Die Unlerhandlungen bezüglich der Räumung Roms von Seiten
der französischen Truppen finden guten Fortgang. Man soll
einfach auf die Septemberconvention zurückkommen wollen.
Florenz, 8. Juni. Die Deputirtenkammer hat den Ar⸗
tikel 1 der Einkommenstener, welcher die Vermehrung der Grund⸗
steuer um ein Zehntel feststellt, für die Jahre 18608 und 1870
angenommen. Ferner genehmigte sie den Art. 2, bezüglich einer
Erhöhung der Stener auf das bewegliche Eigenthum um ein
Zehutel. Es beginnt die Discussion über den Antrag des Finanz-
ministers, wonach ausländische Rentenbesitzer steuerfrei sein sollen
Türkei.
Nus Konstantinopel, 28. Mai, theilt der französisch⸗
„Moniteur“ die Antwort mit, welche der Sultan den: Bor—
dehern der muselmanischen Culte ertheilte, die eine Audienz hatten
um ihren Dank für die Gleichstellung der Angehsörigen al⸗
ler Religionsgenossenschaften auszusprechen. Der Sultan er—
wiederte u. A. J
„In meinen Augen bestehl kein Unterschied zwischen Musel⸗
männern und Christen. Die Religion und die Rechte der Christen
wurden bis jetzt gewahrt, allein die Christen wurden nicht zu den
hohen Staatsämtern berufen. Dies war das alte System; jetz!
ist der Zutritt zu allen Aemtern, mit Einschluß des Großvezierates
den Ghristen erschlossen. Das Verdienst allein wird über die Er⸗
nennung zu öffentlichen Amtern entscheiden. Zählen Sie aus
meinen guten Willen; ich will das Wohlergehen aller meiner
Unterthanen ohne Unterschied des Glaubens und der Ab—
tammung.“ (GBrabo.) —
Nach einem Ausbruch der freudigen Dankbarkeit der An⸗
wesenden fuhr der Sultan forrrtg
„Indem ich den Staatsrath und den Oberjustizhof
errichte, beabsichtigte ich, daß in dieselben ausgezeichnete Männer
jsedes Bekenntnisses gewählt würden, die in diesen großen
Staatskörpern ihre erleuchteten Einsichten geltend zu ma—
hen hätten. Sie werden in denselben die Geschäfte erledigen
mit Hilfe der Gerechtigkeit, welche die Grundlage aller Regierungen
ist; und es wird im Schoose jeder religiössen Gemeinschaft das
Vertrauen wachsen. Da alle meine Unterthanen die Söhne eines
und desselben Vaterlandes sind, so wird ihre Einigung und ihre
Fintracht dir Zukunft und das allgemeine Wohlergehen sicher
tellen.“ »(Bravissimo).
—Rusßland.
Petersburg, 7. Juni. Auf einen Arlilel des Londoner
„Morning Herald“ über das Vordringen der Russen in Mittel⸗
asien entgegnet det „Russ. Invalide.“! daß es der russischen Re—
gierung physisch unmöglich sein würde, in Afghanistan Einfluß
auszuüben, und läugnet zugleich, daß zwischen dem Krieg in der
Bucharei und den Vorgängen in Afghanistan irgend ein Zusam—
menhang bestehe.“
lINAmerika.
New-York 7. Juni. Die Baumwolleneinfuhr betrug in
letzter Woche 4000, seit September 2,107,000 Ballen. Ausge-
führt wurden in letzter Woche nach Großbritannien: 8000, seit
seit September 1,207,000 Ballen. Nach dem europäischen Fest⸗
lande fand in letzter Woche keine Ausfuhr statt, seit Sep⸗
sember beirug die Ausfuhr 488,000 B. Im Ganjzen belief sich
die Ausfuhr seit September auf 1,645,000 ,B. Eine weitere
Ausfuhr von Bedeutung dürfte für die nächsten 5 Monate nich!
ju erwarten sein. Vorrath 140,000 Ballen.
