Friedhofes bei der Uellberstraße von 
iner Meute Hunde überfalien und zu Boden geworfen. Die 
NRunde ließen von dem' unglücklichen Opfer ersi ab, Aals ein 
finanzwächter einen Hund niederschoß, worauf die übrigen die 
lucht ergriffen. Der Körper Schmidt's war fürchterlich zugerich⸗ 
et, das ganze Genick war weggefressen, so daß blos⸗ die Hals⸗ 
roͤhre übrig blieb, Brust und Schultern waren ebenfalls von den 
Bestien schrecklich verstümmelt. Die Stadthauptmannschaft hat die 
imfassendsten Recherchen eingeleitet; der Eigenthümer der Hunde⸗ 
st entflohen und es sind bisher drei seiner Knechte verhafiet 
J. In Brauffel kommen schon neue Karioffeln auf 
die Märkte. e 
In Southampton ging die Polizei am 26. Mai 
an Bord des am 23. bvon Bremen abgegangenen-Dam⸗ 
pfers „Weser“, und verhaftete den Pächter M. Kleine aus Min⸗ 
den, der, des Mordes angeklagt, auf dem Schiffe nach Amerila 
zu entkommen suchte. 
f In der Nacht vom 22. vor. M. scheiterte der zwischen Bor⸗ 
»eauxr und Liverpool fahrende Schraubendampfer Garonne“ bei 
ehr nebligem · Wetter an einem gefährlichen Felsenriff an der cor⸗ 
tischen Küste, und wurde binnen 20 Minusen ein vollständiges 
Wrack. Der Capitän, der Steuermann, 2 Stewards und 16 
Bassagiere, worunter mehrere Damen und Kinder, kamen in den 
Wellen um. —VVV —— 
47. Spoubillig. In verflossener Woche war unter den An— 
eigen in den englischen Jeitungen angekuündigt, daß ein gewisser 
M. Andrew Cooze gegen Einsendung von 6 Pence (18 Kreuzer) 
wei schoͤn gravirte, colorirte Portraits Ihrer Maj. der Konigin 
von England“ liefere. Andern Tages erhielt Herr Cooze einige 
Tausend Einsendumgen mit dem betreffenden Gelded Die Gemal⸗ 
ʒeliebhaber erhielten unfrankirt in einer Enveloppe — zwei Brief⸗ 
marken mit dem Bildniß der Königin. 
»F Rom, 23. Mai. Der Grundbesitz ves Königs Lude! 
vig J. von Bayern auf dem Monte Pincio wartet, noch auf die 
kntscheidung über seine künftige Bestimmung. Der Erbe hai bei 
den franzosischen Nonnen des benachbarten Klosters Trinita di 
Monte anfragen lassen, ob sie von ihrem Rechte“ des Erstktufes 
der Villa Malta Gebrauch machen wollen, aber sie verzichteten 
darauf. So wird der Besitz wahrjscheinlich in irgend eines reichen 
kömers Hände übergehen; man spricht vom Fürsten Torlonia. 
Deutschland könnte keine bessere Gelegenheit finden, in der 
Bissa Malte eine deutsche Kunstschule einzurichten, wie sie 
die Franzosen in der angränzenden Villa— Medici schon lange 
besitzen. J —— 
7 Die Section der Leiche des Kardinal Andrea ergab den 
Beginn der Gehirnerweichung und die Lähmung elner Lunge. 
. Der König von Siam hat jüngft ein officielles Verzeich⸗ 
niß publiciren lassen welches die Namen seiner Kinder, mit den 
Daten ihrer Geburt und des Ablebens derjenigen, die bereits aus 
diesem Leben geschieden sind, enthält. Die kgl. Familie zählt 
31 Kinder, von denen das älteste im Jahre 1828 und das 
üngste im Jahre 1868 geboren wurde. Von diesen befinden sich 
nuc noch 66 am Leben. Der vorletzte Koͤnig hatte nut 63 Kinder 
rion denen noch 30 leben. 
Karlsruhe 30. Mai. Bei der heute erfolgten Serien⸗ 
iehung wurden folgende 20 Serien der badischen fl. 86 - Loose, 
, 60 Stüc gezogen; Serie 46 94 182 820 1707 2883 3826 
3576 3751 4119 4536 4777 5072 6102 6354 6404 6842 
3924 7365 7943. 
— — 7u3i 
Landwirthschaftliche. a 
Uebt die Salzfütterung SEinfluß auf die 
Nilchergiebigkeit der Kühe? Dbwohl die Losung dieser 
Frage schon in der früheren Zeit zum Deftern Gegenstand det 
inter suchung gewesen ist, hat man auch ganz neulich wieder Sei— 
ens verschiedener landwirthschaftlicher Versuchs-Staiionen, sowie 
Seitens der landwirthschaftlichen Lehranstalt in Worms über der— 
artge Versuche berichtet. Als Resuliat hat es sich ergeben, daß 
ie Verabreichnng von Salz mit den Futterstoffen, vorausgesetzt 
)aß dieselben an sich tadellos sind, einen nennbaren Einfluß nicht 
geigt, selbst wenn die Funerzusuhr über die normale Fülterung