Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
der „St. Ing berter Anzeiger“ mit seinem Unterhaltimgsblatte erscheint wöchentlich dreimal Pienbtag, Vonner ztag 
and Samstag. Aboꝛmementspreis vierteljährig 45 Krzr. oder 18 Silbergr. Anzeigen werden mit 3 Krzr. die dreispaltige Zeile 
Blattschrift oder deren Raum berechnet. ——— 
eamotag · den 20. zumn 1111868 
J α ιι 
—— Einladung zum Abonnement. 
Wit dem 1. Juli nächsthin beginnt ein neues Quar— 
zal für die Monate Juli, August und September. Wir 
machen unsere verehrlichen Leser hierauf mit der freundlichen 
Bitte aufmerlsam, ihre Bestellungen gefälligst recht ze itig zu er— 
zeuern. Namentlich ersuchen wir diejenigen unserer Abonnenten, 
welche das Blatt durch die Po st beziehen, für eine möglichst 
daldige Bestellung bei der betreffenden Posterpedition oder 
den resp. Posiboten Sorge tragen zu wollen, damit der Versandt 
des Blattes keine Verzögerung erleide. 
Zu zahlreichem Abonnement ladet ein J 
I Die Expedition. 
NB. Denjenigen Abonnenten, welche den Anzeiger durch die 
hon der Expedition beauftragten Zeitungsträger erhalten, wird das 
Blatt für das kommende Quartal regelmäßig fortgeliefert, sofern 
fie vor Ende dieses Monats nicht ausdrüc 
lich abbestellen. 
Deut“chland. 
München, 16. Juni. Die Königin Marie don Neapel 
ist gestern früh mit dem Wiener Eilzug hier eingetroffen; sie 
wird nunmehr die Villa Schimon bei Leoni am Starnbergersee 
beziehen. — Die für das mathematische Lehramt angestellten 
Studienlehrer haben den Unterricht in diesem Fache an den La⸗ 
seinschulen zu ertheilen;, ferner wird denselben der geographische 
Unterricht, wenn nicht in allen 4 Klassen, doch wenigstens in der 
3. und 4. Klasse übertragen, und womöglich übernehmen sie auch 
den fakultativen naturwissenschaftlichen Unterricht. In Folge dessen 
wird bei mehreren Studienanstalten eine Reduktion des philologi 
chen Lehrpersonals eintreten. 
München, 17. Juni. Der „Allg. Ztg“ äichreibt einer 
ihrer Münchener Correspondenten, „daß der ernsthafteste Plan be⸗ 
sieht, nach dem Beispiel anderer Länder das Zeitungsabonnement 
dei der Post aufzuheben unddieses Geschäft ausschließlich den betreffen⸗ 
den Expeditionen zu überlassen.“ und verschiedene inländische Blätter 
zeben in Folge dessen bereits der Besorgniß über eine solche Even⸗ 
fualität Ausdruch. Wir können auf Grund der zuverlässigsten 
Mittheilungen versichern, daß in den maßgebenden Kreisen der 
Postverwaltung und der Staatsregierung Niemand an eine solche 
Maßregel denkt, welche im Versandt der Zeitungen eine große 
Umwälzung shervorrufen und den Verschleiß derselben im höchsten 
Zrade erschweren würde. 
Det sächsische Gesandie dahier, Graf Könneritz, ist in Urlaub 
gegangen; die Führung seiner Geschäfte besorgt die preußische 
Vvesandtschaft. — Der Reichsrath General Fürst Thurn und Taxis 
iegt sehr bedenklich darnieder. 
Dienstes-Nachrichten. 
Seine Majestät der König haben sich allergnädigst bewogen 
zefunden, unterm 13. Juni 1. Is. die katholische Pfarrei Geins— 
deim, Bezirksamts Neustadt a. H. dem Priester Martin Würrer 
Pfarrer in Ramberg, Bezirksamts Bergzabern zu übertregen. 
An die isolirte Lateinschule in Grünstadt ist die Stelle eines 
Lehrers der Mathematik und Realien mit einem Gehalte von 700 fl. 
in Erledigurg gekommen. Qualificirte Bewerber haben ihre Mel— 
zungsgesuche innerhalb einer Frist von 5 Wochen bei dem kgl. Sub⸗ 
ectorat einzureichen. 
„Worms 17. Juni. Sicherem Vernehmen nach ist heute 
dem Ausschusse des Luther⸗-Denkmal-Vereins die Mittheilung 
ugekommen, daß der König von Württemberg am 25. d. M. 
em Festgottesdienste und der darauffolgenden Enthüllungsfeier 
awohnen werde. — (Von fürstlichen Personen werden dem Ver⸗ 
zehmen nach außerdem anwesend sein: Der Großherzog von Hes 
ca mit Prinz Alexander und Gemahlin, der Kaiser von Ruß 
land, der König von Preußen und der ez * Baden.) 
