Full text: St. Ingberter Anzeiger

Anerkennung Sie sich mit den dverbündeten Regierungen ver⸗ 
ainigten . —— 
Die Maß- unt Gewichtssrdnung erdffnek— die Aussicht kuf 
die Herstellung eines einfachen und tinheitli hen Systems für ganz 
Deutschland und dug eine Einkgung aller? civilisirten Nationen 
auf diesem Gebiete naher. Die Bildung des deutschen Volkes 
zurgt dafür, daß die von der Ausführung dieses Systems unzer— 
lrennlichen Schwierigkeiten in nicht allzulanger Zeit zu überwin⸗ 
den sein werden. Auf. dem Gebiete des Steuerwesens ist die 
Bleichmäßigkeil der Besteuerung der wichtigsten Artikel des Ver⸗ 
brauchs innerhalb des Bundes und der letzte Schritt geschehen, 
veicher für den Eintritt Mecklenburgs und Lübeds in die gemein⸗ 
same Zolllinie erferderlich war. nu 
?und so enilasse ich Sie, geehrte Herren, mit meinem ünd 
meiner hohen Verbündeten Danke sür die Mitwirkung, welche Sie 
sowohl unserem gemeinsamen Werke als auch den großen Inte⸗ 
ressen zugewendet unanehenn Pflege wir mit den süddeutschen 
Siaaten verbunden sind. Ich entlasse Sie mit der Zubversicht 
daß die Früchte Ihrer Arbeiten bei uns und in ganz Deutsch 
and unter dem Segen des Friedens gedeihen werden · 
Wien, 19. Juni!DieAbendpost“ sagt, indem sie eine 
Meldung der „Patrie? dementirt: Nicht nur hätten durchaus 
keine Truppenbewegungen nach der serbischen Grenze zu stattge. 
funden sondern auch die früheren vor dem Belgrader Ereignif 
zum Zwecke eines Garnisonswechsels getroffenen Anordnungen 
ien duf Anregung des Reichskanzlerg nicht ausgeführt worden. 
am auch den entferntesten Anlaß zu“ irrigen Vermuthungen zu 
beseitigeenn. ——— 
i Ween, 205 Juni. Die hannover'sche Schützengesellschaf! 
hat hierher erktäch daß sie die Theilnahme an dem beborstehen⸗ 
den 3. veutschen Schühenfeste verweigern müßte, salls dasselbe 
rine preußenfeindliche Nichtung. nehmen sollte.“ Das Central 
Fomite zerstreute in einer nach Hannover abgegangenen Ant 
wort diefe Bedenken, beschloß aber zugleich auch, den circuliren 
den· Geruͤchten, wonach das Fest zu preußenfeindlichen Kund⸗ 
gebungen mißbraucht werden solle, ein officielles Dementi entge⸗ 
jenzusezßen.. .. 
ra'g 21. Junt. Heute Morgen um 514 kam der Kaiser 
hier gu und wurde von der Beddlkerung aufs wärmste empfangen. 
Die Straßen, durch welche et fuhr, waren festlich geschmückt. Auch 
die von allen Seiten herbeigeströmte Landbevölterung betheiligte 
sich an der Feierlichkeit der Brüdeneinweihung, die unter großem 
Juͤbel und in würdigster Weise stattfand. Der Kaiser beantwor⸗ 
ele die (auf der Bruͤcke) in deutscher und czechischer Sprache' an 
ihn gerichtete Ansprache des Bürgermeisters gleichfalls in beiden 
dandessprachen. Ueberall wurde Franz Joseph enthusiastisch be— 
Früßt, am Nachmittag fand die Vorstellung der Geistlichkeit, des 
Adels der Behörden und der Corporationen statt . 
— Frankreich. 
Paris, 19. Juni. Der „Moniteur enthält ein Dec ret, 
wornach in Folge der Münzconvention die alien Silberstücke von 
2 Fres bis zu 20 Centimes vom 1. October 1868 an keinen 
Zwangscours mehr haben, jedoch an den öffentlichen Kassen bis 
zum 31. Decbr. d. J. eingewechselt werden. 
