nicht nur Hagelköͤrner, sondern Eisstücke, von denen die meisten die
Broͤße eines Hühnereies hatte, viele sogar die Größe einer Kua⸗
henfaust erreichten. Klirrend brachen die Fensterscheiben zu Tau⸗
enden und aber Tausenden, von den Häusern fielen die Dach⸗
negel und auch Holzschindeln dröhnend zur Erde. An einigen
Baslaternen wurden die Stahlbrenner zertrümmert und die guß⸗
eisernenen Laternenstützen gebrochen. Eine halbe Stunde ẽfast
vůthete das Unwettet, wäbrend das Wasser in den Röhrbrunnen
Zeißern gleich fast zwei Klafter hoch aufspritzte, gräßlich war die
Birkung desselben. An 80,000 Fensterscheiben wurden nach der
Berechnung von Sachverständigen zertrümmert. Auf den Stra⸗
zen floß in den Rinnen das Wasser Wildbächen gleich, während
die überigen Stellen schuhoch mit Eis bedeckt waͤren. Mehrere
diefer Eisklumpen wurden nach dem Gewitter gewogen und es
waren einige noch 10 Loth schwer. Bei den Fenstern war das
Lis in die Zimmer massenhaft hereinfallen, so daß spater viele
Wohnungen im eigentlichen Sinne des Wortes überschwemmt
varen. Mehrere Familien, welche Abends heimkehrten, fanden
in ihrer Wohnung das Wasser noch 3 bis 4 Zoll hoch stehen.
Aus mehreren Theilen des wurttembergischen Landes ge⸗
jen Nachrichten über großen Gewitterschaden J durch das Hagel⸗
petter ein. Besonders arg soll es in Kirchheim unter Tea und
Umgebung gehaust haben.
f Der „Pilori,“ ein franzoͤsisches Journal, welches in rothen
Lettern gedrudt erscheint, publizirt folgendes Inserat: „Ein Re⸗
zalteur wird für ein literatisches Journal gesucht. Für die Zeit,
vo er sich im Gefangnisse befindet, witd doppelter Gehalt in
Iussicht gestellt.
FBei der zu Mez stattgehabten Pferdeausstellung empfing
derr Stalter von Ernstweiler die gosldene Medaille und eine
Prämie von 300 Frs.
FLondon, 30. Mai. Das Gewitter, welches sich gestern
Aber einem großen Theile von England entlud, war heftiger als
xgend eines seit läungerer Zeit, und auch der Schaden, den der
einschlagende Blitzstrahl anrichtete, wird von verschiedenen Seiten
als sehr bedeutend gemeldet. In der Haupistadt selber ist, so
diel bis jetzt belannt, Alles gui abgelaufen, mit der alleinigen
Ausnahme, daß der Victoriathurm des Parlamentsgebäudes, vom
Blitze getroffen wurde, jedoch ohne zu zünden; nur die Sitzung
des Oberhauses erlitt eine zeitweilige Störung. JIn Brighton
»egaun das Gewitter schon um 8!3 Ühr mit ungewohnter Hejtig⸗
eit und richtete namentlich an der Telegraphenstation großen
Schaden an. Die an derselben beschäftigten Beamten mußten ihr
Burecau verlassen und Jemand, der zufüllig den Raum betirat,
durde durch den von einem Apparat zum anderen überspringenden
Strom gelähmt und zeitweilig geblendet. Erst nach geraumer
Zet konnte er sich wieder erholen. In Birmingham schlug gegen
O!a Uhr der Strahl in eine Fabrit von Nebelsignalen, die fast
unmittelbar darauf erplodirte. 6 Frauen waren in ihr beschaf⸗
igt, von denen zwei sofort getödtet wurden, und die übrigen
dier hoffnungslos darnieder liegen. Viele Meleorsieine sollen
gefallen sen.