Dem Pariser Correspondenten des „Morning Abdvertiser“
zufolge, hat der Kaiser von Oesterreich dem Präsidenten der Re⸗
bublik Mexico, Juarez, ein prächtiges Tafel-Service als Aner
lennung für die gütige Ausfolgung der sterblichen Hülle des ehe⸗
naligen Kaisers Maximilian an dessen Familie Übersandt.
— Z
Vermischtes.“
f Die Kaiserslauterer Baumwollspinnere
und Webierse iist in Fallitzustand erklärt; doch hofft man
daß in der auf den 13. Juni einberufenen Generalyersammlung
ein Arrangement zu Stande kommen werde.
FKaiserslautern, 8. Juni. Die „Pf. VB. Ztig.“
chreibte Zur Warnung möge dienen, daß falsche Zins—
Toupons der „Rhein⸗Nahe⸗Eisenbahn⸗Obligationen“ in Cours ge⸗
etzt sind. Es wurde uns ein solcher heute früh auf die Nummer
27928 und auf den Betrag von 2 Thlr. 7 Sgr. 6 Pf. oder
3 fl. 561 kr. s. W. vorgezeigt.
fFKaiserslautern, 8. Juni. Am 1. Juli nächsthin
vird auf der Löwenburg dahier die diesjährige Wanderversamm⸗
ung badischer, hessischer, württembergischer und pfälzischer Brauer
tattfinden, wobei Fachvortrage gehalten und sonstige die Brauere;
erührende Fragen besprochen werden sollen. —
Landan, 9. Juni. Der hiesige Gewerbeverein hat für
die vierte am 21. und 22. hier fiattfindende Wanderverfammlung
der pfälzischen Gewerbevereine folgendes Programm festgesetzt
Sonntag den 21. Juni. 1. Morgens 7 Uhr 53 Min. Em⸗
sfang am Bahnhof Landau; Zusammenkunft in einem geeigneten.
Locale der Stadt; Eröffnung der Vorträgesuber a) Gewerbehallen;
b) Organisation der Gewerbebereine der Pfalz; e) Frauenarbeit ꝛtc.
Wahrend der Vorträge bietet fich Gelegenhen zur Restauration.)
2. Abfahrt nach Carlsruhe: 11 Uhr 48 Min. Hauptzweck: Be⸗
ichtigung derCentral⸗Gewerbhalle Badens.“ — Ankunft in
Carlsruhe: 1 Uhr. — Restauration. 8. Befichtigung der Ge⸗
mäldegallerie und nach Möglichkeit der wichtigsten Kunft- und
Induftrie · Gebaude.“ 4. Ruͤcffahrt von Carlsruhe nach Landau;
3 Uhr 20 Minuten Abends. — Ankunft in Landautt7 Uhre62
Minuten. — Reunion. Montag den 22. Juni. Ausflug nach
einem schönen Punlte des nahen Gebitgeess. ——
Landau, 9. Juli. Da die Wuthkranlkheit unter den
dunden noch nicht erloschen ist, so hat das kgl. Bezirlsamt die
Hundesperre bis zum 15. Juli verlängerttg.
7In der gestrigen Generalversammlung der „Deuischen
Feuerversicherungsgefellschaft auf Gegenseitigkeit“ ist die Verlegung
des Sißes von Ludwigshafen nach Rürnberg beschlossen
vorden.
. München 7. Juni. Aus sicherer! Quelle geht mir die
Mittheilung zu, daß der König unterm 25. Mai l. J. die Er⸗
richtung einer Versorgungsansialt für hilfsbedürftige, erwachsene
veibliche Beamtenwaisen zu Neuberghaufen, wie sie weiland Ko—
nig Max M. im Testamente angeordnet hat, genehmigt und ver—
ordnet hat, daß dieselbe den Namen „Beamten⸗Relikten-Anstalt
Neuberghausen“ zu führen und mit dem J. Juli 1. J. in's Leben
Ju treten hat. In Folge der testamentlichen Bestimmungen wer—
hen dieser Anstalt die in Neuberghausen erbauten Stiftungsge⸗
däude nebst Zubehör und aus dem Rüclasse dez Königs Max U.
ein Fundationskapital im Betrage von 285,000 fl. zugewiesen.