5* 3 Rh. H) 
— Am 7. Juni wurde auf dem Kirchhofe zu Dermbach, im 
Fisenacher Oberlande, das Denkmal der dort am4, Julz 1866 
zefallenen preußischen und hayerischen Krieger gesetzt.. Der preu⸗ 
zische Adler und das bayerische Wappen zieren den einfachen 
Sockel mit der entsprechenden Inschrift. Amwesend waren Gene- 
ral Vogel v. Falckenstein mit einer Deputation der preußischen 
3. Division, eine Deputation des baherischen 14 Infanteri ere⸗ 
ziments und Offiziersdeputationen aug Meiningen und Eisenach. 
Fin protestantischer Geistlicher hielt die Gedaͤchtnißrede, ein katholischer 
die Weihrede., Niemals kann ein solcher Riß wieder vorkommen.“ schioß 
Beneral Vogel v. Falckenstein seine Rede, und der Norden und der Sü— 
den haben ein gleiches Interesse für Deutschlands Wohl Alles 
muß sich versöhnt die Bruderhand reichen und nach- einem Ziele 
streben.“ Die Hand dem bayerischen Obersten drückend, bat er 
um Nachsicht, falls er etwa in Anerkennung; der Seinigen ein 
Wort zu viel gesprochen. Eben so freundlich und herzlich war 
die bayerische Antwort, und warm die Worte, dieder tapfere 
Feldherr nunmehr an die bayerischen Unterofsiziere richtete, die er 
sich vorstellen liiß. 
Frankfurt, 15. Juni— Eine gestern Rachmittag hier 
tagende Versammlung von (92) Brauereibesitzern aus Hessen 
sturhessen, Rassau und Frankfuri erklärte die beabsichtigte Einfüh— 
rung der preuß. Maischraum⸗Steuer als ruinos für das süddeut- 
che Brauereigewerbe, bezeichnete die Einführnng. der Fabrikats— 
teuer als einziges Mittel der Abwehr, beschloß Petitionen in die⸗ 
jem Sinne an den Rorddeutschen Reichsstag und an die heffische 
Ständekammer und setßte ein Comite zur Regehaltung der Agila- 
ion nach dieser Richtung nieder. — 
Berlin 17. Juni. Reichstag. Präsident Delbrük er— 
tlärt in Folge einer an ihn gerichteten Interpellation, die Kegel- 
uing des Schutzes der deutschen Auswanderer sei in der nächfien 
Session auf dem Wege der Bundesgesetzgebung zu erwarten; fer⸗ 
ner bemerkt derselbe, der Eintritt Mecklenburgs in den Zollberein 
sei als feststehend zu betrachten, der Termin des Eintruts aber 
noch unbestimmt. — 
—Bei der Wichtigkeit, welche man der Rede des Generals v. Mol ile 
die derselbe in der Sitzung des Reichlass am 15. d. M. gehal- 
ten hat, besonders im Auslande beilegen wird, geben wir die—⸗ 
elbe hier nachfolgend. Herr d. Moltle hat gesagt: Welcher verstän⸗ 
dige Mensch, m. H., sollte nicht wünschen, daß die enormen Aus⸗ 
gaben, die in Europa für Kriegsfälle gemacht werden, lieber zu 
Friedenszwecken verwendet würden? Aber auf dem Wege, wie 
einer der Herren Vorredner es gemeint hat, auf dem Wege in⸗— 
sernationaler Verhandlungen, wird das sicherlich nie zu Stande kom⸗ 
men. (Zustimmung.) Es ist ja der Krieg nur eine Fortsetzung der 
Politik mit anderen Waffen. Ich sehe für jenen Zwech nur eine 
Möglichkeit, und das ist. daß im Herzen von Europa sich eine 
Macht bilde, die, ohne selbst eine erobernde zu sein, so stark ist 
)aß sie ihren Nachbarn den Krieg verbieien kann. (Lebhafter 
Beifall) Eben deswegen glaube ich, daß, wenn dies segensreiche 
Werk je zu Stande kommen joll, es von Deutschland ausgehen 
vird, aber erst dann, wenn Deutschland stark genug sein wird, 
das heißt, wenn es geeinigt ist. Auch im Militär, m. H., ver⸗ 
folgen wir die Fortschritte der Wissenschaft und die Erfindungen, 
die anderwärts gemacht werden. Aber die Erfindung ist noch 
lange nicht das, was aus ihr geschaffen werden kann, es komm 
darauf an, sie kriegsfertig zu machen. Unser vortreffliches Zünd⸗ 
nadelgewehr ist vor langen Jahren erfunden worden, wir haben 
aber mehr als 20 Jahre gebraucht, um daraus eine wirklich für 
den Krieg brauchbare Waffe und einen Vorrath von Misllionen 
Jerzustellen. Es würde also lange nicht genügen, zu beobachten, 
vas anderwärts ar sondern wir müssen selbst damit Pro⸗ 
zen machen. Es ist gesagt worden, daß die hum ine russische Re⸗ 
gierung die explodirenden Geschosse abschaffen wolle, Es handelt