Paris 20. Juni. Man erzählt, der Kaiser werde nach 
seinem nahe bevorstehenden Besuch im Lager von Chalons nach 
Metz gehen, um die dortigen Festungswerle zu besichtigen, und 
dann die Badekur in Plombieres gebrauchen. Es soll im zwar 
don den Aerzten die Cur in Carlsbad anempfohlen worden sein; 
er habe jedoch darauf oerzichtet, weil er fürchtete, ein längerer 
Aufenthait in einem deutschen Badeorte koöͤnnte zu Demonstrationen 
Beranlassung geben, wie er solche auf der vorjährigen Salzburger 
Reise in Augsburg erleben mußte. — 
England⸗ 
London 16. Juni. Der Prinz. von Wales und der 
ronprinz von Dänemark begeben sich morgen nach Orford. Letz⸗ 
terem soli bei dieser Gelegenheit von der Orforder Universität das 
Threndiplom eines Doktors der Rechte überreicht werden. — Der 
Morning Star (das einzige Blatt unter allen Londoner Journa⸗ 
len, welches die Nachcicht bringt) enthält in hervorstechender 
Schrift Folgendes: „Ein geftern in der Stadt angelangtes Pri⸗ 
vuttelegramm zeigt den Ausbruch einer neuen revolutionären Be—⸗ 
wegung in Kalalonien an. Das Telegramm sagt; Ganz Kata⸗ 
lomen ist in Aufrahr.“ Die Quelle, woher diese Depesche stammt 
und die Adresse in London, an welche sie gerichtet worden ist, sind 
beiderseits ein Beweis, daß die Nachricht authentisch und bedeu— 
rungsvoll ist.“ (Wird von Spanien aus durch offizielle und an⸗ 
dere Nachrichten aufs bestimmteste widersprochen. 
Italien. 
Rom, 20. Juni. Zum Jahrestag seiner Krönung hat 
Papst Pius eine Amnestie für Sträflinge erlassen, die zu weniger 
als 10 Monaten verurtheilt sind; nut Diebe und Fälscher find 
davon ausgeschlossen., Auf die Glückwünsche der Cardinäle ant- 
wortete Pius:?, Kom muß ein heiliger Ort sein. Die Heiligkeit 
des Bodens selbst, den wir mit Fußen, treten, legt Jedem die 
Pflicht auf, die Welt durch seine Handlungen du erbauen. Gott 
mißt mit der Waage der Gerechtigkeit unsere Handlungen und 
unsere Schmerzen. Möchte man vom modernen Rom sagen lön⸗ 
nen: Was es nicht durch die Waffen besitzt, das hält es durch die 
Keligion!“ — Der Plan, in den, Ver. Staaten von Nordame- 
rita ein päpstliches Bataillon anzuwerben, ist aufgegeben, da er 
don Washington aus amtlich für ungesetzlich erkllart wurde. 
Floren z 17. Juni. Menotti Garibaldi war in der ver⸗ 
angenen Woche in Terni, einer Grenzstadt Italiens gegen den 
—— und einige Zeitungen verfichern nenee er seine 
Keise nach Rom selbsi ausgedehuf habe. Mañ öringt diesen Aus- 
lug mit der allgemeinen Bewegung in Znsammenhang, die sich 
eit einiger Zeit⸗ wieder unter der Actionspariei zeigte.“ Zahlreiche 
Zzugagirungen von Freiwilligen finden statt. Dieselben erhalten 
30 Lire, und werden nach Genuabefoördert. Die Leiter dieser 
zewegung suchen zwar das Gerücht zu derbreiten, die jungen Leute 
eien zu kiner“ Expedition nach Creta bestimmt, indeß daran will 
Niemand glauben und man häkt allseitig eine neue Schilderheb⸗ 
ung gegen Rom für bevorstehend. Jetzt erscheint auch die Peab⸗ 
ichtigie Badereise des Generals Garibaldi nach; Monsummang in 
einem neuen Lichte. Jeder Besonnene tadelt hier ein Un⸗ 
ernehmen, das nur einen unglücklichen Ausgang haben kann und 
Ftalien neue Verlegenheiten verunstichen nmuß. sEin Genucser 
Blatt veröffentlicht inzwischen nachstehendes Schreiben des Generals 
an einen Freund: „Ich hoffe mit Ihnen nach Romzu gehen; 
aber jch ürchte⸗ Dies⸗wird sehr fpät werden, wenn man nicht 
m üͤbrigen Italien die Buden der Priester schließt,.“) Bei 
roiano an der papstlichen Grenze foll ein Uebungslager der kgl. 