Heute Nacht verstarb dahier der in allen Kreisen jehr geachtete
und beliebte Rentbeamte Kimmerle, am Rentamte München 1J.
„Der feit 1849 als Flüchtling in Holland lebende Heraus⸗
‚eber der ehemaligen „Mannheimer Abendztg.““, J. P. Grohe, ist
am 5. Juni in seine Vaterstadt Mannheim zurückgelehrt.
— Es find jetzt falsche preußische Thalerscheine in Circula⸗
ion, weshalb wir das Publikum warnen, bei Empfang solcher
Scheine, welche gewöhnlich nie genau betrachtet werden, ein we⸗
uig aufmerkjam zu sein, Der in Rede stehende Schein ist üb⸗
cigens ein so schlechtes Fabrikat der Lithographie, daß man schon
vei einem einigermaßen aufmerksamen Blide — die unge⸗
chickte Demantschrift bemerkt, sondern auch auf ver Kehrseite vei
der rechtsstehenden Figur eines Knaben vollständig einen Theil des
hinter seinem Kopfe hängenden Tuches vermissen wird, welches
bei echten Thalerscheinen bekanntlich zum Theil von dem ruderar-
tigen Stabe, den die Figur in der linken Hand hält, bedect wird.
F Köoln, 5, Juni. Die „Rh. Zig.“ schreibt: Ju einer
diesigen Weinstube entspann sich Dienstag Abend zwischen Civili—
ken und einem Officier ein Wortstreit, der damit endete, daß
detzterer sich aus dem Wirthshause entfernte. Nach einiger Zeit
lehrte der Offijier wiederum nach dem Hause zurück und begehrte
da die Thür bereits verschlossen war, Einlaß. Die Wirthin öff⸗
nete ihm, erntete aber für die dem späten. Gaste erwiesene Ge—
älligkeit keineswegs den ihr gebührenden Dank. Sie wurde au
dem Hausgange mit harten beleidigenden Worte angefahren, die
schließlich so wenig gewählt waren, daß die in den beiden Wirths—
hauszimmern noch anwesenden Gäste fich veranlaßt fühlten, ber
so unsanft tractirten Wirthin zu Hilfe zu eilen. Es kam endlich
ju einem Handgemenge, in welchem der Offizier seinen Degen zog
und einem der Gäste wie wir vernehmen, einem Postbeamten.
eine erhebliche Kopfwunde beibrachte. Gestern lag der Verwun—
dete noch in einem bedenklichen Zustande. Eine alte Geschichte
denkt der Leser; ja wohl, aber wie oft soll sich diese Geschichte
jum Unheile friedlicher, wehrloser Bürger wiederholen?
Landwirthschaftliches.
Der Kartoffelbau von Karl Ludwig Gülich in Pin
aoberg (Holstein) hat in jilngster Zeit virl Aufmerksamkeit aus sich
zezogen. Gülich hat seine interessanten Beobachtungen in einem
leinen Werkchen (Altona bei Wenzel) niedergelegt. Bezüglich
»es Setzens der Kartoffeln sagt er u. A.: Selbst diejenigen Land⸗
wirthe, welche nur ganze Knollen pflanzen, bekümmern sich nicht
darum, in welche Lage die gebracht werden. Sie werfen
die Kartoffel nur in sie Furche, ohne zu bedenken, daß dieseibe
leich anderen Pflanzen ein Keim und ein Wurzelende hat. Die
deime der Kartoffeln wachsen aus den Augen heraus in gerader
Richtung nach dem Nabelende, und die Wurzeln wachsen dicht bei
en Augen aus den Kteimen in entgegengesetzter Richtung, gleichbiel