Bern, 29. Mai. Aus Genf meldet man die Verhaf⸗
ung mes gefährlichen Verbrechers. Derselbe, Franzose von Ge—
durt, nennt sich Vlanc-Gonet, wohnte schon seit längerer Zeit in
Benf und gab sich für einen Nechnungsführer aus, Vorgestern
wollte er in der Rue du Cendrier Suͤberzeug und sehr werth—
zollen Frauenschmuck (Diamanten und Perlen) derkaufen, von wel⸗
hem er vorgab, er habe ihn von einer reichen adeligen Familie
ils Bezahlung erhalten. Unglücklicherweise für ihn hatte die fran⸗
jösische Polizei von einem Raubmorde Anzeige gemacht, welcher
vaͤhrend einer kurzen Abwesenheit des Blanc⸗Gonet bon Geuf
ruf dem Schlosse Conzieux bei Belleh verübt worden war. Eine
Ddepesche des kaiserlichen Staatz-⸗Anwaltes von Belley an die
Benfer Behörde stellte die Identität des Thäters mit der Person
des Blanc⸗Gonet fast ohne Zweifel und so wurde zu seiner Ver—
jaftung geschritten. Als man ihn durchsuchte, fanden sich bei ihm
pwei Flaschchen, die angeblich ein Mittel gegen Kopfschmerz, muth⸗
naßlich aber Gift enthalten, da solches der Verbrecher laut der
Depesche des Staats-Anwaltes bei sich führen soll. Außerdem
atte derselbe noch ein Dolchmesser bei sich, an welchem Blufflecen
vemer:bar und das auch allem Anschein nach das Werk—
eug ist, mit welchem die That auf dem Schlosse Conzieux voll-
dracht wurde. v
f (Ausbruch des Vesuvs.) Der Vesus hat seit dem 19
Mai wieder größere Thätigkeit bekundet. Die Lava, die dem
rater entströmt, hat bereits die Basis des Kraterkegels erreicht
und Massen schwarzen Sandes wurden unter dumpfen, domer
ihnlichem Getöse ausgeworfen.
* Ein japanesijcher Romanschriftsteller Kioyti Balin hat vor
durzem ein Werk von 106 Bänden vollendet, welches 38 Jahre
brauchte um gedruckt zu werden
F Die Fabrication der Briefmarlen hat eine großartige Aus-
dehnung gewonnen. In England werden fdährlich 800 Millionen
olcher Marken angeferligt, in den Vereinigten Staaten wurden im
Jahre 1866 40 Millionen Frei⸗ Couberts un circa 380 Willionen
Marken im Gewicht von 400 Centner verlaufi. Nebeneinander⸗
gelegt würden dieselben eine Fläche von 481)5 Quadraimeilen ein ·
sehmen. In Frankreich wurden 1849 19 Millionen 1865 aber
14 Millionen und 1866 450 Millionen producici.
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Landwirthschafticheeees
Die Mehlröhrchen, welche von der Pariser Ausftellung
jer bekannt geworden sind, haben anfänglich das Interesse der
Lanowirthe lebhaft in Anspruch genommen. Diese Roͤhrchen be⸗
tehen aus Elfenbein; sie find nahezu so dick wie ein Strohhal⸗
nen, ungefähr 3 Zoll lang, im Junern hohl und an der einen
Spitze mit mehreren kleinen Oeffnungen imnd am andern Ende
mit einem durchbohrten Knöpfchen versehen. Das Rohrchen wird
nit der Spitze, die mehr rundlich ist, in die Striche des Euters
ringeschoben, worauf dann die Miich bon selber aus dem Euter
in das untergestellte Gefäß fließt. Die landwirtschaftliche Lehr⸗
instalt hat mit diesem Roöͤhrchen eine Reihe von Versuchen an⸗
tellen lassen, welche es constaliren, daß die Euter auf diese Weise
vollkommen entleert werden, welche es aber auch außer allem Zwei⸗
iel lassen, daß die Striche, nachdem die Röhrchen eine Zeitlang
in Anwendung gekommen sind, derart erlahmen, daß die Milch
eicht von selber ausfließt. Sonach duͤrfte der den Milchröhrchen
oeigelegte Werth für die allgemeine Anwendung zum Melken be—
tritten werden. Dagegen muͤssen wir zugeben, daß diese Erfin⸗
ung für einzelne Faͤlle von recht hohem Werthe ist. Nicht sel⸗
en kommt es vor, daß Kühe im Zuftande der reichlichsten Milch⸗
rgiebigkeit so starke Eutergeschwulste belommen, daß sie nicht ge⸗
molken werden können. In Folge dessen tritt eine Verminderung
„ed Milchabsonderung ein, die sogar zum völligen Versiechen der
Nilch führen kann. Hat man in solchen Fällen jene Milchröhr⸗
hen zur Hand, so kann man die Milch regelmaͤßig uud ohne
Schmerzen aus dem kranken Euter entfernen, wodurch derartige
Heschwulste nicht allein schmerzloser verlaufen, sondern wodurch auch
die Milchergiebigkeit der Kühe erhalten bleibt
— — —
(Eingesandt.