Truppen errichtet werden.8 557— 
Florenz, 18. Junib Garibaldi begibt fich aus Gesumd⸗ 
heitsrücksichten nach Ischiar Man erwartet eine neue Insurrec⸗ 
kion im roömischen Gebiet. Der Papst soll am 215 d. Mts. (Jah⸗ 
restag seiner Thronbesteigung) eine Amnestie für politische Ver⸗ 
gehen ergehen lassen. 3* 
J Donaufürstenthůmer. 
Belgtad. 17. Juni, An der Stelle, auf welcher Fürk 
Michael gefallen ist, wird aus Anregung der Belgrader Gemeinde 
nittelst freiwikliger Gaben aus dem ganzen Lande eine kleine Vo— 
ivkirche und in der Stadt ein großartiges Denkmal errichtet wer⸗ 
zen. Die Fürstin Julie ist gestern Morgen abgereist; in einem Ab⸗ 
chiedsschreiben an das serbische Voll sagt sie: „Bevor ich scheide, 
si es mir ein Bedürfniß, meinen warmen Dank dem trauernden 
Zolke auszusprechen, welches heute mit mir nicht nur seinen Für⸗ 
ten, sondern auch einen großen Patrioten zu Grabe geleitet hat. 
Zuere Theilnahme währt noch ferner fort und ehrt Euch; nur 
ꝛdele Seelen können dankbar sein. Ich scheide von Euch, doch 
neine Gedanken bleiben bei Euch zurück; mein heißes Gebet wird 
ortan sein: Gott möge Serbien glücklich erhalten und die Wünsche 
»es zu früh verstorbenen Fürsten in Erfüllung bringen!“ —- Die 
Antersuchung soll herausgestellt haben, daß das Complot sich bis 
iach Paris erstreckte, wo man sich auch des jungen Milan bemäch⸗ 
igen wollte. Papiere über den Plan der ganzen Verschwörung 
ollen sich bei dem verhafteten Paul Spafic, Secretär des Appell⸗ 
gerichts, vorgefunden haben; derselbe ist ein Mitglied der soge⸗ 
aannten „Omladina“ (d. h. der serbischen Carbonari-Gesellschaft.) 
Amerika. 
New⸗-York 10. Juni. Im Repräsentantenhauz wurde 
eine Bill eingebracht, durch welche der gegenwärtige Staat Texat 
in zwei Staaten zerlegt werden soll. 
New⸗York 19. Inni. Aus Mexico wird berichtet, daß 
n Queretaro ein Aufstand zu Gunsten Santa Anna's und andere 
krhebungen zu Gunsten von Negrete und Porfirio Diaz ausge⸗ 
zrochen seien. Diaz ist seines Militärcommandos enthoben 
vorden. 
Im Frauenstimmrechtsverein jzn New-VYork fand 
ürzlich eine interessante Debatte statt. Olimpia Brown nämlich, 
Bredigerin einer kleinen Gemeinde in Brooklyn, hatte gesagt, daß 
ein wesentlicher Unterschied zwischen der republikanischen und der 
»emokratischen Partei bestehe. Hiegegen meinte Fred Douglas, 
das treffe nicht zu, denn die republikanische Partei habe während 
hes Krieges auf Seiten der Regierung gestanden, die demokratische 
Partei aber nicht. Olimpia erwiderte darauf, dieser Unterschied 
sei veraltet, und Frau Stanton warf die Frage auf: Haben die 
Republikaner nicht gerade so wie die Demokraten in ihren Abstim⸗ 
nungen sowohl die Rechte des schwarzen Mannes wie die der 
Frauen ignorirt? Susanne Anthony führte diesen Gedanken wei— 
er aus, indem sie sagte: Das große Verbrechen der demokrati⸗ 
schen Partei besteht darin, daß sie eine weiße Männer⸗Regierunf