Aus verschieden Theilen Bayerns dringt wiederum die Qunde
zu uns von eingeäscherten Städten und Dörfern, und kein Tag
»ergeht, wo nicht Feuersäulen zum Himmel emnporsteigen. In
Stadt Eschenbach, wo vor wenigen Monaten der halbe Ort
durch Feuer vernichtet wurde, liegt nunmehr auch die andere Hälfte
der Stadt, in Asche in Bernstein in Oberfranken hat dieser
Tage ebenfalls eine Feuersbrunst viele Gebäude vertilgt.
Kaum nimmt man jeßtt mehr ein Zeitungsblatt in die Hand,
»as nicht von verheerenden Bränden zu berichten weiß.
Und bei allen diesen fürchterlichen Feuersbrünsten, welche
ortgesetzt einen enormen Werth an Mobilien und Immobilien
zerschlingen, findet man immer noch eine Gleichgültigkeit
anuf dem Gebiet des Feuerlsschwesens, die unbegreiflich erscheint.
An Alles wird in den meisten Gemeinden eher gedacht, als an
ine gründliche Reform der Löoscheinrichtungenm.
Alte Löschmaschinen, die im Brandfall den Diensi versagen, wer⸗
en nicht durch neue practische Feuerspritzen ersetzt und üͤber die
Anschaffung der nothigen Lösch⸗ und Rettungsrequifiten werden
ahrelange Berathungen und Verhandlungen
Jepflogen, bis ein Unglück hereinbricht und die sorglose Gemeinde
auf's empfindlichste straft. Alte Löschordnungen, die ganz
n Vergessenheit gekommen sind, beste hen fort und im Branbe
all weiß Niemand, wer zu gehorchen und wer zu befehlen hat.
kin grenzenloser Wirrwar ensteht und während man sich über
inen practischen Angriff streitet, breitet sich das Element immer
veiter aus, so daß es schließlich nicht mehr zu bewältigen ist. Nur
n dem dritten Theil der 600 bayerischen Städte und Märkte be—
tehen freiwillige Feuerwehren und 400 dieser Orte haben sich
olcher nützlichen Institute nicht zu erfreuen. Die größte
Bleichgültigkeit wird oflt dort, wo opferwillige
N änner Feuerwehren ins Leben rufen wollen, solchen gemein⸗
rützigen Bestrebungen entgegengesetzt. Nicht allein, daß · man alle
nöthigen Geld mäitteln verweigert, sondern ein Ver⸗
)ohnmen ist oft der Dank für alle Nühen und Plagen. Wird
ann ein solcher Ort, der für seine Löscheinrichtungen nichts ge⸗
han hat, von einem Feuer heimgesucht, dann wird im ganzen
dande herumgebettelt und Zalle die Gemeinden, welche sich gegen
Feuer durch Versicherungs -Gesellschuften, tüchtige Sprißen und
Loschmannschaften sichern und Opfer bringen. sossen un 34